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Brennmaterials in einem besonderen Apparate in reinem Sauer stoff vollständig verbrannt wird. Aus der sich hierbei ent wickelnden Wärmemenge wird der Hrizwerth des Brennmaterials berechnet. Die Hcizwerthe, welche durch das Kalorimeter ermittelt sind, können den Preisen der Brennmaterialien ohne Weiteres direct gegenüber gestellt werden, wenn es sich um gleich geartete Brennstoffe, um Kohlen aus demselben oder aus benachbarten Fundorten handelt. Sind dagegen Kohlen mit sehr ungleichem Verhalten auf dem Roste zu vergleichen, so ist dies bei der Aufstellung der relativen Werthe zu berücksichtigen. Magere, gasarme Kohle ist z. B. auf einem Planrost im Allgemeinen leichter vollkommen zu verbrennen als wie fette, gasreiche Kohle; bet der ersteren wird daher gewöhnlich mit einer besseren Aus nutzung gerechnet werden können als bei letzterer. Schlacken reiche Kohle läßt eine geringere Nutzwirkung der Kesselanlage erwarten, als Kohle mit wenig Asche. Dessen ungeachtet kann in vielen Fällen auf Grund der kalorimetrisch ermittelten Heizwerthe mit vollständig genügender Genauigkeit festgestellt werden, welche Brennmaterialien für eine bestimmte Anlage die vortheilhaftesten sind. In allen Fällen bringt die kalorimetrische Ermittelung der Heizwerthe Klarheit darüber, mit welchen Brennmaterialien es sich lohnt, noch ein gehende Verdampfungsversuche anstellen zu lassen, sofern dies nicht schon bekannt ist. Die Heizwerthe der Brennstoffe werden in Calorien (0) oder Wärmeeinheiten (1VL) angegeben, bezogen auf 1 LZ Brenn stoff. (Eine Wärmeeinheit ist diejenige Wärmemenge, welche erforderlich ist, um 1 LZ Wasser von 0° 6. auf 1° 0. zu erwärmen.) Zum Vergleich der relativen Wärmewerthe von Brenn materialien dient der Wärmepreis derselben, das ist der Preis von 100 000 Wärmeeinheiten frei Kesselhaus. Die Art des Vergleiches soll an einigen Beispielen dar- gethan werden: 1. Für eine Dampfkesselanlage ist sestzustellen, welche Kohle die vortheilhafteste ist. Es kommen drei Kohlen in Betracht. s.) eine Steinkohle mit einem Heizwerth von 6400 1000 LA kosten frei Kesselhaus 15,5 Mark. Der Wärme preis berechnet sich zu 100 000 15,5 100 6400 1000 24,2 Pfennig. d) eine Steinkohle von 7400 ^VL, 1000 LZ kosten 22,3 Mark, der Wärmepreis stellt sich zu 30,1 Pfennig frei Kesselhaus, o) erdige, deutsche Braunkohle von 2400 1VL., 1000 LZ kosten 6,40 Mark, der Preis von 100 000 WL— 26,7 Pfennig. Die Wärmepreise der drei Kohlen sind: a) 24,2 d) 30,1 o) 26,7 Pfennig und Verhalten sich wie 100 -. 124 : 110. Die Steinkohle k) ist hiernach 24 °/y theurer als Kohle a) und 13 °/o theurer als o), kann infolge dessen zur Ver wendung gar nicht in Betracht kommen. Der Wärmepreis von o) stellt sich auch noch wesentlich theuerer als derjenige von a); es ist jedoch zu berücksichtigen, daß, wie bekannt, die Mischung von Steinkohle mit Braunkohle, am besten erdiger Braunkohle, Vorthüle bei der Verbrennung bietet. Das Feuer wird lockerer, die Verbrennung wird voll kommener, was eine bessere Nutzwirkung mit sich bringt. Wird ein Gemisch von zwei Theilen Steinkohle 8) und ein Theil erdige Braunkohle angenommen, so ergiebt sich für das selbe ein Wärmepreis — 25,0 Pfennig. Derselbe ist zwar noch um 3 °/g höher als derjenige der reinen Steinkohle u), der Gewinn durch die bessere Ausnutzung der Brennstoff im Gemisch ist jedoch noch höher als 3 Proc. zu schätzen, sodaß für die hier in Betracht kommende Anlage mit einem Gemisch von Steinkohle 8) und erdiger Braunkohle o) die Dampf erzeugung am billigsten sein würde. Welches Mischungsverhält- niß das vortheilhafteste ist, kann durch Verdampfungsversuche festgestellt werden. Die Beimengung erdiger Braunkohlen zu Steinkohlen ist vor allen Dingen in Betracht zu ziehen bei stark schlackenden Kohlen, in Anlagen mit ungenügendem Schornsteinzug und in Anlagen, in welchen es darauf ankommt, die Rauchentwicklung zu vermindern. 