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den Lord Mayor. Am 14. Juli nimmt Kaiser Wilhelm von der Themsestadt Abschied, damit erreicht der ofsizelle Besuch sein Ende. — Rußland. In der französischen Aus» stellung zu Moskau sollten Dynamitkisten ausge- D funden worden sei», welche auf ein geplantes Akten- tat auf den Kaiser schließen ließen. ES kursiren, nach dem „Standard", in Moskau noch weitere Ge rüchte, welche erwähnenSwcrth sind, wenngleich eS unmöglich ist, ihre Wahrheit zu verbürgen. Es heißt, daß die Residenz des General-Gouverneurs, in der seit der Abreise des Fürsten Dolgorukofs ausgedehnte Reparaturen vorgenommen sind, den Ausgangspunkt einer Mine bildet, welche unter dem von dem Czaren muthmaßlich eingeschlagenen Wege zur Ausstellung gelegt ist. Wer sich des vor Jahren im Winterpalast in St. Petersburg versuchten Attentats erinnert, wird nicht umhin können, die frappante Ähnlichkeit der begleitenden Umstände und die Glaubwürdigkeit des Gerüchts zugeben zu müssen. Wie man ferner hört, ist in der Nachbarschaft von Tver eine Mine unter der dortigen Eisenbahnlinie entdeckt worden. Es ist offenes Gehcimniß, daß die jetzt zur Anwendung ge langenden Vorsichtsmaßregeln alle früheren, selbst die bei der Krönung, weit übertreffen. Früher erhielt jede Respektsperson gemeinschaftlich mit den Distrikts beamten von den Lokalbehörden die Erlaubniß, die ans dem Wege des Czaren liegenden Eisenbahnstationen betreten zu dürfen. Diesmal standen jedoch sogar die Behörden selbst unter der strengsten Ueberwachung des Hauptquartiers. In jedem Distrikt der Moskauer Regierung mußte der betreffende Polizeichef dem Leiter der hauptstädtischen Gendarmerie ein vollständiges Berzeichniß sämmtlicher Personen einscnden, deren Amt oder Würde ihre Gegenwart auf der Bahnstation bei der Durchfahrt des Czaren erheischen. Zum ersten Mal wurde das Militär, d. h. starke Patrouillen, auf jeder Station und Brücke und Schildwachcn längs der ganzen Linie aufgeboten, um selbst die höchsten Lokalwürdenträger zu kontroliren. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die lange verhällnißmäßig ruhig geblie benen Nihilisten einen Schlag planen, und es scheint etwas Schreckliches in der Luft zu schweben. Locale und sächsische Nachrichten. — Leipzig, 4. Juni. Wiederholt waren in der letzten Zeit hiesigen jungen Damen in den Abendstun den auf der Straße die Mäntel von hinten zerschnit ten worden, nnd hatte man beobachtet, daß diese Brutalität von einem jungen unbekannten Mann ausgeübt wurde, der sich an die betreffenden Damen hinandrängte und nach Verübung des gedachten Un fuges sich entfernte. Gestern glückte cs nun, den frechen Patron in der Person eines Schuhmachers zu ermitteln und festzunehmen. — Aus Freiberg wird geschrieben: Die hiesige Bäckerinnung hat eine erneute Preiserhöhung für Roggenbrot eintreten lassen und verlangt für drei Kilo 84, für 1'/, Kilo 42 und für Kilo 14 Pfg. Wenn das kaufende Publikum das Brod so theuer bezahlen muß, dann — sollte man meinen — müßte -- es wenigstens vor einer Uebertheuerung durch schlech tes Gewicht geschützt sein! Daß dem nicht so ist, hat sich am Sonnabend ergeben. Ein Soldat der hie sigen Garnison kaufte sich bei einem hiesigen Bäcker meister ein Pfundbrot. Da ihm dasselbe zu leicht vorkam, wog er es nach und fand dabei zu seiner Ueberraschung, daß von den 500 Gramm, die er zu fordern hatte, nicht weniger als 68 fehlten. Er er stattete hierüber Meldung bei der Polizei, die sofort bei dem betreffenden Bäcker eine Revision vornahm. Hierbei wurde nun noch eine ganze Anzahl Brote mit ähnlichem und noch höherem Fehlgewicht gefun den, wohlgemerkt, Brote, die von demselben und höch stens vom vorhergegangenen Tage stammten. — In der Nacht zum Sonntage wurden die in Hohenstein ein größeres Garderobengeschäft besitzen den Hoppe'schen Eheleute von einem Raubmordanfalle