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„Auch ich trage eins/ lautete die Antwort dcS Ritters. „Sein Kreuz war von Holz." „Meines ist von Stahl," entgegnete Martin. „Auch das meine — und wir sind Brüder. Jetzt sagt mir, woher kommt Ihr und was habt Ihr vor ?" „Ich komme im Auftrag Viktors von Antiochien, um den Juden und seine Tochter zu retten." „Ihr kommt zu spät, — dem Juden ist keine Hilfe mehr von nöthen. „Was?" rief Wilsdorf bestürzt. „Viktor sagte mir doch, daß wir einen Bruder in den Manern —" „Genug! Ich selbst bin der Bruder," unterbrach ihn jener, „und durch mich erhielt er die Nachricht, daß OlSheim in Gefahr sei. Aber das heimliche Ge richt war vor Euch hier, denn schon die letzte Nacht ward der Jude geholt." „Und wo ist er jetzt?" fragte Wilsdorf erschrocken. „Todt," lautete die kurze Antwort. „Schrecklich." „Es ist aber noch nicht zu spät um sein Kind zu retten, und ich kam hierher, um sie zu warnen. Ihr könnt das Weitere thun. Eilt Euch und gebt ihr sicher Geleit, denn der Befehl, sie einzuholen, ist bereits gegeben und Konrads Vertraute säumen nicht lange. Trefft Ihr mit ihnen zusammen, so thut, was Eure Pflicht fordert." „Auf alle Gefahr hin wird dies geschehen." „Ans Werk, denn Jakob OlShciin starb auf der Folter vor wenigen Stunden, und wird die Tochter gefangen, so steht ihr ein schlimmeres Schicksal bevor." Mit diesen Worten verließ der Fremde den Vor hof und Martin ging dem Hause zu, in dessen Thüre die alte Dienerin erschien. „Liebe Frau," redete er diese an, „die Zeit ist kostbar; ich bin ein Freund, dem Ihr trauen dürft. Da Euer Herr nicht zu Hause ist, so muß ich Eure junge Herrin sprechen. Fragt nicht viel, sondern geht und theilt ihr mein Begehr mit." Damit schob er die Alte ins Haus und trat, ihr folgend, in das Zimmer des Erdgeschosses, dessen Thüre er offen fand. Was er sah, ließ ihn vermuthen, daß ein Handgemenge hier stattgefunden hatte. Im Be griff die Vorhänge zurückzuschlagen, um mehr Tages licht einzulassen, ward er durch das Oeffnen der Thüre uud leise Schritte veranlaßt sich umzublicken. Wer beschreibt aber sein Entzücken und seine Ver wunderung zugleich, als er dasselbe liebliche Frauen bild vor sich sah, welches ihm im Traume erschienen war — es war dasselbe feurige Auge, dasselbe reizende Gesicht — und den Zweck seines Kommens ganz vergessend, stand er sprachlos und bewundernd vor ihr da. Furchtsam und scheu sah sie ihn an, und erst, nachdem sie in das männliche Gesicht Martins gesehen und sei» gutmüthiges Auge geschaut hatte, faßte sie Muth, sich ihm zu nähern. Mit einer züchtigen Verbeugung trat sie ihm entgegen und sagte mit leiser sanfter Stimme, deren Ton wonnig wie der Klang einer Harfe an Martins Ohr schlug: „Ihr habt nach mir verlangt, Herr Ritter." „Seid Ihr die Tochter Jakob Olsheims, holde Maid?" fragte der Angeredete. „Die bin ich, Herr Ritter." Es war eine schwierige Aufgabe für Martin, dem Mädchen den Zweck seiner Sendung mitzutheilen. Aus dem Wesen desselben schloß er indessen, daß sie nicht in Unkenntniß der sie bedrohenden Gefahr sein konnte, obgleich ihr das den Vater betroffene Schick sal fremd sein mußte. „Holde Jungfrau," begann Wilsdorf, „die Zeit drängt und ich muß Euch den Zweck meines Kommens ohne Umschweife sagen. Wisset Ihr, wo Euer Vater ist ?" „Könnt Ihr es mir sagen?" entgegnete sie fast athemlos. „Ihr sagt, daß Ihr ohne Umstände reden müsset, — ist ihm ein Leid widerfahren?" „Zu meinem Leidwesen, ja," sagte Martin, zur Sache übergehend, „und das, was ihm widerfahren ist, droht auch Euch, wenn Ihr länger unter diesem Dache bleibt. Höret mich ruhig an nnd ich