Volltext Seite (XML)
455 Jeder P ractiker wird bestätigen, daß der Chromsud mit Weinstein grün aussieht, der selbe ohne Weinstein aber gelb. Es kann daher nicht gleichgültig sein, ob man den Chromsud mit Weinstein herstellt oder ohne Weinstein. Und falsch ist es, wenn Verfasser sagt: „Aus genommen sind hier die Chrombeizen, bei denen etwas Schwefelsäure die Stelle des Wein steins vertritt." — Wer Chromschwarz färbt, weiß, daß der gelbe Chromsud die Wolle an- greist, der grüne aber nicht. Im ersten Falle muß die Chromsäure durch die Wolle reducirt werden, im letzteren geschieht es durch die Weinsäure des Weinsteins. Der Weinstein schützt also die Wolle vor dem Angriff. Mit vollem Recht verlangen daher unseres Erachtens die Militairbehörden bei Lieferung von Chromschwarz den Ansud mit Weinstein,- denn es ist für die Haltbarkeit der Stoffe nicht gleichgültig, ob die Wolle darin drnch.. Chromsäure angeätzt ist oder nicht. Daß die Echtheit des Chromschmarz oe." Anwendung von Weinstein höher sein sollte, als bei Benutzung des gelben Sudes, behauptet Niemand, unseres Wissens auch nicht die Mi- litairbehörden. Nebrigens begreifen wir nicht, warum sich Verfasser so sehr gegen die Ver wendung von Weinstein für die Militair- artikel sträubt. Der Färber hat dadurch ein viel angenehmeres Färben und der Fabri kant offenbar Vortheile. Die Mehrkosten muß man sich natürlich bezahlen lassen. Wir bedauern, daß der preisgekrönte Ver fasser sich nicht vor seiner Arbeit in der Farben- Chemie etwas umsah. Er mußte sich doch sagen, daß man ohne Kenntniß der einschlägigen che mischen Thatsachen nicht über ein Kapitel ur- theilen kann, welches lediglich eine Anwendung der Chemie darstellt. Und wenn über der Arbeit das Motto steht: „Wir herrschen über die Natur, indem wir ihren Gesetzen ge horchen" — so hätte sich die Arbeit mit diesen Gesetzen ein wenig beschäftigen sollen. So aber erscheint durch diesen Mangel der Zweck des Ganzen, die Praxis zu fördern, verfehlt und statt dessen eine Färbereitechnische Kapuzinerpre digt, welche leider nicht, wie ihr Original, überall die Wahrheit sagt. Färber-Akademie. Seit Erscheinen von Nr. 4-2 unserer Zeitung gingen an Beiträgen für die Färber-Akademie ein: B. Anilin-und Soda-Fabrik in Stuttgart lOO Mk. — Pf. Dazu laut Aufstellung in Nr. 42 . . 5ll „ — „ Summa 6l1Mk. — Pf. Indem wir den Herren Wohlthätern im Namen unseres gemeinnützigen Institutes ver bindlichst danken, bitte» wir alle diejenigen, welche ihren Beitrag noch nicht einsandten, dies freundlichst umgehend zu thun. Nachrichten. Die Naumwollengarnfäröerei geht sehr gut, ebenso die Baumwollengarnbleicherei. Die Baumwollenstücksärberei ist gleichfalls sehr gut beschäftigt. Die Wollengarnfär berei hat dagegen etwas nachgelassen, besonders - in Schattirungen. Die Wollenstückfärberei ./geht befriedigend, besonders in Doubles. Die Seidenfärberei ist noch gut beschäftigt, besonders in Tussa und Couleuren. Die Lappenfärberei geht gut, die Wäscherei matt. Die F ederfärberei ist noch immer gut beschäftigt. Dagegen die Garndruckerei matt beschäftigt in allen Branchen. Schuh derHcschäftsgeheimnilse. vr.Kerm. Ortloff in Weimar empfiehlt, diesen nöthigen Schutz durch Zusatz zu H 300 des Reichsstraf gesetzbuchs zu bewirken, etwa dahin lautend: „Personen, welche in Fabriken oder anderen gewerblichen (technischen) Unternehmen beschäf tigt sind, werden, wenn sie dasjenige, was ihnen vermöge ihrer Stellung als Geschäftsge- heimniß bekannt geworden ist und sie geheim zu halten verpflichtet sind, an Andere mittheilen, mit Gefängniß u. s. w. bestraft. Die Strafe ist hier in einem so breiten Rahmen festzustellen, daß nicht bloß die fahrlässige Ausplauderei, sondern auch die vorsätzliche Perfidie getroffen werden kann, und jedenfalls ist eine Geldbuße an den Geschädigten recht sehr am Platze. Eine höhere Strafe ist zu bestimmen für diejenigen, welche aus Gewinnsucht, oder um dem Geschäftsinhaber Schaden zuzufügen, einen solchen Verrath begehen, und ebenso für die-