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Die Baumwollkultur in der Türkei. eber die Baumwollkultur in dei’ Türkei bringt das „ Konstantinopier Handels blatt“ folgende interessante Mittei lungen: Die Baumwollkultur im Orient ist ur alt. Bei den grofsen Kulturvölkern Asiens reicht sie hinter die geschichtliche Zeit zurück. Und in all den Gebieten der Türkei, wo heute noch die Baumwollkultur betrieben wird, war sie bestimmt schon vor den Zeiten der Kreuzzüge heimisch und bedeutend. Zeugnis dessen ist der Umstand, dafs nach dem Falle von Accon Marino Sanudo die Forderung an die Christen heit stellte, allen Verkehr mit dem Länderge biet des Islams abzubrechen; man könne des selben wohl entraten, da manche Hauptartikel, welche man in den islamitischen Ländern hole, auch in christlichen Ländern gedeihen, so z. B. auch die Baumwolle. Freilich taxierte der da malige Kaufmann die abendländische Baum wolle sehr niedrig: keine derselben erreichte die Güte der levantinischen Sorten, unter denen Hamah und Llaleb am meisten geschätzt waren, es folgten ihnen Korykos und Adana, Damas kus, Accon, Cypern und Laodicea (Syrien). Die Orientbaumwolle war im Abendlande so geschätzt, dafs statt des älteren Namens für die Baumwolle „ bombacium “ seit Ende des 13. Jahr hunderts, die vom arabischen „ kotn “ nachge bildete, bis heute gebliebene Bezeichnung „ cot- tonum“ aufkam. Durch die Verpflanzung und Kultur der Baumwolle liefernden Pflanzen nach den bei den amerikanischen Kontinenten erfuhr jedoch die Baumwollindustrie eine grofse Umwälzung^ und seit langer Zeit kann mit dem Rohpro dukte aus der neuen Welt die Levantebaum wolle weder was Quantität, noch die Qualität der feineren Sorten anlangt, eine Vergleichung aushalten. Eine kleine neue Belebung erfuhr die Baum- wollanpflanzung in der Türkei während des amerikanischen Sezessionskrieges 1865/66, und es gelangten in jener Zeit respektable Quan titäten Baumwolle zur Ausfuhr nach Europa. Die Qualitäten waren auch durch Aussaat ame rikanischen Samens verbessert worden, sodafs ihre Plazierung leicht gelang, und die Ware besser als vorher honoriert wurde. Bedauer licherweise schritt man auf dem Wege der Me. lioration nicht weiter und verwendete wieder zum gröfseren Teil einheimischen Samen, zum geringem Teil nur amerikanischen Samen, dessen Crescenz pro Kilogramm gewöhnlich ca. frc. 0,25 besser gezahlt wurde. Die Erfahrung hat ge lehrt, dafs die fortwährende Erneuerung des amerikanischen Samens unerläfslich ist; denn nach mehrjähriger Verwendung degeneriert unter dem Einflufs des Klimas der amerikanische Samen; die Baumwolle wird sowohl quantita tiv als auch qualitativ geringer. Vor etwa 12 Jahren war das türkische Ackerbauministerium so einsichtsvoll, an die Pflanzer gröfsere Par- tieen amerikanischen Samens zu verteilen, doch ist es bei dem ersten Anlauf geblieben und die Folge ist, dafs das Erträgnis der Baumwoll- kulturen stetig zurückgeht. Bei dem heutigen Stande erreicht die tür kische Baumwollausfuhr, die sich hauptsächlich nach Triest, Marseille und Liverpool richtet, etwa 15 Millionen frcs. (der übrigens eine Ein fuhr in Baumwollgarnen von ca. 20 Millionen frcs, gegenübersteht); über die im Lande selbst ver arbeiteten Mengen läfst sich eine auch nur eini- germafsen verlässige Ziffer nicht geben. Am meisten geschätzt sind die Qualitäten von Mai dos, Smyrna, Baloukesser, Serres, Gheive; die Adanaprovenienz ist weniger beliebt. In der Regel variieren die Preise zwischen 4 und 5 Piaster die Oka je nach Qualität (= 72 bis 90 frcs. a 100 kg); sie waren vor 5 — 6 Jah ren noch um ca. 20 Prozent höher; im übri gen werden die Preise durch die Liverpooler Notierungen bestimmt. Hinsichtlich der Qualität lauten, obwohl der Erhaltung und Erhöhung der Qualität nicht die wünschenswerte Förderung zuteil wird, die fachmännischen Urteile nicht ungünstig. Von Farbe durchgängig