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172 Zeugniß ab, daß das eigentlich Geätzte einen viel größeren Rauminhalt deckt, als das ur sprüngliche Roth; das ursprünglich auf der Wolle vorhandene Ponceau ist also zum größten Theil wieder zerstört und nur der geringste Theil ist zurückgeblieben; es ist anzunehmen, daß diese Methode vielfach noch weitere inter essante Anwendung finden wird. Ehe ich nun die Indigo-Ersatzmittel verlasse, muß ich noch eines Körpers gedenken, der schon recht alt ist, sich aus den bescheidensten Anfängen entwickelte, später aber recht große Dimensionen annahm, lieber die eigentliche Natur dieses Jndigoersatzes, welcher von verschiedenen Fa brikanten hergestellt wird, ist Genaueres nicht bekannt; man weiß nur, daß derselbe aus Blau holzextrakt mit Hülfe von Kaliumbichromat und Natriumbisulsit bereitet wird; er dürfte daher vielleicht aus der Bisulfitverbindung eines Oxy dationsproduktes des Blauholzfarbstoffes bestehen. Die Anwendung dieses Körpers in der Druckerei erfolgt unter Benutzung von essigsaurem Chrom oxyd als Beize; man erzielt so Nüancen, welche dem Indigo ähnlich, aber etwas grauer sind als dieser; die erzielten Farben sind nicht sehr echt. Unter den neueren violetten Farbstoffen sind nur wenige zu erwähnen, deren Verhalten im Druck neue Gesichtspunkte darbietet. Es sind dies die Neutralfarben, deren Verwendung in dessen eine beschränkte ist, vor Allem aber das Gallocyanin, ein gleichzeitig basischer und saurer Körper, welcher durch die Einwirkung von Nitro- sodimethylanilin auf Gallussäure entsteht. Dieser Körper läßt sich nur mittelst Chromoxyd auf dem Gewebe sixiren und ist durch seine außer ordentliche Licht-, Lust- und Seifenechtheit zweifellos dazu berufen, eine große Rolle in det Druckerei zu spielen. In Verbindung mit Kreuzbeeren läßt er sich ebenfalls zum Ersatz des Indigo benutzen. Von ganz besonderem Interesse für die Druckerei sind ferner das Gallein und Cörulein, zwei durch Baeyer entdeckte Farbstoffe, welche lange Zeit technisch unbeachtet blieben, jetzt aber eine um so wichtigere Nolle spielen. Das Cörulein findet im Druck täglich aus gedehntere Verwendung, fast alle die jetzt so beliebten olivgrünen Töne auf den Geweben werden mit demselben erzeugt; Cörulein ist ebenso licht-, luft- und waschecht wie Alizarin und Jndigoblau, und leicht zu sixiren, indem man es mit essigsaurem Chrom und Natrium- bisulfit aufdruckt; auch kann man dasselbe, ebenso wie Alizarinblau, unter Alizarinroth reserviren. Die von Brunck, gleichzeitig mit dem Alizarinblau 8 entdeckte und patentirte, wasserlösliche Bisulfitverbindung des Coerulein hat sich bis jetzt nicht einzubürgern vermocht. Es finden sich mannigfache Cörulein-Töne in den Mustern, die Redner vorzeigte. Eines dieser Muster enthält Cörulein- grün und ist, wie ich gleich bemerken will, ferner noch interessant durch die zarten Graus, die darin Vorkommen, sie werden erzeugt, indem man einen Körper, der früher nur für Wolle verwendet wurde, mittelst Tannin auf dem Gewebe fixirt; ich meine das Indulin; es ist ein schon ziemlich lange bekannter Farbstofi, der von den Herren Martins und Grieß entdeckt wurde. Die Sulso- säure dieses Farbstoffes findet schon lange Zeit Verwendung zur Erzeugung dunkelblauer Nüancen in der Woll- und Seideufärberei; erst in neuerer Zeit aber hat man begonnen, dasselbe für Grau im Baumwolldruck zu ver- werthen. Auch das spritlösliche Indulin findet jetzt im Baumwollendruck Verwendung, indem man dasselbe in Pastenform, unter Zusatz von Aethylweinsäure, aufdruckt. Beim Dämpfen zersetzt sich die Aethylweinsäure, der freiwerdende Alkohol bringt das Indulin in Lösung und lagert es im Gewebe ab. Unter den rothen Farbstoffen findet im Druck nach wie vor das Alizarin die ausge dehnteste Anwendung. Dasselbe dient fast aus schließlich zur Erzeugung aller Nüancen vom zartesten Rosa bis zum tiefsten Braunroth. Neuerungen in der Art seiner Verwendung liegen nicht vor; die alten, ursprünglich für die natürlichen Krappfarbstoffe ausgearbeiteten Recepte sind heute noch gültig. Da indessen bei der Verwendung des Alizarins das zur Er-