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Band Xll. Chemnitz, den 1. Januar 1902. Nr. 7. Der Insert ionspreis beträgt pro viergespaitene Petitzeile oder deren Raum 25 Pf. Bei Wiederholungen Rabatt. Deutsche Beilagen, von denen der Redaction ein Probeexemplar einzusenden ist, werden unter genauer Angabe der Auflage billigst berechnet. Maschinisten- und Heizer-Zeitschrift. ArM dez Aächlischett der Hemm sör Majäym^en und Heizer. Erstes Fachblatt für alle Maschinisten und Heizer Deutschlands und Oesterreich-Ungarns. Die Zeitschrift erscheint avi 10. und 25. jeden Monats und kostet jährlich 3,60 Mk. — 2 fl. 25 kr. österr. Währ. Alle Postämter nehmen Bestellungen zum Preise von 0,90 Mk. — 60 kr. vierteljährlich entgegen. (Deutsche Reichs-Post-Zeitungs-Liste Nr. 1750a I. Anhang für 1896.) Alle Zahlungen und Sendungen, welche sich auf den Anzeigentheil beziehen, sind an die persönliche Adresse Ernst Pilz, Chemnitz, Bernsbachstr. 27, alle Beilagen, sowie redactionellen Berichte und Postsendungen an die Redaction Ernst Wurr, Leipzig, Querstraße 1, zu richten. Alle Mittheilungen snr den Verband sind an de» Vorsitzenden des Sächsischen Verbandes, Julius Emmerich, Chemnitz, Sonnenstr. 11, zu adressiren. Inhalts-Verzeichnis;: 1. Zum neuen Jahre.'"2. Rückblick. 3. Die Elektricität im Dienste des Verkehrs. 4. Wilde's Methode der practischen Aus bildung des Maschinenbauers. 5. Volkswirthschast. 6. Rechts- und Gesetzeskunde. 7. Verschiedene Mittheilungen. Eingesandt. Fragen. Antworten. Bücherschau. Geschäftliche Mittheilungeu. Verbands- und Bereinsuachrichten. ZUM neuen Jahre! Es ist eine ernste Zeit, in welcher wir diesmal das Fest der Versöhnung und Liebe feiern und in das neue Jahr ein- treten. Aus eine Periode wirthschaftlichen Aufschwunges und da durch günstiger Arbeitsgelegenheit ist ein unerwartet rascher Niedergang erfolgt, welcher wohl länger anhalten dürfte, als uns Allen erwünscht ist. Für unsere- Berufsgeuossen besonders ungünstig ist das Darniederliegen der Maschinenindustrie, weil durch beschäftigungs lose Metallarbeiter, welche sich unter jeder Bedingung um eine Stelle bewerben, ein schwerer Druck auf die Lohn- und Arbeits verhältnisse ausgeübt wird. Trotzdem wird es nicht Vorkommen, daß ein gewissenhafter, zuverlässiger College, der sein Fach gründlich versteht, dauernd ohne Beschäftigung bleibt. Fachkenntniß ist allerdings un erläßliche Bedingung und muß daher Derjenige, welcher darauf rechnen will, immer in der Lage sein, sich und seine Familie durch seiner Hände Arbeit zu erhalten, jede sich ihm bietende Gelegenheit benutzen, um seine Kenntnisse zu vermehren. Es ist ein Trugschluß, wenn Jemand glaubt, er brauche nur einem Verbände beizutreten, dann sei ihm schon geholfen. Nur wer die im Verbände gebotenen Hilfsmittel benutzt, kommt vorwärts und erreicht eine Besserung seiner Lage. Unsere Vereinsversammlungen bieten die beste Gelegenheit, Belehrung über Berufsfragen zu finden, und werden sich um so belehrender gestalten, je wißbegieriger sich die Mitglieder durch zahlreichen, regelmäßigen Besuch und fleißige Benutzung des Fragekastens zeigen. Auch zur Anlegung und Vervollständigung einer Bibliothek würden sicher überall die nöthigen Mittel ge funden werden, wenn eine solche fleißig in Anspruch genommen und von den Mitgliedern der Wunsch nach Anschaffung dieses oder jenes guten Buches ausgesprochen würde. Unser Beruf