Volltext Seite (XML)
Ban- XII. Chemnitz, den 1. April 1902. !Nr. 13. Der JnsertionspreiS beträgt pro vtergespaltene Petitzeile oder deren Raum 2L Pf. Bei Wiederholungen Rabatt. Deutsche Beilagen, von denen der Redaclion > ein Probeexemplar einzusenden ist, werden unter genauer Angabe der Auslage billigst berechnet. Maschinisten- und Heizer-Zeitschrift. Axgas dez her Hmim ^ «6^ Aeizer. Erstes Fachblatt für alle Maschinisten und Heizer Deutschlands und Oesterreich-Ungarns. Die Zeitschrift erscheint am 10. und 25. jeden Monats und kostet jährlich 3,60 Mk. — 2,fl. 25 kr. Ssterr. Währ. Me Postämter nehmen Bestellungen zum Preise von 0,90 Mk. — 60 kr. vierteljährlich entgegen. (Deutsche Reichs-Post-Zeitungs-Liste Nr. 1750n I. Anhang sür 1896.) Alle Zahlungen und Sendungen, welche sich aus den Anzeigentheil beziehen, sind an die persönliche Adresse Ernst Pilz, Chemnitz, Bernsbachstr. 27, alle Beilagen, sowie redaktionellen Berichte und Postsendungen an die Redaction Ernst Wurr, Leipzig, Querstraße 1, zu richten. Alle Mittheilungen sür den Verband sind an den Vorsitzenden des Sächsischen Verbandes, Julius Emmerich, Chemnitz, Sonnenstr. 11, zu adressiren. 1- Chemie im Kesselhaus. 2. Das Dampfdruck-Reducirventil. 3. Ausstellung elektrotechnischer Feuerungen in Leipzig. 4. Eine neue Dampfinaschiuen- steucrung. 5. Apparat zum Reinigen von gebrauchtem Schmieröl. 6. Jahresbericht des Sächsischen Revisionsvereins. 7. Dampskessel und Dampfmaschinen in Preußen. 8. Unsere Stellenvermittelung. 9. Gewerbliches. 10. Rechts-n. Gesetzeskunde. I I. Techn. Mittheilungeu. 12. Unglücksfülle. Eingesandt rc. Chemie im Kesselhaus. (Nachdruck ohne Quellenangabe verboten.) Im Bezirksverein Wurzen hielt Herr König!. Gewerbe inspector Müller am 9. März vor zahlreicher Zuhörerschaft einen hochinteressanten Vortrag über eine bekannte chemische Verbindung, nämlich das Wasser. Bekanntlich wurde in früherer Zeit das Wasser als eines der vier Elemente betrachtet, welche die Welt bilden. Nach den neueren Forschungen bezeichnet man als Elemente die Stoffe, welche wir bis jetzt nicht zu spalten oder zu zerlegen vermögen und sind gegenwärtig etwa 70 solche Elemente oder Urstoffe bekannt. Zu den verbreitetsten Elementen gehören auf unserer Erde wiederum vier, welche wir in den verschiedensten Verbin dungen überall antreffen. I. Wasserstoff, H^ftroAsuiuln H, II. Sauerstoff, Ox^Zsrüum O, III. Stickstoff, UftrnMuium H und IV. Kohlenstoff, durbonsum 6. Als eine Verbindung von Wasserstoff und Sauerstoff, nämlich als Wasserstoffoxyd, wurde das Wasser schon im 18. Jahrhundert erkannt. 1781 wies Cavendish nach, daß bei Verbrennung von Wasserstoff Wasser gebildet wird. Zu Anfang des vergangenen Jahrhunderts wurde durch Humbold und Gay Lussac das Verbindungsverhältniß, 2 Atome Wasser stoff zu einem Atom Sauerstoff, H.^O, fcstgestellt. Zur Verbrennung von 1 KZ Wasserstoff sind 8 Sauerstoff nöthig, wobei 34462 Wärmeeinheiten oder Calorien entwickelt werden. Wie ja allgemein bekannt, ist das Wasser auf unserer Erde ganz außerordentlich verbreitet. Wir finden es in fester, flüssiger, sowie gasförmiger Gestalt, nämlich als Eis, gewöhnliches Wasser und Dampf. Besonders bemerkenswerth ist, daß nicht, wie bei anderen Körpern, seine Dichte bei abnehmender Temperatur zu-, sondern von einer gewissen Grenze an abnimmt. Seine größte Dichte hat es bei -ft 4 ° 0. Beim Gefrieren dehnt es sich aus, das Eis ist leichter als flüssiges Wasser. Wir verdanken es dieser Eigenschaft, daß im Winter unsere Flüsse, Teiche usw. nur an der Oberfläche, nicht aber vom Grund aus, also in ihrem ganzen Inhalte, erstarren, wodurch sein Thier- und Pflanzenleben vernichtet werden müßte. Die oben angedeutete