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197 Versuche an geschlossenen Röhrenvorwärmern haben er geben, daß, wenn das Wasser mit einer solchen Geschwindigkeit durch die Röhren gepumpt wird, seine Endtemperatur nur etwa 8—10 Grad Celsius unter der Dampftemperatur bleibt, der Wärmeübergang durch die Heizfläche ungefähr doppelt so groß ist, als wenn das Wasser so langsam den Apparat passiert, daß es nur etwa 3 Grad kälter als der Dampf herausfließt. Daraus folgt, daß Vorwärmer dieser Art, bei welchen durch die Röhren Wasser und nicht Dampf geht, bei forciertem Betriebe viel wirksamer sind, als bei normalem Gange. Es ist dies auch ohne weiteres verständlich, wenn man bedenkt, daß bei forciertem Betriebe einerseits mehr Wasser durch den Apparat gejagt wird, andererseits aber die durchschnittliche Temperaturdifferenz zwischen Dampf und Wasser eine größere ist. Die Ueberlasiungsfähigkeit derjenigen Vorwärmer, bei welchen Dampf durch die Röhren geht, ist viel geringer, weil die Zirkulation des Wassers zwischen Mantelfläche und Außenwand der Röhren eine sehr träge ist. Für Kraftanlagen rechnet man je nach der Art der Heiz dämpfe 3 — 5 gäm pro Pferdestärke des Kessels. Nimmt man an, daß mit dem Äuspuffdampf der Maschine geheizt wird, so erfordert die Pferdestärke in der Stunde etwa 13 Speise- waffer. Soll diese Menge z. B. um 80 Grad vorgewärmt werden, so entfallen 13X80 — 1040 WL als Wärmeübergang pro Pferdestärke, d. h. pro 3—5 gäin. Auf 1 gm Heizfläche des Vorwärmers kommen also 35000—21000 4OL als aus getauschte Wärmemenge. Eine etwas reichlichere Bemessung der Heizfläche ist mit Rücksicht darauf empfehlenswert, daß Ablagerung von Kesselstein an der einen und Ablagerung von Oel und Un reinigkeiten an der anderen Seite der Heizfläche die Wirksamkeit des Apparates im Betriebe wesentlich beeinflussen. Was die obere Grenze der Vorwärmung betrifft, so er reichen gewöhnliche Vorwärmer eine solche von höchstens 95 Grad Celsius; es bestehen jedoch weder theoretisch noch praktisch Schwierigkeiten, das Speisewasser noch bedeutend höher zu erwärmen. Auf alle Fälle muß der Vorwärmer, wenn das Speisewaffer nicht durch seine Röhren gepumpt wird, einen solchen Mantel erhalten, der den Betriebsdruck des Kessels reich lich aushält. Ein Sicherheitsventil ist zwischen Pumpe und Vor wärmer einzuschalten, sonst entstehen im letzteren Ueberspannungen, sobald sich das Speiserückschlagventil des Kessels plötzlich schließt, was dem Vorwärmer Schaden zufügen könnte. In offenen Vorwärmern kommt der Heißdampf (Abdampf unmittelbar mit dem Speisewasser in Berührung; daher behalten auch diese Vorwärmer ihre ursprüngliche Wirksamkeit im Dauer betriebe stets bei. Eine Verschmutzung der Heizfläche kommt hier nicht vor, weil eine Heizfläche überhaupt nicht da ist. Hierin liegt nach Ansicht vieler Betriebsleiter auch eine Hauptschwäche dieser Vorwärmer, indem das Mitnehmen von Oel in den Kessel schwer zu vermeiden ist. Offene Vorwärmer bieten dem ein tretenden Heizdampf fast keinen Strömungswiderstand und üben also keine ungünstige Rückwirkung auf die Maschine aus. Oft sieht man, daß der ganze Abdampf der Dampfmaschine in den offenen Vorwärmer geleitet wird. Dies ist überflüssig und im Hinblick auf die unnütz in den Apparat geführte Oelmenge auch schädlich. Bedenkt man nämlich, daß 1 leg Abdampf etwa 550 4VL besitzt, während eine Vorwärmung um 90 Grad nur 90 4VL erfordert, so sieht man ein, daß ungefähr ein Sechstel der Abdampfmenge der Dampfmaschine zur Vorwärmung genügt. o-p-o. Gasmotoren und Kesselstein. An Stelle einer durch und durch reparaturbedürftigen Dampfanlage wurden zwei Sauggasmotoren von je 100 L8 aufgestellt; sie hatten hauptsächlich für elektrisches Licht zu sorgen und dienten nebenbei als Reserve für die Kraftübertragung. Der Wärter, welcher bisher die alte Dampfanlage bediente, hatte nun die Motorenanlage zu bedienen. Zu jedem Gasmotor gehört aber auch eine Kühlanlage, die hier in der Weise erstellt wurde, daß ein entsprechend großes Wasserreservoir in einem Lokal neben den Gasmotoren seinen Platz fand. Nun war man in dieser Kraftanlage bisher gewöhnt gewesen, das warme Wasser, daß man zu allerlei Kräften brauchte, beim