334 halbwollene Maaren, sowie 50 000 Stück Plüsche in den hiesigen Appreturanstalten gefertigt. Sowohl für Wollenwaaren als auch für Plüsch- waaren hat die Fabrikation Fortschritte gemacht. Berlins Erzeugnisse werden, was Güte anbetrifft, vielfach den besten anderer angesehener Fabrik städte an die Seite gestellt; was Muster und Effect anbetrifft, steht die Berliner Fabrikation oben an. Auffallender Weise wird diese nur zum kleinsten Theile in geschlossenen Fabriken, meistens aber als Lohnweberei betrieben. Der Berliner Fabrikant besitzt eigentlich keine Fabrik. Er spinnt die Garne nicht selbst, sondern kauft sie, liefert alsdann dem Weber die geschorenen Ketten, den Schuß, und der Lohnappreteur macht die Waare fertig. Diese eigenthümliche Art des Betriebs hat vielleicht auf den ersten Blick etwas Befremdendes für den mit den Verhältnissen weniger Vertrauten; sie empfiehlt sich aber bei dem schnellen Wechsel des Geschmacks. Jede Veränderung in der Weberei kann durch die vielen zu Gebote stehenden Arbeitskräfte schnell bewirkt, die Production kann stets dem Bedarf entsprechend vergrößert oder verkleinert werden, und gerade dieser schnellen Beweglichkeit verdankt die Berliner Stoffsabrikation ihre Größe. Allerdings verleitet diese Fähigkeit schneller Ausdehnung leicht zur Ueberproduction. In geschlossenen Fabriken wird die Fabrikation der sogenannten „englischen" Stoffe betrieben, welche in den letzten Jahre» an Absatz sehr zugenommen haben, obgleich diese Maaren nicht ausgeführt werden können; denn die Baum wollenketten müssen immer noch aus England bezogen werden. Augenblicklich wird auch in diesem Zweige der Fabrikation über flauen Ge schäftsgang geklagt. Einen Aufschwung hat in Folge der Mode die Fabrikation der Stoffe ge wonnen, die auf Rundstühlen gearbeitet werden. Berichtigung. In Nr. 33 S. 328 linke Sp., 17. 3- v. oben statt „Chromaluminium" lies: „Chloraluminium." Nachrichten. Die Aauinwossengarnfärverei ist nach wie vor sehr gut beschäftigt, ebenso die Baum wollengarnbleicherei. Das Geschäft in der Baumwollenstückfärbcrei geht wenig schwä cher. Ebenso ist die Wollengarnfärberei noch gut beschäftigt, auch in Schattirungen und Strickgarnen. Das Geschäft in der Wol lenstückfärberei geht sehr gut. Ebenso geht die Seidenfärberei in Couleuren und Tussa flott, in Schwarz dagegen matt. Die Lappen färberei geht noch immer gut. Auch das Geschäft in der Wäscherei hat angezogen. Die Federfärberei geht sehr gut und das Geschäft in der Garndruckerei matt, mit Ausnahme der Wolle, welche gut beschäftigt ist. Zu dem Kapitel „Isarbenfabrikation und Farbenanwendung" schreibt uns ein lang jähriger Freund unseres Blattes. Die Theer- farbenfabrikation vermag für die Folge nur unter Berücksichtigung des wahren Bedarfs der Textilindustrie und darum nur unter Mit wirkung eines vollständig damit vertrauten Fachmannes ihr Ziel vollkommen zu erreichen. Sicherlich ist schon mancher vortheilhafte Farb stoff den Weg des Laboratoriumspülsteins ge gangen, weil die Laboratoriums Chemiker seinen Werth nicht zu erkennen vermochten. Letzteres ist von einem Farben - Chemiker auch nicht zu verlangen; denn es gehört dazu die Kenntuiß aller Farbstoffe und ein Einblick in deren Ver wendung, und zu letzterem wieder eine viel jährige praktische Erfahrung. Deshalb ist es auch nicht richtig, wenn ein Englischer Vortrag den Farbenfabrikanten zumeist, nur Farbstoffe zu fabriciren, sich um deren Anwendung aber gar nicht zu kümmern. In dcr Seidenvandfavrik de Wary in Gebweiler (Elsaß) stellten am 25. August c. die Arbeiter wegen Lohnverkürzung die Arbeit ein. Die W. Anilin- und Sodafavrik ist auf der Ausstellung zu Antwerpen mit der höchsten Auszeichnung, dem Ehrendiplom, prämiirt worden. Abgebrannt: Die Waumwossenspinnerei von Robert Schneider in Marienberg am 16. August c. Zn einer interessanten optischen KLuschung boten die Berliner Anschlagsäulen kürzlich Gelegenheit. An sämtlichen 400 Säulen befand sich nämlich ein großes scharlachfarbiges Placat,