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102 wird die Differenz zwischen dem Druck auf der Feuerseite des Rostes und der entgegengesetzten, also unterhalb des Rostes werden. Ein zu hoher Schornstein kann nie schädlich sein; denn man kann den Zug dadurch reguliren, daß man den Querschnitt des Rauchkanals an einer Stelle verringert, wodurch eine starke Reibung der Luft an den Kanalwänden (im Schieber) erzeugt und dadurch ermöglicht wird, den Luft zug vom Maximum bis zu 0 zu reguliren. Einen wesentlichen Einfluß auf den Zug eines Schornsteins hat aber die Windrichtung. Bekannt sind die sog. Raffraichisseurs, deren Wir kung in der Führung eines Luftstromes 3, (Fig. 2) unter einem spitzen Winkel über ein zweites Rohr b besteht; durch die Reibung der Luft an der oberen Schlotfläche entsteht ein par tielles Vacaum, welches die Rauchsäule nach oben zu befördert; stellt man das Rohr ä (Fig. 3) dagegen stumpfwinklig zu k, so bläst der Wind direkt in den Schlot hinein und vermindert den Zug. Dasselbe findet beim Aus blasen einer Oel- oder Petroleumlampe statt. Blasen Sie mit einem Windstrome vou unten nach oben über den Cylinder hinweg, so steigt die Flamme rapid nach oben; ist der Winkel, unter welchem Sie blasen, dagegen nur um ein ganz Geringes spitz, so erfolgt das Erlöschen sofort, indem kein Sauerstoff auf die Flamme gelangen kann. Von unten nicht, weil der Zug fehlt, und von oben gehen zunächst die Ver brennungsprodukte nieder, die der Flamme keine Nahrung mehr geben, wodurch sie erlischt. Man findet oft, daß Schornsteine, welche früher hoch genug waren, jetzt ihrem Zwecke nicht mehr entsprechen; die Ursache liegt meist an der Umbauung mit höher gelegenen Mauern. Trifft der Wind z. B. die Mauer in der Rich tung a (Fig. 4), so reflectirt derselbe in der Richtung d; es muß also eine Zugverminderung cintreten. Trifft er dagegen die Mauer bei der Richtung a (Fig. 5), so reflectirt er nach b hin; es trifft jetzt Evacuation ein, und der Zug wird begünstigt. In jedem Fall ist an windigen Tagen die Feuerung eine ungleichmäßige. Diesem Uebel kann bis zu gewissen Gren zen abgeholfen werden; bei kleineren Feuerun gen genügen z. B. Wind-Turbinen (Deflectoren) mit Schnecke. Bei allgemeiner Windstille oder bei sehr schwachem Winde kann der Apparat ohne Function bleiben, der Schornstein genügt dann; bei mehr Luftbewegung dagegen setzen die Windschaufeln die Schnecke in Bewegung, welche die Gase nach oben befördert. (Fig. 6.) Für größere Schornsteine ist die Windhaube (Fig- 7) zu empfehlen, ein sich erweiterndes Knie, mit einer großen Windfahne am offenen Ende, welche die Haube stets dem Winde ent- gegenkehrt. Etwas schwerfällig, aber sehr wirk sam ist die Ficht'sche Windhaube (Fig. 9); nach demselben Princip, wie die eben beschrie benen Nefraicheure. Der Fangarm a führt die Luft spitzwinklig über das Rohr b und unter hält in d continuirlich Evacuation. Ein Wind steuer ä stellt den Apparat stets dem Winde entgegen. Von noch vielen anderen recht praktischen Einrichtungen, die Funktionen des Schornsteins zu unterstützen event. ihn zu ersetzen, wird lei der sehr wenig Gebrauch gemacht. Das Letztere wird erreicht entweder durch Exhaustoren (Centrisugalventilatoren) und Körting'sche Epi toren, welche Apparate sowohl als Unterwind apparate, wie als Saugapparate in Anwendung gebracht werden können. Eine Universalfeuerung giebt es bis jetzt nicht, doch kann in den meisten Fällen genü gende Abhilfe geschaffen werden. Drei Kohlenfeuerungen neuester Construction wirken nahezu als rauchfreie Verbrennung. 1. Der Schulze-Röbersche Rost, Fig. 9, 2. die Tenbrinkfeuerung, Fig. 10, 3. Friedrich Siemens, Fig. 11. Die ersten beiden Feuerungen basiren dar auf, das Feuerungsmaterial möglichst gleich mäßig und allmählich auf den Rost zu beför dern, die frische Kohle durch die entfachte in Gasform zu bringen und die Luft am Hinteren Ende durch die bereits aufgefachte Kohle einzu- zuführen. Schulz-Röber bewirkt dieses durch mecha nischen Vorschub mittelst einer Schnecke, die continuirlich das frische Brennmaterial unter die auf dem Rost befindliche Kohle schiebt.