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Amerikaniseher Stahl in England. ffljmmer lauter werden die Klagen der IH britischen Fabrikanten und der dor- gjj tigen Presse über die Bedrohung der Superiorität des britischen Eisen- und Stahl- marktes durch die amerikanische Konkurrenz, welche sogar den britischen Fabrikanten in deren eigenem Markte als immer gefährlichere Geg nerin gegenübertritt. So wendet die Londoner „Pall Mall Gazette“ in einer ihrer neuesten Nummern dieser Frage eingehende Beachtung zu und kommt dabei zu folgendem Schlufs: „Heute finden wir, dafs uns die Ver. Staa ten nicht allein auf den neutralen Märkten die Vorherrschaft streitig machen, sondern dafs ihre Eisen- und Stahlproduktion selbst in England sieh den Mai’kt erobert. Die Ursachen, durch welche die Ver. Staaten in eine so günstige Position gelangten, sind bleibende, und alles •deutet darauf hin, dafs die Ver. Staaten das den j billigsten Stahl produzierende Land der Erde bleiben werden.“ Allerdings ist der amerikanische Export! von Stahl und Eisen, besonders auch nach Eng land , in einem überraschenden Aufschwünge j begriffen, und wenn diese Ausfuhr sich vorläufig hauptsächlich auf Roheisen und Stahlknüppel beschränkt, so stehen bekanntlich auch nach England jetzt ansehnliche Versendungen von Stahlschienen bevor. Während im Kalenderjahr 1894 der amerikanische Roheisen-Export, von welchem England einen grofsen Teil entnahm, nur erst 24 482 gross tons betrug und sich auf £ 309 222 bewertete, waren es zu Ende 1896 bereits 62 071 gross tons im Werte von £ 943022 und für das letzte Fiskaljahr erreichte diese Ausfuhr den Umfang von 168 890 tons. Der Export von Stahl in Ingots, Barren und Stan gen weist entsprechend grofse Zunahmen auf Insgesamt stellt sich der Wert der amerikani schen Stahl- und Eisenausfuhr- für 1894 auf $ 29 943 724; für 1895 auf £ 35 071503; für 1896 auf £ 48 670 218. Über die Ursachen, welche es den ameri kanischen Fabrikanten ermöglichen, gegen die britische Konkurrenz im Weltmärkte, wie in deren eigenem Markte so erfolgreich anzu kämpfen, äufsern sich amerikanische Fachleute in der N. Y. H. Z. wie folgt: Die Ausfuhr von amerikanischem Stahl nach Europa ist neueren Datums und begründete sich anfänglich darauf, dafs in Amerika die Preise im Verhältnis zu denen in Europa ungewöhnlich niedrig waren. Da es zu der Zeit trotz der Preisdepression in Amerika an dem nötigen Absatz fehlte, sahen die Fabrikanten sich darauf angewiesen, im Ausland einen Markt für ihren Produktions- überschufs zu suchen und boten da, mit Rück sicht auf die Preislage, die europäischen Märkte ein verlockendes Absatzgebiet.. Das Geheimnis des Erfolges im Ausland be ruht in der Herstellungsweise. Die amerika nische Stahl- und Eisenfabrikation erreicht grö- fsere Dimensionen als die ausländischen Fabri kanten zu glauben geneigt sind. Hauptsächlich sind es die vorzüglichen Maschinen und Ar beitsmethoden, die Amerika in den Stand setzen, gegen die noch vor nicht langer Zeit über mächtige britische Stahl- und Eisenindustrie er folgreich zu konkurrieren. — Dazu kommt noch die Preisermäfsigung, welche auch in der Ge winnung des Roh- und Heizmaterials durch bessere Methoden erzielt worden ist, sowie ein besseres und willigeres Arbeitermaterial. Bei dem Unterschiede in den Löhnen zwischen Amerika und Europa sowie den hohen Fracht raten, könnte Amerika ohne diese Vorteile, welche den britischen Fabrikanten nicht in gleicher Weise zur Verfügung stehen, sich im europäi schen Markte nicht halten. — Jedenfalls haben die britischen Fabrikanten heute alle Hände voll zu thun, sich der amerikanischen Konkur renz im eigenen Markte zu erwehren, Da Amerika noch immer viel Maschinen von Eng land importiert, ist es nicht die Maschinerie allein, welche die Leistungsfähigkeit der ameri kanischen Industrie bedingt. — Vor allem wer den in Amerika jetzt auch feinere Stahlsorten fabriziert, und während z. B. England, Deutsch land, Frankreich früher in Stahlwerkzeugen das Monopol im Weltmärkte besafsen, werden heute in England grofse