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118 bietet durch Anwesenheit derselben die beste Garantie für die Conservirung zur Fäulniß neigender Stoffe. Berichtigung. In Nr. II. S. 110 unter „Farbwaaren Preise" lies: „15. März"; S. 112. linke Sp. 12. Zeile v. oben, lies: „zur Vermeidung. Nachrichten. Die Wollengarnfärberei hat sich seit letztem Bericht etwas gehoben, hauptsächlich in echten Farben. Die Wollenstückfärberei arbeitet befriedigend. Die Baumwollen garnfärberei ist flott beschäftigt, was auch von der Baumwollenstückfärberei gesagt werden kann. In der Seidenfärberei ist regere Beschäftigung, aber von einem flotten Geschäfte kann immer noch nicht gesprochen werden. Die Kleidersärberei sowohl wie Wäscherei ist gut beschäftigt. q- -t- * Dem Prof. vr. Virchow, I)r. Nachtigall und Herrn William Schönlank, Letzterem wegen der Verdienste, die er sich um den deutschen Welthandel erworben, sind von dem Könige Oscar von Schweden und Norwegen Ordens dekorationen verliehen worden. * * * In voriger Nummer erwähnten wir, wie „die Liebe, ach die Liebe" einen Färber in den Tod trieb; heut entneh men wir einem der Tagesblätter die grausliche Geschichte eines Don Juans der Färbekuse, den die Liebe um seine irdischen Güter brachte. An Färber Albert Wawra in Wien sind dreiund- sechszig Winter spurlos vorübergegangen; der Liebe Frühling hat sich stets erneut, und wollte Jemand spottend auf sein kleines Gehirn an- spielen — er könnte stolz auf die Brust pochen, unter der das größte Herz schlägt. In dem steten Wettlauf des Materiellen mit dem Idea le» blieb das Denken mehr als eine Pferde kopflänge hinter dem Fühlen zurück, und so sehen wir ihn als Helden eines possierlichen Liebes abenteuers, das seine» Abschluß im Gerichts saale in Wien fand. 1879 war die 83jährige Geliebte des Wawra gestorben und hatte ihn als Erben ihrer Habe eingesetzt. In seiner Trauer suchte er einen Ersatz bei der Arbeite rin M. Nachdem er jedoch in einen Civil- prozeß mit derselben verwickelt wurde, schloß er sich an die 68jährige Trafikantin Fürchtegott an, um diese wieder gegen deren jüngere Quar tierfrau, die Schustersgattin Marie Lercher um zutauschen. Nicht lange darauf machte er die Anzeige, die Lercher hätte sich als Wittwe aus gegeben und ihren Gatten mit dessen Einver- ständniß als ihren Gesellen bezeichnet und habe ihm unter der Vorspiegelung der Ehe 203 Fl. herausgelockt. Bei der Verhandlung stellen beide Ange klagte die Vorspiegelungen in Abrede. Es wird der Kronzeuge Albert Wawra vernommen, ein hoch aufgeschossener Manu mit kahlem Haupte und bis an die Knie herabreichenden Händen, mit denen er heftig gestikulirt. Auf die Frage, wie er mit der Angeklagten bekannt wurde, er zählt er: „Ich den Frau Fürchtegott as den Wohnung gesucht, da hat mich diese Witwe ge- truffen." Präs.: Wer sagte denn, daß sie Wittwe sei? — Zeuge: Sie hat mich pack und mich hineingezugt und hatte mir sogt: Was alte Trafikantin, nicht schene, ich scheuere Wittwe. Ich habe ich sechs Kinder und mi kennen scheu zammen leben. Präs.: (auf den Angeklagten Lercher zeigend): Wie hat dieser mit der An geklagten gesprochen? — Zeuge: Der Gesell . . — Präs, (unterbrechend): Wer hat denn ge sagt, daß er Geselle ist? — Zeuge: Die Wittwe hat gesagt, ist er ihre Gesell. — Präs.: Also, wie redeten sich Beide an? — Zeuge: Ham sie sagt sich per Sie, die Kinder mich rupfen „Papa" und mich gekussen in de Hand. — Präs.: Was sagte denn die Frau von ihrem verstorbenen Mann? — Zeuge: Nix von ver storbene. Die Wittwe hatte sagte, daß ise ihren Mann in Bosnien. (Heiterkeit.) — Präs.: Das ist ja ein Widerspruch, wenn sie Wittwe ist, hat sie doch keinen Mann. — Zeuge: Freilich is wahr, hat gesagt, ich schene Wittwe,