bedroht. Gegen 11 Uhr Nacht« bemerkte Hoppe das Zerbrechen einer Fensterscheibe. Er stand auf und betrat, mit einer Lampe in der Hand, die Hausflur. Da wurde der Ahnungslose von zwei Männern, welche ihre Gesichter durch Ruß unkenntlich gemacht hatten, nach der Stube zurückgedrängt. Hier versuchten die Einbrecher, Hoppe mit Drahtschlinge und dann mittelst Knebels zum Schweigen zu bringen. Hoppe schlug mit der Petroleumlampe nach seinen Bedrängern, wodurch dieselbe zerbrach und die Stube in Brand setzte. Da Hoppes Frau inzwischen auf die Straße geflüchtet war und ihre lauten Hilferufe Nachbarn herbeilockten, entflohen die beiden Einbrecher, Schlinge und Taschentuch zurücklassend. Hoppe hat bei vem Kampfe mit den beiden Räubern zwei Zähne einge büßt. Einer der Einbrecher ist bereits verhaftet. — Oederan. Als am Dienstag Abend ein äl terer Einwohner Dorfschellenbergs von hier nach seinem Heimathsdorfe zurückkehrte und die Mond scheinmühle passirt hatte, ist auf der Straße nahe am Walde plötzlich ein gut gekleideter, kaum 30 Jahre alter Mensch herzugctreten und hat, die Geldbörse verlangend, denselben an der Schulter und Brust gepackt. Ter Angreifer, der sich öfter scheu umge sehen, hat daS ihm überreichte Portemonnaie in Em pfang genommen, dasselbe auf seinen Inhalt geprüft. cs aber, als ihm dieser offenbar nicht genügte (es befanden sich 2 M. 50 Pf. darin), wieder zurückge geben, ohne sich Etwas daraus auzueignen. Nach dem der Angreifer noch nach der Westentasche des Angefallenen gegriffen und sich überzeugt hatte, daß keine Uhr darin sei, ist er mit dem barschen Gebote, der Ueberfallcne möge schweigen, davongegangen. — Die auf den Knaben Mein hold bezügliche, aus Rautenkranz stammende Nachricht wird von zuständiger Seite dahin berichtigt, daß der Knabe nicht seinen Leiden erlegen ist, sondern sich auf dem Wege der Besserung befindet. — Der Nutzen der Waldameisen wird häu fig verkannt. Die Königl. Amtshauptmannschaft zu Großenhain macht Folgendes bekannt: „NUbbem sachverständige Beobachtungen ergeben haben, daß-der Schutz der Waldameisen ein wirksames Vorbeugungs mittel gegen die Gefährdung der Waldung durch Schädlinge, insbesondere auch die Nonne, bildet, will die Amtshauptmannschaft nicht unterlassen, die Wald besitzer ihres Bezirke« ausdrücklich darauf aufmerk sam zu machen. Hierbei mag zugleich in Erinner ung gebracht werden, daß das Einsammeln von Amei seneiern ohne ausdrückliche Erlaubniß beziehentlich Vorwissen des Walrcigenthümers verboten ist." Aus vergangener AM — für unsere Zeit. Am 8. Juni 1866 zeigte'der preußische General v. Man teuffel seinem Kollegen, dem Generalfeldmarschall v. Gablenz, dem österreichischen Statthalter in Holstein, an, daß er mit Rücksicht aus die obwaltenden Umstände auch Holstein besetzen werde. Das Peinliche Schauspiel, die im schleswig-holsteinschen Kriege alliirten Truppen nunmehr auf der Stätte gemeinsamer Wirksamkeit gegen einander kämpfen zu sehen, ward der Welt erspart. Die österreichischen Truppen, nur 4800 Mann stark, ihnen gegenüber 12,000 Mann Preußen, ließen cs zu einer nutzlosen Schlächterei nicht kommen: sic zogen ab und ver einigten sich, über Hannover und Frankfurt a. Main gehend, mit den Truppen in Böhmen. Der 6. Juni bildet eigentlich bereits den Ansang der militärischen Aktion. 7. Juni. Am 7. Juni 1826 starb zu München I. von Fraunhofer, ein Mann, der für die Wissenschaft, insbesondere die Astro nomie, durch seine Erfindungen außerordentlich viel gethan hat, dessen Name mit den wissenschaftlichen Fortschritten unseres Jahrhunderts unlöslich verknüpft ist. Er war anfangs ein facher Glasschleifer, erlangte durch eisriges Selbststudium be deutende Kenntnisse in Mathematik und Optik und baute Fern rohre, die seinen Weltruf begründeten. Er war es, der die erste genaue Bestimmung der dunklen Linien im Sonnenspek trum gab, der das Heliometer erfand, welches die Messungen der Durchmesser und Entsernungen von Sonne und Planeten ermöglichte. Er hat bereits bei Lebzeiten hohe Ehren genossen und sein Wirken, Wissen und Können hat allgemeine Anerkenn ung gefunden. In München ist ihm ein ehernes Standbild errichtet worden. 8. Juni. Es war am 8. Juni 1867, als Kaiser Fran; Joseph von Oesterreich, der Vielgeprüfte, in Ofen, der ungarischen Haupt stadt, den aus allen Theijen der ungarischen Erde zufammen- geschlltteten Krönungshügel hinanritt und die vorgeschricbenen vier Lufthiebe nach den vier Himmelsrichtungen ausführte. Es war das ein Theil des Krönungsprogramms: denn in Ofen wurde Kaiser Franz Joseph mit allem alten Glanz und Flitter zum König von Ungarn gekrönt. Das war das Ende der langen und schweren Wirren mit Ungarn, der endliche so genannte „Ausgleich", der den Dualismus Oesterreich-Ungarn schuf. Nach fast zwanzigjährigem Ringen hatte sich Ungarn endlich eine eigene Verfassung und eigenes Ministerium errungen und daß sich die österreichisch-ungarische Monarchie bei dem neuen Stand der Dinge Wohl befanden, bewiesen die folgenden Jahre bis in die neueste Zeit. denn nach Angabe der Geküßten wurde dieselbe durch den Kuß mehrere Minuten lang am Fortgehen ge hindert. Der Bahnaspirant beruft sich darauf, daß die Dame gegen den Kuß keinen Widerspruch erhoben habe. Dem gegenüber versichert aber die Dame hoch und theuer, der Knß sei ihr „geraubt" worden; sie sei nicht in des Bureau gekommen, um geküßt zu werden, sondern um wegen einer Frachtsendung um Auskunft zu bitten. Alles im Allen aber will die Dame zwanzig Minuten lang aufgehalten worden sein. Als Zeugin machte sic eine Freundin namhaft, welche auf sie'gewartet hatte. Die Nordwestbahn-Dircktion hat den Ausgang der Verhandlung nicht abgewartet und den Kußspender sofort nach Bekanntwerden des Kusses aus dem Dienste entlassen. — Das gefährdete Gesangs-Concert. Der „Wiener Männer-Gesangverein" befindet sich gegen wärtig auf einer Concertreise in Konstantinopel. Das Concert, welches derselbe zum Besten der Armen im Taximgarten veranstaltete, wäresbald an einem Hinder niß gescheitert, das die Veranstalter nicht vorherge sehen hatten — an den Fröschen des nahe gelegenen Teiches. Anfangs stand man denselben rathloS gegen über; denn cs gehört zu den achtungswerthen Ge bräuchen der Türken, daß sie Allem, was da kreucht nnd fleucht, Schonung gewähren, und daher kommt cs auch, daß sich die Frösche im Taximtciche der größtmöglichen Freiheiten erfreuen. Allein selbst das thierfreundliche Munizipium der Stadt fand, daß der Schönklang des Concertcs durch die konkurrirenden Darbietungen der Frösche Einbuße erleiden könnte, und die Noth im Rathe der Stadt war daher groß. Die Thiere vernichten lassen, ging aus mehrfachen Gründen nicht an; vorerst weil der Koran gegen eine solche Thierquälcrei seine Bedenken erhebt, und weiter, weil im Budget der Stadt eine solche unvorherge sehene größere Ausgabe — der Taximteich dehnt sich erklecklich ins Breite und die Zahl seiner Be wohner ist sehr groß — nicht vorgesehen war. So verfiel denn das Munizipium auf ein ebenso einfaches als sinnreiches Mittel. Es wurden mehrere Männer angenommen, welche, mit großen Stangen bewaffnet, vor Beginn des Concertes sich auf den Schauplatz des Froschteiches begaben. Vor Beginn des Festes hörte man das anmuthige Froschgequake, so daß allen um das harmonische Gelingen des Concertes bange wurde. Allein knapp vor(Bcginn der ersten 'Nummer hörte der Froschspektakel auf; die Männer mit den großen Stangen hieben nämlich mir aller Gewalt auf den Teich los, so daß die Frösche, völlig eingeschüchtert und entmuthigt, ihren gleichförmigen Singsang auf gaben und mit demselben erst wieder anfingen, als die Wiener Sänger auf der Tribüne ihr Lied zu Ende gesungen hatten. — Engel und Teufel. Im stenographischen Büreau des deutschen