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des Vereins der Heiser und Maschinisten ;n Chemnitz und Umgebung. (Mitglied des Freien Maschinisten- und Heizer-Vundes Deutschlands, Sitz Chemnitz. So sind wir denn wieder am Jahresschlüsse angelangt, an dem man in der Regel die Erlebnisse des verflossenen Jahres im Geiste Revue passieren läßt. Auch an uns tritt die Pflicht heran, über die bemerkenswertesten Vorkommnisse unseres Vereins lebens Bericht zu erstatten. Der Mitgliederbestand, der im Jahre 1906 394 Mitglieder betrug, außer 7 Ehrenmitgliedern, ist im Jahre 1907 bis auf 417 Mitglieder gestiegen. Die Neuaufnahmen betrugen 64, da von wurden uns 7 von anderen Bezirksvereinen überwiesen. Der Abgang war folgender: 1 Mitglied wurde einem anderen Bezirksverein überwiesen, 22 wurden wegen Steuerresten aus geschlossen, 10 traten wegen besonderer Verhältnisse, zum Teil auch mit größeren Steuerresten, aus und 4 verlor der Verein durch den Tod. Es waren dies die Mitglieder Hermann Förster, Theodor Oehme, Wilhelm Beier und Hermann Nestler, sowie die Ehefrauen der Kollegen Kunze, Eckert, Thielemann, Schüler, Lindner und Matthes. Ehre ihrem Andenken! Der Vorstand besteht nach erfolgter Neuwahl wieder aus den Kollegen Julius Sacher, Vorsitzender; Ernst Pilz, Kassierer; Oswald Uhlig, Schriftführer. Dem Ausschuß gehören an Paul Pfau als stellvertretender Vorsitzender; Friedrich Gläser als stellvertretender Kassierer; Otto Sacher als stellvertretender Schrift führer; Karl Müller; Hermann Wagner; Hermann Melzer; Anton Muscholl und Albin Rucks. Die Geschäfte des Vereins wurden in 24 Vereins versammlungen, 7 Vorstandssitzungen und 1 Generalversammlung erledigt. Außerdem fand eine rege Korrespondenz statt. Der Ausgang betrug 745 Karten und Briefe, Telephongespräche fanden 45 statt. Der Eingang belief sich auf 165 Karten, 150 Briefe und 2 Depeschen. Erwerbslosenmeldungen fanden 15 statt, sowie 72 Krankmeldungen und 67 Gesundmeldungen. Die Krankheiten waren in der Hauptsache Rheumatismus, In fluenza, 10 Krankmeldungen waren auf Unfall zurückzuführen. Zur Belehrung der Mitglieder trugen mehrere Vorträge und Besprechungen bei. Es sprach Herr Max Schubert über „Nationalgefühl", Herr Bücherrevisor Dittrich über „Rechts fragen". Einen besonders interessanten, fachlichen Vortrag hielt uns unser Ehrenmitglied Herr Professor Frcytag über „Dampf maschinen und Dampfturbinen". Von Seiten der Kollegen sprachen Kralapp über „Das Kündigungsrecht" und „Behandlung der Treibriemen"; Meißner über „Berechnung der Leistungs fähigkeit und Nutzen von mehrfachen oder mehrstufigen Expansions- Dampfmaschinen". Kollege Ehrenmitglied Emmerich sowie Herr Ingenieur Göhre erläuterten eine rauchlose Feuerungs-Anlage. Ein Lichtbilder-Vortrag vom Kollegen Röckel diente ebenfalls der Belehrung und Unterhaltung. Genannten Herren sei auch an dieser Stelle bestens gedankt für aufgewandte Mühe. Viel Anklang und zahlreiche Beteiligung der Mitgliedschaft fanden die Exkursionen nach der Maschinenfabrik Kappel, der Landesanstalt für Blinde und Schwachsinnige zu Chemnitz- Altendorf, sowie die des Schlacht- und Viehhofes zu Chemnitz, deren Direktionen hiermit bestens gedankt sei. Die zahlreiche Büchersammlung der Bibliothek könnte, was die jüngeren Kollegen betrifft, viel mehr benutzt werden. 60 in den Versammlungen vorgebrachte Fragen brachten eine Fülle von Erfahrungen zu Gehör. Für die Geselligkeit der Mitglieder und deren Frauen sorgten ein Süftungsfest, zwei vom schönsten Wetter begünstigte Ausflüge in die nähere Umgebung: Bad Grüna und Totenstein, Waldpark Metzdorf. Eine Veranstaltung mit Tänzchen im Vereinslokal fand gleichfalls große Teilnahme. Daß auch der Redakteur unserer Zeitschrift stets bemüht ist, für jeden etwas Neues und Interessantes zu bringen, ist doch Wohl jedem be kannt, welcher Interesse dafür hat. Dem Stellennachweis wurde auch in diesem Jahre von seiten der Arbeitgeber das nötige Vertrauen entgegen gebracht, wodurch es möglich wurde, 85 Stellen besetzen zu können, 13 mehr als 1906. Als Mindestlohn war 1907 im Stellennach weis 22 Mk. pro Woche festgesetzt. Teils durch mündlichen, teils durch schriftlichen Austausch zwischen Arbeitgeber und Stellen nachweis wurde fast ohne Ausnahme bei den zu besetzenden Stellen eine Lohnerhöhung von 1—6 Mark pro Woche erreicht. In einem Betrieb, wo seit Jahren Heizer und Maschinisten be schäftigt waren, welche unserem Verein nicht angehörten und wegen ungenügender Leistung derselben oft Wechsel vorkam, mochte der Besitzer eine gute Lehre darin gefunden haben. Denn als auf seinem Wunsch ein Vereinsmitglied, welches in unserem Beruf gut ausgebildet ist, die Stelle annahm, erhielt derselbe sofort pro Woche 8 Mark mehr, als bisher gezahlt worden war. Der Stellen nachweis wird auch fernerhin dem Grundsatz huldigen, bei Be setzung von Stellen möglichst nur gut ausgebildete Heizer und Maschinisten zu berücksichtigen resp. zu empfehlen (vorausgesetzt, daß der Lohn ein den Verhältnissen entsprechender ist.) Zur vollständigen Ausbildung in unserem verantwortungs vollen Beruf gehören außer der praktischen Tätigkeit auch die Vereins-Versammlungen, in welchen jedem Gelegenheit gegeben ist, das Fehlende nachzuholen, teils durch Vorträge, teils durch Diskussionen, welche da stattfinden, oder durch das Lesen von Büchern aus unserer reichhaltigen Vereinsbibliothek über Dampf, Elektrizität usw. Wir schließen mit dem Wunsche, möge jeder Kollege das Vorstehende beherzigen und die Versammlungen so oft als mög lich besuchen, da in unserem Berufe fortwährend neues zu Tage kommt, auch halte es jeder Kollege für seine Pflicht, dem Verein neue Berufskollegen zuzuführen. Die nächste Generalversammlung findet ausnahmsweise erst am Sonntag, den 5. April 1908, nachmittags 3 Uhr im Vereins lokal „Hotel Preußischer Hof" statt. Laut Statut findet Neu wahl der Ausschußmitglieder statt. Die Ausscheidenden sind wieder wählbar. Betreffs Anträge zur Generalversammlung ist tz 10 der Statuten zu beachten. Jeder Kollege halte es für seine Pflicht, dieselbe zu besuchen. Mit kollegialem Gruß und „Gut Dampf Julius Sacher, Vorsitzender. Oswald Uhlig, Schriftführer.