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Viertes Kapitel. Auf der Folter. „Jakob Olsheim," redete der Manu mit der Bischofsmütze ihn an, wißt Ihr, wo Ihr (Luch be findet?" Der Jude meinte, eS zu ahnen. „Und was ahnet Ihr, an welchem Orte Ihr steht." „Bor dem Jnquisitionsgericht," entgegnete Jakob, denn das Anftrctcn des Mannes, der ihn anredete, und dessen Stimme ließen keinen Zweifel darüber ;n. Er hatte Konrad von Marbnrg zu öfteren Malen gesehen, und das finstere Gesicht desselben nnd der herrische Ton seiner Stimme verbargen sich unter der Vermummung nicht. Mit Schaudern sah er den Grausamen an, und alle seine Hoffnung sank. „Ihr habt Recht," entgegnete der Inquisitor, „Ihr befindet Euch in der Marterkammer des pein lichen Gerichts und Ihr werdet gut darau thuu, meine Fragen wahrheitsgemäß und ohne Zögern zu beant worten. Zuerst also laß mich hören: welchen Glauben habt Ihr?" „Ich bin ein Jude." Die Schreiber mußten Frage nnd Antwort nieder schreiben, worauf der Richter sortfuhr: „Habt Ihr Euch je vor dem Kreuze des Erlösers gebeugt?" „Ich habe Jesus vou Nazareth nicht verehrt, ob gleich ich —" „Halt!" donnerte ihm der Inquisitor entgegen, „antwortet, ohne weitere Erläuterung dabei zu geben. Wenn Ihr ei» Jude seid, und Euch nicht vor dem Kreuze beugt, so muß Euer Einfluß also gegen Gottes heilige Kirche sein." „Mit Nichten," entgegnete Jakob bestimmt, „kein Mann im ganzen Reiche hat den Rittern, welche in den heiligen Krieg gezogen sind, so viel wirksame Hilfe geliehen, wie ich. Mit meinem Gelde habe ich Kaiser Heinrich ausgerüstet und Friedrich hat mir seine Erfolge zu verdanken." „Und warum handelt Ihr so?" fragte jener finster. Jakob zögerte, denn er konnte nicht leugnen, daß ihm das so angelegte Geld reichlichen Nutzen gewährt hatte. Anch konnte er nicht sagen, daß ihm der Kaiser für das geliehene Geld in seinen Kronjuwclen Sicherheit gegeben hatte; aber offen konnte er be kennen: „Ich nahm nie Wucherzinsen für mein Geld." „Was kümmern mich Eure Wncherzinscu!" schrie Konrad verächtlich. „Ihr hattet einen andern Zweck im Auge wie diesen. Wir wollen gern glauben, daß Euer Wunsch, die Sarazenen vom heilige» Grabe zu vertreiben, ein ernstlicher war, aber Ihr hofftet, daß es den Juden gelingen werde, init der Zeit den christlichen Einfluß zu bewältigen nnd daS Land, von dem Euer erzürnter Gott sein auserwähltes Volk ver trieb, wieder zu besitzen. Habe ich Recht?" „O nein, nein," erwiderte Jakob schnell, „nie kam solch ein Gedanke in meinen Sinn." „Hütet Euch, Jakob Olsheim. Täuschung kann hier zu nichts führen — sprecht die Wahrheit. Sagt mir offen, besteht nicht znr Stunde ein geheimer Bund von Juden, die sich dieses Endziel gestellt haben?" „Welches Endziel?" fragte Jakob verwundert. „Die Macht der Israeliten im heiligen Lande wieder herzustcllen." „Ich bin sicher, daß keine solche Gesellschaft oder Bund besteht." „Wie könnt Ihr dies so bestimmt behaupten?" „Weil ich weiß, daß die Juden nicht die Absicht haben, das Erbtheil ihrer Väter mit Gewalt an sich zu reißen." „Und Ihr wollt mich zu der Ansicht bekehren, daß sie das Land ihrer Väter verloren geben?" . „Ich will Euch keine Lügen sagen," entgegnete Jakob nach kurzem Nachdenken, „die zerstreuten Stämme Israels hoffen, daß dereinst unter ihnen ein Fürst entstehe, unter dessen Banner der alte Ruhm Davids von Neuem erwachen wird." „Nun also," sagte der Jnqisitor, „Leute, die sich solchen Hoffnungen hingeben, werde» naturgemäß anch versuchen, dieselben der Erfüllung näher zu bringen. Sagt mir daher," fügte er mit "Nachdruck hinzu, „wer steht an der Spitze des Bundes in Baden?" „Ich kenne keinen solchen Bund." „Wo haltet Ihr Eure Zusammenkünfte in Heidel berg?" „Ich weiß von keinen Zusammenkünften." „Jakob