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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung VS 18SL Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. Illustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. Verantwortlicher Redakteur: E. Hanneboh» in Eibenstock. »8. i Sonnabend, den 27. Juni Konkursverfahren. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Stickcreifabrikanten in Eibenstoik wird nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Eibenstock, den 20. Juni 1891. Königliches Amtsgericht. I. V.. Porzig, Ass. Gruhle, G.-S. In das Musterregister ist eingetragen: Nr. 236. Firma: in Eibenstock ein versiegeltes Packet, Serie I, angeblich enthaltend: 43 Stück Zeichnungen von Perlbesätzen, Fabriknummern 1 bis 43, Flächenerzeugnisse, Schutzfrist 3 Jahre, angemeldet am 24. Juni 1891, Vormittag '/.9 Uhr. Eibenstock, am 26. Juni 1891. Königliches Amtsgericht. I. V.: Porzig, Ass. Ttzr. Bekanntmachung. Der Schulausschuß hat mit Zustimmung des Stadtraths beschlossen, 1) in Zukunft den Vormittagsunterricht in der H. Bürgerschule in den Monaten Mai, Juni, Juli und August um 7 Uhr, in den übrigen Monaten aber um 8 Uhr beginnen und 2) diese veränderte Unterrichtszeit von Mittwoch, den 1. Juki d. I. av ,in Wirksamkeit treten zu lassen. Solche« wird im Anschluß an die Bekanntmachung der Schuldirektion vom 2. April dieses Jahres, welche im klebrigen und insbesondere hinsichtlich -er Unterrichtszeit für die I. Lnrqerschiitr allenthalben in Geltung bleibt, hierdurch zur Kenntniß der Betheiligten gebracht. Eibenstock, den 17. Juni 1891. Der Schulausschnß. l»i-. Körner. Infolge freiwilligen Abganges des gegenwärtigen Inhabers ist die Stelle des hiesigen Todtcnbcttmcistcrs, mit welcher ein Jahreseinkommen von ca. 1400 Mark verbunden ist, am 1. August dieses Jahres anderweit zu besetzen. Geeignete Bewerber wollen ihre Gesuche bis )»m Z. Zuli 1891 anher Sin- reichen. Der Gemeindcroth zu Schönheide. Gras-Versteigerung auf Auersöerger Staatsforstrevier. Die diesjährige GraSnutzung der Kunstwiesen des Auersberger Forst reviers lid. a. Götz- unv Prngncrwiese, b. am Bräunelsbächcl, o. Mennelwiese und ä Schictzplatzwicse soll Montag, den 6. Inti 1891 gegen sofortige Bezahlung, sowie unter den vor Beginn der Versteiger ung bekannt zu machenden Bedingungen meistbietend versteigert werden. Zusammenkunft: früh 3 Uhr am Bräunelsbächel. Königliche Verwaltung der Kunstwiescn und Königliches Forslrcntamt Eibenstock In Vertretung: am 26. Juni 1891. Harter, König!. Forstassessor. Wolfframm. Hagesgeschichte. — Deutschland. Der Kaiser präsidirte am Mittwoch einem Kronrath (früher Ministerrath ge nannt). Derartige Beratungen pflegen stets größeren Reisen des Kaisers vorherzugehen oder auch kurz vor Beginn der Parlamentstagung stattzufinden. Wie der „Berl. Kour." erfährt, soll die Veranstaltung einer Lotterie beschlossen worden sein, deren Ertrag für kolonialpolitische Zwecke bestimmt ist. Es soll sich im Ganzen um eine Summe von 8 Milli onen Mark handeln. — Ueber die Kolonial-Lotterie meldet die „Berl. Börs.-Ztg.", daß ihr Ergebniß zur Bekämpfung der Sklavenjäger in Afrika verwendet werden solle. Für Gewinne sollen 6 Millionen Mark, der Rest von 2 Millionen für den angegebenen Zweck verwandt werden, darunter 400,000 Mark für den Wißmannschen Dampfer, dessen Kosten damit voll ständig gedeckt wären. Der Plan geht von einem rheinischen Verein zur Bekämpfung der Sklaverei aus und soll sich des besonderen Beifalls des Kaisers er freuen. — Der am Dienstag früh verstorbene frühere Kriegsminister General Bronsart von Schellen dorff war, wie nachträglich bekannt wird, schon längere Zeit leidend. Von einem Sturze mit dem Pferde, den Herr v. Bronsart im vorigen Herbst er litt, war al« 'Rachwirkung ein Bronchialkatarrh zu rückgeblieben, der im Frühjahr bösartige Formen annahm, so daß «ine Brunnenkur in Baden-Baden angeordnet wurde. Bei der ungünstigen Witterung hatte dieselbe nicht die gewünschte Wirkung, weshalb Herr v. Bronsart bis zum Herbst Urlaub erhielt und sich auf sein Gut Schepmincn begab, woselbst er nach dreitägiger eigentlicher Krankheit starb. — Die „ Rhein.