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Band XVIIl, No. 9. Chemnitz, de« 25. Januar 1908. ^ Der Fnsertionsprels beträgt ^ pro Viergespanne Pelitze.Ie oder deren 9iaum 20 Ps- ^ Bei Wiederholungen Rabatt. ^ Deutsche Beilagen. von denen der Geschäftsstelle s ein Probeexemplar cinzusenden ist. werden unter genauer Angabe der Auslage > billigst berechnet. > Maschinisten- und Heizer-Zeitschrift Fartzvlatl des Freien Maschinisten- und Heizer-Bundes Deutschlands, Sitz Chemnitz (vsrinals Sächsischer verband). Die Zeitschrift erscheint am 10. und 25. jeden Monais und kostet jährlich 3.60 !Nk, alle Postämter nehmen Bestellungen zum Preise von 0,90 INk. vierteljährlich entgegen. (Deutsche Post-Zeitungs Preisliste Seite 91.) Nlle Zahlungen und Sendungen, welche sich auf den Anzeigenteil beziehen, sind an die Geschäftsstelle: Ernst Pilz, Lhemnitz, Fritz Reuterstr. 27, redaktionelle Berichte an die Redaktion: I ulian Kra lapp, LH ernnitz, lhartrnannstr. 15,111 zu richten. Schluß der Redaktion am 3. bezw. 18. jeden Monats. Alle Mitteilungen für den Buno sind an den Vorsitzenden Julius Emmerich, Lhemnitz, Sonnen st r. II, zu adressieren. -- Inhalts-Verzeichnis: 1. Die Dampfkesselexplosionen während des Jahres 1906 in Deutschland. 2. Berechnung der Betriebskosten maschineller Anlagen. 3. Der Benzinmotor des Automobils. 4. Metalle für elektrische Lampenfäden. 5. Das Lackieren von Messing. 6. Rechts- und Gesetzes kunde. 7. Gewerblich-Soziales. 8. Patent- und Gebrauchsmusterschutz. 9. Bücherschau. 10. Unterricht. 11. Technischer Fcagekasten. 12. Juristischer Briefkasten. 13. Bundes- und VereinSnachrichten. 14. Vereinsberichte. Die Dampfkesselexplosionen während des Jahres 1906 in Deutschland. (Fortsetzung.) Der dritten Dampfkesselexplosion fiel der Heizer zum Opfer. Verbrüht fand man denselben nach der Explosion in der Nähe der offenen Kesselhaustür liegen. Der liegende Zweiflammrohrkessel der Brennerei von Otto in Arnswalde war am 27. April, abends i/2? Uhr, infolge Wassermangel explodiert und zwar bei einem vom Brennmeister kurz zuvor festgestellten Druck von 1p2 Atm. Am Dampf. Fig- 6. hom waren zwei Flanschendichtungen erneuert worden; um das zu können, war vorher der Kessel abgeblasen worden und nach der Erneuerung der Dichtungen nicht genügend mit Wasser aufgesüllt. Man glaubte mit den in zwei Bottichen vorrätigen Wasser auszukommen, um dann bei lebhaftem Feuer unter dem Kessel mit dem sich entwickelnden Dampfe die Maschinen pumpe anzustellen und frisches Wasser hinein zu fördern. Ehe es aber soweit kam, trat die Explosion ein. Die Flamm rohre waren nicht vollständig vom Wasser bedeckt ge wesen, es hatten gegen 1000 Liter Wasser gefehlt. Trotzdem eine Handspeisepumpe vorhanden, war diese nicht benutzt worden. Jedenfalls gibt diese Katastrophe die Lehre, erst den Kessel genügend anzufüllen, ehe lebhaftes Feuer unterhalten wird. Bei der Untersuchung fand sich das oben eingehängte Speiserohr auf eine Länge von 200 mm von unten bis auf etwa Messerrückenstärke von Kesselstein und Schlamm zugesetzt, sodaß bei der Speisung mit der