Olsheim, ich sage Euch, daß eine Ver brüderung besteht, deren Absicht cs ist, die Stätte, von welcher das Licht ausging, wieder in Finsterniß zu hüllen, und diese Verbrüderung hat auch in Baden Fuß gefaßt. Es ist uns auch nicht fremd geblieben, daß jeder Jude daran bctheiligt ist, und ich frage Euch deshalb noch einmal: Wer ist an der Spitze des Bundes in Baden?" „So war Gott mein Richter ist, ich weiß nichts davon." „Wisset ihr nicht, Hund von einem Juden, daß Gott nicht immer selbst zu Gericht sitzt? Er hat sich seinen Richter erwählt und zu diesem müßt Ihr reden. WaS der Sünder nicht freiwillig bekennt, kann man auf eine leichte Weise von ihm erfahren." Auf ein Zeichen des Großinquisitors erhob sich der Mann im rothen Mantel und winkte seinen Gc- hlllfen. Die Arme des Gefangenen wurden ihrer Fesseln entledigt und er selbst an eine Stelle im Ge wölbe geführt, von der zwei cigenthümlich geformte eiserne Bänder herabhingen. Jakobs Hände wurden hochgchalte», die Ringe nm seine Handgelenke gelegt, mit Schrauben angezogen, nnd dazu gehörige eiserne Handschuhe ihm angepaßt. Ein verzweifelter Blick genügte ihm, zu sehen, daß an jedem Finger der Hand schuhe eine eiserne Schraube angebracht war, nnd das Blut erstarrte ihm in den Adern. 'Nach diesen Vor bereitungen wurden die Taue, an denen die Gelenk ringe hingen, der Art angczoge», daß der Gefangene auf deu äußerste» Zehenspitzen stand. Hinter ihm stiegen zwei Männer ans ein herbcigetrageneS hölzernes Gestell, nm die Fingerschrauben beliebig anzuziehen. „Jakob Olsheim, noch habt ihr Gelegenheit zu reden; sagt mir, was Ihr von der geheimen Gesell schaft wißt." „Ich weiß nichts," lautete die feste Antwort. Auf ein erneutes Zeichen des unerbittlichen Vor sitzenden wurden die Daumschrauben angezogen. Jakob empfand einen Schmerz, der ihn zum Himmel auf schreien ließ. Eine Schraube um die andere ward «»getrieben und der arme Mann zitterte am ganzen Leibe. Als aber schließlich die Ringe znsammengc- triebcn wurden, schrie er unwillkürlich nm Gnade und betheuerte seine Unschuld aufs diene. Er fühlte bald, daß hier kein Erbarmen zu hoffen war, selbst wenn er um einige Augenblicke der Linderung ein falsches Geständniß gemacht haben würde. Langsam fühlte er seine Kräfte sinken, dann verlor er die Empfindung und ward bewustlos. „Er scheint ohnmächtig zu sein," bemerkte der Großinquisitor. „Gebt Acht," rief der Mann, der ihm Anfangs zur Linken gesessen hatte, „er darf nicht sterben, bevor Nur wissen, wo er seine Schätze ausbewahrt hat." „Fürchtet nichts," sagte Konrad von Marbnrg, „es ist noch nicht so weit mit ihm. Wir wollen ihn wieder zur Besinnung kommen lassen, und dann ein anderes Mittel anweuden." Die eisernen Handschuhe und Gelenkringe wurde» dem Gefolterten abgenonnnen und ihm eine belebende Essenz eingeflößt. Gierig schlürfte er den erquickenden Trank und nach geraumer Zeit konnte er aufrecht sitzen. Aber »mit dem zurückkchrenden Bewußtsein kehrte auch der Schmerz zurück und er war unfähig, die zerquetschten Gliedmaßen zu bewegen. Die Folter knechte hoben ihn auf und trugen ihn nunmchr auf die unfern stehende Bank. Stricke wurden um Hand- u»d Fußgelenke geschlungen nnd die Schrauben an gezogen, bis der Körper vollständig straff ansge- spannt war. Du trat der Inquisitor an ihn heran. „Jakob Olsheim," sagte er, „auf der Stelle, wo Ihr jetzt liegt, iverdet Ihr Euer Letztes athmen, wenn Ihr mir nicht die Wahrheit sagt. — Ihr seid reich?" „DaS bin ich," sagte Jakob mit schwacher Stimme. „Ehe wir auf andere Gegenstände übergehen, möchten wir wissen, wo ihr Eure Schätze aufbewahrt. Wollt ihr es uns mittheilen?" Der Jude antwortete nicht; er fühlte, daß sein Loos entschieden war. Sagte er dem Grausamen, wo seine Schätze sich befanden, war