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232 Nimmt man noch die übrigen Betriebskosten für Schmiermittel, Stromabnehmerbürsten usw- hinzu, so ist eine rentable Ausbeute einfach ausgeschlossen. Bei einer 200-Kilowattanlage erreichen die Betriebskosten bereits einen annehmbaren Betrag, und diese Leistung dürfte die Grenze bilden, bei welcher eine Wasserkraft mit Rücksicht auf die Betriebskosten lohnend auszunutzen ist. Eine Ausnahme bilden diejenigen Fälle, in welchen die Kraft in nächster Nähe verwertet wird und die Möglichkeit besteht, einen Teil der Wartungskosten zu Lasten eines anderen Kontos zu schreiben, indem man die Leute auch zu anderweitigen Arbeiten verwendet. o-p-s Kranken-Unterstützung. (Von Arthur Lukaschewitz, Dresden.) Als einen jederzeit unwillkommenen Gast, besonders bei der Arbeiterschaft, kann man wohl ohne weiteres die Krankheit in ihrer verschiedenen Form, bezeichnen. Beraubt sie doch den davon Betroffenen in den meisten Fällen, der einzigen Waffe im Existenzkämpfe, seiner Arbeitskraft, ja bei längerer Dauer sogar seiner Arbeitsstellung. In früheren Jahren war bekannt lich der Arbeiter in solchen Fällen nur auf die eigene Selbst hilfe angewiesen, bis zum Jahre 1883 durch Einführung der obligatorischen Krankenversicherung im ganzen deutschen Reiche, ihm ein großer Teil dieser Sorge abgenommen wurde, sodaß man die Krankenversicherung trotz der ihr noch anhaftenden Mängel immerhin als einen großen sozialen Fortschritt bezeichnen kann. Daß trotzdem ein großer Teil namentlich der organisierten Arbeiter schaft, sich mit den Ausführungen des Krankenversicherungsge setzes noch nicht zufrieden gestellt erklärt, liegt zum großen Teil daran, daß dieselben die Leistungen dieser Versicherung als nicht weitgehend genug ansehen. Ferner dem Personenkreis der zu Versicherten viel weitere Grenzen gezogen haben wollen und die Höhe der Entschädigung als zu gering ansehen. Denn es ist leider in dem Krankenversicherungsgesetze eine große fühlbare Lücke vorhanden, insofern als es in Krankheitsfällen nur eine Entschädigung gewährt von 1/2 bis höchstens 2/z des ortsüblichen Tagelohnes. Wir alle jedoch werden die bittere Erfahrung ge macht haben, daß Kranksein Geld kostet, unter Umständen mehr Geld kostet, als in den Tagen wo man gesund und munter seiner Arbeit nachgehen konnte. Es werden da im Interesse des Gesundwerdens viel größere Anforderungen an den privaten Geldbeutel gestellt, die mit dem gezahlten Krankengelde nicht in Einklang zu bringen sind. In diese Lücke fußen nun die vielen Hilfs- und Zuschußkassen mit ihren Einrichtungen, in der Ab sicht, diese Differenz zwischen den von der Zwangskasse gezahlten Krankengeld und den eingegangenen Arbeitsverdienst annähernd auszugleichen. Gerade dieser letzte Grund ist ja und war das treibende Element, welchem die vielen Hilfskassen ihr Entstehen verdanken und befördert hat. Daß von seiten der Gesetzgebung diese Notlage, bezüglich des Krankengeldes, anerkannt wird, be weist eben die Einführung des Hilfskassengesetzes. Aber eben so klar wird dadurch bewiesen, daß regierungsseitig nicht die Neigung zu einer durchgreifenden Reform in dem angedeuteten Sinne vorhanden ist und an eine Radikalkur, was doch das Nächstliegende wäre, in absehbarer Zeit nicht zu denken ist. Der Arbeiter ist also fernerhin auf Jahre hinaus, immer nur auf die eigene Selbsthilfe in dieser Hinsicht angewiesen. Bezeichnend für diese Verhältnisse ist es nun, nebenbei bemerkt, daß diese Notlage der Arbeiterschaft von gewissenlosen Elementen benützt worden ist, indem dieselben unter dem Deckmantel des Hilfs kassengesetzes, durch Gründung sogenannter Schwindelkassen, ihre Mitglieder um die eingezahlten Beiträge betrügen. Das lieber- handnehmen derartiger Kassen gab ja auch den Anlaß, daß an eine Aenderung und schärfere Handhabung des Hilfskaffengesetzes herangetreten werden soll. Ob aber nun diese beabsichtigte An ordnung allenthalben den Wünschen der Arbeiterschaft entsprechen wird, muß abgewartet werden. Pessimisten versprechen sich nicht viel davon, doch — Schwarzseher werden nicht geduldet —. Es ist nun sonderbar und nicht scharf genug zu verurteilen, daß in einer Zeit, wo die ganzen wirtschaftlichen Verhältnisse zu einer Zentralisation hindrängen und weisen, gerade hier im Hilfskassenwesen, noch eine solche Zersplitterung der Kräfte herrscht. Man muß unwillkürlich die Frage aufwerfen, ob solche kleine Kassen von 