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170 Die Umlegung des Schornsteines in der Bayerischen Jubiläumsausstellung zu Nürnberg.*) Den Besuchern der Bayerischen Jubiläumsausstellung ist gewiß noch der gewaltige Dampfschornstein neben der Maschinen halle in Erinnerung. Als Rauchabzug für 6 große Dampfkessel bestimmt, hatte kannte Spezialgeschäft für Schornsteinbau und Feuerungsanlagen Jos. Houzer in München-Nürnberg ausgeführt. Benannte Firma hatte den Kamin als Ausstellungsobjekt erbaut. Die Hauptschwierigkeit bestand darin, den Schornstein in eine durch die örtlichen Verhältnisse genau bedingte Fallrichtung umzulegen. Zu diesem interessanten Schauspiele hatte sich eine große Anzahl von Zuschauern, besonders Ingenieure, Architekten, er folgende Abmessungen. Seine Gesamthöhe über dem Erdboden war 50 m, die obere lichte Weite 2,50 rn, die untere 3,20 m. Die große eiserne Maschinenhalle bleibt zwar bestehen, doch konnte sich der Stadtmagistrat Nürnberg nicht entschließen, auch das Kesselhaus zu übernehmen. Hierdurch wurde auch der Schorn stein überflüssig und mußte ent fernt werden. Die Unkosten, die das Ab tragen von Schornsteinen verur sacht, hat zu der billigeren Methode des Umlegens geführt, und hier haben sich in der Praxis zwei Arbeitsmethoden ergeben, nämlich die unmittelbare Sprengung und die Umlegung in einer bestimmten Fallrichtung. Die letztere Methode hat bei sachgemäßer Ausführung durch Unternehmer, die mit solchen Arbeiten vertraut sind, stets den vorher berechneten Erfolg gehabt, d. h. der Schornstein ist genau in der angegebenen Richtung gestürzt. Von Fachleuten wird nun der zweiten Abbruchsart der Vorzug vor dem Sprengen gegeben, weil die Sprengung nicht in jedem Falle bestimmt berechnet werden kann. Hier war wegen der Nähe der Maschinen-Halle die Sprengung ausgeschlossen; man entschied sich für Umlegung und dieses wurde am 26. Februar a. er. durch das be- Anmerk. d. Redaktion: In Nr. 13 brachten wir die kurze Mit- teilung, daß am 26. Febr. d. I. der Schornstein der Maschinenausstellungshalle zu Nürnberg umgelegt wurde. Heute sind wir in der Lage unsern geehrten Lesern dieses interessante Schauspiel bildlich vorzuführen. Beamt: des Verkehrsministeriums, der Generaldirektion der K. B. Staatseisenbahnen, des städtischen Bauamtes Nürnberg etc. etc. eingefunden. Das Umlegen geschah auf folgende Weise. In der vor geschriebenen Fallrichtung wurde das Sockelmauerwerk etwas über die Hälfte der gesamten Grund fläche auf etwa 60 em Höhe vor sichtig ausgebrochen und hierfür entsprechende Holzstützen eingesetzt. Diese umgab man mitKleinholz, Putz wolle usw. und übergoß das Ganze reichlich mit Petroleum, sodaß nach Entzündung das Stützwerk rasch abbrannte. Der links- und rechtsseitige Eckpfosten wurde so fort nach dem Entzünden wegge stoßen und als die Stützen an der Fallseite vom Feuer verzehrt waren, neigte sich der Riese, brach zusammen und stürzte genau in der vorgeschriebenen Fallrichtung zu Boden. In diesem Augenblicke entzog ihn eine mächtige Staub und Rußwolke, auf kurze Zeit den Blicken der Zuschauer. Das Feuer wurde 3 Uhr 50 Minuten nachm, an gezündet; genau 4 Uhr zur festgesetzten Zeit fiel der Schornstein. Als er sich bis zu einem Winkel von etwa 55 Grad geneigt hatte, brach er wie die dritte Abbildnng zeigt, in mehrere Teile verschiedener Größe ausein ander und fiel mit donnerähnlichem Krache zu Boden. Die meisten der verwendeten Radialsteine sind noch brauchbar, was beim Abbruch eines Schornsteines nicht im gleichen Maße der Fall ist.