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Band XII. Chemnitz, den 15. Januar 1902. Nr. 8. Der Insertion 4 preis beträgt ^ pro Viergespanne Petineile oder deren > Raum 25 Pi. Bei Wiederholungen Rabatt. Deutsche X'jöl — I ein Peodeexemplar einzui'rndeu lsl^ werden unter genauer Angabe der Anklage ^>)L. lÄ G— Maschinisten- «nd Heizer-Zeitschrift. Drgan lies Hex^ffr)e8 Herme skr MHchirHm Heizer. Erstes Fachblatt für alle Maschinisten und Heizer Deutschlands und Oesterreich-UnqarnS. Die Zeitschrift erscheint am tO. und 25. jeden Monats und kostet jährlich 3,60 Akk.—2 fl. 25 kr. Lsterr. Währ. Alle Postämter nehmen Bestellungen zum Preise von 0,90 Mk. — 60 kr. vierteljährlich entgegen. (Deutsche Reichs-Post-Zeitungs-Liste M. 1750a I. Anhang für 1896.) Alle Zahlungen und Sendungen, welche sich auf den Anzeigentheil beziehen, sind an die persönliche Adresse Ernst Pilz, Chemnitz, Bernsbachstc. 27, alle Beilagen, sowie redaktionellen Berichte und Postsendungen an die Redaction Ernst Wurr, Leipzig, Querstraße I, zu richten. Alle Mittheilungen stir den Verband sind an den Vorsitzenden des Sächsischen Verbandes, Julius Emmerich, Chemnitz, Sonncnstr. 11, zu adressiren. Inhalts-Verzeichnis: l. Ausstellung, Betrieb und Instandhaltung von Elektromotoren und Dynamomaschinen. 2. Ventile für überhitzten und hoch gespannten Dampf. 3. Wilde's Methode der praktischen Ausbildung des Maschinenbauers. 4. Ein Kampf um die Invalidenrente. 5. Neuere Mittel gegen Kesselsteinbildung. 6. Aus der Praxis. 7. Verschiedene Mittheilungen. Eingesandt. Unser Handbuch. Bücherschau. Fragen. Antworten. Verbands- und Vereinsnachrichten rc. Ausstellung, Betrieb und Instandhaltung von Elek tromotoren und Dynamomaschinen. Ueber dieses Thema hat die Firma Bergmann, Elektricitäts- Werke, A.-G., Berlin, ein Handbuch ausschließlich zum Ge brauche für Monteure und Maschinenwärter herausgegeben, und wenn dasselbe auch in Bezug auf die anerkannt vorzüglichen Maschinen dieser Firma abgesaßt ist, enthält es doch so viel allgemein Beachtenswerthes, daß wir mit freundlicher Erlaubniß der Firma demselben Nachstehendes entnehmen in der Ueber- zeugung, daß dies in immer steigenderem Maaße actuell werdende Thema allseitig mit Interesse ausgenommen wird. Folgende 10 Leitsätze bilden die Einleitung: 1. Du sollst nicht während des Betriebes die Collector- bürste abheben, da dadurch der Collcctor beschädigt und auch ein Durchschlagen der Nebenschlußspulen herbeigesührt werden kann. 2. Du sollst nicht vergessen, bei Außerbetriebsetzung eines Motors, den Hebel des Anlaß-Widerstandes auf seine Anfangs stellung zurückzubringen, da sonst beim Neueinschalten des Stromes der Anker des Motors ausbrennen kann. 3. Du sollst nicht durch irgend ein Mittel den Hebel eines Anlaß-Widerstandes auf einer Mittelstellung befestigen, um den Anlasser als Regulirwiderstand zu gebrauchen, da er unbedingt dabei durchbrcnnt. 4. Du sollst nicht vergessen, von Zeit zu Zeit die Oel- behälter der Deiner Wartung anvertrauten Maschinen auf ihren Inhalt zu untersuchen und bei Zeiten nachzufüllen. 5. Du sollst nicht Deine Treibriemen mit Oel bespritzen, die selben auch nicht zu straff anspannen noch zu schlaff werden lassen, denn beides ist für den Betrieb vom Nebel. 6. Du sollst nicht gestatten, daß sich Oel oder Staub auf irgend einem Theile der Maschine befindet, sondern dieselbe mit großer Sorgfalt rein halten. 