ist jetzt so vielseitig, daß auch der begabteste College nicht Alles im Kopfe haben kann, was er wissen müßte, um jedem Vor- kommniß im Betrieb gewappnet gegenüberzustehen. Von dem Vorsitzenden eines Vereins allein kann nicht ver langt werden, daß nur er die Anregung geben soll, das muß auch von den Mitgliedern geschehen und er durch reges Interesse stets auf's Neue ermuthigt werden. Noch in anderer Beziehung ist der regelmäßige Besuch der Versammlungen von großem, nicht zu unterschätzendem Vortheil gerade für unsere Berufsgeuossen. Dieselben sind während der Arbeitszeit von dem Verkehr mit den Mitarbeitern mehr oder weniger abgeschlossen, auch in den Mittagspausen finden sie kaum Zeit, sich mit einigen Worten an einer Unterhaltung zu betheiligen, dadurch haben sie auch wenig Gelegenheit zu lernen, das, was sie ganz genau wissen und geschickt ausführen können, kurz, klar und treffend in Worte zu kleiden; und doch dient diese Befähigung wesentlich dazu, das Ansehen des Einzelnen seinem Vorgesetzten gegenüber zu erhöhen. Die Vereinsversamm lungen bieten Gelegenheit, diese Kunst zu lernen, doch gehört dazu ein regelmäßiger Besuch und möglichst fleißige Betheiligung an den Debatten. Für unseren Verband ist das kommende Jahr dadurch von besonderer Bedeutung, weil in demselben nach dreijähriger Pause die Vertreter aller Vereine sich zu gemeinsamer Berathung zum Wohle unseres Verbandes versammeln. Daß dem bevorstehenden Delegirtentag mit lebhaftem Interesse entgegen gesehen wird, zeigen die vielen Aeußernngen, welche von den verschiedensten Seiten veröffentlicht worden sind. Leider haben dieselben noch wenig Klarheit zu schaffen vermocht, ja in mancher Beziehung trifft auch bei uns das zu, was wir kürzlich von einem anderen Verband lasen: „Je mehr darüber geschrieben und veröffentlicht wird, desto mannigfaltiger werden die Ansichten." Beschämend ist es, daß es sich immer wieder um Das dreht, was der Verband in materieller Erziehung bietet, und die viel wichtigeren idealen Ziele, welche zur Hebung unseres Standes und Förderung unserer Berufsgenossen diene, werden, kaum erwähnt werden. Beim Lesen manches „Eingesandts" oder Protokolls hat man unwillkürlich den Eindruck, als ob versucht würde, eine künst liche Erregung von außen in unseren Verband hineinzutragen, um ihn dadurch in seiner stetigen erfreulichen Entwickelung zu hemmen. Auch daß ein Unterschied zwischen großen und kleinen Vereinen gemacht wird, ist weder erfreulich, noch von Vortheil, noch paßt es in die gegenwärtige Zeit, wo der Grundsatz: „Gleiches Recht für Alle!" immer mehr zur Geltung kommt. Unser Verband, der nun schon über 12 Jahre besteht, hat wohl durch manche Statutenänderung sich den veränderten Ver hältnissen angepaßt, an seinen Grundprincipien aber unveränderlich festgehalten und sich dabei wohl befunden. Dieselben lauten: „Hebung unseres Standes, Förderung im Beruf", und um dies zu erreichen, stehe Einer für Alle und Alle für Einen. So wird es auch zum bevorstehenden Delegirtentag sein. Eigene Ansichten, specielle Wünsche werden zurücktreten und nur das Wohl des Ganzen, unseres Verbandes, wird das Allen gemeinsame Ziel sein. Dann kann auch die Ungunst der wirth schaftlichen Verhältnisse weder dem Verband, noch den einzelnen Mitgliedern schweren Schaden bringen. In dieser Hoffnung wünschen wir allen College» ein glückliches, frohes neues Jahr! Die Redaetion.