-Westphäl. VolkSztg." bringt ein Privatschreiben aus Basel, welches anläßlich de« Eisenbahnunglücks schwere Anschuldigungen gegen da« eidgenössische Eisenbahndepartement, das Präsi dium der Iura-Simplonbahn und den eidgenössischen Kontroleur erhebt. Die Zahl der Opfer sei viel größer, al« angegeben. Die Zahl der Tobten betrage etwa 250, aber eS werde Alle« gethan, die Sacke zu vertuschen. E« seien z. B. ein Wagenbremser, Touristen und 50 italienische Arbeiter verunglückt, die in dem offiziellen Berichte gar nicht mit berück sichtigt würden. — Rußland. AuS Kalisch wird den „B. N. Nachrichten" geschrieben: Dieser Tage inspizirte Graf Gurko die Garnison in Kalisch, woselbst sich auch die Kosacken aus Wielun, die Dragoner aus Konin und die Mannschaften der Grenzwache präsen- tiren mußten. Graf Gurko war mit allen Truppen, ebenso mit den Mannschaften der Grenzwache sehr zufrieden und lobte sie dieserhalv. Wichtiger aber als diese militärische Revue, die ja immerhin von Bedeutung ist, da sie unmittelbar an der preußischen Grenze stattfand, erscheint uns ein Ausspruck, wel chen Gurko im Kalischer Rathhaussaale that. Als ihn nämlick eine Abordnung der Bürgerschaft von Kalisch ersuchte, seinen Einfluß dahin geltend zu machen, daß die von der Bevölkerung schon längst gewünschte Eisenbahnlinie Kalisch-Lcd; gebaut werden möchte, erwiderte der Graf nach dem Dzicnnik Po;." Folgendes: „Als Livilches des Landes habe ich Nichts dagegen, aber als Höchstkommandirender der kaiser lichen Truppen in Polen darf ich die Linie nicht ge statten. Einmal würde sie unser militärisches System in Polen stören und außerdem können die jetzt zwischen Rußland und anderen Mächten bestehenden freund schaftlichen Beziehungen eines Tage« ganz aufhören." — Aus Petersburg meldet man über die be vorstehende Ankunft des französischen Geschwa ders in Kronstadt: Der größte Theil der bal tischen Flotte ist abgesegelt, offiziell um die verschie denen Ostseehäfen zu besuchen. Nachdem, wa« uns aus bewährter Quelle mitgetheilt wird, wird die Flotte dermaßen operiren, daß sie Mitte nächsten Monats der französischen EScadre auf hohem Meere begegnen wird, und dann würden sofort die Verbrüderungs feierlichkeiten stattfinden. Die Schiffe der beiden Flotten würden dann gemeinschaftlich die Fahrt nach Kronstadt fortsetzen. Die» soll die französisch-rus sische Antwort auf die Begegnung der Flotten der Tripel-Allianz sein. — Türkei. Auf die Vorstellungen des deutschen Botschafters hat sich die Pforte entschlossen, die Gar nison von Adrianopel von 7000 auf 15,000 Mann Linientruppen zu erhöhen. Von diesen soll der dritte Theil andauernd zu Streif-Uebungen verwandt werden, so lange noch Räuberbanden die Gegend unsicher machen. Ueber den bisherigen htzckst mangelhaften Stanv der Garnisonen im Vilajet Mrianopel hat der deutsche Botschafter auf Grund von Konsularberichtcn der Pforte einen längeren Be richt überreicht. Loeale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 26. Juni. Wie wir soeben in Erfahrung gebracht, ist heute Vormittag in der Zeit zwischen 7 und 8 Uhr auf der Straße von Eibenstock nach Blauenthal an der in den 20er Jahren stehenden Fanny Kunze a. Bockau, welche den um diese Zeit in Blauenthal in der Richtung nach Aue abgehenden Zug benutzen wollte, ein Raubanfall verbunden niit NothzuchtSvcrsuch verübt worden. Der Thäter ist unmittelbar darauf aus geschickte Art durch den zur Zeit wegen Vornabme topographischer Messungen in Blauenthal weilenden Serganten Barthel vom 13t. Jnf.-Rgt. in der Person des 45 Jahre alten Handarbeiters Ludwig Singer aus Carlsfcld fen- genommen und in das hiesige Gerichtsgefängniß ein geliefert worden. — Dresden, 24. Juni. Vor dem Königl. Landgericht hatten sich gestern bei überfüllter Tribüne nicht weniger als sieben ehemalige HülfSweichen- steller unter der Anklage des schweren und ein fachen Diebstahls, bezw. der Hehlerei zu verant worten. Vier der Angeklagten, die sämmtlich als Soldaten gedient haben, Friedrich Licbezeit, Heinrich Grimmer, Ferdinand Mende und Gustav Ullrich, be finden sich schon seit Monaten in Untersuchungshaft; die weiteren Angeschuldigtcn sind Moritz Hofmann, Robert Winkler und Gottlieb Lotze. Die in Frage kommenden Diebstähle sind in der Zeit von 1888 bi« zum Frühjahr 1891 inszenirt worden und Schau platz derselben war der Ccntralgüterbahnhof. Der Hauptmatador des DiebeSquartettS (Hofmann, Wink ler unv Lotze sind leviglich der Hehlerei angeklagt), Licbezeit, entwendete nach und nach, theilS aus offenen Packwagen, theils aus plombirten Güterwagen, bei welchen er den zur Befestigung der Plombe benutzten Bindfaden zerschnitt, bezw. zerriß, eine Anzahl Kisten, Säcke und Fässer, gefüllt mit Chocoladenmehl, Choco- lade, Kaffee, Liqucuren, Seife, Cacao, Tafelbutter, Zuckerwaaren, Kleiderstoffe bezw. Weizen. Im wesent lich geringeren Maßstabe stahlen Grimmer, Mende und Ullrich auf eigene Faust Cacao, Stearinkcrzen, Kaffee, Reis, Weizen, ungarischen Wein rc. Dem staatSan- waltschaftlichen Antrag gemäß wurde Licbezeit zu 5 Jahren Zuchthaus, 5 Jahren EhrenrccktSverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht verurtheilt; Grimmer verwirkte 9 Monate, Mende 10 und Ullrich 7 Monate Gefängniß, verbunden mit je 2 Jahren EhrenrechtS- Verlust; nur wegen Hehlerei wurde Hofmann zu 6