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161 behandelt wird, was bei den meisten Oefen anderen Systems mit großen Umständen und Kosten verknüpft ist. Diese Oefen werden für Tiegel von 15—300 Inhalt angefertigt, sind äußerst einfach zu handhaben, sodaß der Betrieb derselben keinerlei Schwierigkeiten bereitet und jeder Gießer ohne langwierige An lernling. in der Lage ist, den Ofen sachgemäß zu bedienen. Diese zweckmäßigen Oefen gestatten es auch einer kleinen Maschinenfabrik, ja selbst einer größeren Dampfanlage, die be- nöthigten Gußstücken, besonders die häufiger gebrauchten, selbst herzustellen und sich so von der Gießerei unabhängig zu machen, längere Betriebsstörungen durch das Warten auf benöthigte Gußtheile zu vermeiden. Erstickungsgesayr beim Befahren von Dampfkesseln. In einer ^Würzburger Kesselanlage trug sich vor einiger Zeit folgender bedauernswerthe Unglücksfall zu. An einem liegenden Walzenkessel mit einem Siederohre und Zwischen feuerung von 34 gm Heizfläche zeigte sich während des Betriebes der am Vorkopf angebrachte Manometerhahn schadhaft. Um diesen repariren zu können, war es nothwendig, den Dampfdruck abzulassen. Dies geschah am darauffolgenden Tage (Sonntag), wodurch auch der Wasserstand etwas unter die ge setzliche Marke sank. Um diesen vor dem Anheizen des Kessels wieder auf die erforderliche Höhe zu bringen, wurde, wie sonst zum Füllen des Kessels üblich, versucht, Wasser von einem hoch stehenden Behälter durch die Speiseleitung einzulassen. Letztere ist am Hinteren Theil im Scheitel des Oberkessels eingeführt und endigt unter dem Wasserspiegel. Der früher an der gleichen Stelle befindliche Derveaux'sche Wasserreinigungsapparat war seit einiger Zeit behufs Instandsetzung und Verwendung für einen neu aufgestellten Kessel beseitigt. Da nun nach langem Warten ein Steigen des Wasserstandes im Kessel nicht zu be merken war, gelangte der Maschinenmeister zur Ueberzeugung, daß der im Kessel befindliche Theil der Speiseleitung (das Ein hängerohr) verstopft sein müsse. Zu diesem Zweck wurde der Kessel abgelassen, aber nur so weit, bis der Oberkessel leer war, um eine erhebliche Betriebsstörung möglichst zu vermeiden. In der Frühe des folgenden Tages (Montag) stieg der Maschinenmeister durch das Dommannloch in das Innere, um die Manische des Einhängerohres zu lösen. Weil die Schrauben eingerostet waren, mußte er zu Hammer und Weisel greifen, wodurch ein längerer Aufenthalt in dem heißen, von Wasser dampf ungefüllten Kessel bedingt wurde. Der Kesselwärter leistete Hilfe, indem er zur Arbeit leuchtete. Darin, daß hierbei das Licht wiederholt von selbst erlosch, scheinen Beide im Eifer nichts Auffälliges gefunden zu haben. Um das Licht wieder anzuzünden, mußte der Heizer wiederholt den Kessel verlassen. Kurze Zeit, nachdem er zum dritten Mal zurückgekehrt war, wurde der Meister plötzlich bewußtlos und konnte nur mit großer Mühe aus dem Kessel herausgebracht werden. Ohne die Be sinnung wieder zu erlangm, starb er nach dem „Dampf" nach wenigen Stunden. Er ist jedenfalls, wie das mehrmalige Aus löschen des Lichtes beweist, infolge Sauerstoffmangels der heißen, dampfgesättigten und durch längeres Athmen zweier Menschen verdorbenen Luft im Kessel erstickt. Dem gleichen Schicksal dürfte der Heizer nur dadurch entronnen sein, daß er, um das Licht anzuzünden, wiederholt in die frische Luft mußte. Das vorzeitige, jähe Ende eines wackeren, erfahrenen Arbeiters rufe allen Maschinisten, Heizern, Monteuren, Kesselreinigern rc. rc. die alte Lehre auf's Neue in's Gedächtniß zurück: „Wo das Kerzen- und Lampenlicht von selbst erlischt, ist kein Platz für den Menschen." Es ist manchmal allerdings absolut erforderlich, Räume betreten, welche mit gesundheitsschädlichen Gasen und Dämpfen angefüllt sind. Für diesen Fall hat es aber die moderne Technik verstanden, durch die Construction geeigneter Gesichtsmasken, Rauchhelme rc. rc. einen zuverlässigen Schutz zu schaffen. Diese Hilfsmittel haben sich schon überall Eingang verschafft, man findet aber vielfach, daß die Arbeiter eine gewisse Nachlässigkeit in dieser Beziehung an den Tag legen; es heißt immer: „Mir ist noch nichts passirt und die Schutzmaske