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rüstet und ergaben die sämmtlichen Versuche, daß die Signale mit voller Präcision erfolgten. — Da plötzlich zeigte sich an zwei Kesseln, als dieselben wieder in regulärem Betriebe waren, daß das Signal für Wassermangel nicht an der Marke, sondern bereits 5 bis 7 °" über der selben ertönte. Wir haben die Sachlage auf's Eingehendste untersucht und fanden folgenden Thatbestand: Das Wasserstandsglas sitzt direct an der Stirnwand des Kessels, der obere Hahn etwas über Mitte. Ueber diesem befand sich in der Stirnwand eine Oeffnung, durch die bei be triebsmäßiger Benutzung des Kessels der Dampf entnommen wurde. Sobald das Absperrventil hier geöffnet wurde, hob sich das Wasser im Glase um jene 5 bis 7°". Sei es nun, daß die von dem abziehenden Dampfe veranlaßte Druckverminderung nur das geringe Wasser quantum im Glase, oder aber auch das sämmt- liche Wasser im vorderen Ende des Kessels an saugt, Faktum war, daß hier bei dem Stand ort des Sicherheitsapparates das Niveau bereits unter die gefährliche Grenze sank, während es im Glase noch 5 bis 7°" über derselben erschien. Dies trat bei dem geringen Drucke von 2,z bis 3 Atm. ein, und directe Versuche ergaben, daß bei höherer Spannung und vermehrter Dampfentnahme diese Niveau-Differenz bis auf 10°" und darüber stieg. Hat der Heizer, wie man es in der Praxis meist antrifft, die Ge wohnheit, sich häufig der unteren Grenze des Wasserstandes zu nähern, so ist klar, daß er mit größter Ruhe seinen Kessel hier ausglühen und der Gefahr einer Explosion entgegenführen kann, während er mit gutem Gewissen darauf schwört, daß sein Wasserstandsglas ihm normale, sogar reichliche Höhe angezeigt habe. — Hiermit schließe ich das Kapitel des Wasser mangels, um noch kurz einige Bemerkungen über falsche Druckindicationen beizufügen. Daß Sicherheitsventile durch Klemmen des Gewichtshebels oder durch absichtliche Ueberlastung zu spät abblasen, ist eine allbekannte That- sache, und daß dieselbe — trotz der strengen Strafen, die das Gesetz auf willkürliche Ab änderung des Belastungszustandes androht, in der Praxis öfters angetroffen wird, ist Jedem, der mit Dampfkesseln zu thun hat, geläufig. Weniger bekannt ist es den Dampfkessel- besitzern, daß das Federmanometer, von dessen Jndicationen der Betrieb und in gewissem Maße seine Sicherheit abhängig ist, sehr häufig falsch zeigt. Eine einzige Zahl wird dies genügend illu- striren: Der Dampfkessel-Revisionsverein zu Offenbach hatte auf das Programm seines letzten Betriebsjahres die Beobachtung der Federmano meter gesetzt und constatirt in seinem letzten Jahresberichte, daß er bei den 734 Kesseln seines Bezirkes 113 falsch zeigende Manometer gefunden hatte. Von diesen zeigten 16 bis zu Atm. ungenau, 97 wiesen Fehler von '/§ bis 1'/4 Atm. auf. Derartige falsch zeigende Manometer sind wiederholt durch den Schwarzkopff'schen Apparat entdeckt worden. In anderen Fällen wieder ergab sich, daß das Manometer richtig zeigte, daß aber in gewissen Theilen des Kessels Ueber- hitzungen stattfanden, die theils durch zu große Anstrengung einer verhältnißmäßig zu kleinen Kesselanlage herbeigeführt waren, theils auf An reicherung des Wassers mit Schlamm oder Salz- bestandtheilen (z. B. mit Soda von der Wasser reinigung) und dergl. anormale Zustände zu rückzuführen waren, deren rechtzeitige Erkennt- niß sich dem Urtheile des Heizers und theilweise auch der Betriebsleitung entzog.