Heizer zu holen, was mit der Beseitigung der Dampfanlage ein zeitweiliges Ende fand. Dann aber behalf man sich dadurch, daß man einfach warmes Wasser aus dem Kühlgefäß der Motoren holte. Anfänglich wollte der Heizer dies nicht gestatten, aber nachdem er die Beobachtung gemacht hatte, daß die Kühlung der Motoren dadurch nur gefördert wurde, hielt er es sogar für vorteilhaft, wenn recht viel warmes Wasser dem Reservoir entnommen wurde, weil er dasselbe dann mit kaltem Wasser ersetzen konnte. Das ging so einige Zeit ungestört fort, später machte der Heizer die Entdeckung, daß das von den Motoren abgehende Kühlwasser nicht mehr so warm war wie anfänglich, anderseits aber die Mäntel der Motoren recht heiß anzufühlen waren. Auch bei den periodischen Reinigungen der Motorkolben sah er, daß das Oel an vielen Stellen des Zylinders festgebrannt war und die Kolben oft nur mit schwerer Mühe aus den Zylindern heraus schlagen konnten. Dem Heizer wurde es nun klar, daß die Kühlung der Motoren zu wünschen übrig ließ, und er vermutete irgend eine Verstopfung der Rohrleitungen. Bevor er aber sich über die Vermutungen vergewissern konnte, liefen eines Tages beide Motoren heiß, der Lack an den Kühlmänteln sprang ab, und schließlich brannten beide Kolben fest. Bisher wollte man dem Wärter keine Zeit geben, um einmal nach dem Grunde der schlechten Kühlung suchen zu können; nun aber, nachdem die Motoren sich selbst außer Betrieb gesetzt hatten, mußte man sich hierzu Zeit nehmen und zwar ein paar Wochen lang. Denn nachdem man die Motoren, einer nach dem andern, demontiert hatte, stellte sich heraus, daß die vom Wasser durchströmten Kühlräume und teilweise auch die Rohrleitungen fast vollständig mit Kesselstein zugewachsen waren. Der Heizer hatte eben unterlassen, dem täglichen Zufluß von frischem Wasser auch ein entsprechendes Quantum Soda zuzusetzen. Diese Unter lassungssünde verursachte nun eine dreiwöchentliche Arbeit. Bis die Kühlräume der Motoren wieder vom Kesselstein freigemacht, hatten drei Mann mehr als eine Woche Arbeit und dann mußte man noch den Schaden reparieren, den die Motoren durch das Heißlaufen erlitten hatten. Nach Erkenntnis dieser Betriebsstörung wurde der Hahn am Reservoir durch ein Schloß gesperrt; wer warmes Wasser wollte, mußte es dem Wärter melden und dieser mußte ent sprechend dem frisch zugelaufenen Wasser eine Portion Soda zusetzen, das Reservoir erhielt außerdem einen Schlammsack, in welchem sich der Kalk des sehr harten Wassers ansammeln und abgelassen werden konnte. Man war auch hier um eine Erfahrung reicher geworden. („Dampf" Andelfingen). Der Lehrling und seine Vorgesetzten.*) Von vr. jur. Biberfeld. (Nachdruck verboten.) kor. Die Organisation des öffentlichen Beamtenrechtes bringt es mit sich, daß die einzelnen Staatsdiener zu einander von vornherein in einem ganz bestimmten Verhältnisse stehen, insofern sich zwischen ihnen entweder die Beziehung der Ueber- und Unterordnung oder die der Gleichstellung ergibt. Danach bemißt sich auch zugleich, und zwar wiederum auf der Grundlage gesetzlicher Vorschriften, ob und in welchen Stücken der eine dem anderen Gehorsam zu leisten oder ihm Beihilfe zu gewähren habe, oder ob er sich gegen ein entsprechendes Ersuchen ablehnend verhalten dürfe. Die Eigenart der Verhältnisse bringt es zugleich mit sich, daß Recht und Pflicht hier stets miteinander korrespondieren. Hat die eine Behörde den Anspruch darauf, daß ihr die andere in dieser oder jener Beziehung Hilfe leiste, so besteht für die letztere zugleich auch die bezügliche Verpflichtung. Wer eine Amtshandlung vorzunehmen die Befugnis hat, muß sie auch ausführen, und wiederum darf sie nur von demjenigen ausgehen, den das Gesetz hierzu verpflichtet. Ganz anders aber gestaltet sich die Sachlage auf dem Boden des Privatrechts, wo es sich also um die Beziehungen zwischen zwei Angestellten handelt, die in den Diensten eines und desselben Prinzipals stehen. Von Haus aus gehen sie sich einander, wenn man so sagen darf, überhaupt nichts an, sie umschreiben den Kreis ihrer Pflichten *) Allgemeinverständliche Abhandlung die wir insbesonders den in Betracht kommenden Familienvätern und Vormündern zum Lesen empfehlen. Red.