Quantitäten Werkzeuge aus amerikanischem Stahl hergestellt. Der ansehwellende GolcU reiehtum der Welt. ie dem Bundes-Münzbureau in W ashing- ton aus allen Gold produzierenden Ländern der Welt zugehenden Mel dungen berechtigen zu der Erwartung, dafs die Weltproduktion von dem gelben Metall sich in 1897 auf 2.35—240 Mill. Dollars belaufen und damit um 30 bis 35 Mill. gröfser sein wird als die, auf ziemlich genau 205 Mill. Dollars berechnete Goldausbeute in 1896. Die Ver. Staaten werden diesmal voraussichtlich mit einer Ausbeute von $ 60000 000 alle anderen Län der überflügeln. Südafrika und Australasien dürften mit einer Produktion von je etwa 55 Mill. um die zweite Stelle konkurrieren. Die son stigen grofsen Produktionsländer werden voraus sichtlich beisteuern: Rufsland für 30 Mill., Me xiko für 9 bis 10 Mill. und Britisch-Indien für 5 Mill. Dollars Gold. Im südafrikanischen Witwatersrand-Distrikt sind in den sieben Monaten d. J. 1 630 910 Unzen Gold zutage gefördert worden, gegen 1258 376 in der gleichen vorjährigen Periode^ eine Zunahme von 372 000 Unzen, welche einen Wert von 7J Mill. Dollars repräsentiert. Bei gleicher Produktionsrate ist für das Jahr eine Wertzunahme der Ausbeute um 12 Mill. Dol lars und insgesamt eine Goldproduktion Süd- 61 afrikas im Wert von 56 Mill. Dollars zu erwarten. Australasien lieferte in 1895 für $ 44 798300 Gold; im letzten Jahr war es etwas mehr, und für dieses Jahr ist mindestens eine Zunahme im Werte von 5 Mill Dollars zu er warten. Von Rufsland sind schwer bezügliche Statistiken zu erlangen und wird für dieses Jahr auch auf keine wesentliche Zunahme der dortigen Ausbeute gerechnet. Mit Eröffnung der transsibirischen Eisenbahn und derErschliefsung bisher noch wenig bevölkerter Distrikte Sibiriens dürfte solche Zunahme jedoch sich einstellen. Den gröfsten Teil der zu erwartenden Er höhung der Goldproduktion hierzulande werden voraussichtlich Colorado und Kalifornien liefern. Der erstere Staat produzierte in 1895 Gold für $ 13305100 und in 1896 für $ 14911000; für diesmal rechnet man auf etwa 18 Mill. Dollars. In Kalifornia wurde in 1895 für $ 14 928 600 und in 1896 für $ 15 235900 Gold zutage gefördert; in diesem Jahre werden es voraus sichtlich für etwa 20 Mill. Dollars sein. Auch Arizona und Montana, die in 1896 bezw. $ 2 604 200 und $ 4 324 700 Gold produzierten, dürfen dieses Jahr ihre Ausbeute ansehnlich vermehren. Wie hoch sich die diesjährige Gold produktion der neuentdeckten Goldfelder in Alaska und_Britisch Nordamerika belaufen wird, läfst sich natürlich nur vermuten, und mögen es fünf Mill., es mögen aber auch zehn Mill. Dollars mehr sein als bisher. Im letzten Jahre trugen nämlich Alaska und Canada bereits je für etwa zwei Mill. Dollars Gold zu der Welt produktion bei. Im Vergleich zu den, der letzten Vergangen heit angehörenden Jahren, würde eine diesjäh rige Goldproduktion im Werte von 240 Mill. Dollars ein ganz bedeutendes Anwachsen des Welt-Goldreichtums repräsentieren. Seit Er- schliefsung der kalifornischen und australischen Minen erreichte die Goldproduktion der Welt ihren niedrigsten Stand in den mit 1885 be endeten fünf Jahren, indem die Durchschnitts ausbeute sich damals per Jahr auf noch nicht 100 Mill. bewertete. Auch das nächste Jahr fünft, endend mit 1890, weist noch keine be sondere Zunahme auf, da die Durchschnitts produktion dieser Periode $ 118 848 700 be trägt. Seitdem jedoch hat sich das Angebot von neuproduziertem Golde von Jahr zu Jahr stetig und rapide gesteigert. In 1891 waren es $ 130 650000; 1892 $ 146 651 600; 1893 ! S 157494800; 1894 $ 181567800; 1895 8 200 285 700 und 1896 $ 205000 000. Die letztjährige Produktion war daher noch einmal ; so grofs, wie die Jahresausbeute der Periode j 1881 —1885. Nimmt man den Goldverbrauch ! für Kunst - und gewerbliche Zwecke mit \8 65 000000 per Jahr an, so darf man für 1897 auf ein für Münzzwecke verfügbares An- j gebot von neuproduziertem Golde im Wert von #170 000 000 rechnen, was mehr als ausreichend sein dürfte, um den Bedarf aller Länder der Welt an Goldgeld zu decken.