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— 179 — Dampf- Hochdruck - Rohrleitungen. Solange es sich in früheren Jahrzehnten nur um kleinere Kraftcentralen handelte, bildeten die Rohrleitungen ein nebensäch liches Object, welches von den Fabrikanten der Kessel oder der Maschine mit ausgeführt wurde. Die Einführung elektrischer Licht- und Kraftcentralen mit einer Reihe von Kesseln und Maschinen ließ auch die Dampfhochdruckrohrleitungen sich zu be deutenden Objecten entwickeln. Da die Kessel gewöhnlich von einer anderen Firma wie die Maschinen geliefert werden, ist es schwer, die Rohrleitungen den allseitigen Interessen anzupassen, bezw. die Rohrleitung billig und öconomisch auszubilden. Außer dem hastet der Ausführung der Rohrleitung durch den Kessel oder Maschinenlieferanten der große Uebelstand an, daß die hundertfältigen Specialarmaturen für den gerade eintretenden Bedarf kostspielig hergestellt werden müssen. Demzufolge wird die Rohrleitungsanlage immer sehr theuer, auch die Lieferzeit für dieselbe groß. Um dem Bedürfniß nach billigen und exacten Rohrleitungen zu entsprechen, mußte der Hochdruckrohrleitungsbau specialisirt werden. Dieser Weg hat zu bahnbrechenden Fortschritten aus diesem schwierigen und wegen seiner Ausbreitung sehr wichtigen Gebiet geführt; und sind wir in der Lage, über die bezüglichen letztjährigen Neuerungen in der Construction der Rohrleitungen Flanschenaufwalzung ist als eine Neuerung, welche den diversen Uebelständen abhilst, sehr zu begrüßen. Dieses Verfahren be- nüthigt keine Erwärmung des Rohres oder des Flansches und wird äußerst präcise durchgeführt, indem mit Hilfe einer Rohr walze das Rohr in den mit Rillen versehenen Flansch eingerollt wird. Die Flanschen werden ohne Nachschlichten ausgedreht, die Bohrung ist gegen die Dichtungsflächen um 1—2 mm im Durchmesser erweitert, sodaß der Flansch unmöglich nach vorn abgezogen werden kann. Das Rohr wird mit der Dichtungs- släche abschließend in den Flansch gesteckt und mit der Walze in kaltem Zustand auseinander getrieben. Das Rohr streckt sich hierbei etwas und wird in einer Ausdrehung des Flansches um bördelt. Für kleinere Rohrweiten können gewöhnliche Rohrdicht maschinen benutzt werden, für größere Rohrweiten werden solche mit besonderer Lagerung der Walze erforderlich. (Fig. l.) In der Düsseldorfer Ausstellung, für welche die Firma die gesummten Hochdruckrohrleitungen geliefert hat, bringt dieselbe in ihrer Specialausstellung u. A. auch ein Rohr von 350 mm lichter Weite 11 mm Wandung mit aufgewalzten Flanschen, ständig unter 75 Atm. Druck stehend, zur Ansicht. Amtliche Versuche haben mehrfach Probedrücke von 110—130 Atm. ergeben. Die Drücke konnten nur wegen der Dehnung der Schrauben nicht erhöht werden. Ng. i. auf Grund der uns von der Firma Franz Seiffert <L Co., Berlin, Maschinenfabrik und Kesselschmiede, gegebenen Anleitungen zu berichten. Für Dampfhochdruckrohrleitungen soll nur schmiedeeisernes, überlappt geschweißtes Rohr zur Verwendung kommen. Kupferne Krümmer können stets vermieden werden, für überhitzten Dampf sind sie ganz ausgeschlossen. Die hohe Temperatur in Ver bindung mit der ständigen Vibration der Leitung und die durch die Ausdehnung hervorgerufene Spannung macht das Kupfer in kürzerer Zeit brüchig. Die Firma Franz Seiffert A Co. biegt Rohr bis zu 325 mm lichtem