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110 daher ein gutes Vakuum. Die Luft wird oben meist von einer separaten Luftpumpe abgesaugt, das Kondensat fließt unten mit dem Kühlwasser einer Warmwasserpumpe zu, die es fortschafft. Der Kraftaufwand für den Betrieb der Pumpe beträgt etwa drei Prozent der Leistung der Maschine, deren Abdampf konden siert wird. Um die Anwendung einer Warmwafferpumpe zu umgehen, kann man unten an den Kondensator ein sogenanntes baro metrisches Abfallrohr anschließen, das bei etwa zehn Meter senkrechter Länge unten in Wasser taucht. Das Wasser steht in diesem Rohr etwa 9 Meter hoch, und darüber herrscht Vakuum. Beim Abstellen einer Dampfmaschine kann leicht der Fall eintreten, daß die Pumpe so früh stehen bleibt, daß sie nicht mehr alles im Kondensator enthaltene Wasser entfernt. Dann ist die Möglichkeit gegeben, daß dieses Wasser in den Niederdruck zylinder strömt und diesen überflutet. Dagegen sichert man sich durch Einschalten eines Absperrventils in die Leitung zwischen Zylinder und Kondensator. (Fortsetzung folgt.) Hochtourige Dynamomaschinen. (Nachdruck verboten.) Wohl keine Art der modernen Betriebsmaschinen für elektrische Stromerzeuger war berufen, so schreibt der „Allgemeine Anzeiger für Berg-, Hütten- und Maschinen-Jndustrie", Straßburg im Elsaß, derartige Umwälzungen in der Fabrikation von Dynamomaschinen hervorzurufen wie die Dampfturbine. Da die Vorteile der rotierenden Dampfmaschine gegenüber der Kolbendampfmaschine immer mehr erkannt worden sind, dürfte die Dampfturbine neben ihrem Anwendungsgebiet zum Antrieb von Schiffen, Ventila toren, Kreiselpumpen und Gebläsen in weitem Maße dazu berufen sein, als Antriebsmaschine für Dynamomaschinen die Kolbendampf maschine in den Hintergrund zu drängen. Die Erkenntnis dieser Tatsache hat denn auch die elektrische Industrie veranlaßt, den Bau ihrer Maschinen den Fortschritten der Maschinenbautechnik anzupassen und von ihren früheren Fabrikationsarten zugunsten der modernen Anforderungen abzugehen. Der Eintritt dieses Uebergangsstadiums ruft unwillkürlich das Verlangen nach einem Ueberblick über die Entwicklung des Dynamomaschinenbaues bis zu seinem heutigen Stande wach. Betrachtet man die Projekte für elektrische Kraftstationen aus dem Anfang der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts, so wird man viele äußerst lehrreiche Punkte für die Entwicklung des Baues elektrischer Stromerzeuger finden. Fast alle Entwürfe der damaligen Zeit wiesen einen gleichmäßigen Charakter auf. Als Antriebsmaschine wurde eine große Dampfmaschine vorgesehen, welche auf eine Hauptantriebswelle arbeitete. Von dieser aus wurden dann eine große Zahl kleiner Dynamomaschinen mittels Riemen, mit oder ohne Verwendung von Zwischenvorgelegen, angetrieben. Das eigenartige Merkmal aller Dynamomaschinen war, daß dieselben für verhältnismäßig kleine Leistungen bestimmt waren und mit hohen Geschwindigkeiten zur Erzielung der ge wünschten Spannungen betrieben wurden. Infolgedessen arbeiteten die Dampfmaschinen gleichfalls mit hohen Geschwindigkeiten. Da man jedoch schon damals der Ueberzeugung war, daß kurz über lang der direkte Antrieb an Stelle des Riemenantriebes treten würde, wurde die Anordnung derart getroffen, daß eine dementsprechende Umwandlung leicht und ohne große bauliche Veränderungen ausgeführt werden konnte. Obgleich von den verschiedensten Seiten aus die Ansicht geäußert wurde, daß dieses Anfangsstadium wesentliche Ver besserungen benötigte und solche ohne größere Schwierigkeiten durchführbar sein würden, hält sich doch der bestehende Zustand lange Jahre hindurch. Weder die Maschinenfabrikanten noch die Konstrukteure elektrischer Stromerzeuger fühlten sich veranlaßt, einleitende Schritte zur Aenderung der bestehenden Verhältnisse zu unternehmen. Jede dieser beiden Gruppen wartete auf die andere, um erst die Erfolge etwaiger Neuerungen abzuwarten und sich dann, je nach Ausfall der mit diesen Neuerungen erzielten Resultate zur Vornahme von durchgreifenden Aenderungen zu entschließen. Schließlich wurde die elektrische Industrie infolge der unerwartet großen Ausdehnung ihres Verwendungsgebietes gezwungen, Dynamomaschinen mit großen Leistungen auf den Markt zu bringen. Da die Dampfmaschinen-Jndustrie sich auch jetzt noch nicht bewegen ließ, schnelllaufende Maschinen zu bauen, die