7. Du sollst nicht vergessen, von Zeit zu Zeit alle Schraub verbindungen an den Klemmen der Bürstenhalter, Anlatz und Regulirwiderstände und Nebenschluß-Wickelungen nachzusehen, um Dich zu überzeugen, daß keine sich durch den Betrieb ge lockert hat. 8. Du sollst nicht unterlassen, durch öfteres Befühlen der Lager, Dich von dem Temperaturzustand derselben zu überzeugen, da einer eintretenden Erwärmung bei Zeiten abgeholfen werden muß. 9. Du sollst nicht zum Poliren oder Glätten des Collectors Schmirgel in irgend einer Form, wie Schmirgelleinwand oder Schmirgelpapier benutzen, da dessen Verwendung den Anker ge fährdet, sondern für diesen Zweck nur Glaspapier Nr. 2 mit einigen Tropfen Oel verwenden. 10. Du sollst nicht die Maschine dauernd überlasten, eben sowenig wie Du willst, daß Du selbst dauernd überlastet wirst. Als Bctriedsraum für eine Dynamomaschine sollte ein gut gelüfteter, möglichst Heller, trockener und staubfreier Raum ge wählt werden, da zum Theil die gute Instandhaltung der Maschine hiervon abhängt. Der Aufstellungsort der Motoren ist vielfach von der Natur des Betriebes abhängig, doch sind für schmierige und staubige Betriebe die ventilirt-gekapselten Bergmann-Motoren, Type „L" und „0" verwendbar, während in direct nassen Räumen Motore überhaupt nicht zur Ausstellung gelangen sollten. Jede Dynamomaschine oder Motor muß auf eine gute feste Unterlage gestellt werden, welche genau in der Waage und mög lichst frei von Erschütterungen ist. Ein Beton- oder Ziegel fundament ist nur bei Erdgeschoßanlagen verwendbar, während ein aus Balken hergestellter Rahmenbau sih auch zur Auf stellung in den oberen Etagen eines Gebäudes eignet. Um diesem Fundament größere Festigkeit gegen Riemenzug zu geben, füllt man den Rahmen zweckmäßig durch Beton oder Backstein mauerwerk aus, jedenfalls muß er mit dem Fußboden durch Bolzen verankert werden. Kleinere Motoren, bis zu 5 Pferde stärken können auch auf einem aus kräftigem Winkel oder U-Eisen hergestcllten Wandconsol aufgestellt werden, was eine wesentliche Raumersparniß bedeutet. Die auf das Fundament gesetzte Maschine wird nun genau ausgerichtet und abgcschnürt, so daß die Ankerwelle mit der anzutrcibenden oder treibenden Welle genau parallel steht; jetzt erst sind die Fundamentbolzen mit Cement zu untergießen, oder bei Verwendung eines Holzrahmes die Befestigungsschrauben ein zusetzen. Dem Cemenlguß muß mindestens 24 Stunden Zeit gelassen werden, um zu erhärten. Bekanntlich ist, verglichen mit der Dampfmaschine oder Gas motor, die Construction der elektrischen Maschinen sehr einfach und beschränken sich die Fabrikanten derselben auf die Herstellung einiger Typen, welche allen Anforderungen der Praxis genügen und in Folge ihrer Gleichartigkeit verhältnißmaßig billig und doch in zuverlässigster Wirkungsweise hergestellt werden können. Die Bergmann-Dynamo und Motoren werden in vier ver schiedenen Ausführungen angesertigt und als Type „L", „6", und „I"' bezeichnet. Type L ist zweipolig und zeichnet sich von allen anderen Maschinen dadurch aus, daß die beiden Magnetpole durch eine einzige Magnetspule erregt werden. In Band 10, Seite 147, ist dieser nach System Lundeü gebaute Motor ausführlich beschrieben und zeigt Fig. 1 denselben im Durchschnitt. Infolge dieser Bauart ist die Maschine von sehr compacter Form. Das Gehäuse ist kugelförmig und bildet gleich zeitig den magnetischen Schluß zwischen den beiden nach innen verlängerten und den Anker umfassenden Polen. Die Lager sitzen in den Endplatten des Gehäuses. Lagerböcke sind daher nicht erforderlich.