Durchmesser in einem Radius, welcher das 3—ckfache des Rohrdurchmessers beträgt, und können mit solchem Bogen in jedem Verhältniß Kupferrohre ersetzt werden. Die an jeder Rohrleitung besonders wichtige Flanschenver bindung hat für hohe Spannungen und überhitzten Dampf sehr großen Anforderungen zu genügen. Die Verbindung des Flansches mit dem Rohr darf durch die Dampferhitzung nicht gelockert werden. Von den üblichen Flanschenbefestigungen, dem Auflöthen der Flansche, Ausnieten der Flansche, Aufbördeln des Rohres und Aufschweißen eines Bordes oder Flansches, erscheinen sämmt- liche für die Hochdruckrohrleitungen mehr oder weniger ungeeignet. Loth darf an Rohrleitungen für überhitzten Dampf nicht ver wendet werden, das Aufnieten ist für Patentrohr ein sehr kost spieliges Verfahren, da für größeren Druck zwei Nietnähte an gewendet werden müssen. Das Aufbördeln, speciell größerer Rohre, ist sehr schwierig, das Aufschweißen selbst kann nur in der Werkstatt vorgenommen werden. Wenn es sich also darum handelt, bei Montage ein Paßstück herzustellen, so wird dasselbe in der Werkstatt erst bestellt werden müssen, wodurch in den ge wöhnlich sehr dringenden Rohrleitungsmontagen größere Aufent halte hervorgerufen werden. Für die übrigen Verfahren muß stets die Dichtungsfläche noch stark nachgearbeitet werden. Das von der Firma Franz Seiffert «L Co. benutzte Verfahren der Ng- 2. Die Frage, ob für Hochdruckleitungen glatte oder einge drehte Flanschen verwendet werden sollen, ist an Hand lang jähriger Erfahrungen dahin zu entscheiden, daß für eine feste Dichtung und Druck bis zu 15 Atm. glatte Flanschen zu ver wenden sind. Die Mehrarbeit, welche Flanschen mit Nut und Feder verursachen, ist überflüssig, und die Construction deshalb sehr ungünstig, weil bei einem completen Strang ein einzelnes Rohr ohne Äuseinanderziehen der Leitung nicht entfernt werden kann und andererseits die Einfügung eines Paßstückes sehr schwierig ist. Der Vortheil, welchen man den Eindrehungen zuschreibt, daß sie die Leitung gegen Querverschiebungen centriren, ist nichtig, weil bei einer Hochdruckleitung die Pressung an der Dichtung eine so gewaltige ist, daß das Rohrgewicht dem gegenüber gar keine Rolle spielt. Die Dichtung ist besonders sorgfältig, für überhitzten Dampf eine Asbest- oder widerstandsfähige Metalldichtung zu wählen. Es empfiehlt sich, die Dichtung innen 5—10 mm größer zu nehmen als die Rohrweite, und außen bis an die'Schrauben bolzen heranreichen zu lassen. Anordnungen der Rohrleitungen. In größeren Dampf anlagen, Elektricitätswerken u. s. w. ist es erforderlich, Ein richtungen zu treffen, welche bei ev. Beschädigung einzelner Be- standtheile, Abstellung und Reparatur derselben, ohne Einstellung oder Störung des Betriebes ermöglichen. Um dies zu erreichen, j werden die Frischdampfleitungen als Ring- oder Doppelleitungen derart ausgebildet, daß die Dampfentnahme von den Kesseln, die Dampfzufuhr zu den Maschinen auf zwei Wegen möglich j wird. Zur Theilung des Betriebes werden Ventile eingeschaltet. ^ Für jede Anlage muß in Bezug auf die Anzahl dieser Ventile ^ eine sorgsame Prüfung vorgenommen werden, da durch Ver wendung einer zu geringen Anzahl von Absperrorganen der Nachtheil entsteht, daß eine unnöthig große von mit Dampf ge füllten und für den Betrieb nicht benöthigten Rohren geschaffen