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tion der bulgarischen Gerichte unterstellt wer den, was der Aufhebung der Kapitulationen für solche Fälle gleichkäme. Bekanntlich wer den gemischte Rechtsfalle zwischen Bulgaren und Fremden schon jetzt durch die bulgari schen Tribunale abgehandelt. Art. 1 des öster reichisch-ungarisch-bulgarischen Handelsvertra ges konzedierte nun implicite diese Forderung, indem es die Behandlung auf gleichem Fufse der beiderseitigen Unterthanen statuierte. Dieses Zugeständnis ist ein blofs platonisches geblie ben, denn man wufste es, auf Grund der pa rallel mit England, später mit anderen Mäch ten geführten Verhandlungen, in Wien und wohl auch in Sofia, dafs keine andere Macht in die virtuelle Beseitigung der Kapitulationen einwilligen wird, wobei die neuen Verbündeten Bulgariens, Rufsland und Frankreich, am ent schiedensten dagegen waren. Formell bleibt es also bei dem status quo; da aber die Kom petenzgrenze manchmal schwer zu ziehen ist, könnte es geschehen, dafs man jene nicht in Kraft getretene Vertragsklausel in praxi anzu wenden versuchen wolle. Das wäre, angesichts der Zustände bei den bulgarischen Gerichten, der Anfang vom Ende für die Fremden, welche ohnehin mit dem Neid der heimischen Kon kurrenten und der seitens der Presse gegen sie geführten Agitationen zu kämpfen haben.“ verdichten, wie dies etwa in der Gegend des Ruhr kohlengebietes an der rheinisch - westfälischen Grenze der Fall ist. Allerdings giebt es wohl keine Gegend der Erde, wo sich der Eisenbahn verkehr auf einem verhältnismäfsig geringen Umkreis so konzentriert wie eben dort, und das ist nicht zum wenigsten mit die Ursache, dafs das Deutsche Reich eine hervorragende Stelle unter den Ländern hinsichtlich der Länge seiner Bahnlinien einnimmt. Es kommen in Deutsch land nämlich auf 100 km 2 Fläche 8-J- km Bahn länge, und die Quadratur des betreffenden Vier ecks auf unserer Karte ergiebt, dafs dies schon ein ganz nettes Netz darstellt im Vergleich zu der betreffenden Einzeichnung der meisten üb rigen Länder, von denen Rufsland, natürlich immer im Verhältnis zu seiner Gröfse, am ge ringsten mit Bahnen gesegnet ist, denn auf 100 km 2 kommt dort nur eine Bahnstrecke von 6 /i o km, also auf ein russisches Gebiet von der Gröfse der Niederlande nur eine Strecke etwa von 200 km, während die Niederlande selbst mehr als 13mal so viel Bahnlänge aufweisen. Selbst Bulgarien, Serbien, die Türkei, Griechen-1 land und gar Schweden und Norwegen, wo dem Bahnbau doch sehr natürliche Grenzen durch mächtige Gebirge und hohe Breitegrade gesetzt, i sind wesentlich besser in dieser Hinsicht gestellt. Das dichteste Bahnnetz zeigt der Industriestaat | Belgien mit 18 km auf 100 km 2 , ihm folgt Luxemburg mit einem Kilometer weniger, dann folgt Grofsbritannien, das bereits ganze 8 km auf die erwähnte Fläche weniger zählt als Bel gien, dann die Niederlande und als fünfter Deutschland mit etwa halb so dichtem Netz wie Belgien. Die Schweiz steht mit ihm in dieser Hinsicht fast auf ziemlich gleicher Stufe, Frank reich zeigt auch noch ein leidlich anständiges Netz mit 7 km auf die 100 km 2 ; dann aber wird das Netz in den übrigen Staaten merklich dün ner. Nach Italien folgt Österreich. Spanien steht mit Rumänien an Bahnreichtum — oder Bahn mangel — auf einer Stufe und wird sogar noch von Portugal und Griechenland übertroffen. Da die Eisenbahnen nun den wichtigsten Faktor für das Verkehrsleben ergeben, aber auch als Träger und Verbreiter der Kultur zu gelten haben, so lassen sich mancherlei Schlüsse aus diesen Verhältnissen ziehen. Ähnlich wie mit den Eisenbahnen ist’s mit dem Telegraphen. In beiden Verkehrsmitteln, was die Länge der Li nien anbelangt, steht Deutschland an der Spitze aller europäischen Staaten, obgleich England 10 Jahre früher mit dem Bau der Eisenbahnen begonnen hat, nämlich 1825. Spanien erhielt seine erste Eisenbahn 1848, die Schweiz hatte sich erst ein Jahr zuvor diesen Genufs geleistet, im gleichen Jahre wie Dänemark, und in Ser- Die Länge der Eisenbahn« und Telegraphen« Linien in den europäisehen Staaten. Mit Tabelle nach Prof. Hiekmann. Nachdruck verboten. ie Welt am Ende ; des neunzehnten Jahrhunderts steht im Zeichen des Ver kehrs! — Dieser Ausspruch des deutschen Kaisers findet eine treffende Illustration in der nachfolgenden ver gleichenden Tabelle über die Länge der vorhandenen öffentlichen Eisenbahn- und Telegraphenlinien der euro päischen Staaten. Wenn man die Verkehrs karten Europas betrachtet und das Netz jener schwar zen Linien verfolgt, welche die Eisenbahnen darstellen, so empfängt man unwill kürlich den Eindruck, dafs es dort recht betriebsam zugehe, wo diese Linien sich zu einem engmaschigen Netz BaLnlänt auf100 Kiloro. Vergleichende Länge der vorhandenen ötfenti. Eisenbahn- u. Telegraphenlinien der Staaten Enropa’s d£» Staaten in Kilometern. 641 Kilometer 550 i 845 (Dp Sau 110) 1420 17 H Luxembur K < — “k!2SE£ 1 QJ Serbien ( ■™ □ 1860 Bulgarien ( 16€9 2'2 pp] Griechenland I 1 j~[~|Europ. Türkei | 5 gfj Dänemark ■ JLk 2’5 Portugal { 2 Rumänien -3175 Farben-Erklärung : Länge der Eisenbahnlinien „ „ Telegraphenlinien 4890 . 7700 1826 Eröfinnngsjahr der ersten Eisenbahn des betreffenden Landes. al520 < im Bau 810) ■ J2.&2U (Europa o. Asien) 2260 6210 2340 6830 Längen der Eisenbaiin- u. Telegraphenlinien auf der ganzen Erde. Eisenbahnlinien Telegraphendrähte u ■ 2610 Ban 637) 6450 Niederlande {; 9 8 |H Schweiz iS gj| Belgien { Schweden u. 1851 » 2700 (und 1070 Kilom Dampftramways) ■ 8000 — 8330 Europa. 249.660 Asien . . 42.000 Afrika . . 13.150 Amerika . 365.000 Australien 22.250 ■5550 Zusammen 692.060 9610 2,m.ooo 500.000 160 000 4,050.600 350.000 1-3 □ 2 7,900.000 Kilometer. Außerdem 292.800 Kilometer unterseeische Kabellinien. 11.110 io Norwegen Spanien Italien { Österreich- Ungarn Groß- Britannien Sä. Ho 7 H3 Frankreich 85 Deutsches Reich < = Kartographische Anstalt von G. trcytag & Berndt, Wien VII1.» 192 U3LML: