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123 Mg- 8. Gemeinsames Rohr für Speisung und Abblasevorrichtung. schlafenden Bewohner wurden mit Schutt und Trümmerteilen überschüttet, jedoch erlitten dieselben keinerlei Verletzungen. Der getötete Heizer wurde quer durch den Apparateraum geschleudert, beide Beine waren demselben abgeschlagen, der Kopf zerschmettert, ein Arm hing nur noch lose am Körper. Der Befund der Untersuchung, be sonders die Besichtigung der zerissenen Teile des Kesselkörpers und ihrer Bruch stelle ergab schon zur Genüge, daß Wassermangel dieUrsacheder Explosion gewesen sein mußte. Die am 2. Novbr. fortgesetzte Untersuchung nach Voll endung der Aufräumungsarbeiten lieferte jedoch den Schlußbeweis. Man fand nämlich vor den Speisevorrichtungen (Handpumpe und Transmissionspumpe) unter dem Schutt die Pantinen des ge töteten Brenners, den Pumpenhebel eben falls unter dem Schutt begraben, jedoch 10 na von dem Standort der Speisevor richtung entfernt, direkt neben der Leiche, wohin der Brenner quer durch den ganzen Apparateraum ge schleudert worden war. Es ist mit Gewißheit anzunehmen, daß der erst um 6 Uhr beim Weggang des überlebenden Heizers an den Kessel antretende Brenner bemerkte, daß zu wenig Wasser im Kessel sich befand, und hat dann derselbe sofort die Speisevorrichtungon in Gang gesetzt, wobei durch das Auftreffen des kalten Wassers auf die glühenden Kesselteile die Explosion erfolgte. Hierbei scheint zunächst die vielleicht zuerst eingebeulte Stelle des Flammrohres (Figuren 6 und 7) geplatzt, dann das Flammrohr samt dem Abfallrohr herausgerissen und zugleich der » Kessel in die obigen vier Teile zerrissen worden zu sein. Wenn auch der Befunv der Ausrüstungsgegenstände, welche fast sämtlich teilweise zerstört waren, keine Bemängelungen ergab, soweit dies überhaupt möglich war festzustellen, auch die Speise vorrichtungen, wie Speise-, Rückschlag- und Ablaßventil, waren in Ordnung, so möchte Unterzeichneter nicht verfehlen, auf einen Uebelstand aufmerksam zu machen, wie er bei diesem Kessel und auch noch vielfach bei älteren Kesseln angetroffen wird. Dies ist die Anordnung der Speisung des Kessels und der Ablaßvorrichtung durch ein gemeinsames Rohr, welches wie hier am Unterboden des Kessels einmündete fliehe Figur 8 die mit > bezeichnet^ Stelle). Durch das Abblasen des Schlammes können sich leicht feste Teilchen zwischen Sitz und Ventilkörper einklemmen, welche ein vollständiges Zudrehen der Ventile ver hindern und eine nicht beabsichtigte Entleerung der Kessel zur Folge haben können. Inwiefern im vorliegenden Falle eventuell dadurch eine teilweise Entleerung des Kessels schon in der Nacht vor der Explosion mag stattgefunden haben, ist nur zu mutmaßen, nicht mit Gewißheit festzustellen. Auch mag hier ein Uebelstand zur Sprache gebracht werden, der in vielen landwirtschaftlichen Betrieben zu finden ist, das ist die Heranziehung des Heizers in überwiegender Weise zu Arbeiten in der Brennerei selbst. Die wenigste Zeit wird für den eigentlichen Kesselbetrieb auf gewendet. Zunckel, Ingenieur des Schlesischen Vereins zur Ueberwachung von Dampfkesseln. Wie wird die Leistung einer Dampfmaschine bestimmt? Von Walter Rappaport. (Nachdr. Verb.) .-Vt'lv. Wird von einem Fabrikanten eine Dampfmaschine zur Ablieferung gebracht, so wird sich der Besteller in den weitaus meisten Fällen von deren Leistung und Nutzeffekt überzeugen wollen. Wie hierüber Versuche anzustellen sind und wie die gefundenen Werte zur Berechnung dieser Größen benutzt werden, soll im Folgenden auseinander gesetzt werden. Ganz allgemein hat man zu unterscheiden zwischen indizierter und effektiver Leistung der Maschine, und so wollen wir uns zunächst mit der ersteren, mit der indizierten, befassen. Unter indizierter Leistung einer Dampfmaschine versteht man die Arbeitsleistung, die vom Dampf auf den Kolben der Maschine übertragen wird, gemessen in L8. Feststellbar ist die selbe durch Versuche mit Hilfe eines Indikators. Ein solcher besteht im wesentlichen aus einem Schreibstift, der mittels eines kleinen Kolbens auf und ab bewegt wird und aus einer Trommel mit herumgelegtem Papierstreifen, auf dem die Bewegungen des Kolbens ausgezeichnet werden. Das Ganze wird mittels kurzer Rohrstutzen an den Zylinder der Dampfmaschine angeschlossen, derart, daß derselbe Druck, der im Zylinderraum herrscht, auf den Kolben des Indikators wirkt. Bei Zunahme des Drucks wird dieser und damit der Schreibstift nach oben bewegt, ent gegen dem Druck einer dem Kolben belastenden Feder, die auf einen gewissen Maßstab derart geaicht ist, daß so und so viel Millimeter Erhebung des Schreibstiftes den Druck einer Atmos phäre darstellen. Gleichzeitig wird die Trommel mit dem Papier- streifen unter Anwendung einer Uebersetzung vom Kreuzkopf der Maschine durch eine Schnur angetrieben. So entsteht denn bei jedem vollen Hin- und Rückgang des Kolbens eine geschlossene Kurve, das sogenannte Dampfdiagramm, aus dem man ohne weiteres mit Berücksichtigung des Maßstabes den Druck lim be treffenden Zylinderteil bei jeder Kolbenstellung ablesen kann. Der Flächeninhalt des Diagramms wird nun mit Hilfe des Planimeters oder mittels der Simpsonschen Regel möglichst genau ermittelt. Dann ergibt sich der mittlere Druck auf der angeschlossenen Zylinderseite durch den gemessenen Wert der Diagrammfläche in Quadratmillimetern, dividiert durch die Länge des Diagramms, gemessen in Millimeteren zwischen den äußersten Ordinaten und ferner dividiert durch den Federmaßstab. Die indizierte Leistung wird nun berechnet, indem man den mittleren Druck in Atmosphären, wie er sich eben ergab, multipliziert mit der wirksamen Kolbenfläche in Quadratzenti metern — d. h. der wahren Kolbenfläche, vermindert um den Querschnitt der durchgehenden Kolbenstange — multipliziert ferner mit der Länge des Hubes in Metern und mit der Zahl der Umdrehungen pro Minute, dann das Ganze durch 60X75 dividiert. Meist wird die Versuchsanordnung derartig getroffen, daß man an jedem Ende jedes Zylinders der Maschine Jndikator- diagramme aufnimmt und für jedes einzelne, wie oben angegeben die indizierte Leistung bestimmt. Die Summe aller dieser Einzel werte ergibt dann die gesamte indizierte Leistung der Maschine. Obgleich nun die Druckverhältnisse an beiden Enden eines Zylinders nicht identisch sind, so erhält man doch Annäherungswerte für die Leistung eines Zylinders, wenn man nur an einer Seite Diagramme aufnimmt, diese rechnerisch behandelt und das erhaltene Resultat mit 2 multipliziert.