sein Leben ohne Werth für sie; sagte er es ihnen nicht, so war Mög lichkeit vorhanden, das Leben zu retten. Der Kampf in ihm dauerte nicht lange und sein besseres Urtheil trug den Sieg davon. Gerne würde er seinen Gott aufgegeben haben, wenn er die Sicherheit gehabt hätte, sein Leben damit zu erkaufen, das für sein Kind von größtem Werth war. Für sie mußte er einen sichern Zufluchtsort finden, und er zweifelte nicht daran, daß sich aufrichtige Freunde ihrer an nehmen würde». * (Fortsetzung folgt.) Die Zahres-Konferenz der freien Vereinigung Sächsischer Ortskrankenkassen tagte im lausenden Jahre am 2t. und 25. Mai in Chemnitz, dem Borort der Bereinigung für 1881/82. Nachdem in der Vorberathung, welcher 88 Vertreter und Angestellte von 50 Ortskrankenkassen antvohnten, an, Sonntag, den 24. Mai, Abends die Tagesordnung für die am Montag Bormittag 8 Uhr beginnende Hauptversammlung sestgestellt worden war, versammelten sich zu Letzterer im „Mosella-Saal" 138 Vertreter und Angestellte von 77 sächsischen Ortskrankenkassen. Anwesend waren ferner die Herren Regierungsrath Weaer, Vorsitzender der Versicherungsanstalt für dasKönigrcich Sachsen, von Dresden, Amtshauptmanu Merz, Oberbürgermeister »r. Andrö und Stadtrath Müller von Chemnitz. Rach Begrüßung der Erschienenen durch den Vorsitzenden der Ortskrankenkasse Leipzig, als bisheriger Vorort, .Herrn Albert Brockhaus, der sich Herr Theodor Gundermann, Vorsitzender der gemeinsamen Ortskrankenkasse Chemnitz, namens dieser Kaffe anschloß, und dem Bericht des Herrn Brockhaus über die Thätigkeit des Vororts Leipzig, legte die Versammlung die Leitung der Ver handlungen in die Hände des Herrn BrockhauS als Vorsitzen den und der Herren Gundermann- und Langhammer-Chemnitz als Beisitzer. " Die reichhaltige Tagesordnung begann mit der Berathung eines Antrags auf Wegfall der dreitägigen Karenzzeit für Auszahlung von Krankengeld, wie sie das K.-V.-G. vom 15. Ium 1883 vorschreibt. Im Hinblick aus die dem Reichstag vorliegende Novelle zu diesem Gesetz, welche der statutarischen Bestimmung de» Wegfall dieser Karenzzeit überläßt, wurde, nachdem der Wunsch ausgesprochen tvar, es möchte, der Kom- n.issionsberathung entgegen, dieser Wegfall von der Erreichung des 1'/Jachen Betrages des gesetzlich vorgeschriebencn Rescrve- sonds nicht abhängig gemacht werden, blieb der Antrag znr Zeit aus sich beruhen, wie ein weiterer Antrag, die in die Woche fallenden Feiertage als Unterstützungstage zu bezeichnen, da schon von den meisten Kassen sür diese Tage Krankengeld bezahlt wird. Die schon vielseitig erörterte Frage in Bezug aus die von dem Ministerium des Innern für die Ausführung der Geschäfte der Jnvaliditäts- und Altersversicherung den Kranken kaffe» bis aus Weiteres gewährte Vergütung von drei Prozent der eingezogenen Beiträge hatte zu mehreren Anträgen ans Erhöhung dieser von fast allen Kassen als unzulänglich be zeichnete» Vergütung Veranlassung gegeben, welche von dem allgemeinen Antrag auf Erhöhung, ohne jetzt schon die Prozent höhe zu bestimmen, ausgenommen wurde». Von besonderen, Interesse tvar, daß Herr Regierungsralh Weger sich zur Sache äußerte und das Unthuntiche, jetzt schon durch rechnerische Be gründung die zur Bemessung der Vergütung allein berechtigte Landesregierung zu deren Ausbesserung bestimmen zu wollen, nachwies. Immerhin scheint jedoch eine Abgcneigtheit gegen eine Erhöhung »ich« vorhanden zu sein; man wird aber ab warten mögen, bis ein normaler Geschäftsbetrieb sicheren An halt für die entstehenden Kosten bietet. — Eine kurze Dis kussion über die Entwerthung der Qnittungsmarken hatte nicht den Erfolg der Annahme zu deren Aendcrung gestellter Anträge. Mit unverkennbarem Wohlwollen wurde in weiterer Berathung die Angelegenheit