2. In einer Anlage wurde deutsche Braunkohle und zwar Klarkohle auf Schüttrostfeuerung verwendet. Es war zu untersuchen, ob bei den geänderten Kohlenpreisen Nußkohle nicht vortheilhafter sei. Der Heizwerth der Kohlen wurde kalori metrisch ermittelt, es stellte sich der Wärmepreis (100 000 ^VL) der Klarkohle zu 16,6 Pf., „ „ „ „ Nußkohle „ 20.3 „ Die Dampferzeugung würde daher mit Nußkohle um 22 theurer geworden sein als mit der bisher verwendeten Klarkohle. 3. In einer Anlage kamen nur Braunkohlenbrikets zur Benutzung und zwar von zwei verschiedenen Werken. Brikets kosteten 12 Mk. per 1000 LZ, der Heizwerth wurde zu 4900 Brikets L kosteten 11 Mk. per 1000 LZ, der Heizwerth wurde zu 4200 IVL ermittelt. Der Wärmepreis berechnet sich für ^ zu 24,5 Pfennig Es sind daher die Brikets L, trotz des niedrigen Preises für einen Doppelwagen, im Gebrauche doch um 7 °/<> theurer als die Brikets In diesem Falle wie auch in den vorher beschriebenen, konnten die Heizwerthe direct den Preisen gegenübergestellt werden, da die zu vergleichenden Brennmaterialien im Feuer dieselben Eigenschaften haben. Diese Beispiele lassen erkennen, wie wichtig es für jeden Dampfkesselbesitzer ist, zu wissen, welches Brennmaterial für seine Anlage das vortheilhafteste ist, und daß die calorimetrische Er mittelung des Heizwerthcs der Brennstoffe ein einfaches Mittel ist, sich hierüber Gewißheit zu verschaffen bezw. Unterlagen zu gewinnen, auf denen weitere Prüfungen mittels Verdampfungs versuche ausgeführt werden können. Bei der Wahl eines Brennmaterials ist natürlich auch zu berücksichtigen, ob die an dem Kessel vorhandene Feuerungsein richtung für dasselbe geeignet ist. Erdige Braunkohle allein wird mit Voriheil nur auf Schüttrosten verfeuert; auf Treppen rosten kann keine Steinkohle verbrannt werden, bezw. nur in sehr geringer Beimischung zu Braunkohle; anthracitartige Kohlen sind, ohne Beimischung zu anderer Kohle meist nur aus Unter windfeuerungen zu verwenden u. s. f. Wir lassen uns die Heizwerthbestimmungen im Chemischen Laboratorium von vr. H. Langbein in Niederlößnitz bei Kötzschenbroda-Dresden ausführen. Die calorimetrische Er mittelung einer Kohlenprobe kostet im Allgmeinen 20 Mark. Uns ist jedoch im Chemnitzer Verein ein Vorzugspreis bewilligt (15 Mark für Bestimmung des Heizwerthes, des Asche- und Wassergehaltes), so daß es vortheilhaft für die Vereinsmitglieder ist, die Kohle durch unsere Vermittelung einzusenden. Der Heizwerth der Kohlen ist in hohem Grade abhängig von dem Wassergehalt derselben; es ist daher nothwendig, die Kohlen in demjenigen Zustande zur Untersuchung zu bringen, in welchem sie unter dem Kessel verbraucht werden. Die Versendung bezw. Aufbewahrung der Kohlenproben muß daher in hermetisch verschlossenen Büchsen erfolgen, nicht offen in einer Kiste. Am geeignetsten sind Blechbüchsen (3 bis 5 LZ Inhalt), welche nach der Füllung verlöthet werden, oder deren Deckelrand durch Gummiband oder auf andere Weise luftdicht verschlossen sind. Um in der Probe einen richtigen Mittelwerth der Kohle zu erhalten, sind, wenn es sich um Klar-, Knörpel- oder Nuß kohle handelt, von den verschiedensten Stellen eines großen Kohlenhaufens kleine Mengen zu entnehmen und die Büchse damit zu füllen; mit je mehr kleinen Proben dies geschieht, mit um so größerer Sicherheit wird die gesammelte Kohlenmenge den Mittelwerth des großen Kohlenhaufens darstellen. Ist die Ober fläche eines Kohlenhaufens durch Lagern an der Luft getrocknet, so sind die Proben aus dem Innern des Haufens zu ziehen. Von Kohlensorten, bei denen klare Kohle mit grober Kohle in allen Korn größen gemischt ist, sogenannte Förderkohle, muß erst eine große Kohlenprobe in einer Kiste gesammelt werden durch Entnahme von Kohlen mit der Schaufel von verschiedenen Theilen eines großen Kohlenhaufens. Von dieser Probe in der Kiste sind die groben Kohlenstücke mit dem Hammer gleichmäßig zu zerkleinern, mit