Reichstages befinden sich ein Herr Dr. Engel und ein Herr Dr. Teufel; sie ste- nographircn einträchtig zusammen, wobei noch ange merkt werden mag, daß der „Engel" Stolzeaner und der „Teufel" Gabelsbergianer ist. — Die besorgte Gattin. Mann (auf einer Zwischenstation den Kellner rufend): „Sie, bringen Sie mir schleunigst ein Glas Bier!" — Frau: „Aber Männchen, trinke bitte nicht so hastig, Du weißt, wir sind mit dem Schnellzug gefahren!" Vermischte Nachrichten. — Als ein trauriges Bild aus dem Leben der Großstadt erzählt ein Berichterstatter folgenden Vorfall, der sich kürzlich in einer Berliner Gemeinde schule ereignete. Während der Unterrichtsstunde war ein 8jährigcr Knabe so fest eingeschlafen, daß der Lehrer ihn energisch cmporrütteln mußte. Aufge schreckt, bat der Kleine, ihn nicht zu bestrafen, er könne nicht dafür; um 12 Uhr Abends käme er erst zu Bett und um 4'/., Uhr müßte er schon wieder aufstehen. Die Aussagen des Kindes erwiesen sich leider als richtig. Bis Mitternacht mußte es auf den Straßen Streichhölzer feilhaltcn, und vor 5 Uhr Morgens schon wieder bei einem Bäckermeister zum Austragcn der Frühstücksbeutel antreten, deren es 150 zu besorgen hatte. — Schont die Eidechse. Die Eidechse ist ein gefräßiges Raubthicr und äußerst nützlich, da sie nur von Kerb- und Weichthieren, den Larven, Rau pen, Fliegen, Käfern, Würmern und Schnecken lebt und eine große Menge dieser für Feld und Garten so schäMchen Insekten vertilgt. Die Eidechse verdient ebenso geschont zu werden wie die Kröte, welche an erkannt die größte Feindin des lästigen Ungeziefers ist und in England von den Gärtnern mit aller Sorgfalt nnd mit bestem Erfolge für die Pflanz ungen gehegt und gepflegt wird. — Ein „langer" Kuß. Der Bahnaspirant S., der zuletzt in der Staton Guntersdorf der Nord westbahn im Dienste stand hat durch einen Kuß nicht nur seine Stelle verloren, sondern wird sich auch wegen, Verbrechens der Einschränkung der persönlichen Frei heit zu verantworten haben. Der Ausgang der Affaire wird für alle Freunde eines „langen" Kusses besonders lehrreich sein. Es handelt sich darum, daß der junge Mann im Bureau eine junge Dame gegen ihren Willen geküßt hat, wodurch die Dame an dem Ge brauch ihrer persönlichen Freiheit verhindert wurde. Rohseidene Bastkleider Mk. 16.8tt pr. Stoff zur kompl. Robe und bessere Qualitäten — Vers. Porto- und zollfrei das Fabrik-Depot 1». fK. u. K. Hoslief.) Atirlcti. Muster umgehend. Doppeltes Briesporto nach der Schweiz. kirchliche Nachrichten aus der parochie Eibenstock vom 31. Mai bis 6. Juni 1891. Getauft: 147) Clara Elsa Seidel. 148) Ilka Louise Mühlig. 149) Karl Friedrich Rau. 150) Johanne Frida Zimmermann, unehel. Begraben: 100) Karl Christian Scharf, Stellmachermeister hier, ein Ehemann, 59 I. 2 M. 25 T. alt. Am 2. Sonntage nach Hrinltatis: Vorm. Predigttext: Ap.-Gesch. 3, 1—10, Herr Diaconus Fischer. Nachm. Unterredung mit der confirmirten Jugend, Herr Pfarrer Böttrich. Die Beichtrede hält Herr Pfarrer Böttrich. Sirchrilnachrichtrn aus Schönheide. Sonntag, den 7. Juni (vom. II. p. Irin.) Vorm. 9. Uhr Gottesdienst mit Predigt. Die Predigt hält Herr Pastor Stru del. Im Anschluß hieran Beichte und Abendmahl. Die Beicht ansprache hält Herr Diac. Vic. Schreiber. Nachm. 2 Uhr kirchliche Unterredung mit der confirmirten Jugend. Herr Diac. Vic. Schreiber. Chemnitzer Marktpreise vom 3. Juni 189 l. Weizen ruff. Sorten 12 Mk. -sächs. gelb u. weiß 12 - Roggen, preußischer 10 , < sächsischer 10 « - russischer 10 . Braugerste 8 « Futtergerste 8 - Hafer, sächsischer 8 > Hafer, preußischer — « — Kocherbsen 9 « 50 Mahl-u. Futtererbsen 8 < 75 Heu 3-30 Stroh 3 - 20 Kartoffeln 4 « 30 Butter L . 20 bis 13 Mk. 75Pf. pr.soikilc. -12-50- - - - - 10- 65- - - - - II - 10 - - - - - 9-50- - - - - 8 - 75 - - - - - 8-95- - « - . 10 - 9 . 3 < 8 - 4 - 2 50 Pf. 20 - 75 - 40 . 80 . 50 - 25 - 75 - 50