72 Daraus gelangten folgende Anträge zur Ab stimmung: 1. Commerzienrath Wolfs aus M. Gladbach und Genossen. Antrag auf Bildung einer Berufsgenossen schaft für die Baumwoll-Spinnerei,Weberei, Druckerei, Färberei und Appretur Nord- Deutschlands, soweit der Hauptbetrieb sich auf Baumwolle bezieht. — Es wurden abgegeben 624 Stimmen dafür, 991 Stimmen dagegen. 2. Antrag der vereinigten Färber Hamburgs (Karstedt und Genossen) auf Bildung einer Berufsgcnofsenschast für die gesammte Textil- Jndustrie des Deutschen Reiches. — Derselbe wurde von der Majorität ab- gclehnt. 3. Antrag der eingeladenen Berliner In dustriellen (Commerzienrath C. Spindler und Genossen) auf Bildung einer Berufs genossenschaft für die gesammte Textil- Jndustrie des Deutschen Reichs, mit dem Unter-Antrage auf Trennung der Textil- Jndustrie nicht nach den Rohstoffen, son dern nach lokalen Grenzen, falls der Haupt- Antrag nicht durchgehen sollte. Der Haupt-Antrag fiel mit No. 2. 4. Antrag Schopper und Genossen aus Zeulen roda auf Trennung der Reußischen Textil- Jndustrie von der beabsichtigten Berufs genossenschaft und Vereinigung derselben, sowie derjenigen von Sachsen-Coburg mit derTextil-Jndustrie des Königreichs Sachsen. Der Antrag wird angenommen. 5. Antrag von 16 Kattun-Druckereien auf Bildung einer eigenen Berufsgenoffenschaft für die Kattun-Druckerei der Provinzen Rheinland und Westphalen. Derselbe wird trotz Herrn Geheimrath Bödiker's Versicherung, daß er ganz aus sichtslos sei, nicht zurückgezogen, und mit 2241 gegen 440 Stimmen abgelehnt. 6. Antrag Rheinischer Textil-Industrieller auf Bildung einer Berufsgenossenschaft für die gesammte Textil-Jndustrie für Rhein land und Westphalen, wird mit großer Majorität der Betheiligten angenommen. Hierauf gelangt der Berliner Unter-Antrag Nr. 3: „Trennung der Textil-Jndustrie nicht nach den Rohstoffen, sondern nach lokalen Grenzen," und zwar auf Vorschlag des Herrn Geheimrath Bödiker für die in der Einladung genannten Provinzen unter Ausschluß von Rheinland und Westphalen zur Abstimmung und wird mit einer Majorität von nur sechs Stimmen (214 dafür und 220 dagegen) ab gelehnt. Auf Veranlassung des Herrn Geheim rath Bödiker wird im Protokoll ausdrücklich bemerkt, daß von den vielen Stimmen aus Hannover keine einzige dafür gestimmt habe. Damit war das Programm der bewegten Versammlung erledigt, und es bleibt nunmehr abzuwarten, in welcher Weise der Bundesrath die in derselben zur Aeußerung gelangten ver schiedenartigen Interessen mit einander ver schmelzen wird. Während auf den General-Versammlungen der Leinen- und der Seiden-Jndustrie die An träge auf Bildung einer Berufsgenossenschast der genannten Branchen für das ganze deutsche Reich unter Abzweigung einzelner Provinzen mit Sonderstellung Annahme gesunden haben, ist auf den General-Versammlungen der Wollen- und der Baumwollen-Jndustrie diese Einigung nicht erzielt worden. Es dürfte also die Grup- pirung dieser Branchen im Wesentlichen von dem Ermessen der Reichsbehörde abhängen, welche hoffentlich sich um so leichter entschließt, dem in immer weiteren Kreisen sich kundgeben den Wunsche nach Vereinigung der Textil-In dustrien innerhalb lokaler Grenzen Rechnung zu tragen, als gerade die dahin zielenden An träge günstig ausgenommen worden sind. Berlin, den 16. Februar 1885. Carl Spindler, Wilhelm Wolfs, in Firma W. Spindler. in Firma Wolffs Kaitunfabrik. Wir schließen hieran den Wortlaut des von den Berliner Delegirten eingebrachten Antrages: In Erwägung, daß eine Theilung der Gruppe IX Textil-Jndustrie nach dem zur Be arbeitung gelangenden Rohmaterial nur man gelhaft durchzuführen ist, da vielfach in dem gleichen Fabrikbetriebe verschiedene Rohstoffe,