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26 Ertösuchng von Patenten. Verfahren zur Darstellung von Farbstoffen durch Einwirkung unterchlorigsaurer Salze auf die sogenannten Phtalsiue. Verfahren zur Gewinnung von Extraktölen aus Walkwassern und Seisenflüssigkeiten. Patent-Beschreibungen. Lyon in Paris konstruirt einen Spannrahmen zum Färben seidener Stoffe. Quer über dem Färbebottich liegt eine Latte; auf dieser sind verschiebbar zwei Hülsen angebracht, und auf diesen sitzen rechtwinkelig zur ersten Latte zwei Seilenlatten, welche sich mit ihren Hülsen auf der ersten Latte beliebig nähern und von einander ent fernen lassen. Die verschiebharen Latten sind unten mit hölzernen Zätmen versehen. Dies sind Holzklötzchen mit einem Längsschlitz in der Mitte. In den Längsschlitz steckt man Len Stoff und befestigt ihn durch Hindurch ziehen einer Nadel. Diese wird durch zwei in dem Klotz rechtwiukelig zum Längsschnitt angebrachte Löcher gesteckt. Nachdem der Stoff auf der einen Seite be festigt ist, wird er nach der anderen gespannt hinüber gezogen, dort mir einer Nadel in einem anderen Zahn befestigt und so fort, bis der ganze Stoff gespannt ist. Die Nadel soll der Bequemlichkeit halber nicht horizon tal, sondern schräg durch die Zähne gesteckt werden. Der Stoff wird auf diese Weise nur oben gespannt. Die Spannung der anderen Seite erfolgt durch Anhängen von Gewichten ans Blei oder Glas unten an der Waare. Diese kann auf dem Rahmen gleichzeitig getrocknet werden. Eine Verbesserung der Spannrahmen zum Färben ä ressort können wir hier nicht entdecken. Die Schußfäden der Seide besitzen so viel Kraft, daß sie sich zusammenziehen und die Gewichte mitnehmen werden. Die beabsichtigte Spannung des Stoffes wird dadurch illusorisch." Pierron L Dehaitre in Paris konstruiren eine Apprctir-, richtiger Spann- und Trockenmaschine für Stücke, indem sie den Stoff auf eine hohle Trommel laufen lassen, deren Backenscheiben beliebig genähert oder von einander entfernt werden können. Die Leisten des Stoffes werden durch eine Kette ohne Ende auf der Peripherie der Backen festgehalten. Von da läuft der Stoff direkt auf eine Trockentrommel Wesentlich nerres ist an der Sache nicht zu finden und die von uns früher beschriebene Eonstruktion von Fr. Gebauer in Char lottenburg vorzuziehen. Davies in Bradford will Garnsträhnen, um die selben zu bedrucken, zwischen zwei Metallplatten ein- klemmen, welche mit Einschnitte» versehen sind, in die beliebige färbende Flüssigkeiten hineingebracht werde» können. Dann soll statt der Farbslüsjigkeit Wasser zum Spülen nachgelassen werden. Denselben Zweck kann man durch Druck mit der einfache» Wagen- inaschine erzielen; der Vortheil dieser Patentvorrichtung ist also unersindlich. Corresporrdenz. Werlin. Die Coalition der hiesigen Wol lengarnfärber steht nach wie vor fest und um faßt alle hiesige Wollengarnfärbereien, darunter die größten, mit Ausnahme von dreien. Auch für das neue Jahr hat sich die Vereinigung wieder fest consolidirt und das gemeinsame Zu sammengehen im vergangenen Jahre durch ein solennes Festmahl gefeiert. Letzteres hat nach guter alter Färbersitte erst spät, oder der Tages stunde nach, sehr früh geendet. Die seit dein Zusammentritt der Coalition vorgenoinmenen Preisänderungen sind höchst unbedeutend; die selben waren schon im Laufe des vergangenen Jahres in Aussicht genommen und betrafen einige Artikel, welche bei der Schnelligkeit des Zustandekommens des vorjährigen Arrangements nicht eingehend genug erörtert und beinessen werden konnten. Die auswärtige - Concurrenz trat trotz ihrer früher kundgegebenen Absicht der Coalition nicht bei; daher sah sich die hie sige Vereinigung veranlaßt, das Rays-Geschäft in diesem Jahre nach dem Stande der auswär tigen Preise so zu regeln, daß dieser Zweig des hiesigen Geschäfts wenigstens nicht ganz aus Berlin verschwindet. Man sieht also, welche Vorth eile der Zutritt zu der Coalition für die Mitglieder hatte, und welche Nachtheile diejenigen davontragen, welche dem Streben der Berliner Färber nach einem Aufsteigen der Preise ihre Unterstützung versagten. Hoffen wir, daß im laufenden Jahre diese Einsicht zur Ausdehnung der Coalition über ganz Deutschland oder we nigstens über die Hauptplätze der Wollenfärberei unseres Vaterlandes führe. Wien. In der am 22. December abge haltenen Generalversammlung des Niederösterr. Gewerbe-Vereins*) wurde u. A. auch der Schluß bericht der Commission für die Niederösterr. Gewerbeausstellung 1880 in Wien vom Direk tor C. Pfaff erstattet und auch der Vor schlag betreffs Verwendung des durch die Aus stellung erzielten Reinertrages, der stattlichen Summe von Fl. 150 000, einstimmig ange nommen. Diese Verwendung zeugt von dem hohen Streben des Niederösterr. Gewerbe-Ver eins: die ganze Summe soll gemeinnützigen Zwecken, durch Förderung technischer Ausbildung und Consolidirung des Vereins selbst, zugeführt werden. Hervorzuheben ist jedoch, daß das vom *) Anstatt des abtretenden sehr verdienstvollen Prä sidenten Reichsraths-Abgeordneten M. Matschekv, der aber i>» Verwaitungsrathe verbleibt, wurde der eheinaligc Handelsmimster vr. Antvn Banhans zum Präsidenten des Niederösterreichischen Gewerbe-Vereins gewählt.