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Bericht über die Leistungsfähigkeit des Josef Gecmenschen Keim- und Darr-Apparates des Herrn Frau* ISeltoloubek, Unterbrauer in Krumau. Der obgenannte fürstlich Schwarzenberg'scke Unterbrauer erhielt den Auftrag, den Geemen’schen Keim-Apparat während seines Betriebes zu beobachten und über seine Leistungsfähigkeit zu berichten, und nachdem er vom 21. März bis 15. April 1874 in der mechanischen Mälzerei der Herren J. Zboril & Co. täglich der Mälzung und Darrung beiwohnte, kann er nicht anders, als über das neue Keimsystem das günstigste Urtheil fällen, weil er den Keimprocess im Keim-Apparate überraschend schön, das abgedarrte Malz tadellos und das daraus erzeugte Bier allen Anforderungen entsprechend befunden hat. „Die Beobachtungen, welche ich während meiner Anwesenheit zu machen die Gelegenheit hatte, lassen sich folgender- maassen zusammenfassen, jedoch glaube ich gut gethan zu haben, dass ich ein und dieselbe Gerste, welche den Fabriksbesitzern gehörte, in zwei getrennten Partien ein Mal auf der Malztenne, das andere Mal im Keim-Apparate führte und selbst genau beobachtete. Beobachtungen im Keim-Apparate. Nachdem die Gerste den gewöhnlichen Weichegrad erhalten, wurde dieselbe aus dem Weichstock am 23. März früh aus geworfen und vierzig Stunden bei mehrmaligem Umwenden trocken gelassen, und zwar so lange, bis sie zu „äugeln“ begann. Der am 24. März früh auf den Keim-Apparat gebrachte und zwar vier Etagen auf ein Mal ausfüllende Gerstenhaufen, der so dick lag, dass auf eine Etage beiläufig 12 bis 13 Metzen entfielen, wurde in je 8 oder auch in je 12 Stunden ein Mal umgekippt. Nach Verlauf von 24 Stunden spitzten sämmtliche Körner, aber nicht ganz egal, in abermals 24 Stunden trieben sie sogar schon die 2. und 3. Wurzelfaser. In den weiteren 48 Stunden zeigte sich das Malz frisch, gesund, von angenehm aromati schem Geruch, nur hie und da waren einzelne Wurzelfäden stärker ausgeschossen. Am 30. März zeigte das Malz theilweise Lösung, jedoch war der Blattkeim erst zur Hälfte entwickelt, vollkommener war es am 31. März aufgelöst und noch frisch; am 1. April erlangte es seine Reife, war jedoch ungleich in der Wurzelkeimentwicklung, während der Blattkeim die Hälfte des Kornes nicht überschritten hatte. Von einer Schimmelbildung habe ich nirgends etwas wahrgenommen, höchstens an beschädigten Körnern hin und wieder Schimmelansatz beobachtet. Der Haufen auf der kleinen Tenne wurde am 23. März ausgebreitet, auf gewöhnliche Weise gearbeitet, zeigte sich in 48 Stunden bereits äusserlich abgetrocknet, begann am 26. zu äugeln, spitzte am 27., stand am 28. in voller Vegetation, die jedoch noch immer nicht ganz gleichförmig verlief; am 29. sah er stark zusammengewachsen, hübsch gekraust aus, am 30. März ausgeglichen, jedoch konnte eine theilweise Lösung, so wie solche bei der Gerste von derselben Weiche am Keim-Apparate stattfand, noch nicht wahrgenommen werden. Am 31. fand ich theilweise Auflösung, jedoch hatte der Blattkeim schon % der Länge des Kornes erreicht. Am 1. April trat ziemlich vollständige Auflösung ein, nach weiteren 24 Stunden war es für die Darre reif, mithin blieb ich auf der Tenne um 24 Stunden hinter dem Keim-Apparat zurück. Das von der Tenne erhaltene Malz zeigte kürzere Wurzelkeime als das vom Apparat; dieses war aber ebensowenig gleich wie jenes. Dagegen unterschieden sich beide Malz sorten von einander wesentlich dadurch, dass die Blattkeimentwicklung des auf der Tenne geführten Malzes eine viel raschere war. Die beobachtete Temperatur auf der Malztenne betrug während der ganzen Malzdauer + 8—9° R. und im Malzsatz nicht über + 14° R.; im Keimapparat auf den oberen Etagen + 10—15° R., in den mittleren + 10—13° R., in den unteren Etagen + 10—12°R und im Innern des Raumes 8—11° R., ausserhalb der Mälzerei zeigte das Thermometer -f- 6—18° R. Der Unterschied auf den verschiedenen Seiten der Etagen war unbedeutend, in der keimenden Gerste und ausser derselben nicht höher als + 1 0 R. Aus diesem Versuche schöpften wir die Ueberzeugung, dass die Schuld an dem ungleichen Wachsthum der Gerste an ihr selbst zu suchen sei, und erhielten die Erlaubniss, mit einer selbst gekauften guten Frucht einen abermaligen Versuch vor nehmen zu können, in der vorhin angeführten Weise, sowie wir angewiesen wurden, die beiden aus derselben Gerste, theils auf der Tenne, theils im Apparate gewonnenen Malze im Kleinen und Grossen verbrauen zu dürfen. Von dem fertigen Malze wurden zwei Proben an die Versuchsstation in Lobositz, an Herrn Dr. Hanamann gesendet, welcher in Bezug auf die Ertractausbeute und über das Verhalten beider Malzproben während des Sud- und Gährprocesses, sowie über die Beschaffenheit und Zusammensetzung der erzeugten Biere weitere Versuche anstellt. Die Beobachtungen bei den folgenden, mit eigener Gerste angestellten Keimversuchen waren folgende: Es wurde am 31. März Abends eine zwar leichte, jedoch gesunde Gerste, Wiener Gewächs, per Metzen 68 Pfund Wiener Gewicht, und zwar 92 Wiener Metzen eingeweicht. Nach 80 Stunden Weichzeit aus dem Quellstock, am 4. April früh, ausge worfen, kam sie am 6. früh als vollkommen trocken und bereits gespitzt auf die ersten fünf Etagen. Die andere Partie jedesmal nach einmaliger Umkippung. Meines Erachtens — da bei dem ersten Versuche nicht regel recht gekippt wurde — musste diesmal pünktlich von 6 zu 6 Stunden umgekipppt werden. Am 7. spitzte die Gerste stark, war am 8. im grössten Triebe, ziemlich gleich gekraust und stark im Geruch, am 9. stark zusammengewachsen, ziemlich gleich, keine so vorgeschossenen Wurzelfäden, schöner gesunder Geruch, am 10. zeigte sie sich schon ziemlich in vorgerückter Lösung, der Blattkeim zur Hälfte, am 11. vollständige Auflösung, der Blattkeim zur Hälfte entwickelt, das Malz frisch, gesund, von gutem Geruch, Schimmelbildung nicht warzunehmen. Im Ganzen war das Gewächs gleich und zeigten sich nicht so verschossene Wurzelkeime, wie es bei dem ersten Versuch der Fall war, wo jedenfalls das Wenden ungenau geschehen war. Der zugleich geführte Haufen wurde am 4. April ausgebreitet, am 6. war der Haufen trocken, am 7. begann er zu äugeln, am 8. zu spitzen — sämmtliche Körner egal — am 9. hatte der Haufen „schönen Schweiss“, war schön zusammen-