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Chemnitz, den 15. Juli 1902. Nr. 20. Band XL. Der J»sertt»«»»r«t» t«r»»t Pr» vter^pxltcue Prtrtzeile »der »ere» Rau« Ld Pj. vet >8i-d«rtz«tuugku Rabatt, Deutsche Beilagen, von denen der Redactiou ein Probeexemplar etnznsenden ist. werden unter genauer Angabe der Auflage billigst berechnet. Maschinisten- und Heizer-Zeitschrift. Nrzss KsMche« ^erbssdez der Vereise irr Msjchisiites xsd Aeizer. Erstes Fachblatt für alle Maschinisten und Heizer Deutschlands und Oesterreich-Ungarns. Die Zeitschrift erscheint am 10. und 25. jeden Monats und kostet jährlich 3,60 Mk. — 2 fl. 25 kr. österr. Währ. Alle Postämter nehmen Bestellungen zum Preise von 0,90 Mk. — 60 kr. vierteljährlich entgegen. (Deutsche Reichs-Post-Zeitungs-Liste Nr. 1750a I, Anhang sür 1896.) Me Zahlungen und Sendungen, welche sich auf den Anzeigentheil beziehen, sind an die persönliche Adresse Ernst Pilz, Chemnitz, Berusbachstr. 27, alle Beilagen, sowie redaktionellen Berichte und Postsendungen an die Redaction Ernst Wurr, Leipzig, Querstraße 1, zu richten. Alle Mittheilungen für den Verband sind an den Vorsitzenden des Sächsischen Verbandes, Julius Emmerich, Chemnitz, Sonnenstr. 11, zu adressiren. Jnhalts-Verzeichniß: 1. Gaskrastmaschinen. 2. Damps-Hvchdruck-Rohrleitungen. 3, Die Gewerbeaussicht in Sachsen. 4. Versuche mit gereinigten und ungereinigten Dampfkesseln. 5. Rechts- und Gesetzeskunde. 6. Volkswirthschaftliches. 7. Verschiedene Mittheilungen. Fragen. Antworten. Bücherschau :c. Gaskraftmaschinen. Im Bau von Gasmotoren und anderen auf demselben Princip beruhenden Krafterzeugern sind in den letzten Jahren so bedeutende Fortschritte gemacht worden, daß dieselben als ernstliche Concurrcnten der Dampfmaschinen auch in großen Anlagen, z. B. elektrischen Centralen, auftreten und erscheint es daher geboten, auch ihnen unsere volle Aufmerksamkeit zuzuwenden. Der Entwicklungsgang der Gasmotoren bis zu ihrer heutigen Vollkommenheit ist ein ungleich rascherer als bei unserer Dampf maschine, wie ein kurzer Rückblick lehrt. Im Jahre 1860 gelang es dem Franzosen Lenoir eine brauchbare Gasmaschine herzustellen, bei welcher indeß, um eine Pferde St.-Stunde zu liefern, 3 obm Leuchtgas aufgewendet werden mußten. Daher wurde sie bald von der durch Otto und Langen 1867 in Paris ausgestellten atmosphärischen Gasmaschine verdrängt, welche nur 0.8 oftm Gas für denselben Effect brauchte. Verschiedene derselben an haftende Mängel veranlaßteu die Erfinder, unablässig an ihrer Verbesserung zu arbeiten und konnte schon im Jahre 1878 die Gasmotorenfabrik Deutz, wie die Firma damals schon hieß, ebenfalls bei einer Pariser Ausstellung mit einem wesentlich verbesserten Motor vor die Oeffentlichkeit treten; diese, als neuer Otto-Motor bezeichnet Maschine ist vorbildlich geworden für alle späteren Motoren dieser Art. Ihre Wirkungsweise, Arbeiten im Viertact: 1. Vorgang des Kolbens, Ansaugen des Gasluft-Grmisches „Saughub", 2. Rückgang des Kolbens, Verdichtung des Gemisches „Com- presstonshub", Entzündung des verdichteten Gemisches in der Todtpunktstellung, 3. Explosion des Gemisches, zweiter Vor gang des Kolbens „Arbeitshub" und 4. zweiter Rückgang des Kolbens, Ausstoßung der Verbrennungsproducte „Auspuffhub", ist ja allgemein bekannt. Während die alte atmosphärische Gasmaschine nur für geringe Leistungen von i/z bis 5 Pferde- Stärken hergestellt werden konnte, gestattete die neue Con- struction den Bau stärkerer Maschinen, und baute die Gas motorenfabrik Deutz schon 1881 den ersten Leuchtgasmotor von 50 Pferde-St. Um die