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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint . »LLL Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock sertionsprcis: die kleinsp. 0Pf und dessen Umgebung. Abonnement vicrtelj. 1 M. 20 Pf. (incl. Illustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen ReichS- Postanstalten. Verantwortlicher Redakteur: E. Hanuebohn in Eibenstock. »8. Aa-r««««. - VS. Sonnabend, den 13. Juni 18SL. Staatsforstreviers 11b. a. tzammcrwilsc (Herren-Ebene), lib 1 Küntlier« sianm und 11t. r. L. an -er Mulde soll Dienstag, den 16. Juni 1891, Vormittags 9 Uhr sollen im kiesigen AmtSgcrichtsgebäude eine Anzahl Blechwaaren, als: Topf deckel, Trichter, Reibeisen, Siebe, Kartoffelschäler u. s. w., eine größere An zahl Beile und einige Sägen, sowie eine Wanduhr u. ein Regenmantel gegen Baarzahlung versteigert werden. Eibenstock, am 8. Juni 1891. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts. <Lievma«n. Gras-Versteigerung. Die diesjährige Grasnutzung auf den Kunstwiescn des Schönheider Sonnabend, den 26. Juni 1891 gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Auktion be- kannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden Zusammenkunft: früh 8 Uhr am Forsthaus an Ler Muldr und Vormittags UN/? Uhr am Lahnwärtkrhaus beim abge brannten Wiesenbaus an der Mulde Königliches Forstrcntamt Eibenstock und Königliche Ber- umltnng der Kunstloicsen I. Bezirk, am 9. Juni 1891. In Vertretung: W-lfframm. Kentel, König,. Förster. Hagesgeschichte. — Berlin. 6000 Mispel Roggen sind neuerdings auf dem Wege von Rußland nach Berlin. Sie sind durch zwei hiesige größere Gctreidefirmen zum Verkaufe gelaugt, was einen Preisrückgang nicht nur für den genannten Artikel, sondern auch ver änderen Getreidearteu zur Folge hatte. Der von anderer Seite angegebene Grund für den Preisrück gang, wonach die Proviantvorräthe der Heeresver waltung bis zur neuen Ernte theilwcise dem Handel zur Verfügung gestellt werden sollen, widerlegt sich von selbst. An eine derartige Maßnahme ist nicht zu denken. — Das preußische Gardekorps soll sich, wie es heißt, in diesem Jahre an dem theils in der Pro vinz, theils im Königreich Sachsen stattfindenden Kai sermanöver des IS. und 4. Armeekorps betheiligen und theilwcise sogar in Dresden einquartirt werden. — Seit einer Reihe von Tagen spielt in Bochum ein Prozeß, der mit jedem Tage eine aufsehener regendere Wendung nimmt. Der Redakteur der ultramontanen „Wests. Volkszeitung," Fußangel, hatte in einer Reihe von Artikeln der Einschätzungs- tommission der Stadt Bochum vorgeworfen, daß sie mit vollem Bewußtsein ihre Gesinnungsgenossen, die Ratioualliberalen, viel zu niedrig einschätze; er hatte eine Reihe von Personen genannt, welche von diesem Verfahren Gewinn zögen, unter ihnen an erster Stelle den weithin bekannten Geh. Kommerzienrath Baare, Mitglied des preußischen StaatSrathes. Dem Ver langen, die Sache auf verwaltungsrechtlichem Wege zu ordnen, war von Seite der Staatsbehörde nicht stattgegeben worden, sondern die Einschätzungskommis- sion hatte die Anweisung erhalten, gegen Fußangel und dessen Kollegen Lunemann wegen Beleidigung Klage zu erheben. Außerdem stellte die Staatsan waltschaft wegen des aufreizenden und leidenschaft lichen Inhalts der Artikel FußangelS Klage wegen Gefährdung des öffentlichen Friedens. In dem seit neun Tagen dauernden Prozeß hat nun eine Menge Zeugen auf Eid hin angegeben, daß sie in der Thal viel zu niedrig eingeschätzt gewesen sind. Die aktenmäßige Feststellung, daß gerade die steuer kräftigsten Bürger zu gering, oft nicht einmal auf den vierten Theil ihres