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147 heftigen Erschütterungen des Oberkessels statt. Das Dampfrohr, welches beide Dampfräume verbindet, erwies sich zu eng, um den Dampf des Unterkesfels, namentlich bei plötzlicher und starker Speisung des Oberkessels mit kaltem Wasser und dadurch her vorgerufener Ausschaltung des Oberkessels von der Dampf erzeugung, ohne bedeutende Erhöhung der Dampfgcschwindigkeit und Vergrößerung des Durchströmungs - Widerstandes in den Oberkessel zu leiten. Schon hierdurch war eine Druckdifferenz in den Dampfräumen des Unter- und Oberkessels nicht ausge schlossen. Führte nun das dem Oberkessel zugespeiste kalte Wasser eine weitere Druckverminderung im Oberkessel im Vergleich zum Unterkessel herbei, so vergrößerte sich diese noch durch die Lage der Eintrittsstelle des Verbindungsrohres beider Dampf räume im Oberkessel zu der Mündung des Speisewasserüberlauf rohres. Der Dampf mußte, um nach seiner Abnahmestelle im Dampfdom zu gelangen, über die Mündung des Ueberlaufrohres wegstreichen. Wenn nun das Montesteren in geringem Maße begonnen hatte, mußte sich dasselbe wesentlich steigern dadurch, daß das dem Ueberlaufsrohr nach oben entströmende Wasser direkt in den darüber wegstreichenden Dampfstrom hineinspritzte und so gewissermaßen eine Kondensation des Dampfes im Ober kessel, die selbstverständlich stoßweise austrat, herbeiführte. Hieraus erklären sich auch die sehr starken Erschütterungen des Oberkessels, Fig. 5. Vor Beginn der Arbeit. die eine Zerstörung des anliegenden vorderen Stirnmauerwerks und Rißbildungen im letzteren zur Folge hatten. Erweiterung des Dampfrohres, Verlegung des Uebcrlauf- rohres und möglichste Speisung mit warmem Wasser, sowie vor sichtiges Oeffnen des Dampfventiles bei Beginn der Dampfcnt- nahme wurden angeordnet. In mehreren Fällen sind im Berichtsjahre kupferne Dampfleitungsrohre aufgeplatzt. Wir unterlassen nicht, darauf hinzuweisen, daß es empfehlenswert ist, bei hohem Dampfdruck und dementsprechender hoher Dampftemperatur, insbesondere aber bei überhitztem Dampf, von der Verwendung kupferner Rohre, namentlich gelöteter, überhaupt abzusehen. Auffallend in den vorstehend unter L angeführten Schäden an Kesseln ist das Anwachsen der unter Ziffer 1 erwähnten inneren Verrostungen der Kesselbleche, vor allem aber die Fest stellung, daß in 63 Fällen die Zusammensetzung des Speisewassers die Ursache der Verrostung war. Bei der fast ausschließlichen Verwendung von Siemens- Martin-Flußeisen-Fabrikaten bezw. -Blechen zur Herstellung der Dampfkessel und bei dem im Laufe der letzten Jahre immer höher gewordenen durchschnittlichen Betriebsüberdruck haben sich die inneren Verrostungen, d. h. diejenigen von der Wasserseite aus, unverhältnismäßig vergrößert und in vielen Fällen in kurzer Zeit besorgniserregend verschlimmert. Wenn es nun Sache der die Beaufsichtigung des Kessels ausführenden Stelle ist, durch sorgfältige und öftere innere Untersuchungen diese Schäden genau zu beobachten und die Keffelbesitzer zur Anwendung von Mitteln gegen dieselben anzuregen, so glauben wir in dieser Beziehung nichts versäumt zu haben. Wir müssen aber zu unserem Bedauern feststellen, daß manches unserer Mitglieder zu seinem eigenen Schaden auf unsere Anregungen nicht einging. Um vor inneren Verrostungen und Anfressungen, die mitunter sehr intensiv auf traten und die Betriebsfähigkeit' des Kessels in kurzer Zeit in Frage zu stellen drohten, zu schützen, konnten wir als einziges sicheres Gegenmittel nur genaue Wasseruntersuchung und Reinigung des Speisewassers in Vorschlag bringen. Trotzdem es gegenwärtig eine große Anzahl gut funktionierender und ein fach zu bedienender Wasserreinigungsapparate gibt und die Aus gaben dafür im Vergleich zu dem bereits erlittenen und dem noch zu erwartenden Schaden am Kessel, abgesehen von den sonstigen mit der wachsenden Minderwertigkeit des Kessels verbundenen Nachteilen, durchaus nicht unverhältnismäßige sind, haben wir in dieser Beziehung zumeist wenig Entgegenkommen gefunden. Wir betonen daher an dieser Stelle besonders, daß mit dem Fig. 6. Inbrandsetzung derZBolzen. immer höher werdenden Betriebsüberdruck und mit den damit entsprechend wachsenden Temperaturen im Kessel die Gefahr starker Anrostung und Abzehrung im Wasserraum des Dampf kessels, oft in kürzester Zeit, mehr und mehr steigt, und daß es im eigensten Interesse unserer Mitglieder liegt, um sich recht zeitig vor Zerstörung des Kessels und vor Betriebsstörung zu wahren, den von uns aus diesbezüglich gebotenen Anregungen und gemachten Vorschlägen entsprechende Aufmerksamkeit entgegen zu bringen. Ob Flußeisenfabrikate unter den gegebenen Dampf kesselbetriebs- und Speisewasserverhältnissen leichter angefressen werden wie Schweißeisenfabrikate, aus denen vor nunmehr 30 bis 25 Jahren noch ein großer Teil der Kessel hergestellt wurde, ist noch eine ungelöste Frage. — Die regelmäßige Revision der Dampfgefäße, soweit dieselben unserer Aufsicht unterstanden, und die ebenfalls regelmäßige Indizierung der Dampfmaschinen, soweit dieselbe uns übertragen war, hat auch im Berichtsjahre im Interesse unserer Mitglieder zu befriedigenden Ergebnissen geführt. Durch die von uns ausgeführten Untersuchungen elektrischer Anlagen auf ihren Zustand hinsichtlich Feuersicherheit und