Verwendung der Gasmaschinen von dem Vor handensein einer Gasanstalt unabhängig zu machen, sowie auch ein billigeres Gas zur Verfügung zu haben, entstanden seit 1886 an verschiedenen Orten kleinere Generator-Gasanlagen zur Erzeugung von Kraftgas und zur Verwendung desselben im Motor. Eine Förderung erfuhren diese Bestrebungen durch die Erfindung des Engländers Emerson Dowson, welchem es ge lang, ein wafferstoffreicheres, daher wirksameres Gas herzustellcn. Die Erzeugung dieses Dowsongases geschieht in der Weise, daß man zunächst in einem kleinen Dampfkessel Dampf von etwa 3 Atm. Spannung erzeugt und denselben mit Luft vermischt durch eine Schicht glühender Kohlen hindurchstreichen läßt, welche sich in einem kleinen Ofen, dem Generator, befinden. Ein Theil der vom Dampfe in einem Strahlgebläse angcsaugten Luft liefert den zur Verbrennung des Brennstoffes im Generator nöthigen Sauerstoff, während der andere Theil der Luft, sowie der Wasserdampf beim Hindurchstreichen durch die glühenden Kohlen eine chemische Zersetzung erleidet und in Verbindung mit dem frei werdenden Kohlenoxyd ein brennbares Gas bildet (s. Antwort auf Frage 6V, S. 102). Der Generator muß natürlich in gewissen Zwischenräumen mit neuem Brennstoff beschickt werden, jedoch dürfen hierzu nicht die gewöhnlichen Gaskohlen verwendet werden, da dieselben Theer und Ammoniak, sowie andere störende Nebenproducte enthalten. Zur Beschickung dieses Generators eignet sich nur Anthracit oder CoakL. Das im Generator erzeugte Gas wird durch ein mit Kühlwassermantel umgebenes Rohr, mehreren Waschvor richtungen, nötigenfalls noch durch einen Sägespänreiniger nach einem kleinen Gasometer geleitet, von welchem es unter constantem Druck nach der Maschine geführt wird. Nachdem sich die Generatorgasanlagen nach diesem Princip gut bewährt und auch für den Großbetrieb Erfolg versprachen, wurde 1894 eine Kraftgasanlage zum motorischen Betrieb von 160 Pferde-St. für das Baseler Wasserwerk errichtet. Zu gleicher Zeit fanden Versuche statt, die Hochofengase, welche bisher nur zur Dampferzeugung Verwendung gefunden, zu direkter Krafterzeugung im Motor zu benutzen und stellte 1896 der Hörder Bergwerks- und Hüttenverein den ersten großen Zweitactmotor, System Oechelhäuser L Junkers, von 300 Pferde- Stärken in einem Cylinder auf seinem Werke in Hörde auf. Seitdem sind große Motoren zu direkter Verwendung der Hoch ofengase auf fast allen bedeutenden Eisenhüttenwerken in Betrieb. (Band 12 d. Zeitschr., S. 111.) So einfach und glatt, wie es hier geschildert, ging diese Entwicklung allerdings nicht vor sich. Wie viel mühsamer Arbeit in den Constructionsbureaus und Probirstationen der Fabriken es bedurft, um diese Erfolge zu zeitigen, entzieht sich der Oeffent lichkeit, denn es leuchtet ohne Weiteres ein, daß nicht mit jedem beliebigen Gas jede Gasmaschine betrieben werden kann. In der Hauptsache sind es drei Gisarten, welche der Industrie gegenwärtig sür den Großgaskraftbetrieb zur Verfügung stehen. 1. Leuchtgas, 2. Generatorgas und 3. Wassergas. Das elftere erhält man durch trockene Destillation der Kohle, Erhitzen unter Luftabschluß. Seine mittlere Zusammen setzung ist nach Dr. F. Fischer: Aethy^en 2,3, Methan 36,0, Wasserstoff 48,0, Kohlenoxyd 8,0, Kohlensäure 1,4, Stickstoff 2.1 Procent und es hat 1 obm einen ungefähren Heizwerth von 5000W.-E. Die Bezeichnung Generatorgas gilt für alle gasförmigen Products einer unvollständigen Verbrennung, wie man sie beim Erhitzen von Anthracit, gewöhnlicher Kohle oder Coaks in ge eigneten Oefen, Generatoren genannt, unter beschränkter Zufuhr