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363 Der über dieser Inschrift als Fabrikzeichen an gebrachte Löwe schaut uns so grimmig an, daß wir gar nicht wagen, an der Wahrheit der obigen Worte zu zweifeln, zumal auf einem daneben angebrachten großen Bilde eine Con- serenz von drei Waschweibern und einer Dame mit schwefelgelben Haaren die Vorzüglichkeit der Soda lebhaft discutirt, während der da nebenstehende Ehegatte der Gelbhaarigen den Finger feierlich gegen eine Anzahl im Winde flatternder gewaschener Hemden aufhebt. Er erhärtet wohl eidlich die Vorzüglichkeit der Bleichsoda. In dem nächsten Schrank stellen Curdes L Co. in Berlin ihre Produkte in Dextrin und ge rösteter Stärke aus, von den hellsten Sorten fast weiß bis zu der hellbraunen gerösteten Kar toffelstärke. Zwei Tableaux veranschaulichen die Anwendung dieser Produkte für Appretur und Druckerei. Das Blaufarbewerk Bensheim (Hessen) stellt seine Ultramarine in allen Nü- ancen aus, von dem rothblauen Ultramarin zur Blauung von Weiß bis zu den grünsten Nuancen. Auch grünes Ultamarin ist vertreten, und die neuerdings erst erschienenen violetten und rothen Ultramarine. Gegenüber führt die „Actien - Gesellschaft für Farbholzsabrikate" zu Hamburg ihre Producte vor. Wir hatten bei der letzten Gerberei - Ausstellung in Berlin bereits Gelegenheit, diese Producte zu beschrei ben: geraspelte und gemahlene Hölzer, Extracte und reine Farbstoffe. Die Wirkung dieser Producte ist durch gefärbte Wollen - und Baum- wollproben dargestellt. Dabei sind aber offen bar einige Jrrthümer untergelaufen; wenig stens fanden wir einige Strähnen schwarzes Eisen garn als Westgarn bezeichnet, und zwei Strähnen Baumwollengarn zeigen ein brennendes Roth, wie man es mit Farbhölzern unseres Wissens nicht darzustellen vermag. (Fortsetzung folgt.) Nachrichten. Pie Aaumwosseugarnfäröerei hat etwas nachgelassen, geht aber noch gut, ebenso die Baumwollengarnbleicherei. Da gegen ist die Baumwollenstücksärbcrei immer noch sehr gut beschäftigt. Auch die Wollengarnfärberei geht noch immer sehr gut, ebenso in Schattirungen, Das Geschäft in der Wollenstückfärberei geht - immer noch gut, besonders in Doubles. Dagegen ist die Seidenfärberei nur noch mittelmäßig be schäftigt. Die Lappenfärberei geht noch gut, besser die Wäscherei. Die Federfär berei ist immer noch genügend beschäftigt; indessen hat die Garndruckerei bedeutend angezogen und geht gut. Mom Khemicalienmarkt. Die Preise sämmtlicher Chemicalien haben durchgehend neue Reductionen erfahren; dabei bleibt die Ten denz des Marktes andauernd matt. Soda (speziell Ammoniak-Soda) ist wieder billiger ge worden, Zuckersäure ebenfalls. Die bedeutende Ueberproduction auf fast allen Gebieten der Chem. Industrie läßt vorläufig eine Befesti gung der Preise nicht erhoffen. In der Macht vom 1. zum 2. Juki c. brannte in Neudamm die Spinnerei und Appre tur mit Dampfbetrieb von H. Abraham bis auf das Kesselhaus nieder. Ueber die Entste hungsursache ist noch nichts bekannt. Per Merein zur Wahrung der Inter essen der Chem. Industrie Deutschlands hat in seiner letzten Generalversammlung eine Com mission mit Ausarbeitung einer Verordnung, betreffend die Verwendung giftiger Farben, be auftragt. Dieselbe hat folgende, vom Vorstand genehmigte Fassung vorgeschlagen, die dem Reichskanzler zur Annahme empfohlen werden soll: Z 1. Giftige Farben im Sinne dieser Verord nung sind alle diejenigen Farbstoffe und Farb- zubereitungen, welche enthalten: A., Antimon (Spießglanz), Arsenik, Blei, Chrom (ausgenom men reines Chrmooxyd), Kupfer, Quecksilber (ausgenommen Zinnober), Gummigutti, Pikrin säure. B. Baryum, ausgenommen Schwerspath, schwefelsaurer Baryt, Cadmum, Zink, Zinn. § 2. Die in § 1 sul, ^ und L bezeichneten Farbstoffe und Farbzubereitungen dürfen zur Herstellung von Nahrungs- und Genußmitteln, welche zum Verkaufe bestimmt sind, nicht ver wendet werden.