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Band XVIII. No. 22. Chemnitz, den 10. August 1908. Der Iusertionspreis beträgt j pro vier^cspattene Peiitzeile oder deren , Raum Z0 Pi. Bei Wiederholungen Rabatt. ^ Deutsche Be > laoen. von denen der GeMslsslclle ein Probecxenipiar einzusenden ist, werden unter genauer Angabe der Auflage billigst berechnet, I Maschinisten- und Heizer-Zeitschrift Fachblatt des Freien Maschinisten- nnd Heizer-Bundes Deutschlands, Sitz Ctzemnitz (vormals Sächsischer Verband). Die Zeitschrift erscheint am 10. und 25. jeden Monats und kostet jährlich 3.60 Mk. Nlle Postämter nehmen Bestellungen zum Preise von 0,90 Mk. vierteljährlich entgegen. (Deutsche Post-Zeitungs Preisliste Seite 91.) kille Zahlungen und Sendungen, welche sich aus den Anzeigenteil beziehen, sind an die Geschäftsstelle: Ernst Pilz, Lhemnitz, Fritz Reuterstr. 27, redaktionelle Berichte an die Redaktion: IulianAralaxx, Lhemnitz, Hartmannstr. 15,NIzu richten. Schluß der Redaktion am 3. bezw. 18. jede» Monats. Alle Mitteilungen für den Buno sind an den Vorsitzenden Julius Emmerich, Lhemnitz, Sonnenstr. 11, zu adressieren. » Inhalts-Verzeichnis: 1. Elektrische Anlagen mit Wasserkraftbetrieb. 2. Schutzanstriche für Beton-Reservoire und Wasser-Leitungen. 3. Was muß der Praktiker von der elektrischen Spannung wissen? 4. Beitrag zur Reinigung von Akkumulatoren. 5. Die englische Arbeitszeit. 6. Tarif verträge im Heizer- und Maschinisten-Beruf. 7. Kollegen! Werbt für Eure Vereinigung! 8. Alkoholmißbrauch. 9. Das Kündigungsrecht bei der Miete rc. 10. Rechts- und Gesetzeskunde. 11. Patent- und Gebrauchsmusterschutz. 12. Bücherschau. 13. Technischer Fragekasten. 14. Juristischer Briefkasten. 15. Redaktionsbriefkasten. 16. Berichtigung. 17. Bundes- und Vereinsnachrichten. 18. Vereinsberichte. 19. Eingesandt. Elektrische Anlagen mit Wasserkraftbetrieb. (Nachdruck verboten.) ^TK. Von einer Energiequelle für elektrische Anlagen wird man vor allen Dingen Betriebssicherheit sowie leichte Regulierbarkeit verlangen; aber es steht doch schließlich immer die wirtschaftliche Frage im Vordergrund und dann lautet die Frage: Wo und wie läßt sich eine möglichst billige Arbeitskraft gewinnen. Hier bietet sich nun vor allem die Wasserkraft dar, da man aus einer natürlichen Energiequelle umsonst Kraft schöpfen kann. Doch kommt es sehr darauf an, ob für die Ausnutzung des betreffenden Wasserlaufes etwa kostspielige Bauten notwendig werden. Das ist z. B. der Fall, wenn die Wasserkraftanlage sich in größerer Entfernung von dem anszunutzenden Wasserlauf befindet, so daß ein längerer Zuführungskanal notwendig wird. Man wird dies freilich nach Kräften vermeiden und die Maschinen direkt neben dem betreffenden Wasserlauf aufstellen. Die Fort leitung des elektrischen Stromes nach einer auch weit gelegenen Verbrauchsstelle geht ja bekanntlich heute ohne übermäßigen Ver lust vor sich, nachdem man gelernt hat, die Energie unter hoher Spannung und bei geringer Menge zu verschicken. Die Ent wickelung der Joule'schen Wärme, die ja Energieverlust bedeutet, tritt mit Verminderung der Stromstärke schnell zurück, da sie ja deren Quadrat proportional ist. Dennoch werden sich oft größere Anlagen nicht umgehen lassen, selbst wenn man für die Fabrikanlage die günstigste Stelle wählt. Unter Umständen wird es nötig, ein künstliches Gefälle für den Wafferlauf herzustellen, wo das natürliche zu gering er scheint. Man wird dann vielleicht recht kostspielige Bauten aus führen müssen: ein Kanal muß das Wasser zu einem Stauwehr führen, hinter welchem es mit genügendem Gefälle in einen Unterwasserkanal gelangt, der dasselbe dann an einer tieferen Stelle wieder dem Wasserlaufe zuführt. Immer wird es daher nötig sein, durch eine ausführliche Rentabilitätsberechnung fest zustellen, ob