Volltext Seite (XML)
142 schöne dunkelbraune Farbe, und giebt fixirt ein sattbraun gefärbtes Gewebe; leider sind die Farben nicht echt, viele Agentien reduciren das Mangansuperoxyd, und weiße Flecke entstehen. Während also früher das Mangandioxyd zu den braunen Farbstoffen gezählt wurde, hat man heute seine Anwendung für diesen Zweck fast ganz aufgegeben, benutzt dasselbe indessen als werthvolle Beize. Es ist leicht, sogenannten Manganbister im Gewebe zu erzeugen, es ge nügt hierzu, dasselbe mit Manganchlorür zu tränken, dann mit Ammoniak das Oxydul niederzuschlagen und an der Luft zu verhängen. Hier vollzieht sich der gesammte Weldonproceß auf der Faser. Nun benutzt man die Fähigkeit des Man- gandioxyds, durch Agentien zerstört zu werden, zur Herstellung von Mustern. Man kann weiße und farbige Figuren auf dem erhaltenen Grund mittelst Druckfarben erzeugen, welche als Aetzmittel Zinnchlorür enthalten. Die erhaltenen bunten Stoffe kamen früher viel in den Handel; jetzt fabricirt man sie nur noch, um sie durch nachträgliches Behandeln mit schwefelsaurem Anilin oder Naphtylamin oder andere aroma tische Basen echt auszufärben und so einen dunklen Grund zu erhalten, auf 1>em die weißen und bunten Aetzmuster scharf hervortreten. Die durch die oxydirende Wirkung des Bisters auf aromatische Amine erzielten Farbtöne sind ganz licht-, luft- und seifenecht. Das auf Bistergrund vorgedruckte Gewebe ist gewissermaßen halb bedruckt, halb gebeizt; durch die nachträgliche Anwendung der genannten aromatischen Amine kann man die verschiedensten Effecte erzeugen. Behandelt man z. B. mit schwefelsaurein Anilin, so entsteht Anilinschwarz, behandelt inan mit schwefelsaurem Naphtylamin, so entsteht ein echt rothbrauner Körper, über dessen nähere Zusammensetzung man nichts Ge naueres weiß, von dem man aber annimmt, daß er ähnlich wie Anilinschwarz constituirt ist. Nimmt man noch andere Basen, so erhält man andere Töne, so erzeugt z. B. Betanaph tylamin, ein Braun, welches vom ursprünglichen Manganbister dem äußern Aussehen nach nicht zu unterscheiden ist, aber den Vortheil hat, daß es sich durch reducirende Agentien nicht verändert. Andere Körper und complicirtere Basen wurden zu gleichem Zwecke versucht; es ist anzunehmen, daß einige Druckereien der artige Basen verwenden. Durch eine kleine Abänderung des Verfahrens kann man Anilin schwarz und Naphthylaminbraun aus dem Ge webe verbinden, man kann nämlich das mit Manganbister bedruckte und alsdann bunt geätzte Gewebe mit Anilinsulfat bedrucken und dann die noch frei bleibenden Stellen in Naphthylamin ausfärben; man erhält so gemusterte Böden. Eine andere Erfindung, die in ihren An fängen ziemlich alt ist, aber erst in neuerer Zeit sich zu dem entwickelt hat, was sie jetzt ist, zu einer allgemein angewandten Methode, ist die Verwendung des Türkisch-Rothöls. Hervor gegangen aus den alten Weißbädern der Tür- kischrothfärberei, hat man seine Bereitung stetig abgeändert und gleichzeitig seine Bedeutung als Verschönerungsmittel fast aller Farben mehr und mehr erkannt. Man hat gelernt, die wirksamste Türkischrothölbei'ze aus Nicinusöl zu bereiten. Da man im Anfang zu diesem Zweck ausschließlich Schwefelsäure verwandte, so glaubte man eine ätherartige Verbindung von Schwefel säure mit Ricinusölsäure als wirksamen Be- standtheil dieser Beize ansprechen zu müssen. Heut weiß man, datz die Beize sich ebenso gut mit Salzsäure oder Natronlauge aus Nicinusöl bereiten läßt und daß das Wirksame an der selben nur die Ricinusölsäure selbst ist. Fast alle Gewebe werden jetzt vor dem Druck in der Weise vorbereitet, daß man sie mit einer am- moniakalischen Auflösung von Ricinusölsäure imprägnirt, dann trocknet. Die auf solchem Gewebe gedruckten Farben besitzen einen Glanz und Widerstandsfähigkeit, welche den auf nicht präparirtem Gewebe gedruckten Farben mangeln. Ehe ich die Beizen verlasse, möchte ich noch auf einen anderen Umstand aufmerksam machen, der jetzt mehr beachtet wird; es ist Thatsache, daß man viele fertige Farben als Beizen für andere Farben betrachten und so schon erzielte Färbungen verändern kann. So wirkt z. B. das Miller'sche Canarin, ein gelber Farbstoff, von dem später noch die Rede sein wird, als