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Mama ist fort und kommt nie, nie mehr wieder, aber sie hat gesagt, Du würdest meine Mama sein. Wirst Du mich auch lieb haben? — da hattest Du mein Herz mir Sturm genommen, und ich gelobte mir, Dir eine Mutter zu sein, die Dich Deine eigene ver gessen lassen würde. Und ich habe mir redlich Mühe gegeben, ich habe Dich geliebt, wie mein eigene« Kind; und dennoch fürchte ich, ich habe meine Pflicht nicht gethan; ja Else, ich hätte strenger sein sollen." Und die alte Dame seufzte tief aus. ,O, Tantchen," rief Else aus, „wie kannst Du nur so etwa« sagen! Du hättest nicht Deine Pflicht gethan! Keine Mutter hätte sich mehr Mühe mit mir Trotzkopf geben können, unk wenn ich nicht so geworden bin, wie ich sollte, so bin nur ich daran schuld, nicht Du, liebste, beste Tante." „Nun wir mögen wohl beide schuld sein, Else; aber wenn ich gefehlt, so habe ich es nur au« über großer Liebe gethan. Doch was auch schuld sein mag, bleiben kann es nicht so, das habe ich einsehen ge lernt. So wie Du Dich heute gegen meinen Neffen betragen, das möchte ich nicht noch einmal erleben!" „Tante," — in Elsen'S braunen Augen glänzte es feucht, — „Tante, ich — ich weiß, daß es sehr unrecht von mir war, aber ich konnte wirklich nichts dafür, er hat das Talent mich zu reizen. Ich will aber in Zukunft versuchen, höflicher zu sein!" „Ich fürchte, Kind, dazu ist es zu spät; so wie ich Gustav kenne, wird er Dich nie wieder um eine Ge fälligkeit bitten, Du müßtest Dich kenn entschließen können, ihn um Berzeihung zu bitten —" „Ich ihn um Berzeihung bitten!" „Ach, Else, das klang fast so trotzig wie vorhin, und ich glaube doch, Du habest Dein Unrecht einge sehen." Das junge Mädchen antwortete nicht sogleich. Bei ihren letzten Worten, die sie in ziemlich hef tigem Tone gesprochen, hatte sie sich von der Bank erhoben und kehrte jetzt der Geheimräthin den Rücken zu. Nach wenigen Sekunden aber wandte sie sich wieder um. „Tantchen," sprach sie sanft, „Du sollst Dir keine Borwürfe machen, ich gehe hin, um dem Herrn Dok tor Abbitte zu thun." — — 1)r. Arnold saß während dessen drinnen im Zim mer, wo seine Tante ihn verlassen, rauchte und las die Zeitung. Da Hörle er hinter sich leise Schritte; er wandte sich um und erblickte Else. „Ach, mein Fräulein," redete er sie an, „Sie be reuen wohl Ihr unliebenswürdiges Wesen, und kom men, sich bei rem Herrn Schulmeister zu entschul digen? " Das war zu viel. Der Schritt, der das junge Märchen so viel Ueberibinvnng gekostet hatte, er wurde von ihm als etwas ganz Natürliches, Selbstverständ liches angenommen! Nein, den Triumph konnte sie ihm nicht gönnen! (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — In Belgien sollen versuchsweise „Sonn tags-Briefmarken" eingeführt werden. Briefe, welche, mit diesen Marken versehen, Sonnabends bei der Post eingeliefert werden, sollen dem Empfänger erst Montags zugestellt werden. Sollte nach einer bestimmten Versuchszeit die Zahl der mit „Sonntags Briefmarken" eingeliefertcn Briefe den Beweis geben, daß der größere Theil des schreibenden Publikums sich für die Sonntagsseier der Briefträger ausspricht, so wird letztere eingeführt. — In Wien sind dieser Tage zwei junge Fran zosen ««gekommen, welche den Weg von Paris nach Wien auf dem Zweirad zurückgclegt haben. Die beiden Herren brauchten zu dieser etwa 1100 Kilometer langen Strecke elf Tage, haben also an einem Tage rund IOO Kilometer durchreist. — Etwas vom. Biere. Der Direktor einer Münchener Brauerei sagt: „ES ist nicht genug, gutes Bier in die Welt zu schicken, man sollte auch jedem Wirth und Trinker die Behandlung lehren! Wie wird verfahren! Acht Zehntel Wirthe verstehen nicht einzuschenkcn und neun Zehntel Trinker verstehen nicht zu