Maschinenpumpe schon wenig Wasser hindurchgedrückt werden konnte. Daß man bei der Kesselreinigung ein Reservespeiscrohr zur Verfügung bereit hält und das alte auswechselt, um es später bei genügender Zeit zu reinigen, wird noch wenig beachtet. Die entstehenden Kosten für ein solches kommen doch nicht in Betracht gegenüber der Sicherheit im Betriebe. Kesselstein fand sich in Stärken von 3 — 10 mm vor. Der Kessel wurde jährlich nur einmal ge reinigt, was bei dem schlammhaltigen Wasser, welches verwendet wurde, auch nicht genügte. Die Reinigung dieses Kessels nahm bei der Menge von Kesselstein acht Tage zu je 8 Stunden in Anspruch. Ausgeführt wurde dieselbe von 2—3 Personen. Wie die beigefügten Abbildungen erkennen laßen, ist der zweite Schuß des rechten Flammrohres aufgerisseu. Außerdem sind einige Flamm rohrschüsse verbeult und in den Krempen angebrochen (s. Fig. 7 — 9). Rechtes ^ Flammrohr: erster Schuß zu beiden Seiten vomScheitel zusammengedrückt, Anbruch der Krempe im Scheitel 640 mm lang; zweiter Schuß: die vordere Krempe oben 900 mm im Umfang abgerissen und auf 360 mm nach unten gedrückt, hinten Krempenanbruch auf 200 mm Länge; dritter Schuß: oben etwas abgeflacht. Linkes Flammrohr: erster Schuß: Krempenanbruch im Scheitel 280 mm lang, seitlich schwach zusammengedrückt; zweiter und dritter Schuß: von oben etwas abgeflacht. Bruchfläche deutet auf minderwertiges Material, Sehne nicht vorhanden. Ein herausgekreuzter Streifen brach bei Biegung um 90 Auf Unachtsamkeit des Kesselwärters führt der amt liche Bericht die vierte Explosion eines Zweiflammrohrkessels der Steinkohlenbergwerks-Gewerkschaft Graf Schwerin Schacht I/1I zu Dortmund zurück. Die Vorfeuerung ist für entweichende Gase — Abhitze der Koksöfen, zeitweise auch Leuchtgas — eingerichtet. Drei Dampf plungerpumpen dienten in überreichlicher Weise zur Speisung des 88,5 gm Heizfläche besitzenden Kessels. Fig. 10. Die Explosion erfolgte am 24. Juni, vormittags 1/2II Uhr. Das Speisewasser — Ruhrwasser aus der Wasser leitung — war wenig schlämm- und steinhaltig. Die Kessel reinigung erfolgte aller 3 Monate. Der Heizer war seit 11 Jahren angestellt und lag ihm ob die Beaufsichtigung der Batterie mit dem explodierten Kessel, sowie die Speisung einer zweiten Batterie. Beide Kesselbatterien lagen etwa 40 Meter von einander ent fernt. Jede Batterie umfaßte 8 Kessel. Hier hatte also ein Heizer 16 Kessel zu beaufsichtigen! Schon die Speisung allein stellt einen solch hohen Grad von Aufmerksamkeit an diesen Kessel wärter, daß es verwunderlich erscheint, daß der amtliche Bericht von Unachtsamkeit spricht. Noch mehr ist aber der Heizer zu verurteilen, der solch große, über Menschenkraft gehende Pflicht übernimmt. Mag auch zugegeben werden, daß die meiste Schuld die Werksverwalt ung trifft, so sollte ein Heizer solch ungeheure Verantwortung doch keinenfalls übernehmen. Es soll Schreiber dieses erspart bleiben, auf die Dividendenwirtschaft der Kohlenwerke einzugehen, jedenfalls muß ein kärglich besoldeter Heizer sich nicht so belasten lassen. Am Tage der Explosion, einem Sonntage, waren sieben