ist mir zu unbequem." Vielleicht wäre es deshalb empfehlenswerth, in den Fabriken von Zeit zu Zeit Proben mit derartigen Schutzapparaten zu machen. Mittheilungen aus der Praxis des Dampfkessel- und Dampfmaschinenbetriebs. Verkeilte Sicherheitsventile. Die Beamten, welchen die Revision der Dampfkessel über tragen ist, haben bei der Flußschifffahrt einen ganz besonders schweren Stand, da es ihnen während der Fahrt unmöglich ist, unbemerkt an die zu revidirenden Kessel zu gelangen. Den Rhedern, besonders der Schleppschifffahrt, liegt der Gedanke nahe: „Der Revisor ist am Land und der Fluß ist breit". So hat sich in vielen Fällen die Unsitte eingebürgert, bei der Bergfahrt an schwierigen Stellen mit starker Strömung den concessionirten Kesseldruck zu überschreiten, um die Maschine leistungsfähiger zu machen, die Sicherheitsventile werden einfach verkeilt. Die natürliche Folge dieser verbrecherischen Unsitte waren mehrere verheerende Kesfelexplosionen auf Schleppdampfern, von welchen wir s. Zt. berichtet haben, und die ein energisches Ein greifen der Behörden gegen diesen Unfug nöthig machten. Im hessischen Landtag wurden diese schreienden Uebelstände durch den Abgeordneten Halls-Mainz eingehend gerügt. Wie wenig bisher indeß erreicht worden ist, zeigt folgende Notiz, welche wir dem „Vorwärts" entnehmen: Der Dampfkessel- Jnspector Pohlmann in Darmstadt wurde durch eine anonyme Anzeige veranlaßt, das Rheindampfboot „Stenz 7", dem Rheder Stenz in Mainz gehörig, zu controliren. Dabei fand er beide Ventile durch gut gearbeitete, anscheinend für längere Dauer bestimmte Keile fest verkeilt, und zwar in solcher Weise, daß bereits auf längere Dauer dieses Zustandes geschlossen werden konnte. Die Verkeilung verhindert den Dampfaustritt bei Ueber- druck durch das Sicherheitsventil, gestattet eine größere Geschwin digkeit des Bootes, birgt aber zugleich die schwere Gefahr einer Kesselexplosion in sich. Es handelt sich also um ein ganz gewissen loses Verfahren, durch das einerseits der Unternehmer Vortheile erlangt, durch das aber anderseits das Leben der Schiffsinsassen auf's Schwerste gefährdet wird. Auf Grund des Rheinschifffahrts- Gesetzes wurde deshalb der Rheder Stenz, der Capitän Meister und der Maschinist Prosk: unter Anklage gestellt und — frei- gesprochen. Die Sache kam vor die Strafkammer als Berufungs instanz. Der Rheder erklärte, er hätte nichts damit zu thun, sein Prokurist habe die Leute anzunehmen und zu controliren. Der Capitän und der Maschinist erklärten, sie wüßten nichts von der Verkeilung, der Heizer müsse es gethan haben. Und auch die Strafkammer sprach die drei Angeklagten frei. Das ist doch sehr merkwürdig. Der Rheder hat den Vortheil von dem gemeingefährlichen Verfahren, aber keinerlei Gefahr; der Heizer hat nicht den geringsten Vortheil davon, setzt aber sein Leben auf's Spiel. Soll man glauben, daß dieser, obwohl er die Gefahr genau kennt und auch weiß, daß er strafbar handelt, aus eigenem Antriebe gehandelt hat? Ein solches Urtheil ist sicher nicht geeignet, bei Denjenigen, welche die thatsächlichen Verhältnisse und die Gefahren nur zu gut kennen, das Vertrauen in die Rechtsprechung zu fördern. Rückblick und Ausblick. Wie ja genügend bekannt, ist seitens unserer Verbandsvereine vor drei Jahren der Versuch gemacht worden, die Redaction unserer Zeitschrift einem im Berufe stehenden College« zu über tragen. Der durch das Vertrauen der Abgeordneten für dieses Amt gewählte College sah sich vor eine schwierige Aufgabe gestellt. Es galt für ihn das Ansehen der Zeitschrift als wissen schaftliches Fachblatt aufrecht zu erhalten, die Theorie in der bisherigen Weise zu pflegen, zugleich aber auch die Praxis noch mehr als es bisher geschehen zu ihrem Rechte kommen zu lassen, die Wünsche und Bedürfnisse des Leserkreises zu erkennen und das was geboten wurde, gemeinverständlich darzustellen ohne weitläufig zu werden und dadurch zu ermüden. Vor den akademisch gebildeten Leitern anderer Fachblätter durfte er sich keine Blöse geben und mußte es vor allen Dingen vermeiden in den Maschen des Gesetzes über die Presse sich zu verstricken. Es sind dies alles schwere Aufgaben für den Neuling im journa-