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34 I588I. H. Schmidt, Frankfurt a M. — Verfahren zur Herstellung vcn Nitrobenzaldehvd aus Nitrvbenzyl- chlorid mit Hilfe von Metalloxyden. Paranitrobenzyl- chlorld wird durch Erhitzen mit Kupfervitrioloxyd oder mit Bleisuperoxyd auf 200 bis 250° in Aldehyd um- gewandelt. Statt des Nitrobenzylchlorids können auch die entsprechenden Bromide, Sulfide und Sulfohydrate, statt der genannten Metalloxyde auch andere Verwendung finde». 15915. H. Köchlin, Lörrach und I)r O. N. Witt, Mühlhausen. — Darstellung blauer und violetter Farb stoffe. — Die Nitrosoderivate tertiärer aromatischer Amine oder Phenole bilden mit alkalischen Lösungen von Phenolen bei gewöhnlicher Temperatur Farbstoffe. Zu satz von Redurtionsmittelu beschleunigt die Reaction. Dieselben Farbstoffe entstehen, wenn schwach alkalische, neutrale oder schwach saure Mischungen von Phenolen oder Paraamidokörpern mit Oxydationsmitteln behandelt werden. So giebt Paraamidodimethylanilin, durch Re duktion des Nitrosokörpers erhalten, mit einer alkalischen Lösung von «-Naphtol bei Einwirkung von Kalium- bichromat und Essigsäure einen blauen Farbstoff. Man kann diese Farbstoffe auch auf der Faser bilden, indem man z. B. den Stoff mit einer Lösung von -a-Naphtol- natrium imprägnirt und nach dem Trocknen mit einer Lösung von Nitrosodimethylanilinchlorhydrat bedruckt, welcher ein in Gegenwart von Alkali wirkendes Re- ductionsmittel (Zinnoxydul. Traubenzucker) zugesetzt ist. Die Farbe erscheint nach dem Dämpfen. Man kann auch erst das Reductionsmittel und dann ein Gemisch der beiden genannten Körper auftragen. Oder man kann den Baumwollenstoff mit einer verdickten Lösung von Amidodimethylanilin und «-Naphtolnatrini» bedrucken, dämpfen und dann durch eine Lösung von Kaiiumbi- chromat ziehen. Korrespondenz. Klirre. Ernst Dubosc, der Begründer der Farbholzextractfabrikation Frankreichs, ist am 30. Dccember 1881 vom Präsidenten der Republik Frankreich zum Ritter der Ehrenlegion ernannt worden. E. Dubosc diente zwanzig Jahre in der Staats- und Handelsmarine und ist seit 1872 Mitglied der Handelskammer von HLvre. Nach seinem Abschied als Schiffs-Capitän für lange Fahrt gründete er 1862 die erste Extract- fabrik; trotz vieler Schmierigkeiten behauptete er das Feld. Seinem Beispiel folgten mehrere andere Fabrikanten, so daß unsere Stadt statt, wie 1862 15,000 Tons Farbhölzer, jetzt 90,000 Tons importirt. Havre ist dadurch einer der bedeutendsten Handelshäfen Europa's geworden. Dubosc richtete seine Aufmerksam keit unermüdlich auf das Studium der exotischen Pflanzen und führte das Quebrachoholz statt des Catechu in die Färberei und Gerberei ein. 1871 war dieses Holz in Frankreich noch un bekannt; jetzt wird es in bedeutenden Quanten importirt. Dubosc steht an der Spitze von vier Fabriken, zwei großen Ziegeleien, der Ex- tractfabrik, welche täglich 100,000 Kilo Holz verbraucht, und einer Carbonisiranstalt. Ich erinnere noch daran, daß man das Löschen von Bränden mit kohlensaurem Gas ebenfalls dem genialen Geiste Dubosc' verdankt. Moskau- Unsere Arbeitsverhältnisse unter scheiden sich wesentlich von denen West-Europa's Es giebt hier im eigentlichen Sinne keinen Arbeiterstand; denn fast alle Fabrikarbeiter ge hören den Dorfgemeinschaften an, und sind als solche Grundbesitzer, die blos einen Theil ihrer freien Zeit dazu bemitzeu, aus den Fabriken Geld zu verdienen. Dieses Besitzthum von Land ist jedoch für Viele eher eine Last denn ein Vortheil, weil auf den Gemeindeländereien bedeutende Abgaben von Steuern lasten, und bei dem meist ungenügenden Landbesitz, erndten die Bauern kaum soviel an Feldfrüchten, als ihre Familie im Laufe des Jahres verzehrt. Der Bauer sieht sich dadurch genöthigt, ander weitig Nebenverdienst zu suchen, den ihm die iminer mehr aufblühende Industrie bietet. In größeren Mengen ziehen die Leute nach Be endigung ihrer landwirthschaftlichen Arbeiten den Städten zu, um Verdienst zu suchen. Solche Arbeiten, die sich nur zeitweilig mit einem industriellen Fach beschäftigen, werden aber nie im Stande sein, den höchsten Grad von Vollkommenheit zu erreichen. Aus diesem Grunde kann die russische Industrie, trotz enor mer Schutzzölle, niemals die ausländische Con- currenz ganz vom russischen Markte verdrängen. Während der ausländische Fabrikant nur (?) mit eingearbeiteten Arbeitern zu thun hat, be findet sich unser Fabrikant in einer ganz an deren Lage. Die meist ungeübten Arbeiter, die kaum einen Begriff von den Maschinen haben, die von ihnen bedient werden solle», müssen zuerst mühsam einigermaßen herange bildet werden. Dazu sind zahlreiche Aufseher und Meister nöthig, wodurch das Fabrikat wiederum vcrtheuert wird. Hat man schließlich den Mann soweit, daß er selbstständig arbeiten kann, dann ist die Zeit da, wo er wieder in's