100—150 Mitgliedern, deren es tat sächlich sehr viele gibt, überhaupt eine Existensberechtigung haben, solange es der Arbeiter noch in der Hand hat und ihm die Ge währ gegeben ist, etwas Größeres und Einheitlicheres mit ge ringeren Kosten zu schaffen. Auch wir Maschinisten und Heizer machen in dieser Beziehung zu den Krankenhilfskassen keine rühmliche Ausnahme, auch wir laufen in den altgewohnten, aus getretenen Wegen weiter, anstatt uns einen besseren zu bauen. Es ist ja erfreulich und leicht erklärlich, wenn namentlich Familien väter sich neben der bestehenden Zwangskasse auch noch neben bei einer oder mehreren soliden Hilfskassen anschließen um in den Tagen etwaiger Krankheit, soviel als möglich pekuniär geschützt zu sein, im Interesse ihrer Familie. Schon die Fürsorge für die Familie, begründet ja allein genug dieses Bestreben der Ver sicherung. Hat man sich aber einmal zu dieser Erkenntnis durch gerungen und entspricht ihr auch zum größten Teil, so sehe ich nicht ein, warum wir unser schönes Geld fremden Kaffen zuweisen sollen. Ich bin der Meinung, wenn wir im Bund mit einer derartigen Krankenunterstützung an die Oeffentlichkeit treten, wir schon infolge unserer großen Mitgliederzahl lebens fähiger sind, als eine kleine Hilfskasse von ein paar hundert Mitgliedern. Man muß daher aus diesem Grunde die Anregungen des Meuselwitzer Vereins in Nr. 17 unserer Fachzeitschrift, nur mit Freuden begrüßen. Es zeigt sich hierdurch, daß auch andere Vereine — nicht blos Dresden allein — zu der An schauung kommen und noch kommen werden, daß wir an einem weiteren Schritt, im Ausbau unseres Unterstützungwesens im Bunde, denken müssen. Viele Vereine unseres Bundes haben ja schon lange innerhalb ihrer Grenzen Krankenunterstützung, sie sind nur nicht leistungsfähig genug, infolge ihrer geringen Mitgliederzahl, denn auch hier gilt die alte Regel: „Alle für Einen, Einer für alle". Wenn man nun auch den Meuselwitzer Vorschlag im Prinzip voll und ganz zustimmen kann, so ist jedoch der vor geschlagene Weg, zur Aufbringung der Mittel für diese Unter stützung für uns im Bunde gar nicht denkbar und auszuführen. Auch ich bin hier in Uebereinstimmung mit der Bundesverwaltung der Meinung, daß nur durch obligatorischen Zwang und direkte Erhöhung der Bundessteuer, etwas Einheitliches, Ganzes und Zweckmäßiges geschaffen werden kann. Man vergegenwärtige sich nur einmal die Vorgänge und Stimmung in Arbeiterkreisen als seinerzeit das Krankenversicherungsgesetz zur Durchführung kam. Mit welchem Hallo und Geschrei wurde die Forderung des Beitrages begrüßt in der Meinung, es nicht erschwingen zu können, aber wie bald legten sich die Wogen der Erregung, als die Betreffenden den Nutzen und Segen dieser Unterstützung am eigenen Körper verspürten. So wird es auch bei uns werden, wenn erst die Bundesmitglieder die nötige Belehrung und Auf klärung über die Vorteile einer solchen Unterstützung erhalten haben werden und in Ruhe und Sachlichkeit dieselben prüfen können. Sie müßten mit Blindheit geschlagen sein, wenn sie den Vorteil der ihnen hier geboten wird, nicht einsehen wollten. Ein Kind muß ja begreifen, daß eine Vereinigung von 5000 Personen in seinen Leistungen mehr bieten kann und muß als eine kleine Hilfskasse deren Mitgliederbestand im Durchschnitt gegen 150 Personen beträgt. Nicht blos, daß das Geld in unserer Bundeskasse ebenso sicher steht als in einer jeden Hilfskasse, nein er kommt bei uns dann bei gleichen Leistungen unserseits monatlich mindestens 20 Pfg. billiger weg. Doch hiervon später, denn ich kann nicht unterlassen, auf zwei wichtige Begleitumstände dieser Unterstützung hinzuweisen, die einander ergänzen. Das ist die hohe agitatorische Werbekrast dieser Unterstützung für den Bund und die dadurch bedingte finanzielle und gewerkschaftliche Stärkung und Befestigung desselben. Dies sind Eigenschaften die im Interesse des Bundes nicht nur wünschenswert sind, sondem die auch einen jedem Mitglieds zu Gute kommen. Man mache sich nur einmal den Sachverhalt richtig klar, ist es denn nicht einfacher und vorteilhafter nur in einer Gewerkschaftskasse zu sein, welche mit allen Unterstützungseinrichtungen ausgestattet ist, als daß man für jede dieser einzelnen Unterstützungen in eine besondere Kasse läuft, die obendrein noch teuer ist und finanziell auch nicht sicherer fundiert ist als unser Bund. Zuletzt denke man an die Ausgaben für die Vergnügungen in solchen Beikassen,