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— 227 — gestattet. Das Ausrücken erfolgt durch einen kurzen Zug an einem Drahtseil, welches nach allen gewünschten Punkten hinge führt werden kann, oder es wird die Ausrückung auch für eine Auslösung durch den elektrischen Strom ausgeführt. Diese Ausrückung ist bei etwaigen Unfällen, wo durch ein sofortiges Eingreifen oft ein Menschenleben gerettet werden kann, von großer Wichtigkeit. Ist die etwaige Störung beseitigt, soll die Transmission wieder mitlaufen, so wird durch einfaches Drehen an dem Hand rad mit Kurbel die Kuppelung eingerückt und die Ausrückung ist wieder betriebsfertig. Wie vortheilhaft Reibungskuppelungen Anwendung finden, zeigt Fig. 8, welche einen besonders interessanten Hauptantrieb zur Uebertragung von 600 Pferdestärken bei 180 Touren dar stellt, den die Firma Gebr. Wetzel in einem Erweiterungsbau der bekannten Maschinenfabrik von Karl Krause in Leipzig- Anger-Crottendorf vor Kurzem ausgeführt hat. In diesen Hauptstrang sind 7 Reibungskuppelungen einge baut und zwar eine Kuppelung zur Verbindung der beiden Hauptwellen zur Uebertragung von 300 Pferdestärken bei 180 Umdrehungen pro Minute, zwei Kuppelungen mit Hohl wellen und Seilscheiben zur Uebertragung von je 300 Pferde stärken bei 180 Touren pro Minute, vier Kuppelungen in Verbindung mit den Antriebsscheiben für Dynamomaschinen, lose auf Scheibenträgern laufend. Weitere 28 Reibungskuppelungen in allen Größen wurden in die verschiedenen Saalstränge der Firma Karl Krause einge baut. Dieselben arbeiten nach Mittheilung genannter Firma vom Tage der Inbetriebsetzung an tadellos. Die ganze Anlage zeichnet sich sowohl durch ihre einfache, äußerst praktische An ordnung, als auch durch saubere und exacte Arbeit der einzelnen Theile vortheilhaft aus und entspricht in jeder Beziehung den höchsten Anforderungen, die man an eine moderne Anlage stellen kann. Streufeuerung oder automatische Selbstseuerung. (Schluß.) Solche wirklich vollendete Rostbeschickungsapparate, welche für die verschiedensten bei der Kesselfeuerung überhaupt in Be tracht kommenden Kohlensorten geeignet sind, finden gerade jetzt immer häufiger Anwendung, nachdem selbst die längsten Rost flächen dadurch ganz gleichmäßig bestreut werden, daß die Be treuung abwechselnd in drei verschiedenen Weiten geschieht. Bei solchen gleichmäßig streuenden Apparaten ist ein Ausgleichen von Unebenheiten in der Brennstoffschicht überflüssig. Da auch die Verstellbarkeit dieser Apparate vielseitig und bequem ist, finden dieselben vorherrschend auch in Betrieben mit schwanken dem Dampsverbrauch, wie Färbereien, Brauereien u. s. w. mit gutem Effect Anwendung. Die Bedienung ist bedeutend leichter als bei Handfeuerung und das Füllen der Trichter mit der Schaufel noch von keinem Heizer als beschwerlich befunden worden. (? D. R.) Die automatischen Rostbeschickungsapparate solcher neuer vollendeter Bauart dürften kaum einen Wunsch übrig lassen, welcher durch dieselben nicht erfüllt wird und eine Kohlenerspar- niß ist so sicher die natürliche Folge, wie bei Anwendung von Vorwärmer- oder Condensationsanlagen. Ziffernmäßig schwankt die Kohlenersparniß zwischen 10 bis 30 °/g, je nach den in Be tracht kommenden Verhältnissen. Das Verdienst bleibt der auto matischen Rostbeschickung unbestritten, daß in den Anlagen, welche weniger erfahrenen Leuten unterstellt sind, bet Anwendung von richtig construirten Rostbeschickern weit weniger Kohlen ver schwendet werden können, als bei Handfeuerung. Selbstredend aber wird ein erfahrener tüchtiger Heizer auch bei Anwendung von Rostbeschickern noch bessere Resultate erzielen können, als der Laie. Die Rauchbildung wird mittels eines solchen gleichmäßig streuenden automatischen Rostbeschickers thatsächlich auf das ge ringste Minimum herabgemindert, wenn Kohlenzufuhr und Schieberstellung in richtiges