trinken! Dem Bier muß seine Kohlensäure er halten bleiben bis zum Munde des Trinkers. Durch die Kohlensäure nur allein bekommt das Bier gut. Wird sie durch verkehrtes Verfahren dem Bier ent zogen, so hat es einen widrigen faden Geschmack und liegt wie Blei im Magen, macht Kopfschmerzen und allerlei Uebelbefinden. Durch mehrmaliges Umgießcn verflüchtet sich ebenfalls die Kohlensäure, desgleichen durch Erwärmung. Erste Bedingung ist: Berührung des Bieres mit Luft und Erwärmung zu vermeiden, so viel als möglich; das Bierglas muß dicht unter dem Hahn gehalten werden. Verkehrt ist das Ein schenken tief unter dem Hahne und Auf- und Nieder fahren des Glases oder gar Luft einzuspritzen, wodurch die Kohlensäure geradezu gemordet wird. Etwas ThörichtercS oder Schlimmeres kann dem Biere nicht angethan werden. Die meisten Trinker, die kein Ber- ständniß haben, wollen aber viel Schaum sehen. Wirth und Trinker sagen bei viel Schaum: „Das ist ein Bier!" — Das ist aber verkehrt. „Das ist kein Bier!" (Wenn diese Regeln besser befolgt würden, dann würden auch die Biere mehr munden und allen besser bekommen). — Was die Zähne bedenken. Wenn beim Oeffnen der Lippen sich das Zahnfleisch über den oberen Zähnen zeigt, so ist dies das Zeichen einer kalten und phlegmatischen Natur. Kurze, kleine Zähne sollen Schwäche und kurzes Leben bedeuten, lange Zähne, wenn sie gleichmäßig stehen, langes Leben. Je mehr sich die Zähne in Schärfe, Größe, Form und Anordnungen denen fleischfressender Thiere nähern, desto heftiger sind thierische Instinkte in der Person; friedlich ist der Charakter, wenn sie denen der pflanzen fressenden ähneln. Weiße, mittelgroße, gleichmäßig stehende Zähne, die man sieht, wenn sich der Mund öffnet, ohne daß das Zahnfleisch sichtbar wird, deuten auf gute und ehrenhafte Natur; vorstehende Zähne bedeuten Raubgier, kleine, zurückstehende Zähne, die man nur beim Lachen sieht, Schwäche und Mangel an physischem und moralischem Muth. Die unteren Zähne vorstehend nnd über die oberen greifend, zeigen einen harten und strengen Charakter an. — Koblenz. Hier wollte vor einigen Tagen ein junger Mann ein Concert besuchen. Im Garten war bereits die elegante Welt der Rheinstadt beisam men, und der zerstreute Nachzügler erschien an der Pforte mit einem Prachtstück seines Kleiderschrankes über dem Arme, welches man gewöhnlich nicht über den — Armen trägt. Er erregte natürlich Sensation, und eine unverkennbare Heiterkeit der Umstehenden belehrte ihn, daß er — nicht seinen Sommerüberzieher spazieren geführt hatte. Schleunigst trat der Zer streute den Rückweg an; er trug den unausbleiblichen Spott mit Geduld und das — unaussprechliche Kleidungsstück nach Hause. — Heiteres von der Brigantengeschichte. Unter dieser Ueberschrist giebt die Rheinisch-Westfälische Zeitung zu der „Affaire von Tscherkeßköi" folgendes zum Besten: In der von allen Zeitungen veröffent lichten Liste der europäischen Reisenden, die sich in dem überfallenen Zuge befanden, war auch der Name eines in Berlin wohlbekannten Mannes nebst Gattin enthalten. Man kann sich das Erstaunen der legitimen Ehehälfte dieses Herrn vorstellen, als sie, die ruhig daheim geblieben war, in ihrer Zeitung lesen mußte, daß sie an der Seite des treuen Gatten von den Räubern aus dem Koupee gerissen worden sei und laut jammernd alle ihre Schmucksachen fortgcworfen habe, um nur ihr Leben zu retten. Ein Jrrthum der Zeitungen war in diesem Falle gänzlich ausge schlossen, da der Bericht amtlich auf Grund der An gaben des Stangcnschen Reisebüreaus verfaßt war. Der Gemahl mußte also in Gesellschaft einer „falschen Gattin" die Reise nach dem Orient angctreten haben. Auch uns war s. Z. diese pikante Geschichte zuge tragen worden, auf unsere bezüglichen Erkundigungen haben