will Euch Alle« sagen." Ein Blick fürchterlicher Angst malte sich auf des Mädchens Gesicht und Martin fuhr fort: „Ihr habt treue Freunde in Heidelberg und einer derselben war letzte Nacht bei mir. Von ihm ward ich beauftragt. Euch und Euern Vater von hier fortzugeleiten, da Euch beiden Gefahr droht." „Ist die Gefahr vom heimlichen Gericht zu be fürchten?" fragte vie Jüdin klopfenden Herzens. „Eure Vermuthung ist die richtige." „O ich fürchtete es! Und auch mein Vater war deshalb besorgt. — Gott sei ihm gnädig und verlasse mich nicht!" „Holde Jungfrau, so schmerzlich es mir ist, so muß ich Euch »och einen größeren Kummer bereiten." „Ich bitte Euch, edler Ritter, verbergt mir nichts, schon bin ich auf Alles gefaßt." „So höret denn. Diesen Morgen, im Begriff Euer HauS zu betreten, ward mir von einem ver trauten Bruder, der zu Euch gesandt war, um Euch vor der drohenden Gefahr zu warnen, mitgetheilt, daß Euer Vater letzte Nacht von den Dienern des Vehmgerichts verhaftet worden, und Euch das gleiche Loos bevorsteht." „Gerechter Gott erbarme Dich! — und darf ich Euch glauben?" „Ihr dürft eS, denn Euer Vater war einer der besten Freunde des Meinigen. Habt Ihr je von seinem Munde den Name Joseph Wilsdorf gehört?" „Erst kürzlich erwähnte mein Vater des 'Namens als eines christlichen Ritters, den er zum Kreuzzug ausgerüstet habe." „DaS war mein Vater und auch ich bin ein christlicher Ritter — mein Name ist Martin." „Ich will Euch trauen, Ritter Martin, aber sagt mir ohne Zöger», >n»ß mein Vater sterbe»?" Wilsdorf schwieg; er wollte das Mädchen ahnen lassen, was ihm so schwer ward ausznsprechen. „Ist er schon todt?" fragte sie erblassend. „Er ist eS." „O Gott unserer Väter!" schluchzte sie im Ueber- maße ihres Schmerzes. „Führt mich zu ihm, daß ich mit ihm begraben werde." (Fortsetzung folgt.) Verschiedene Ansichten über die Entstehung der Erde. Wenn man die Erklärungen, die über das Welt- ercigniß der Entstehung unsres Planeten gegeben wurden und noch werden, zusannncnstellt, so begegnet man mythischen und wissenschaftlichen An sichten. Den ersteren huldigen ganze Völker nebst ihren Stammverwandten oder Nachbarstämmcn gleich zeitig in gleicher Weise, ohne daß sich individuelle Meinungen geltend machen, bei den wissenschaftlichen Erklärungen tritt der Einzelne mit seiner Ansicht hervor, der sich dann mehr oder weniger Gleichgesinnte anschließen. Die mythische Ansicht ist lediglich Glau benssache und verschmäht alle Beweisführung,' die wissenschaftliche sucht nach Begründung und stützt sich auf Erfahrungen. Es soll von den Ansichten und Erklärungen der ersteren Art hier nicht die Rede sein, da das Studium der Völkerkunde, der Mythologie und andrer Wissen schaften hiermit hinlänglich bekannt macht; dagegen wollen wir uns mit den von einander abweichenden Meinungen verschiedener Gelehrten beschäftigen und damit den Beweis bringen, zn welchen seltsamen Jrr- thümern selbst kluge Männer nach eifrigen Studien gelangen können. Am glaubwürdigsten erscheint die Theorie des berühmten Buffon, nach welcher die Erde ursprüng lich ein Theil der Sonne war, sich aber davon los löste und als rothglühender, riesenhafter Funken im Weltenraume selbständig umhcrflog und noch fliegt. Durch die allmähliche Abkühlung dieses Funkens, so behauptet er in Uebereinstimmung mit der allgemein geltenden Ansicht, und durch Bildung einer frucht baren Erdrinde sei die Pflanzen- und Thierwclt, so wie der Mensch entstanden; sobald aber der Erdkern vollständig erkaltet sein werde, höre alles Leben auf deni Planeten auf, und derselbe werde wie ein riesen hafter Schneeball den unendlichen