weifs und mehr oder we niger glänzend, ist auch bei den meisten Sor ten der Reinheitsgrad ziemlich befriedigend; Faserlängen findet man von 15 — 25 mm; das Ballengewicht ist bei den einzelnen Sorten ver schieden und schwankt je nach der Pressung etc. zwischen 150 und 210 kg. netto. Über Teppiehe aus Änatolien. ie türkische Handelskammer in Kon stantinopel beschäftigt sich in der letz ten Zeit lebhaft mit der Förderung des anatolischen Teppichexports. Die Gründe des wenig befriedigenden Erlöses für die klein asiatischen Fabrikate findet sie neben der Ver arbeitung nicht genügend guten Rohmaterials, der Verwendung mineralischer Farben, der un geschickten Nachahmung exotischer Muster da rin, dafs die kleinasiatischen Teppiche sofort nach der Fertigstellung zum Verkauf ange- boten werden. Zu beklagen ist die Tendenz, führt die Kammer aus, die Teppiche unmittel bar nach ihrer Fertigstellung zu verkaufen, bevor die Zeit den Teppichen noch das beson dere Gepräge des Alters und der Altertümlich keit aufgedrückt hat, welche das Publikum an den meisten Sachen verabscheut, bei den Tep pichen aber sehr sucht. Ganz neu die Tep piche zu verkaufen, erscheint um so weniger empfehlenswert, als zwei Stücke, welche von der Hand desselben Arbeiters aus demselben Rohmaterial und bei der nämlichen Herstel lungsmethode fertiggestellt sind, wesentlich ver schieden bezahlt werden, wenn eins davon nicht sofort verkauft wird. Es kostet z. B ein ganz neuer 5 qm grofser Soumakh 85-115 frcs., ein wenig älterer dagegen aber schon 150 frcs. — Wer Persien oder den Kaukasus an Plätzen wo die Teppichfabrikation eine grofse Aus deh nung hat, besucht, sieht in den kleinsten Dör fern ganze Strafsen bedeckt mit Teppichen, welche man in dem Schmutz läfst, um ihnen ein ältliches Aussehen zu verschaffen. Diese künstliche Prozedur, um auf den Teppichen die Spuren des Zahns der Zeit hervorzurufen, be deckt sie gleichsam mit einem Schleier, wel eher ein wenig den zu schreienden Ton der Farben mildert. — Allerdings erlauben die bei der Fabrikation der türkischen Teppiche ver- j wendeten Rohstoffe und der geübte Färbeprozefs ( jene etwas grobe Prozedur nicht, ohne sie zu j Fetzen zu machen. Es gnügte vielmehr voll- | ständig, dafs die anatolischen Industriellen die Hast, mit der sie soeben fertiggestellte Tep piche verkaufen, aufgeben, um mit grofser Wahrscheinlichkeit ihre etwas gelagerten Pro dukte um den doppelten Preis verkaufen zu können. Über die bage des nord amerikanischen Baumwoll- marktes. ie die Verhältnisse hegen, kann nie- mand dieWahrscheinlichkeiten, welche sich aus dem gegenwärtigen abnor malen Zustande ergeben mögen, vorher bestim men wollen. Die Frachten sind hoch und aufser- ordentlich knapp, sodafs nur wenig Räumte für Baumwolle vor Mitte Juni zu erlangen ist, wäh rend die Schiffahrt aus den südlichen Häfen momentan nahezu vollständig aufgehört hat. Bei allqn diesen sich widersprechenden Fak toren ist es ganz natürlich, dafs sich die Preise nach den von Tag zu Tage eintretenden Ein flüssen richten und ist es mehr wie wahrschein lich, dafs das Geschäft während der Dauer der gegenwärtigen Feldzugscampagne und bis neue ; sichere Methoden behufs Verschiffung von Baum- j wolle arrangiert worden sind, einen hohen Grad von Unsicherheit haben wird. Wir können nur wiederholen, dafs es schwierig ist, zu positiven Schlüssen in Beziehung auf die Zukunft zu ge langen, soweit wir solches jedoch zu übersehen vermögen, würden wir lieber dem Markte be- j gegnen, wenn die Preise stark sind, als irgend einen anderen Kurs einschlagen. Auf die Dauer müssen sich die Entwickelungen im Süden als | der leitende Einflufs für die Preise zeigen. ^— Prospekte * Preislisten * Circulaire * Rechnungen * Plakate * Statuten werden in jeder gewiinseilten Ausführung/ zu billigsten Preisen geliefert von FricDricli Andreas Portlios, Gotlia, Bnclndrucltoroi. 196