Volltext Seite (XML)
192 Ausdehnung noch nicht festgestellte Magnithaya-Goramine, welche das größte bisher bekannte Magneteisenerzlager Rußlands und wohl auch der Welt bildet; drittens die Baikalminen, von denen etwa ein Viertel des Grubenfeldes mit einem Bestand von rund 5 Millionen Tonnen Eisenerz der Krone und die übrigen drei Viertel mit einem Erzvorrath von ca. 16 Millionen Tonnen den Simskhwerken gehören. Als vierter großer Minenbezirk sind die ausgedehnten Elnitschilager und Gruben südlich der großen sibirischen Eisenbahn zwischen Tscheljabinsk und Ufa zu nennen. Nach ungefährer Schätzung belaufen sich deren sehr große Erzvorräthe auf mindestens 2400 Millionen Tonnen; dazu kommt noch ein erst kürzlich in der Nähe vom Baikal ent decktes Eisenerzlager von etwa 1 Million Tonnen. Nördlich der sibirischen Eisenbahn liegen die Wyos- kaya-Gora, die Blagodati-Gora und die Syndeskyminen, die man als eine fünfte Gruppe zusammenfassen kann. Das erste dieser letzteren Lager wird auf 16, das zweite auf 13 Millionen Tonnen Erz geschätzt. Der Erzvorrath des dritten, sehr ausgedehnten Grubenfeldes konnte bisher noch nicht mit Sicherheit abgeschätzt werden, da weder die Zahl, noch die Größe der einzelnen Gang strecken auch nur annähernd bekannt ist. Ihren Kohlenbedarf können alle diese Eisenerzminen aus den Gruben von Ekibar Tuzar und Sudjenka beziehen. Für industrielle Zwecke bieten die erwähnten, außerordentlich reichen Erzlager eine fast uner schöpfliche Quelle, und wenn erst der volle Betrieb der sibirischen Eisenbahn ausgenommen und das Hinterland erschlossen ist, werden die Mineralschätze des südlichen Ural bei intensiverem Abbau auch für den Weltmarkt zweifellos eine hohe Bedeutung erlangen* Der Bau der sibirischen Bahn, welche bestimmt ist, das große nordasiatische Reich der Cultur zu erschließen, wurde officieill im Jahre 1891 begonnen, indem der damalige Thronfolger, jetzige Kaiser von Rußland, in Wladiwostock am Großen Ocean den ersten Spatenstich that. Sie hat eine Länge von 7000 Km und betrugen die Baukosten, obwohl sie nur eingleisig ausgeführt ist, 1300 Mill. Mk. Wenngleich die Strecke um das Südufer des Baikalsees noch nicht fertig ist, wurde die Bahn im Oktober 1901, also nach zehnjähriger Bauzeit, dem Verkehr übergeben und gestattet eine ununterbrochene Eisenbahnfahrt von Petersburg bis zum Stillen Ocean. lieber den Baikalsee werden die Züge jetzt, solange er eisfrei ist, auf einer großen Fähre (Trajektboot) befördert. In Folge der Erwerbung von Port Arthur durch Rußland, wurde es ermöglicht, die Bahn auch durch die Mandschurei nach diesem bedeutend südlicher und länger eisfrei gelegenen Hafen zu führen. Außer dem Erzreichthum, an dessen Gewinnung in größerem Maaßstabe erst jetzt zu denken ist, kann durch einige Zweig strecken ein Gebiet erschlossen werden, welches fruchtbaren Ackerboden enthält, dessen Klima den Getreidebau gestattet und das reichlich viermal so groß ist, als das Deutsche Reich. Bei rationeller Ausnutzung dieses Gebietes könnte das jetzt in keinem guten Rufe stehende und nur dünn bevölkerte Land viele Millionen zufriedener Menschen ernähren und zur Kornkammer für ganz Europa werden. Freilich müßte es dann aufhören, der Aufenthaltsort für Verbannte und die Wohnstätte der Ver brecher aus dem ganzen Russischen Reiche zu sein. Durch die Erleichterung des Verkehrs und die dadurch er möglichten Fortschritte der Cultur ist schon manche Wüste in ein blühendes Gefilde umgeschaffen worden, sodaß die Hoffnung berechtigt ist, die vor kurzer Zeit erst hergestellte Bahnverbindung werde zum Segen für das so lange verkannte und vernachlässigte Land gereichen. Verschiedene Mittyeilungen. Folgende Mahnung, die auch für unsere Verbandsvereine in jedem Punkte zutnffr und deshalb der Beachtung empfohlen sei, finden wir in der Werkmeister-Zeitung. Die Localpresse wird leider von den meisten Vereinen wenig oder gar nicht be nutzt, trotzdem durch geeignete Mittheilungen über das innere * Mit Genehmigung der Verlagsanstalt entnehmen wir diese in volks- wirthschaftlicher Beziehung bedeutungsvolle Mittheilung der illustrirten Zeit schrift „Für Alle Welt" (Deutsches Berlagshaus Bong L Co., Berlins.57). Preis des Vierzehntagshestes 40 Pfg. Vereinsleben zahlreiche Mitglieder für den Verband geworben