Einkommens, eingeschätzt waren, wurde am fünften Tage der Verhandlungen in geradezu sensationeller Weise unterbrochen. Gegen den angesehensten Kläger, den Geheimen Kommerzien- rath Baare, erhob der Vertheidiger des Angeklagten Fußangel die gravirende Beschuldigung, der Bochumer- Verein, dessen Direktor Herr Baare ist, habe seit vielen Jahren bei Lieferung von Schienen und Loko- motivachsen systematisch Fälschungen zu betrügerischen Zwecken begangen, und Herr Baare habe darum ge wußt, sich also mitschuldig gemacht. Die Stempel, mit denen die Eisenbahnverwaltungen die Schienen und Achsen zu kennzeichnen pflegten, die ihre Inge nieure für fehlerfrei befunden haben, sollen auf dem Bochumer Verein durch einen eigenen Graveur nach gemacht und diese Falsifikate sollen benutzt worden sein, um die als nicht fehlerfrei auSgeschicdenen Schienen und Achsen zu stempeln und dadurch liefer bar zu machen. Diese betrügerische und zugleich weil die Betriebssicherheit der Bahnen gefährdende, auch gemeingefährliche Manipulation ist nicht neu, sie hat vor etlichen Jahren bereits einmal die Gerichte be schäftigt und zu Verurtheilungen von Ingenieuren eines Werkes in Osnabrück geführt. Es ist unS noch in Erinnerung, daß man auch damals versuchte, eine Mitschuld der Verwaltung festzustellen, wofür aber der Beweis nicht erbracht werden konnte. In dem Bochnmer Fall ist Herr Baare direkt als Mitwisser bezichtigt worden; die Kläger behaupten, ausreichen des Material zu besitze», um diese Beschuldigung be weisen zu können, die, falls es sich so verhalten sollte, Herrn Baare mit vielen Beamten und Arbeitern des Bochumer Vereins auf die Anklagebank bringen würde. Zunächst wird die Staatsanwaltschaft das Material zu prüfen haben; von dieser Prüfung hängt es ab, ob die Aufsehen erregende Denunziation, die die Ver handlungen des Steuerprozeffes so dramatisch ge staltet, zu einer Anklage werden wird. — Zörbig. Ein Theilnehmer der bei Tscher- keßkoi überfallenen Stangenschen Reisegesellschaft, der Kaufmann Mehl iß aus Zörbig, ist wohlbehalten hierher zurückgckehrt. Demselben hatten die Räuber die Uhr fortgenommen, sonst aber nicht weiter behelligt. Herr Mehliß wäre schon früher aus Adrianopel in seine Heimath znrückgekebrt, wenn sich nicht unglück licherweise sein Gepäckschein im Besitz des noch nicht freigelassenen Kaufmanns Kotzsch von hier befunden hatte, sodaß die Freigebung des Gepäcks erst durch Depeschen von Konstantinopel auö vermittelt werden mußte. Bei der Plünderung hatten es die Räuber, wie Herr Mehliß mittheilt, besonders auf diejenigen Herren abgesehen, deren Finger mit kostbaren Ringen geziert waren. — Rußland. Einem St. Petersburger Briefe der »Pol. Corr." zufolge sehen die dortigen politischen Kreise der Erneuerung des Dreibun des mit völliger Ruhe entgegen. Werde doch dieses Ereigniß keinerlei neue Wendung in die europäische Politik bringen, sondern nur die Fortdauer eines Zustandes zur Folge haben, den als einen gegebenen anzusehen, Rußland sich seit Langem gewöhnt habe. Man sei in Petersburg nüchtern genug gewesen, an den Sturz Crispis keineswegs schon die Hoffnnng auf die baldige Loslösung Italiens von Dreibünde zu knüpfen. Niemand könne somit in St. Peters burg eine Enttäuschung empfinden, wenn die italie nische Regierung auch mit Rudini an der Spitze keine neuen politischen Bahnen einschlagen wolle. Au« dieser Lage der Dinge ergebe sich von selbst, daß auch Rußland, entsprechend dem umgeändcrten Cha rakter der internationalen Situation, nicht den ge ringsten Anlaß habe, von seiner bisherigen Richtungs linie um Haaresbreite abzuweichcn. — Türkei. Der Marschall Mamud Pascha ist nach Adrianopel delegirt worden, um das Präsidium des Standgerichtes zu übernehmen, vor welches die gefangenen Ränder von Tschcrkeßkoi gestellt werden sollen. Wie die Nürnberger, so können frei lich auch die Türken Keinen hängen, bevor sie ihn gefangen haben. Inzwischen hat man das Kessel treiben gegen die Banditen begonnen. Der Brigadier Arif Pascha hat die Verfolgung mit fünf Bataillonen ausgenommen. — „Capelan Tascho", wie der Räuberhauptmann Athanasios, welcher den Eisenbahnüberfall bei Tscberkeßkoi inszenirt bat, in seiner Heimath ge nannt wird, ist einer der geriebensten Banditen des Vilajets Adrianopel und treibt sein Unwesen bereits seit vielen Jahren. Die Zusammensetzung seiner Bande ist nicht immer gleich; bald ist sie größer, bald kleiner. Aber der feste Kadre derselben scheint aus zehn bis zwölf unerschrockenen Leuten zu bestehen, welche ihrem Führer blind ergeben sind und um welche sich je nach Bedarf und je nach der Größe der beabsichtigten Unternehmnng noch andere Kum pane gruppiren, die für den speziellen Fall angewor ben werden. Wenn Capetan Tascho die Werbetrom mel ertönen läßt, findet er immer Leute genug, die seiner Fahne folgen, denn der Glaube an seine Ge schicklichkeit, Klugheit und das Vertrauen, daß eS sich jederzeit nur um ein lohnendes, reiche Beute ver sprechendes Unternehmen handelt, sind groß. So kommt es denn, daß der Räuber-Chef, der jetzt zwi schen Tscherkeßkoi und Sinekli den kecken Handstreich auf den aus Konstantinopel kommenden Schnellzug gewagt hat, manchmal nur mit zehn Leuten operirt, während er bei anderer Gelegenheit mit der zwei- nnd dreifachen Anzahl von Banditen in's Feld ge rückt ist. Diesmal hat Capetan Tascho nach genauen Berichten, welche sich auf die in Adrianopel durch die türkischen Behörden und gleichzeitig auch durch das österreichisch-ungarische Konsulat bisher gewon nenen Untersuchungs-Ergebnisse stützen, seinen Hand streich mit nicht weniger als 43 Mann durchgeführt, von denen Jeder ein wahres Waffen-Arsenal mit sich führte, so daß er demnach mit einer gewaltigen Ueber- lezenheit auf dem Platze erschien. Auch über ein gewisses Quantum Humor scheint der Rinaldo deS Balkans zu verfügen, soll er doch das Lösegeld von 200,000 Frcs. in folgender Weise getheilt haben: 50,000 FrcS. für sich, 90,000 FrcS. für seine Kame raden und 60,000 Frcs. für die — Armen. Bor den Verfolgungen der türkischen Behörden scheint der biedere Athanasios keine große Angst zu haben. Wie aus Konstantinopel mitgetheilt wird, soll er an den Großvezier geschrieben haben, daß in dem Falle, daß die Regierung ihn und seine Bande verfolgen werde, noch ein sensationellerer Ueberfall stattfinden werde, bei welchem sämmtliche Reisende gefangen ge nommen werden sollen. Das Löscgcld werde aber dann eine Million betragen. Locale und sächsische Nachrichten. — Schandau. Vom 21. bis 24. Juni findet die 36. Versammlung deS Sächsischen Forstver eins hier statt. Zur Verhandlung werden gelangen: 1) „Welche forstliche Bedeutung ist den in unseren Beständen erscheinenden Nebenholzarten zuznsprechcn?" Berichterstatter: Oberförster Lieske aus Neudorf im Erzgebirge. 2) „Welchen waldbaulichen Werth hat im Kahlschlagsbetriebe das Ueberhalten von Ver wüchsen?" Berichterstatter: Oberförster Grünewald au« Cunnersdorf. 3) „Ist da« Fortbestehen der WaldarbciterunterstützungSkassen auch nach dem In krafttreten de« Invalidität«- und Unfallversicherungs gesetzes wünschenSwerth, beziehentlich welche veränderte Einrichtung ist denselben zu geben?" Berichterstatter: Oberförster Flemming aus SpechtShauscn. 4) „In wie weit erscheint eS rathsam und erfolgversprechend.