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223 Ausstand von 1200 Maschinisten der Rheinschiff fahrt. Zeitungsmeldunqen zufolge sind bei 92 Rheinschiff fahrtsgesellschaften auf 350 Dampfern 1200 Maschinisten und Heizer wegen Differenzen über die Arbeitszeit in den Ausstand getreten. Es betrifft dies hauptsächlich die Fracht- und Schlepp schiffahrt des Rheinstromes. Explosionen und Unglücksfälle. Explosion eines Geldestillierkessels. Derselbe ex plodierte am 5. Juni, abends 1/2II Uhr im Mühlheimer Farb werk, dabei ist der 28 jährige Arbeiter Semmel ums Leben gekommen. vorn Starkstrorn getötet. Zwei Schreiner sollten an der Eisenbahnbrücke bei Kirchen (Baden) die Hochspannung ver schalen. Sie taten das, ohne das Elektrizitätswerk vom Beginn der Arbeit zu verständigen. Der jüngere, ein Luxemburger, berührte mit einem Schraubenschlüssel einen der Drähte, um zu sehen, ob Strom vorhanden sei und fiel, vom Strome von 6400 Volt tödlich getroffen, rücklings nieder, wo bei er mit dem Kopf an den zweiten Draht zu liegen kam, so daß Kurzschluß entstand. Die eine Hälfte des Gesichtes der Leiche wurde vollständig weggebrannt. Durch ausströmende Dämpfe schwer verbrüht wurde am 15. Juni abends in der Maschinenfabrik von Richter in Döbeln der Heizer L. Gühne. Er beabsichtigte den Schlamm des Dampfkessels abzulassen und öffnete zu diesem Zweck den Ablaßhahn. Da jedoch derselbe durch Schlamm und Kesselstein splitter sich versetzt hatte, versuchte Gühne in Gemeinschaft mit dem Maschinisten H. mittels eines schwachen Drahtes den Schlamm durchzustoßen. Hierbei ist nun das Unglück geschehen, H- der Maschinist wurde nur leicht, aber Gühne sehr schwer verbrüht. Nach achtstündigem schweren Leiden ist derselbe den Verletzungen erlegen. — Die Kollegen mögen dabei beachten, daß es nicht zulässig ist, sofort nach Stillsetzen des Betriebes den Kessel behufs Schlammabblasen zu öffnen. Das leidige Eingehen mit einem Drahte ist auf alle Fälle zu unterlassen. Es sind dadurch schon sehr viele Kollegen ums Leben gekommen. Tödliche Verbrühung eines Sehers. Am 1. Juni war der Feuermann Hermann Richard Löffler in der Fabrik tischlerei der Firma Neuberger Söhne zu Reichenbach damit be schäftigt, den großen Dampfkessel abzulassen. Er öffnete das unten am Kessel befindliche Abflußventil und der Dampf strömte durch das Abflußrohr nach außen. Aber schon nach wenigen Se kunden platzte mit einem Male das Rohr am Kniestück, dicht am Kessel, und der heiße Dampf ergoß sich über den in der Fußgrube am Kessel stehenden Feuermann und verbrühte ihn am ganzen Körper derart, daß er, mit schweren Brandwunden bedeckt, sofort ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Dort ist er am Sonntag vor mittag unter qualvollen Schmerzen seinen schweren Verletzungen erlegen. Er hinterläßt Frau und 3 Kinder im Alter von 1—6 Jahren. Ein Verschulden an dem Unfall trifft niemanden. Der Kessel ist seit 3 Jahren in Benutzung. Kontrolle der Erwerbslosen. Es taugt die Frage auf, ob sich die Kollegen, die sich als er werbslos bei ihrem Vereinsvorsteher anmelden, auf die Zeit der Erwerbslosigkeit einer Kontrolle zu unterziehen haben? Hierauf ist entschieden mit Ja zu antworten. Es ist doch wohl wenig verlangt, sich in der Woche 1 — 2 mal im Kontroll- buch einzuschreiben, um dann an dem bestimmten Tag die Unter stützung in Empfang zu nehmen. Da seitens des Bundes diese Unterstützung eine bestimmte Zusicherung hat, hat der Bund das Recht die Kontrolle durchgeführt zu verlangen. Wer es nicht nötig zu haben glaubt die Kontrolle auszuführen, für solchen wird angenommen, daß er arbeitet und demzufolge ist Unterstützung nicht zu zahlen. An die Frauen oder Kinder erwerbsloser Kollegen ist in keinem Falle auszuzahlen. Jeder Erwerbslose muß sich den Wochenbetrag persönlich holen und in Gegenwart des Vereinsvorstehers die Quittung unterschreiben. Die erwerbslosen Kollegen, welche um Arbeit zu suchen nach auswärts gehen, haben sich vom Vereinsvorsteher eine An weisung ausstellen zu lassen, daß selbige sich in dem Verein ihres Reisezieles zur Erwerbslosenkontrolle zu melden haben. Derjenige, welcher dieses unterläßt und keinen Kontrollvermerk aufweisen kann, von dem wird angenommen, daß er auf die Erwerbslosen-Unterstützung verzichtet. Die gemachten Erfahrungen bestimmen den Bundesvorstand, diesen Hinweis zur Kenntnis der Mitglieder und insbesondere der Vereinsvorsteher zu bringen. Chemnitz, den 25. Juni 1907. Der Bundesvorstand Julius Emmerich, Vorsitzender. Geschäftliche Mitteilungen. Der durch seine Arbeiten auf dem Gebiete des sozialen Rechts bekannte Bonner Universitätsprofessor 1>r. Stier-Somlo hat die Heraus gabe des im Verlag von On Eduard Schnapper in Frankfurt a. M- erscheinenden „Reformblatt