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VI. Jahrg. „VOLLDAMPF“, DEUTSCHE MONATSSCHRIFT FUER HANDEL UND INDUSTRIE. No. D. 'ECHAN/K Böttgers verbesserte Heissluft-JVIasehinen aus der Säclis. Motoren- & Maschinenfabrik Otto Böttger, Dresden-Löbtau. D ie Heifsluftmaschine ist eine der ältesten Kraftmaschinen und wird in einiger Zeit ihr hundertjähriges Jubiläum feiern können. Die bewegende Kraft bietet ihr die atmosphärische Luft, wie aus nachstehender allgemeiner Beschreibung ersichtlich ist. Ein bestimmtes in einen Cylinder eingeschlossenes Volumen Luft wird durch leichtes Andrehen der Maschine komprimiert, durch schwaches Feuer erhitzt und die damit erzielte rasche Ausdehnung der Luft verursacht eine Drucksteigerung, welche stark genug ist, um einen im Cylinder be findlichen beweglichen Kolben zu verdrängen resp. vorwärts zu trei ben. Ist dieser Kolben bald am höchsten Hub angelangt, tritt die expandierte Luft aus und wird entweder in der Maschine selbst ab gekühlt, um alsbald wieder erhitzt und in gleicher Weise verwendet zu werden, oder sie wird ins Freie gelassen und sofort durch neue ersetzt. Man hat also viel früher als an Gas-, Ben zin-,Petroleum- und an dere Klein-Motore ge dacht wurde, versucht, die natürliche Kraft der Luft auszunutzen, und zwar nicht nur in der ganz unzuverlässigen Fig. 1. Art des Windes, sondern die Expansivkraft der Luft wurde als Triebkraft in den Dienst gezogen, Die Erfolge waren geeignet, die Erfindung weiter auszubauen, vielseitige Verbesserungen als auch voll ständige Neukonstruktionen vorzunehmen, um ein erstrebtes Ziel zu erreichen. Mangel an Ausdauer der Hersteller liefs die sonst prak tische, vielversprechende Erfindung längere und kürzere Zeiten ruhen, bis vor 20 Jahren von Ingenieur Rider die vertikale zweicylindrische Heifsluftmaschine konstruiert wurde, welche praktisch verwendbar war und welches System alle vorher gekannten, ebenso später aufgetauchte andere Systeme in den Schatten stellt. — Natürlich bedurfte selbst diese Maschine wie fast jede neue Erfindung vielseitiger Verbesserungen, Ergänzungen und Umänderungen, um sie zur Geltung in der Praxis zu bringen und ihr ein zukunftsreiches Dasein zu schaffen. Die Firma Sachs. Motoren und Maschinenfabrik Otto Böttger in Dresden-Löbtau hat sich nun seif einer Reihe von Jahren die Auf gabe gestellt, die Maschine von allen noch anhaftenden Mängeln zu befreien und so umzukonstruieren, dafs sie wirklich für alle Anfor derungen, jeden Laien und alle Länder praktisch verwendbar wurde. Sie hat sich seit Jahren ausschliefslich mit der Fabrikation und auf Grund vielseitiger Erfahrung mit fortgesetzter Verbesserung der Heifs- luftmaschinen befafst, sodafs das Resultat des rastlosen Strebens und angestrengter Thätigkeit nicht ausbleiben konnte. Es sind aus dieser Fabrik nunmehr über lOOCf Maschinen und Anlagen hervorgegangen, nach vielen, selbst den entferntesten Ländern geliefert und für alle denkbaren Zwecke des Kleingewerbes im Betriebe. Die Konstruktion und Wirkungsweise der „Verbesserten Bött- gers Heifsluftmaschine“ ist folgende: Auf einer gemeinschaftlichen gufs- eisernen Fundamentplatte ruhen zwei aufrechtstehende Cylinder, ein Kraft und ein Kompressionscylinder mit je einem auf und nieder gehenden Kolben. Der Kolben im Kompressionscylinder saugt, so bald die Maschine mit der Hand angelassen wird, Luft ein, kompri miert dieselbe und drückt sie nach dem Kraftcylinder, daselbst wird die komprimierte Luft durch ein Feuer erhitzt und^sofort ausgedehnt, sodafs sie den in diesem Cylinder befindlichen zweiten Kolben in die Höhe treibt. Die erhitzte Luft geht hierauf durch den beide Cylin der verbindenden Kanal (den Regenerator), von hier zum Teil nach dem Kompressionscylinder und wird dort soweit abgekühlt, dafs sie ihr ursprüngliches Volumen wieder besitzt, auch wird da die ver brauchte Luft durch eintretende neue ersetzt. Beim Heruntergehen des Kompressionskolbens wird diese Luft durch den Regenerator wie der zurück getrieben, von diesem vorgewärmt und _ tritt abermals in den Kraftcylinder ein, um von neuem erhitzt zu werden und als Triebkraft zu wirken. Dieses Spiel wiederholt sich fortwährend, so lange das Feuer unterhalten wird. Durch Aufdrehen eines kleinen Hahnes am Regenerator kann die Luft ins Freie gelassen werden, worauf die Maschine sofort still steht. Die beiden Kolben sind vermittelst Pleuelstangen mit Kurbeln und einer Hauptwelle verbunden, welch’ letztere auch gut gelagert in der Mitte das kräftige Schwungrad trägt. Die Feuerung und der Rost sind äufserst minimal, auch mit Schüttvorrichtung versehen und so konstruiert, dafs die Hitze vollständig ausgenutzt wird und eine staunend geringe Menge Brennmaterial zur Unterhaltung der Maschine genügt. Komplizierter Mechanismus sowie alle empfindlichen Teile