werden könnten. Kurzgefaßte Berichte über Stiftungsfeste, Vor träge, über die Thätigkeit des Vereins am Schluffe des Jahres und ähnliche Fragen sollten seitens der Vereine regelmäßig an die Oeffentlichkeit gelangen, zumal fast alle Zeitungen solche Berichte gern aufnehmen. Sollten sich an einigen Stellen Schwierigkeiten ergeben und die Aufnahme der Localnotizen von der Aufgabe einer Anzeige abhängig gemacht werden, so kann man ja solche bei passender Gelegenheit ab und zu aufgeben, ohne den Vereinssäckel zu sehr zu belasten. Be sonders empfiehlt sich das bei Vorträgen, zu denen auch Gäste zugezogen werden, die ja wiederum im weiteren Sinne für den Verein werben, wenngleich sie auch unserem Stande nicht an gehören. Seitdem der Schnellpostdampfer „Kaiser Wilhelm der Große" des Norddeutschen Lloyd in Fahrt gestellt ist, seit dem Jahre 1897, haben die deutschen Rhedereien „das blaue Band des Weltmeeres", das Siegeszeichen des schnellsten Schiffes der Welt, behauptet. Den letzten englichen Weltrecord hatte im Jahre 1895 die „Lucania" gemacht, die im folgenden Jahre von dem Dampfer „St. Paul" der American Line geschlagen wurde. „Kaiser Wilhelm der Große", dessen höchste Leistung eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 23 Seemeilen in der Stunde ist, wurde dann von dem 1900 in Fahrt gestellten Schnelldampfer „Deutschland" der Hamburg-Amerika-Linie überholt, welcher als höchste Durchschnittsgeschwindigkeit auf der Fahrt von Newyork nach England 23,51 Seemeilen in der Stunde erreichte. Neuerdings hat er den Ruhm, das schnellste Schiff der Welt zu sein, an den „Kronprinz Wilhelm" des Norddeutschen Lloyd wieder abtreten müssen, welcher auf seiner letzten Fahrt von Newyork nach Plymouth das glänzende Resul tat einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 23,53 Seemeilen in der Stunde schuf. Während noch vor 50 Jahren die Ueberfahrt von Newyork nach England bei einer durchschnittlichen Ge schwindigkeit von 9l/z Seemeilen etwa 13 Tage in Anspruch nahm, und auch noch die im Jahre 1881 von England, im folgenden Jahre auch vom Norddeutschen Lloyd zum ersten Male in Fahrt gestellten Schnelldampfer mit einer Durchschnitts geschwindigkeit von 16—17 Seemeilen 8—9 Tage zur Ueber fahrt brauchten, legten der „Kronprinz Wilhelm" und die „Deutschland" dieselbe Strecke in weniger als 5^/., Tagen zurück. Nur deutsche Schiffe sind es, die in den letzten fünf Jahren um den Oceanrecord sich messen konnten, der „Kaiser Wilhelm der Große", die „Deutschland" und der „Kronprinz Wilhelm", sämmtlich von derselben deutschen Werft, dem Stettiner Vulkan, erbaut; und auch heute noch ist es keinem ausländischen Dampfer gelungen, auch nur einem der Dreien an Schnelligkeit gleich zukommen. Und schon wird in Kurzen wieder ein deutscher Dampfer, der „Kaiser Wilhelm II", von Stapel gelassen werden, von dem zu hoffen ist, daß er einen neuen Oceanrecord auf- stellcn wird, während die Versuche der englichen Schiffbauer, durch Turbinendampfer eine bisher unerreichte Schnelligkeit zu erzielen, bisher noch zu keinem Resultat geführt haben. Der Leuchtthurm. Verantwortlichkeit von Betriebsunternehmern für Patent verletzungen innerhalb ihres Betriebes. In einem wider einen Brennereibesitzer angestrengten Patentverletzungsprocesse ent schuldigte sich der Beklagte damit, daß er sich mit der Erklärung seines Brennereitechnikers, der das verletzende Verfahren bei ihm eingeführt hatte, beruhigt habe, wonach das Verfahren das Patent nicht verletze und deshalb ein Anspruch auf Zahlung einer Licenzgebühr unbegründet sei. Das Reichsgericht hat da gegen entschieden, daß dem Betriebsunternehmer es obliege, sich die Ueberzeugung zu verschaffen, ob die behauptete Patentver letzung vorliege. Setzt er den als patentverletzend angesprochenen Betrieb fort, so handelt er auf eigene Gefahr und ist dem Patentinhaber schadenersatzpflichtig, wenn sich die Patentverletzung hinterher herausstellt. Von dieser wird der Betriebsunternehmer nur frei, wenn er sich so sorgfältig von dem Mangel einer Ver letzung überzeugt hat, daß eine grobe Fahrlässigkeit ausgeschlossen ist. Der Beklagte kann sich nicht darauf berufen, daß es sogar für einen Fachmann schwierig sei, den Inhalt des klägerischen Patents festzustellen und zu beurtheilen, ob das in einer