für Arbeiterversicherung" übernommen. Wie aus dem Programm des Herausgebers hervorgeht, wird daS Reform blatt insofern eine Erweiterung erfahren, als nicht allein die Frage der Versicherungsreform, sondern auch das gellende soziale Recht eine ein gehende Behandlung erfährt. Die Firma I. Richard Zschunke in Dresden-Neustadt mit Filiale in Warnsdorf in Böhmen, welche sich zu einer der bedeutendsten Fabriken der Stopfbüchsenpackungs- und technischen Gummiwarenbranche emporgearbeitet hat und deren Spezialitäten auf verschiedenen Aus stellungen ausgezeichnet unv zuletzt im vorigen Jahre auf der Deutsch- Böhmischen Ausstellung 1906 in Reichenberg in Böhmen mit der Goldenen Medaille prämiiert wurde, erhielt Freitag, den 24. Mai den Besuch einer größeren Anzahl Schüler der Reichenberger Gewerbeschule mit Herrn Oberbaurat Prof. Josef Pechan, Fachvorstand der K. K. Gewerbe schule an der Spitze, nebst seinem Assistenten, zwecks Besichtigung ihres Fabriketablissements. — Wenn schon die Fabrikation einen fesselnden Eindruck auf die Besucher machte, so erweckten aber ein ganz besonderes Interesse die verschiedenen Eigenschaften der daselbst hergestellten Dicht ungen, welche durch die Leitung eingehende Erläuterung fanden. Dieser Besuch gibt nicht nur einen Beweis von der Bedeutung dieses Unter nehmens in der Dichtungsbranche und von dem Ruse der Fabrikate dieser Firma, welchen dieselben sowohl im Inlands wie auch im Aus lande genießen, sondern es beweist uns auch, welcher Wert heute der Stopfbüchsenpackungsbranche seitens der Industrie und nicht zuletzt der höheren Fachschulen beigemessen wird. Bücherschau. Brennstoffe, Feuerungen und Dampfkessel, ihre Wirtschaftlichkeit und Kontrolle. Von Ingenieur A. Dosch, Charlottenburg. Mit 265 Figuren im Text und 36 Tabellen. Verlag: Or. Max Jänecke, Verlagsbuchhand lung, 1907. Preis broschiert 12,50 Mk-, gebunden 13,50 Mk. Das umsangreiche Werk (über 425 Seiten umfassend) des geschätzten Ver fassers will einen das Wichtigste umfassenden Ueberblick üher die Ein richtungen auf dem Gebiete des FeuerungS- und Dampfkesfelwesens und der dazu verwendeten Brennstoffe geben. Der Verfasser legt fein Haupt augenmerk dabei insbesondere auf die praktische und wirtschaftliche Be triebsweise- Der Inhalt deS Buches ist an diejenigen gerichtet, die sich schnell und sicher über die auf dem in Frage stehenden Gebiet vor handenen Einrichtungen und die zur Erreichung eines wirtschaftlichen Betriebes zu treffenden Vorkehrungen informieren wollen. Besonders wenn es gilt, geeignetere Brennstoffe zu wählen oder die Erhöhung der Nutzleistung der Feuerung oder des Kessels herbeizuführen. Die einzelnen Abschnitte des Werkes zerfallen in „Brennstoffe, die Verbrennung, die Feuerungsanlagen und die Dampfkessels Es kann nicht unsere Aufgabe sein, die einzelnen Abschnitte zu detaillieren, das würde über den Rahmen dieser Besprechung hinausgehen, aber das mag gesagt sein, daß wir nur wenige Werke kennen, die diesem so viel umfassenden Fachgebiet in solch glücklicher Weise gerecht werden. Es ist verständlich für jeden geschrieben. Als besonderen Vorzug möchten wir hervorheben, daß die Berechnung nach Formeln auf das Mindestmaß eingeschränkt worden ist. Das vorliegende Werk kann allen sich auf diesem Gebiet Belehrung Suchenden nur aufs wärmste zur Anschaffung empfohlen werden. Die Lokomotive. Ein Lehrbuch für Lokomotivführer und Führer lehrlinge von Ingenieur Ludwig Ritter v. Stockerl, a. 0. Professor an der K- K- Technischen Hochschule in Wien, ehem. stellvertr. Zugförderungs inspektor der Kaiser Ferdinand-Nordbahn, behördlich geprüfter Lokomotiv führer, gerichtlich bestellter Sachverständiger für Werkstätten und Betriebs mittel von Eisenbahnen und Straßenbahnen. Verlag von Karl Graeser L Cie-, Wien. 1907. Preis broschiert 6 Mark, gebunden 6,80 Mark. Das mit gegen 300 konstruktiven Textfiguren ausgestattete Werk wendet sich an diejenigen, die berufen sind, an dem Zugverkehr der Eisenbahnen, diesem Träger der Verkehrsbewegungen unseres Zeitalters tätig mitzu wirken; also an die Führer der Lokomotiven, sowie an die, welche diese führende Stelle anstreben. Mit dem geschätzten Verfasser stimmen wir überein, daß es eine gebieterische Notwendigkeit ist, daß Führer und Führerlehrlinge über den Bau und die Einrichtung der Lokomotive so gut wie nur irgend möglich unterrichtet sind. Die 4 Abschnitte des ca. 170 Seiten starken, auf gutem Papier gedruckten Werkes behandelt das Laufwerk und Tragwerk, den Kessel, die Maschine und den Tender. DaS für die Interessenten überaus wichtige Thema wird dem nach Aufklärung Strebenden in leicht faßlicher und auch erschöpfender Weise dargeboten. Die Anschaffung dieses nützlichen Buches kann daher nur empfohlen werden.