Raum durch irren. Diese Theorie ist, wie gesagt, in ihren Haupt punkten allgemein anerkannt und würde nichts der gesunden Vernunft Widersprechendes aufweisen, wenn nicht der gelehrte Mann die Loslösung des Funkens so naiv dem Schlage eines Kometenschweifes zuschriebt. Am nächsten kommt seiner Ansicht die des Philo sophen Leibniz, der unsere Erde für eine frühere, jetzt halb abgekühlte Sonne erklärt. Die dem glühenden Kern entsteigenden Dämpfe verdichteten sich nach seiner Erklärung und bildeten Seen, deren kalkhaltiger Niederschlag den Anfang der Erdrinde und die Grund lage für Vegetation und thierisches Leben bildete. DaS Wasser ist bei den erwähnten Philosophen schon eine zweite Form des Bildungsprozesses, eS giebt aber mehrere Gelehrte, die es für den Uranfang aller irdischen Dinge halten. Der Erste, der diese Ansicht aussprach, war wohl der Grieche Thates, um 600 v. Ehr., ihm schloß sich Van Helmont, ein Ge lehrter des 17. Jahrhunderts, an und versuchte seine Theorie, daß Alles ursprünglich Wasser gewesen, durch ein Experiment zu beweisen. Er pflanzte einen kleinen Weidenbaum in ein mit Erde gefülltes Gefäß, stellte das Gewicht des Topfes ganz genau fest und goß fortan nur reines Wasser daran. Nach fünf Jahren wog er den Topf sammt der Pflanze nochmals und es erwies sich, daß das Gewicht um mehrere Male größer war, ebenso wie der Umfang des Bäumchens. Aus der Thatsache nun, daß eine solche Veränderung nur durch den Zusatz von Wasser erzielt war, folgerte der berühmte Chemiker, daß das Wasser dasjenige Element sei, aus welchem alle Dinge sich gebildet hätten. Gleich Thates und Van Helmont glaubte auch Lamarek, ein berühmter französischer Naturforscher des vorigen Jahrhunderts, daß Alles ursprünglich flüssig gewesen; aber er ging weiter und behauptete, da« feste Gerüst der Erde verdanke sein Dasein lediglich thierischem Leben. Nach seiner Theorie erzeugten die Seen nnd Meere im Verlauf zahlloser Jahre mikro skopische Insekten und diese entwickelten sich ganz all mählich, bis sic zu riesige» Thieren wurden, deren verwesende Elemente später das Wasser, ihr LebenS- element, in einen erdigen Stoff verwandelten, während die abgestorbene Vegetation des Wassers den Schlamm des Meeres und FlußbodcnS bildete. Durch weitere ebenso wunderbare Wandlungen entstanden die Felsen und Berge, so daß dieser Ansicht gemäß die Erde noch heute eine flüssige Masse wäre, wenn die Flüssig keit nicht die Keime thicrischcn Lebens enthalten hätte. Eine der sonderbarsten und wunderlichsten The orien über den Ursprung der Erde war die, welche William Whiston, der Geistliche und Mathematiker, aufstellte und in seinem Werke: „Eine neue Theorie der Erde" aussprach. Darnach wäre unser Planet gleich einem Phönix aus den Trümmern eines zer störten Kometen entstanden. Er kühlte nach und nach so weit ab, um menschlichen Wesen zum Wohnplatz zn dienen, behielt aber doch so viel von seiner ur sprünglichen Hitze, daß seine Bewohner der Sünde zngcneigt wurden. Wie und warum die Hitze in sol cher Art wirkte, ist nicht genau ersichtlich. Eine Folge dieses sündhaften Zustandes war, daß der Schweif eines wässerigen Kometen die Erde über schwemmte, und alle lebenden Wesen ertränkt wurden mit Ausnahme der Fische, welche als Bewobner des kühlen Elements glücklicherweise moralisch nicht so von der Hitze verderbt waren, also dem über die andern verhängten Geschick entrannen. Nicht weniger originell war die Lehre des fran zösischen Philosophen Benjamin de Maillct. Er be hauptete allen Ernstes, daß, nachdem die Erde meh rere tausend Jahre überschwemmt gewesen, die Wasser sich zurückgezogen nnd