Verhältniß gestellt sind. Das Ver stellen der Kohlenzufuhr, welches in der Regel nur bei Betrieben mit schwankendem Dampfverbrauch erforderlich ist, bedingt auch entsprechende Einstellung des Schiebers. Starke Rauchbildung erfolgt, wenn der Apparat für den i eingestellten Zug zu viel Kohlen einwirft, wenn also Kohlen zufuhr und Schieberstellung nicht im richtigen Verhältniß stehen. Man gebe zur Beseitigung der Rauchbildung entsprechend mehr Zug und wenn man dann zu viel Dampf erhält, ver ringere man nicht nur den Zug, sondern mit demselben auch die Kohlenzufuhr entsprechend, auf diese Weise wird ein erfahrener Heizer stets fast rauchfreien Schornstein erzielen. Auf die vom „Practicus" erwähnten Rauchverbrennungs vorrichtungen durch Luftzuführung näher einzugehen, würde zu weit führen, es genügt die Thatsache, daß sich dieselben vielfach nicht bewährten. Auch einige sonstige Behauptungen seien unberührt, da Fach leute diese schon selbst corrigiren werden. Nur hinsichtlich des Treppenrvstes sei erwähnt, daß derselbe in vielen Fällen mit Vortheil Anwendung finden kann und überall da empfohlen werden muß, wo es sich um geringwerthiges klares Brennmaterial handelt. Da aber in den meisten Betrieben Steinkohlen zur Verwendung kommen, für welche Treppenroste nicht geeignet sind, kann von einer Überlegenheit der Treppenroste gegenüber automatisch beschickten Planrosten im Allgemeinen nicht die Rede sein, zumal in vielen Fällen sogar automatische Beschickung der Treppenroste von Vortheil wäre. Ein Heizer. Die Sicherung des Menschen in elektrischen Anlagen. Ein Vortrag, von Herrn vr. Kath, Physiker der Firma Siemens L Halske, in der Hauptversammlung des Vereins deutscher Revisionsingenieure im September 1901 in Hamburg gehalten, bietet so viel Anregendes, daß es geboten erscheint, über denselben zu berichten. Trotz der großen Wichtigkeit, die der Sicherung des Menschen in elektrischen Anlagen beizumessen ist, ist die Literatur mangelhaft, da sich diese begreiflicherweise nicht auf den Versuch, sondern nur auf statistische Angaben von Unglücksfällen stützen kann, diese Angaben aber in vielen Fällen ungenügend sind, da entweder keine oder keine sachkundigen Zeugen zugegen waren. Der elektrische Strom und die elektrischen Anlagen. Die vier wesentlichen Einheiten, die bei allen elektrischen Vorgängen in Betracht kommen, sind Strom, Spannung, Wider stand und Arbeit, deren Zusammenhang sich in den beiden 2) . . . . wiedergeben läßt, und in welchen 3 die Stromstärke in AmpLre, L die elektromotorische Krast oder Spannungsdifferenz in Volt, 0 den Widerstand in Ohm und die elektrische Arbeit in Voltampere bedeutet. Zieht man in Erwägung, daß jeder Körper unter gleichen Verhältnissen einen ihm eigenthümlichen, gleichbleibenden Wider stand besitzt, so ergiebt sich die Stärke des den Körper durch fließenden Stromes, sobald derselbe zwischen zwei Leiter von gegebener Spannungsdiffernz eingeschaltet wird, aus der Formel 1), dem bekannten Ohm'schen Gesetz. Würde z. B. in einer Anlage von 1000 Volt Betriebsspannung ein Arbeiter durch Berührung einer so hochgespannten Leitung diese mit der Erde in Ver bindung setzen, so würde denselben, wenn sein Widerstand mit 10000 Ohm veranschlagt wird, ein Strom von 0,1 Ampöre durchfließen. Das Bedürfniß,^so"hochgespannte Ströme 'zu.verwenden, ergiebt sich aus ökonomischen Gründen, um Leiter mit großem Widerstand, also mit geringem. Querschnitt verwenden zu können. Es arbeiten große Kraftübertragungen mit Spannungen von 1000 bis 20000 Volt, die elektrischen Bahnen hingegen mit nur 600 Volt Spannung, weil diese als die höchste, für öffent liche Stadtbetriebe zulässige. angesehen wird, während chemische Fabriken und Anstalten für Galvanoplastik Ströme von 4—5 Volt Spannung verwerthen. Für die Gefährdung des Menschen kommen jedoch nur Spannungen von 100 Volt und mehr in Betracht,