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17S zielung schöner Nuancen unumgänglich nöthige Seifen mitunter lästig fällt, die Alizarin- Drucksarben auch weniger bequem und billig herzustellen sind als für andere Farbstoffe, so hat man sich schon mehrfach bemüht, auch einen Ersatz für das Alizarin zu finden. Große Hoffnungen setzt man in dieser Beziehung auf das ganz neuerdings eingeführte Azarin, die Bisulfitverbindung eines Azofarbstoffes, welcher aus Didiazodioxysulfobenzid einerseits und - ,?-Naphthol anderseits bereitet wird. Das Origi nelle dieser Erfindung liegt in der Einführung der Sulfongruppe, durch deren Anwesenheit die den Azofarbstoffen sonst eigene Sublimir- barkeit vernichtet wird. Das Azarin fixirt sich leicht und schön mit essigsaurer Thonerde, scheint ziemlich echt zu sein und wird feine Haupt anwendung wahrscheinlich zur Erzielung Heller Rosatöne finden. Redner hat einige Laboratoriums-Versuche mit Azarin mitgebracht; man sieht, es ist ein hübscher rother Farbstoff. Er läßt sich auch, wahrscheinlich mit Zinnchlorür, ätzen. Um mit Azarin die gelb- rothen Nüancen des Alizarins nachzuahmen, kann man dasselbe mit gelben Farbstoffen mischen oder überfärben; man verwendet hierzu Körper, die eine gewisse Affinität zur Baum wolle haben. Ich führe als Muster solcher Körper das Flavophenin vor, einen Azofarbstoff, der die Eigenthümlichkeit besitzt, daß er im bloßen Seisenwasser auf die Baumwollfaser aufgeht und sie vollkommen echt färbt. Man hat angefangen, in jüngster Zeit der artigen Körpern, die sich ohne Beize mit der vegetabilischen Faser verbinden, eine größere Beachtung zu schenken. Man glaubte früher, daß derartige Körper nicht recht nützlich seien; man wußte ja, daß z. B. Bismarckbraun sich mit der Faser direkt verbindet, doch hielt man derartige Färbungen nicht für echt. In neuerer Zeit hat man indessen gesunden, daß es doch Farbstoffe giebt, die sich vollkommen fest mit der Faser verbinden, wie z. B. das eben ge nannte Flavophenin, das Canarin von Pro- chorosf L Miller, endlich das Congoroth, über welches Ihnen Hr. Or. Martius in einer früheren Sitzung berichtete. Was das Canarin betrifft, so ist dies ein Oxydationsprodukt der Rhodanwasserstoffsäure; dasselbe hat noch die weitere Eigenschaft, anderen Farbstoffen gegenüber die Rolle eine Beize zu spielen. Die sonstigen Neuerungen auf dem Gebiet der gelben Farben sind für den Kattundruck weniger wichtig. Es wären als solche neue gelbe Farbstoffe zu nennen das Auramin, ein Ammoniakderivat des Tetramethyldiamidobenzo- phenyls, ein sehr glänzender, aber etwas licht- und säureempfindlicher Farbstoff; das Flavanilin, ein neues basisches Gelb aus der Chinolinreihe. Ferner erwähne ich die Erzeugung von Cad miumgelb auf der Faser durch Dämpfen eines Gemisches von Cadmiumnitrat und Natrium- hyposulfit, endlich das sogenannte schwefelfeste Chromgelb, ein Chromgelb, welches etwas Cadmiumnitrat enthält und daher mit Albumin befestigt werden kann, ohne durch den Schwefel gehalt des letzteren gebräunt zu werden. An den Aufdruck des Chromgelbs in Form seiner Lösung in citronensaurem Ammoniak und Entwickelung der Farbe durch Dämpfen mag endlich ebenfalls erinnert werden. M. H-, wenn auch das Bild, welches ich Ihnen heute entrollt habe, nur einen kleinen Theil dessen zeigt, was auf dem Gebiet der Druckerei Neues und Werthvolles geleistet morden ist, so hoffe ich doch, in Ihnen die Ueberzeugung wachgerufen zu haben, daß der moderne Kattun druck, was Fortschritt und Verwerthung der von der Wissenschaft gewonnenen Resultate betrifft, den Vergleich mit jeder anderen Branche chemischer Gewerthätigkeit auszuhalten vermag. Es ist dies um so mehr anzuerkennen, weil gerade die Druckerei, bei der Fülle der zu be achtenden Details, der Versuchung ausgesetzt ist, in trägen Empirismus und Geheimnißkrämerei zu verfallen, eine Versuchung, der sie, wie Sie sehe», keineswegs nachgegeben hat. (Verhandl. d. Ver. z. Beförd. d. Gewerbefleißes.) Nachrichten. Pie AaumwoLengarnfSröerei geht gut, ebenso die Baumwollengarnbleicherei. Auch