weitere Verwendung des Riemenantriebes aber nicht möglich war, so lag für die elektrische Industrie die Notwendigkeit vor, von ihrer bisherigen Arbeitsweise abzugehen und den Bau langsam laufender Dynamomaschinen aufzunehmen. So folgte dann die Zeit der Schwungraddynamomaschinen, welche durch die vermehrte Verwendung des Wechselstromes noch in besonderem Maße Verbreitung fand. Der große Erfolg, welchen die elektrische Industrie mit ihren langsam laufenden Schwungradmaschinen erzielte, übte auch auf die Dampfmaschinen-Jndustrie einen großen Einfluß aus. Nachdem diese sich davon überzeugt hatte, daß neben den bisher bestandenen Verhältnissen den modernen Arbeitsbedingungen entsprechende Neuerungen große Aussichten auf allgemeine Auf nahme haben würden, erfolgten auch in dem Dampfmaschinenbau wesentliche Verbesserungen. Auch lag für die Dampfmaschinen- Jndustrie noch als weiterer zwingender Grund zur Aenderung ihrer bisherigen Fabrikationsmethode die überaus günstige Ent wicklung des Dampfturbinenbaues vor. Wollte sich die Kolben dampfmaschine also nicht schon von vornherein das wichtige Anwendungsgebiet als Antriebsmaschine elektrischer Stromerzeuger entreißen lassen, so mußten vielseitige Aenderungen in der früheren Bauart der Kolbendampfmaschinen stattsinden. Zur Erzielung günstiger thermodynamischer Wirkungsgrade wurde der Betrieb mit höheren Temperaturgrenzen eingeführt. Da die niedrigen Temperaturen jedoch nicht unter die Temperatur des Konden- sationswaffers sinken konnten, mußte die Kesselspannung erhöht und der Dampf überhitzt werden. Die höheren Hitzegrade brachten wieder Schwierigkeiten für die Schmierung und die Ausdehnung der beweglichen Teile. Infolgedessen wurden größere Kolbengeschwindigkeiten erforderlich, welche sich jedoch nur durch eine Steigerung der Umlaufszahlen erreichen ließ. Diese Ueber- legungen führten dann zu dem Bau hochtouriger Dampfmaschinen. Die schnelllaufende Kolbendampfmaschine ergab beachtenswerte Vorteile: Raumersparnis, größeres Schwungmoment und einen engeren Zusammenschluß der beweglichen Teile. Trotz der angestrengten Bemühungen der Dampfmaschinen- Jndustrie, der Konkurrenz der Dampfturbine erfolgreich entgegen zutreten, steht ihr Ersatz in der Verwendung als Antriebsmaschine für elektrische Stromerzeuger durch die Dampfturbine so gut wie sicher zu erwarten. Die großen Vorzüge der letzteren: ungeheuere Umlaufsgeschwindigkeiten, einfache Art der Schmierung, Platz- eisparnis und ruhiger Gang ohne die bei der Kolbendampfmaschine unvermeidlichen Erschütterungen, machen dieselbe jeder noch so gut gebauten und zuverlässig arbeitenden Kolbendampfmaschine überlegen. Auch für den Konstrukteur von Dynamomaschinen waren diese Aenderungen im Bau der Antriebsmaschine mit einer Reihe neuer Aufgaben verbunden. Am bemerkenswertesten ist jedenfalls, daß die Entwicklung der Dampfturbine wieder zum Bau schnelllaufender Dynamomaschinen geführt hat. Doch ist die für die heutigen Verhältnisse in Frage kommende schnell laufende Dynamomaschine nicht etwa nur eine unveränderte Wiederaufnahme der früher üblichen schnelllaufenden Dynamo typen. Der Zusammenbau elektrischer Stromerzeuger mit Dampf turbinen hat vielmehr an den Konstrukteur der elfteren äußerst beachtenswerte Aufgaben gestellt, weiche von den Gesichtspunkten, die für den Bau der alten schnelllaufenden Dynamomaschinen maßgebend waren, völlig abweichen. Infolge der hohen Um drehungszahlen der Dampfturbine treten bedeutende Zentrifugal kräfte auf, geringe Abkühlungsflächen stehen zur Verfügung und nur außergewöhnlich niedrige Polzahlen sind zulässig. Es war daher die Konstruktion einer völlig neuen Type, der Turbodynamo, erforderlich. Ferner erwies sich die Verwendung der Außen poltype mit rotierendem Anker bei den Turbodynamos als so wenig betriebssicher, daß heute fast ausschließlich Jnnenpolmaschinen in Frage kommen. Da bei den großen Geschwindigkeiten allzu große Umfangsgeschwindigkeiten nachteilig wirken würden, ist es erforderlich, den Durchmesser des rotierenden Teiles möglichst klein zu wählen. Diese Verringerung des Durchmessers hatte eine Ausdehnung des umlaufenden Teiles in seitlicher Richtung zur Folge. Die Wahl der Polzahl ist besonders bei Drehstrom- turbodynamos an ganz bestimmte Werte gebunden, welche sich je nach der Frequenz, welche der zu erzeugende Strom besitzen