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II selbe in erster Linie durch Huyghens selbst begründet, so dann durch die Experimente von Crookes und Hertz und die diesbezüglichen oben erwähnten Abhandlungen über die Arbeitsleistung der Wellen erweitert worden ist, näher ein gehe und den Hauptirrthum von Huyghens auf Grund der mechanischen Wellenlehre richtig stelle, will ich zur Orien- tirung einen kurzen Ueberblick über die historische Ent wickelung dieser Ideen geben. Welche Ansicht Newton selbst, der Entdecker des Gravitationsgesetzes, über die Ursache der Schwere gehegt hat, darüber ist vielfach und lange hin und her gestritten worden, denn fast jeder Physiker, der eine eigene Gravitations theorie aufgestellt hat, hat in den verschiedenen und theil- weise sogar zweideutigen Aeusserungen Newtons über die Attractionskraft diejenige Vorstellungsweise, welche der eigenen am nächsten verwandt ist, gesucht und oft mit leichter Mühe herauslesen können. Der innere Grund hierfür ist lediglich darin zu suchen, dass Newtons Anschauungen über die Ursache der Gravitationserscheinungen in seinem langen wissenschaftlichen Leben wesentliche Wandlungen durchgemacht haben, denn von der ursprünglichen Hypothese, nach welcher der Aetherdruck die Bewegungen der Himmels körper nach mechanischen Gesetzen bewirke und welche er be reits im Jahre 1675 in einer Arbeit der R. S. dargelegt hat, ge langt er schliesslich in allmähligen Abstufungen, wie aus den Briefen, die er an Boyle, Halley und Bentley in den Jahren 1678, 1686 und 1693 geschrieben hat, und aus der zweiten Ausgabe seiner Principieu zu ersehen ist, zu der ganz entgegengesetzten Meinung, dass die Gravitation eine causa simplicissima sei, für welche keine mechanische Er klärung angegeben werden könne. Da jedoch die Vorrede, in der dieser letzte Gedanke in scharfer, deutlicher Fassung ausgesprochen wird, nicht von Newton selbst, sondern von seinem Freunde Cotes herrührt, so dürfte man nicht fehl gehen, wenn man mit Maxwell die Urheberschaft der Lehre von der materiell unvermittelten Fernewirkung der Anzie hungskraft nicht für den Entdecker der allgemeinen Gravi tation, sondern für seinen Freund Cotes allein in Anspruch nimmt, zumal da Newton sich mehrfach klar und deutlich darüber ausgesprochen hat, dass eine unvermittelte Ferne wirkung der Materie etwas Absurdes sei und kein mit logischer Denkfähigkeit begabter Forscher dieselbe annehmen könne. Präciser und treffender äussert sich Newton über diesen Punkt wohl kaum in einer anderen Stelle als in den folgenden Worten: