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die feste Ueberzengung habe, Se. Majestät der König Albert würde gewiß die von den Bischofswerdaern ihm, dem Fürsten Bismarck, zu Ehren gethanen Schritte billigen und würde sicher nichts dagegen haben, wenn sie neben der Verehrung, Liebe und Treue, die sie stets für König Albert bewiesen, noch davon etwas für den alten Kanzler übrig hätten. Die letzten Worte namentlich waren tief bewegt. — Türkei. Der Sultan empfing am Sonn abend in Konstantinopel den deutschen Bot schafter v. Radowitz in Privataudienz, in welcher er seinem Schmerz über den Vorfall bei Tscker- keßkoi und der Hoffnung auf baldige Befreiung der Gefangenen Ausdruck gab, sowie Maßregeln in Aussicht stellte, welche die Wiederholung derartiger Ereignisse unmöglich machen sollen. Der Botschafter dankte dem Sultan für seine Theilnahme und Be reitwilligkeit, das Leben und die Befreiung der Ge fangenen zu sichern, deren Geschick nicht nur von Deutschland, sondern von ganz Europa mit banger Theilnahme verfolgt werde. Er (der Botschafter) hoffe gleichfalls, daß der Sultan in seinem aner kannten Bestrebe», die Türkei auf die Höhe der übrigen Kulturstaaten zu erheben, die Wiederkehr von Ereignissen solcher Art verhindern werde. Nach einer der deutschen Botschaft in Konstanti nopel zugegangenen Depesche sollte sich der Maschinist Freudinger am Sonntag mit vier Begleitern an den von den Briganten bestimmten Ort begeben. Die Letzteren haben versprochen, die Gefangenen, welche übrigens gut behandelt werden, gegen Zahl ung des Lösegeldes sofort auSzuliefcrn. Von anderer Seite wurde dagegen behauptet, die Räuber hätten weitere 8000 Pfund, sowie Zurückziehung der Truppen und Zusicherung der 'Nichtverfolgung gefordert. Die 200000 Frcs. Lösegeld sind in 'Napoleondors von Konstantinopel abgesandt worden und waren in zwei Ledersäcken verpackt. Nach einer in Stanzens Reisebureau zu Berlin eingegangenen Depesche dürften die Gefangenen am Dienstag in Adrianopel eintreffen. Hiernach scheint die Freilassung schon erfolgt zu sein oder unmittel bar bevorzustehen. Ferner meldet ein „H. T." aus Belgrad: Hier verlautet, daß die Gefangenen von den türkischen Räubern bereits in Freiheit gesetzt worden seien, doch müßten dieselben behufs Protokollabgabe vorerst nach Konstantinopel reisen. Fünf Räuber, bei denen 23000 Frcs. des erpreßten Lösegeldes vorgefunden wurden, sollen bereits gefangen und nach Adrianopel abgeführt worden sein. Ein Bericht der offiziösen „Politischen Eorres- pondenz" aus Konstantinopel giebt dem festen Ent schlüsse der Pforte Ausdruck, den Zuständen, welche den Ueberfall des Zuges ermöglicht haben, ein Ende zu machen. Sofort nach Befreiung der Gefangenen sollen die Grenzen der Provinzen militärisch besetzt, und ein Kesseltreiben gegen die Briganten veran staltet werden. Eine exemplarische Bestrafung sei beabsichtigt; denn die Regierung habe die ernste Ab sicht, das Räuberunwesen in der Provinz Adrianopel vollständig zu vernichten. Die Pforte soll sich bereit erklärt haben, die Vorschläge des deutschen Botschafters v. Radowitz in dieser Beziehung zu befolgen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Nach einer Verordnung des Königlichen Justizministeriums soll wegen Einberufung des Vorstandes des Königlichen Amtsgerichts Eiben stock, Herrn Amtsrichters Kautzsch, zum Militär der Dienst bei jener Behörde in der Zeit vom 15. Juni bis 10. August durch den Hilfsrichter Herrn Assessor Porzig geleitet werden. — Schönheide. Die an dem Kuhbergthurme angebrachte Sammelbüchse wurde vor Kurzem wieder holt loSgesprengt und ihres Inhalts beraubt auf gefunden. Es muß ein überaus frecher Langfinger sein, der es um die gegenwärtige Jahreszeit, wo der Verkehr aus dem Kuhberge fast gar nicht abreißt, wagte, den Raub auszuführen. Eine fernere Wieder holung des Vorfalles ist jedenfalls nicht zu fürchten, da die Büchse neuerdings so gut befestigt worden ist, daß bei einer beabsichtigten Beraubung der Erfolg mit der aufzuwendenden Mühe in keinem Verhält nisse stehen würde. — Dresden. Am 1. dieses Monats und fol gende Tage hat eine abermalige Ausloosung Königlich Sächsischer Staatspapiere statt gefunden, von welcher die 4°/„ (vom 1. Juli I89l ab auf 3'/,»/„ herabgesetzten) Staatsschulden - Kassen scheine von den Jahren 1852/55/58/59, 1862/66 und /68, 3'/, "/„ dergleichen vom Jahre 1867, auf 3'/, "/„ herabgesetzten, vormals 4"/„ der gleichen vom Jahre 1869, die durch Ab stempelung in 3'/2 "/„ und 4"/, StaatS- papiere umgewandelten Löbau-Zittauer Eisenbahnaktien I-it. iL und 6, ingleichen die den 1. Dezember 1891 und beziehent lich den 2. Januar 1892 zurückzuzahlenden, auf den Staat übernommenen 3'/»"/« Partialobligationen von den Jahren 1839/41 und 4"/„ dergleichen vom Jahre 1866 der Leip- zig-DreSdner Eisenbahn-Compagnie betroffen worden sind. Die Inhaber der genannten Staatspapiere werden hierauf noch besonders mit dem Hinzufügen aufmerksam gemacht, daß die Listen der gezogenen 'Nummern in der Leipziger Zeitung, dem Dresdner Journal und dem Dresdner Anzeiger veröffentlicht, auch bei sämmtlichen Bezirkssteuer. Einnahmen und Gemeindevorständen des Landes zu Jedermanns Einsicht ausgelegt werden. — Dresden. Am Freitag wurde gegen einen hiesigen Geschäftsmann behördlich eingeschritten, der die Wein pantscheret in einer unverschämten Weise getrieben hat. Er hat sich größere Quantitäten kleine Rosinen gekauft und daraus Wein fabrizirt. Aus der Flüssigkeit machte er „Tokayer" oder „griechischen Wein", je nachdem der „Most" bereits gegohren hatte oder nicht. In seinem Keller wurde eine ziem liche Quantität solchen edlen Rebensaftes aufgefunden. Das ganze Lager wurde versiegelt. — In einer in Leipzig am Donnerstag Abend im „Eldorado" stattgefundencn öffentlichen Bürger versammlung wurde folgende Resolution angenommen: „Die heutige, vom städtischen Verein einberufene öffentliche Bllrgerversammlung erklärt, daß das jetzt in Leipzig herrschende System der Steuereinschätz ung ein ungerechtes, im Gesetze nicht begründetes ist, so daß im Interesse einer gesunden Entwickelung des bürgerlichen, sozialen und gewerblichen Lebens dringend zu wünschen ist, daß jenem System durch gemeinsames Vorgehen der Bürger ein Ende bereitet werde. Die Versammlung beschließt weiter, die steuerzahlenden Bürger aufzufordern, die zur Zeit ausliegcnden Petitionen an das Königl. Finanz ministerium wegen der diesjährigen Steuerüberschätz ung zu unterzeichnen." — Hohenstein. Die Gegenstände, welche die Einbrecher im Hoppe'schen Hause in Ernstthal zurückgelassen haben: die mechanische Druckschlinge, der Hut, das Handtuch und das Taschentuch, sind im Amtsgericht zur öffentlichen Besichtigung, bez. Rekognoszirung ausgelegt. In Folge des äußerst frechen Einbruches bat sich der Einwohnerschaft eine nicht geringe Beunruhigung bemächtigt, so daß eine baldige Ergreifung der Verbrecher doppelt Wünschens werth erscheint. Leider fehlt noch immer, trotz eif rigster Nachforschung, jede Spur, da das auSgesprengte Gerücht, es seien zwei stark verdächtige Individuen verhaftet worden, der Thatsächlichkeit entbehrt. — In Lugau wurde am 5. d. Mts. ein frecher Diebstahl ausgeführt. Der Uhrmacher E. fand seinen Laden fast gänzlich ausgeräumt. Uhren, Ketten, Ringe, soweit dieselben werthvoll, waren verschwunden; nur das minder Werthvolle und die zur Reparatur übergebenen Gegenstände fanden sich vor. Wie er sichtlich gewesen, haben die Diebe durch die hinter dem Laden liegende Stube ihren Weg genommen. Der Laden liegt an der besuchtesten und verkehrs reichsten Stelle Lugaus, in der Nähe des Bahnhofes an der Stollberg-Hohensteiner Straße; um so mehr ist man erstaunt über die Frechheit der Einbrecher. — Roßwein. Beim hiesigen Stadtrath ist am 3. d. Mts. vom Königl. Sächsischen Kriegsministerium der offizielle Bescheid angelangt, daß unsere Garnison am 1. April 1892 nach Riesa verlegt werden wird. — Im Rossauer Staatsforstrevier bei Hai nichen, im sogenannten Nonnenwald, ist am Donners tag der Leichnam eines unbekannten jungen Mannes unter Umständen aufgefunden worden, die auf eine Ermordung schließen lassen. Die Leiche lag auf dem Gesicht und war mit Laubwerk zugedeckt. Infolge des Verdachtes sind durch den Obergendarmen die umfassendsten Recherchen veranlaßt worden. (Eingesandt.) Der „Erzgebirgszweigverein Eibenstock" hat in diesem Frühjahre in der Umgebung von Eibenstock eine Anzahl Ruhebänke aufstellen lassen. Die Bänke sind ans freiwilligen Gaben angeschafft worden und sollen Arm und Reich, Hoch und Niedrig, Groß und Klein, überhaupt Jedermann dienen, der sich an unserer herrlichen Natur ergötzen, in ihr von der Arbeit Erholung suchen will, oder der als Wald arbeiter, Holzsammler oder Bcerensucher eines Plätz chens zum kurzen AuSruhen bedarf. Darnach sollte man meinen, müßte Jedermann aus dem Volke die Ausstellung der Bänke mit Freuden begrüßen. Nein. ES haben sich doch schon in der kurzen Zeit seit der Aufstellung ruchlose Hände gefunden, die eine der Bänke, die am Zimmersacherweg aufgestellte, durch Abschlagen der einen Lehne stark beschädigt und in der unflätigsten Weise verunreinigt haben. Eine solche Rohheit verdient die härteste Ahndung. Bös willig, aus reiner Zerstörungswuth zertrümmern und verunreinigen, was andere mit Mühe und unter Auf wendung beträchtlicher Geldmittel zum allgemeinen Besten hergestellt haben, ist ein Bubenstreich, für den eS keine Entschuldigung giebt. Der Erzgebirgsverein hat deshalb auch beschlossen, eine Belohnung von Dreißig Mark Demjenigen zu zahlen, der den Thäter so zur Anzeige bringt, daß er gerichtlich ge straft werden kann. UeberdieS will auch der Verein mit Fünf Mark die Anzeige jeder anderen Be schädigung oder Verunreinigung seiner Anlagen, Weg weiser u. s. w., insbesondere der Thurms auf dem Adlerfelsen lohnen, wenn die Anzeige zur Bestrafung de« Uebelthäter« führt. Es mag dabei bemerkt wer den, daß solche Beschädigungen und Verunreinigungen, weil gegen Sachen, die dem öffentlichen Nutze» dienen, gerichtet, als schwere Sachbeschädigung nach 8 304 des Strafgesetzbuches mit Gefängniß bis zu drei Jahren oder Geldstrafe bi« 1500 Mk. bestraft werden. An alle gut gesinnten Einwohner von Eibenstock und Umgebung richtet gleichzeitig der Erzgebirgsverein die Bitte, ihn in seinem Kampfe gegen die gekenn zeichneten, sich fort und fort wiederholenden Rohheiten zu unterstützen und jeden bekannt werdenden Fall zur Anzeige zu bringen. Er »erhofft insbesondere auch von allen Eltern und Lehrern, daß sie die ihrer Er ziehung unterstehenden Kinder über das Verwerfliche und die Strafbarkeit einer Beschädigung und Zer störung öffentlicher Anlagen ausklären und davon ab halten wollen. Amtliche Mittheilungk» aus den Sitzungen des Stadt raths M Eibenstock. Sitzung vom 7. April 1891. 1) Dem Gesuche der Königlichen Amtshauptmannschast Schwarzenberg um Uederlassung eines geeigneten Lokales zur Abhaltung von Samariterkursen soll stattgegeben werden. 2) Von der erfolgten Uebernahme der städtischen Kassen Seiten des Rathsvorstandes wird Kenntniß genommen. 8) Der Rathsvorstand wird in die erledigten Vorsitze des Schul-, Armen-, Sparkassen-, HauShaltplan- nnd Rechnungs ausschusses gewählt. Außerdem werden k> andere Gegenstände erledigt. Sitzung vom 14. April 1891. 1) Für Herstellung eines Fußweges auf der Nordstraße werden 167 Mk., für theilweise Beschotterung der Bahnhof straße ISO Mk. nachverwilligt. 2) Man nimmt Kenntniß von dem Schreiben der König lichen Amtshauptmannschast Schwarzenberg, die Wahl eines Vertreters zur Bezirksversammlung an Stelle des vormaligen Herrn Bürgermeister Löscher betr. 3) Es ist angeregt worden, für die Ausstellung von Ur sprungszeugnissen in Zukunft eine mäßige Gebühr zu erheben; zuvörderst soll jedoch hierüber in anderen Städten Anfrage gehalten werden. 4t Auf Antrag des Rathsvorstandes sollen über die Ge währung von Tagegeldern und Reisekosten an die Mitglieder der städtischen Collegien, städtischen Beamten re. Bestiminungen aufgestellt werden. Außerdem wird eine Psandentlassungscrklärung abgegeben; auch erledigt mau mehrere Straferlaß- und Schankconcessions- Sitzung vom 21. April 1891. 1) Der Frage wegen Errichtung einer Naturalverpflegungs- station soll näher getreten werden, und zwar soll die Ein richtung nach den Grundsätzen der Herberge zur Heimath er folgen. 2) Vor Weitcrsllhrung der Schulbauangelegenheit will man sich zunächst über die innere Umgestaltung der Schule und die dadurch bedingte Abänderung der Lokalschulordnüng endgültig schlüssig machen. 3) Wegen Verpachtung zweier Wiesenparzellen wird Ent schließung gefaßt. Außerdem werden ein Baugenehmigungsgesuch und Steuer reklamationen erledigt. Sitzung vom 5. Mai 1891. 1) Das Kaiserliche Postamt hat dem Stadtrath mitge- theilt, daß die Bedingungen für Errichtung von Fernsprech anlagen neuerdings erheblich erleichtert worden seien, und die Ausführung einer solchen Anlage für Eibenstock in diesem Jahre bevorsteht, auch der allseitig gewünschte Anschluß an die größeren Nachbarstädte in nicht zu ferner Zeit eintreten werde. Man beschließt hierauf, sich an der einzurichtenden Fernsprechanlage zu betheiligen und die Zustimmung des Stadt- verordneten-Collcgiums hierzu einzuholen. 2) Wegen Erbauung einer Eisenbahn von Bahnhof bis Stadt Eibenstock aus Staatsmitteln will man im Verein mit den Stadtverordneten und dem erwählten Comitö eine Petition an die Königliche Staats-Regierung richten. 3) Von den Beschlüssen der Stadtverordneten vom 24. April l8SI wird Kenntniß genommen und das Weitere an geordnet. 4) Zwecks besserer Frühzugsverbindungen mit Leipzig will man bei der Königlichen Generaldirektion der Staatsbahnen schriftlich vorstellig werden und dicserhalb auch mit dem Stadt gemeinde-Rath Schönheide in Verbindung treten. 5) Bon der Verleihung des Feuerwehrehrenzeichens an den Stickmaschinenbesitzer Auerswald nimmt man Kenntniß. 6) Man bewilligt die Kosten für Aufstellung einer La terne vor dem Magazingebäude. Außerdem werden noch 14 weitere Gegenstände erledigt, welche zur Veröffentlichung ungeeignet erscheinen. Sitzung vom 20. Mai 1891. 1) Wegen Uederlassung der Benutzung eines städtischen Platzes wird Entschließung gefaßt. 2) Auf Antrag des Feuerlöschausschusses sollen die Zug führer der Pflichtseuerwehr mit Blendlaternen ausgerüstet, auch sämmtliche Spritzen mit solchen versehen werden. 3) Dem Gesuche des Theaterdirektors R. Schmid aus Plauen um Genehmigung zum Veranstalten von Theater-Vor stellungen wird stattgegeben. 4) Der Vorsitz im Feuerlöschausschuß wird Herrn Stadt rath C. I. Dörffel übertragen. 5) Der im vorigen Jahre ausgeführte Theil der Rehmer- Wasserleitung ist unter Zuziehung deS Ingenieur Cramer aus Cainsdorf einer eingehenden Revision unterzogen worden. Man nimmt von dem Ergebnisse Kenntniß und genehmigt die hiernach nothwendigen Ausführungen. 6) Die Entschließung über Steuer- und Schulgelderlaß gesuche überträgt man einer aus 2 Rathsmitgliedern bestehenden Deputation. Außerdem werden einige Straferlaß- und Baugenehmig- ungsgesuche, sowie 13 weitere Gegenstände erledigt. Sitzung vom 26. Mai 1891. 1) Von dem Ergebniß der Revision der Feuerlöschgeräthe wird Kenntniß genommen. 2) Ein Gesuch um Einlegung einer Kellerschleuße in eine öffentlich« Straße wird genehmigt. Die weiteren 7 Gegenstände entbehren des öffentlichen Interesses.