der Pensionirung der Orts- Krankenkassen-Bcamten verhandelt und als dringend bezeichnet. Es schien, nachdem verschiedene Pensions-Anstalten in Erwäg ung gezogen worden, die Neigung die vorherrschende, durch Anlehnung an die Invaliden- und Altersrente die Beamten vermittelst eines Zuschusses zu diesen aus de» Kassen zu sichern. Die Ortskrankenkasse Leipzig tvurde nut der weiteren schleunigen Regelung der Angelegenheit betraut. Konsequent erscheinen aus den Jahreskonfcrenzen der sächs. Ortskrankenkassen Anträge auf Beseitigung der Wöchnerinuen- untcrstützungen, wie sie 8 20 des K.-B.-G. vorschreibt. Bis her ist cs nicht gelungen, diesen Anträgen, welche mit der großen Anzahl von Wöchnerinnen begründet werden, eine Mehrheit zu erringen. Man hält dafür, daß die Gewährung dieser Unterstützung der Humanität entspricht, und deshalb wurden auch ztvei ebensolche Anträge von der diesjährigen Konferenz abgelehnt. Dielen Berathungen folgte eine Anzahl Fragestellungen, von denen wir nur folgende hervorheben. Die Zulassung von Naturheilkundigcn zur Be handlung von Kranken der Ortskrankenkassen wird als Wün schenswerth bezeichnet. Es sind deren auch schou bei mehreren Ortskrankenkassen in Thätigkeit, und wurde hierbei von Hemi Stadtrath Müller bemerkt, daß der Zulassung kein Be denken entgegenstehe, zumal bis von der höchsten Instanz dies bestätigt wurde, daß aber Anstellung als Aerzte bei den Krankenkassen den Nalurheilkundigen wegen der mangelnden Approbation nicht zugestanden werden könne. Die Versammlung beschloß ferner, denjenigen Ortskranken kassen, welche in einem Orte neben einander bestehen, im In teresse der Leistungsfähigkeit Zusammenlegung in eine einzige zu empfehlen. Einige interne Angelegenheiten beschäftigten hierauf noch die Konferenz, von denen die Wahl des nächstjährigen Vor- und Konfercnzortes Dresden allgemeines Interesse haben dürste. Apotheker Richard Brandt s Schweizerpillen üozorohtz von: fklil. vk, k. Vlrolrozv, „ „ V. ClStl, »-tucN-n tt>, „ „ Ksalnm, u-w-'g <t>, „ „ V.HU8SdktUM,"U->cN»ntt>. V. Xoverz-nskI, Keot-.u, „ „ vrunlit, Nt-u.-ubm-g, „ „ V. k"vsvilllis, S-rNn <t>, „ „ V. 8es.n7.onl, Witrrvur,. „ „ 0. Vitt, 0op«uNa,«n. „ „ 2ckeKSUev,St p«>«r»dur<i, „ „ 8oo<IsrstL<lt, „ „ l-rrmbl, w»e»ck»u, „ „ konstsr, MrnUngUMN, druckte, auf jeder Schachtel befindliche ae' mit äom llraurv in roldvm vi-anitt achtet. — Die mit einer täus< Verkehr befindlichen nachgeahmtkn S ächten Präparat weiter ÄtchiS ats die gemeiNchUnd eS würde daher jeder Käufer, sein cheld umsonst auSgcbrn. — Die Bef Villen sind: Silge MoschnSgarbe, Aloe, xen In Svn l ii- tvrlvlbsvrxknvn 8an»r Lludlvsrtwltung und daraus entstehenden Be schwerden, wie: llopk- notd, Vsklvmmung, zppvtit- loslgdvlt rc. Apotheker filoksrä Brandt'- Schweizerpillen sind wegen ihrer milden Wirkung nommen und den^ schaff wirkenden Salzen, Bitter wässern, Tropfen, Mixturen rc. Man schütze sich beim Ankäufe theken stets nur Lodts Kpo- tdskvr Nlodarä Brandt'sche Schweizerpillen (Preis pr Schachtel mit Gebrauchs-An weisung Mk.t.—) verlangt nnd etzlich gestützte Marke (Yittelte) wenn er nicht vorsichtig ist nnd rke versehenes Präparat erhält tandtheile der ächten Schweizer- Absynth, Bltterklee, Gentian. Ein gewisses körpel siche« Mobköehagen, neue geistige Spannkraft empfindet man nach dem Genuß von 1—2 dtol«»- I'»-!tiIlQn, bereitet von Apotheker Dalsmann. Dieselben beseitigen auch sofort alle Müdigkeit und Schlappheit nach körperlichen (z. A. Aergktettern) und geistigen Anstreng ungen, verhindern das Anheralhcmliommen, und befähigen den Menschen, größte Strapazen mit Leichtigkeit zu ertragen. Sommerfrischser» besonder« zn empfehkeni Schachtel 1 Mk. in der Apotheke zu Eibenstock. Druck und Verlag von E. Hannebohn in Eibenstock.