eine Wasserkraftanlage wirtschaftlich zu empfehlen ist. Daß die Betriebskraft kostenlos geliefert wird, entscheidet ja allein noch nicht: es kommt auch auf die Anlagekosten an! Selbst da, wo geringe Wasserkräfte zur Verfügung stehen, lassen sich dieselben doch nutzbar machen, wenn es sich beispiels weise darum handelt, ein in der Nähe gelegenes Haus mit Licht zu versorgen. Zum Betriebe größerer Fabrikanlagen werden natürlich bedeutende Energiemengen gebraucht. Die Wasserkräfte werden am besten durch Turbinen aus genutzt. Die-zur Stromerzeugung nötigen Dynamos werden bei größeren Anlagen direkt damit verkuppelt, was allerdings ein Horizontallegen der Turbinenwellen notwendig macht, wenn man nicht den Dynamos die ungewöhnliche Einrichtung stehender Wellen geben will. Bei kleineren Anlagen ist eine Riemen transmission anwendbar. Unter Umständen wird es sich empfehlen, die herabfallende Wassermenge mehreren Turbinen zuzuführen, die wiederum ihre Bewegung auf einen Satz von Dynamo maschinen übertragen. Neuerdings ist man in der Ausnutzung der Wasserkräfte weit fortgeschritten. Als typisches Land in diesem Sinne muß die Schweiz genannt werden, wo man alsbald alle wesentlichen Wasserläufe ausgekauft haben wird. Nach und nach kommen die österreichischen, italienischen und französischen Alpenländer nach. Auch Norwegen und Schweden denken an die Ausnutzung der ungeheueren Energiemengen, die sich aus den zahlreichen Wasserfällen gewinnen lassen. So besteht der Plan, das ganze Eisenbahnsystem des südlichen Schwedens mit elektrischem Betriebe auszurüsten. Nordamerika hat am Niagara seine Riesenanlagen zur Gewinnung großer Mengen elektrischer Energie, die in der umfassendsten Weise zum Betriebe elekrischer Straßenbahnen und industrieller Werke (Papier-, Aluminium-, Calciumkarbidfabriken usw.) ausgenutzt wird. Die deutschen Flüsse haben — wenn wir vom Lauf durch das Bergland absehen — bei geringem Gefälle eine verhältnis mäßig langsame Bewegung. Die kinetische Energie der Wasser- maffen ist daher zu gering, um sie zweckmäßig direkt ausnutzen zu können. Es werden daher mehr oder weniger kostspielige Anlagen von Kanälen, Rohren und Schleusen erforderlich, um ein künstliches Gefälle herbeizuführen, d. h. das Wasser zu ver anlassen, auf einer bestimmten Strecke möglichst senkrecht und frei herabzufallen. Die einer unten befindlichen Turbine zugeführte Energie berechnet sich dann theoretisch nach Pferdekräften, indem man die Höhe dieses Nutzgefälles (in Metern) mit der pro Sekunde unten ankommenden Waffermenge (in Litern) multipliziert und das Produkt durch 75 teilt. Von dem so ermittelten Betrage wird natürlich nur ein Teil von der Turbine wirklich ausgenommen und auch dann treten Verluste ein, wenn die an den Anker ge lieferte mechanische Energie in elektrische umgewandclt wird. Wenigstens bei kleineren Anlagen wird die schließlich zur Ver fügung stehende Energie nur einige 60 Prozent der theoretisch ermittelten betragen. Die Felten und Guilleaume-Lahmcyerwerke, Frankfurt a. M., haben einige interessante Mitteilungen über einige der von ihr gebauten Wasserkraftanlagen veröffentlicht. Ich stelle nach den Angaben der Firma einige Beispiele zusammen, denen ich zur bequemen Uebersicht die Form einer Tabelle gebe. Die Zahlen illustrieren Verhältnisse für eine kleinere und zwei größere Anlagen. Das erste Beispiel betrifft die Anlage im Kloster der Franziskaner-Brüder zu Waldbreitbach. Es ist dort eine Francis- Turbine mit stehender Welle aufgestellt, die bei 3,5 cbm Wasser und einer mittleren Druckhöhe von 1,1 m 39 ?8. bei 40 Um drehungen in der Minute leistet. Die Kraft der Turbine wird durch ein konisches Vorgelege und mittelst Riemen auf eine Gleichstromdynamo übertragen, die bei 800 Umdrehungen in der Minute 30 KVC bei 225-240 Volt leistet.