wir indeß erfahren, daß sie der Begründung entbehrt. Der betreffende „in Berlin wohlbekannte Mann" hat keine „falsche Gattin" mit auf die Reise genommen, sondern seine ihm rechtmäßig angetraute Ehehälfte. Er lebt allerdings in zweiter Ehe, und der Umstand, daß seine von ihm geschiedene erste Gattin, die in Berlin lebt, sich nach dem Schicksal ihres verflossenen Mannes erkundigt hat, mag wohl zu der Entstehung der pikanten Version Anlaß ge geben haben. — Ein Philosoph: „Warum nennt man die, welche hingerichtet werden, arme Sünder?" — Schüler: „Weil — weil reiche Sünder niemals hingerichtet werden. — Im Um seh'n. „Sieh mal den Wächter oben auf dem Thurm, ist das nicht ein beneidenswerther Mensch?" — „Wieso?" — „Zinn, der verdient doch im Umsehen sein Geld." Standesamtliche Nachrichten von Schönheide vom 14. bis 20. Juni 1891. Geboren: 170) dem Bürstenfadrikarbeiter Franz Edwin Leistner in Neuheide Nr. 15 1 T. 171) dem Handarbeiter Franz August Damm hier Nr. 39 1 S. 172) der unverehel. Biirsteneinziehcrin Alwine Justine Meier hier Nr. 154 1 S. 173) dem Waldarbeiter Friedrich August Schädlich hier Nr. 12 1 S. 174) dem Sattler Karl Richter hier Nr. 3026 1 T. 175) dem Fabrikschmied Ernst Hermann Thuß in Wilzschhaus Nr. 57 1 S. 176) dem Bürstenfabrikarbeiter Franz Eduard Lenk hier Nr. 120 1 S. 177) dem Portier Karl Paul Börner hier Nr. 174 1 T. Aufgeboten: 36) der Bäckergehilse Johann Nepomuk Eisen- kolb hier mit der Tambourirerin Anna Meine! hier. Eheschließungen: 34) der Schuhmacher Franz Emil Unger hier mit der Wirthfchaftsgehilfin Hulda Rosenhauer hier. 35) Der Wollwaaren-Drucker Karl Richard Unger hier mit der Tambourirerin Auguste Anna Pilz hier. 36) der Eisen hüttenarbeiter Friedrich Louis Lenk hier mit der Bürsten fabrikarbeiterin Anna Marie Tuchscherer hier. Gestorben: 92) des Bürstensabrikarbeiters Franz Ludwig Schädlich hier Nr. 1406 Sohn, Alfred, 2 M. alt. 93) des Kaufmanns Gustav Lenk hier Nr. 46 Sohn, Kurt Gustav, Ist M. 25 T. alt. I4. Ulngsvr 8üs86r» Aledieinal- Heiäeldeer-W ein Vsiloden-Lsike ILossn-Ssiks in vorzüglicher Qualität empfiehlt st Packet (3 Stück) 40 Pf. IT. loolnuttnii. Ein Familien Logis ist zu vermiethen am Brühl No. S4S. Günstige Offerte. Um mein reichhaltiges Lager etwas zu räumen, verkaufe ich einen größeren Posten von Älllkll-, StMli- II. Mtt- Zchilhtll». Aitfklli in anerkannt besten Qualitäten lM" zu herabgesetzten Preisen "WS und halte mich bei Bedarf bestens empfohlen. Lsrtka Lagert, Schuhwaaren-Lager. Die diesjährige Grasnutzung meiner am sogen. Jugelt'schen Gut belegenen Wiesen soll Sonnabend, den 27. Juni er., Vormittag 8 Uhr an Ort und Stelle parzellenweise an die Meistbietenden verpachtet werden. Zusammenkunft: ebendaselbst. Eibenstock, 22. Juni 1891. Die diesjährige Grasnutzung meiner am rechten und linken Mulden- «fer belegenen Wiesen soll Montag, den 29. Juni er., Vormittag 8 Uhr an Ort und Stelle parzellenweise unter den vorher bekannt zu gebenden Be dingungen an die Meistbietenden verpachtet werden. Zusammenkunft r an der Muldenbrücke. Eibenstock, 22. Juni 1891. UInAvi» Zum Jahrmarkt verkaufe ich sämmtk. Artikel der WtliW- mii> M-Kaich um zu räumen zu jedem «nr an- «ehmvarm Preise. 0k. kumsnn'8 L Bei Husten und Heiserkeit, Luftröhren- u. Lungcn-Katarrh, Athem- noth, Verschleimung u. Kratzen im Halse empfehle ich meinen vorzügl. bewährten -Hvnizx st Fl. 60 Pf. Ält-Nrichenau. Ist. Vuckltv», Apoth. Allein ächt in der Apotheke in Eibenftock. M Uedss OstrLnk rur UrLMpsun« 5ür und tz» und Lued »I» «»urmittel -«««" Hastsa, üvtserkett, " VersekIslmiuiL, sie. sto. mit xutsm Lrtols Sok tLMLrk OrtslnklUs^oko Zkk. L»o »ekts In Kiöenüoäl bei 42. und RR. Oesterreich. Banknoten t Mark 73,„ Ps. 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