die Bewohner der Tiefe sich in Landthiere uingewandclt hätten. Dieser Lehre ge mäß folgerte er, daß selbst der Mensch ursprünglich ein Fisch gewesen sei, nnd stützte diese Folgerung auf die Behauptung, eS lebten auf dem Meeresgründe noch jetzt Geschöpfe, die halb Mensch, halb Fisch wären, — die Meermänner und Meerwcibchcn der Fabelbc- richte — Geschöpfe, die sich zweifellos eben im Uebcr- gangsstadium befänden, und deren Abkömmlinge nach Ablauf einer gewissen Zeit vollständig entwickelte Menschcnwcsen sein würden. Etwas Humoristisches hat die Ansicht eines an dern Franzosen, des Geologen Patrin. Er machte sich anheischig, zu beweisen, daß die Erde selbst leben dig und nichts andres als ein kolossales Thier sei, auf dessen Oberfläche Menschen und Thiere als Pa rasiten umherkrabbelten. Ein Lcbensfluidum, so be hauptete er, durchströme jeden noch so kleinen Theil des ungeheuren Körpers, außerdem sei das riesige Geschöpf mit Instinkt und Willenskraft begabt. Er stellte ferner die Vermuthung auf, daß man in den feuerspeienden Bergen die Athmungsorgane zu suchen habe, die mineralischen Theilc des Erdinnern aber Absccsse wären. Insbesondere die Metalle erklärte er für krankhafte Ausscheidungen aus dem Körper des großen Thiercs und meinte, daß sich der eigenthümlich unangenehme Geschmack vieler Metalle daher schreibe. Es scheint wirklich, als ob das Nachdenken über diesen Gegenstand zu allerlei Ausschreitungen der Phantasie führe, denn auch Jakob Böhme, einer der berühmtesten Theosophen des sechzehnten Jahrhunderts, huldigte sehr verworrenen Ansichten. Er erklärte, die Erde sei aus einem Baum entstanden oder vielmehr noch ein baumartiges Geschöpf, und schrieb das Vor handensein der Metalle ebenfalls gewissen Ausartungen und Unregelmäßigkeiten zu. Jedenfalls bestätigen alle diese Meinungen und Theorien, deren jede zu irgend einer Zeit auch die wissenschaftliche Welt beschäftigte, daß selbst das Phantastische, Unglaubliche und Wider sinnige, wenn es sich in ein gelehrtes Gewand hüllt und von einein berühmten Namen vertreten wird, seine Bekenner findet. Seidenstoffe (schwarze, weiße u. farbige) V. 95 Afge. bis 18.65 p. Met. — glatt, gestreift u. gemustert (ca. 380 bersch. Qual. u. 2500 bersch. Farben) — Vers, roben- und stückweise Porto- und zollfrei das Fabrik-Dopüt 0. llonne- v«rz (K. u. K. Hoflief.) Lllrtcd. Muster uingehcnd. Dop- I peltes Briefporto nach der Schweiz. Per ewige Kreislauf der Ilatur, bei welchem cs keinen Stillstand giebt und dem der Mensch, wie alles was lebt, unterworfen ist, macht sich in unserem Körper im Frühjahr ganz besonders auffällig bemerkbar. Wer hat da nicht schon an sich selbst erfahren, daß sich Müdigkeit der Glieder, Unlust, Blutandrang nach Kopf und Brust, Schwindelansälle, Herz klopfen, Kopfschmerzen re. rinstellen. In solchen Fällen kann man nichts besseres thun, als der Natur zu Hilfe kommen, indem man durch den Gebrauch der allein ächten Apotheker Richard Brandt'? Schweizerinnen ein« Reinigung des Körpers herbeiführt und damit ernsteren Leiden vorbeugt. Apotheker Richard Brandt'« Schweizerpillen sind in den Apotheken L Schachtel I Mk. stets vorräthig. Die auf jeder Schachtel auch quantitativ angegebenen Bestandtheile sind: Silge, Moschus garb«, Aloe, Absynth, Bitterklee, Gentian. Nicht allein jeder Kspffchmer, und Migräne wird durch den Gebrauch von Apotheker Dallmann'S Itol»- beseitigt, sondern dieselben sind gleichzeitig ein anregendes, den Magen uud die Nerven gärltende« Mittel, welche- in keiner Familie fehlen sollte. Schachtel l Mk. in der Apotheke zu Eibenstock. Druck und Berl-g von E. Hannebohn in Eibenstock.