Zusammensetzung finden wir indeß nur bei chemisch reinem, also destillirtem Wasser, vor. Das Regenwasser ist das verhältnißmäßig reinste Naturwasser und gewöhnlich nur durch aufgesaugte Gase und Beimengungen der Atmosphäre, der die Erde umgebenden Luftschicht, verunreinigt. Beim Eindringen in die Erde löst das Regenwasser mineralische Bestandtheile in derselben Weise auf und führt sie in den Quellen zu Tage. Das Quellwasser ist zumeist hart. Ein Theil dieser gelösten Mineralien setzt sich im Flußlauf wieder ab. Das Wasser der Flüsse ist dadurch weniger reich an solchen Lösungen, es ist weicher, doch häufig durch organische Bei mengungen, Pflanzenreste, Schlamm usw. verunreinigt. Das unreinste Naturwasser ist das Meerwasser. Wird verunreinigtes Wasser dem Dampfkessel durch die Speiseapparate zugeführt, so bleiben die beigemengten Stoffe im Kessel, halten sich einige Zeit schwimmend, ballen sich dann zu festen Flocken zusammen, sinken zu Boden und bilden mit der Zeit einen festen Ansatz an der Kesselwandung, den allgemein bekannten und mit Recht gefürchteten Kesselstein. Derselbe ist ein schlechter Wärmeleiter und verhindert demnach die beabsichtigte Uebertragung der Wärme der Heizgase auf den Wasserinhalt des Kessels, er schwert und verlangsamt die Verdampfung, zwingt also dadurch zu erhöhtem Brennmaterialverbrauch. Nach Wilson's Unter suchungen soll ein Kesselsteinansatz von nur 1 mm Stärke schon einen Mehrverbrauch an Kohlen von 15 ein solcher von 6 mm Stärke aber mindestens 40 °/g verursachen. Neben diesen wirthschaftlichen Nachtheilen bildet ein starker Kesselstein ansatz indeß auch eine große Gefahr im Dampfkesselbetrieb. In Folge der schlechten Wärmeleitung können die von den Heiz gasen bestrichenen Kesselwandungen nicht genügend durch das Wasser gekühlt werden, sie erwärmen sich in unzulässiger Weise, und da das Eisen im rothwarmen Zustande eine weit geringere Festigkeit besitzt, wird durch die Spannung des Dampfes eine Deformation, wohl gar ein Zerreißen der Kesselbleche herbeige führt. Durch die Statistik ist nachgewiesen, daß 10 °/g aller Kesselexplosionen auf starken Kesselsteinansatz und schlechte Reini gung zurückzuführen sind. Es muß also nicht nur aus wirth schaftlichen Rücksichten, sondern auch im Interesse der Unfall verhütung die Bildung eines Kesselsteinansatzes vermieden werden. Bei der großen Wichtigkeit dieser Angelegenheit ist es natürlich, daß zahlreiche Männer der Wissenschaft und Praxis sich mit der Lösung derselben beschäftigt haben. Am zweck mäßigsten ist es, möglichst chemisch reines Wasser zu verwenden und bietet sich solches auch in größerer oder geringerer Menge dar durch das Condensationswasser des Dampfes, welcher die Dampfmaschine passirt, dort seine Arbeit verrichtet hat. Leider hat dieses Condensat auf seinem Wege durch den Cylinder Oel ausgenommen, welches theils obenaufschwimmt, theils als Emulsion in demselben enthalten ist und, in den Kessel einge führt, ebenfalls zu einer Ueberhitzung der Kesselbleche führt, damit aber zur Schädigung derselben Veranlassung giebt. Zur Beseitigung des Oeles giebt es verschiedene Apparate, welche sich gut bewähren. Auch werden Behälter mit Zwischenwänden benutzt. Das wirksamste Mittel ist aber ein mit Holzwolle be schicktes Filter, welches das Condenswasser passiren muß. Die Holzwolle ist allwöchentlich zu erneuern. Bei der Kaiserlichen Marine wendet man mit Vortheil Badeschwamm als Filterstoff au. Wird viel Condenswasser zum Speisen verwendet und ist man nicht ganz sicher, das Oel vollständig beseitigt zu haben, so ist das zu häufige Abblasen des Kesselinhaltes möglichst zu vermeiden, da sich hierbei das Oel erst recht leicht an den Kessel- wandungcn ansetzt.