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gefordert. Von dem Schutzzölle, welchen Deutschland seinen Pro duzenten gewährt, haben die Konsumenten keinen Vorteil. Trotzdem ich starker Protektionist bin, bin ich doch nur dann für Schutzzoll, wenn wir dadurch in den Stand gesetzt werden, dem heimischen Konsumenten Ware billiger und besser zu liefern. Woran es den Ver. Staaten zur Erweiterung ihrer Stahl- und Eisen-Ausfuhr mangelt, das sind reguläre Dampferlimen nach allen Teilen der Welt. Wir können niemals solche Facilitäten als Grofs- britannien erlangen, welches Land auf den Import von Rohmaterialien und anderen, viel Frachtraum beanspruchenden Artikeln von allen Teilen der Welt her angewiesen ist, welche die Ver. Staaten glück licherweise selbst produzieren. Dadurch jedoch finden britische Handelsschiffe für die Rückfahrt überall Ladung, und die Raten sind daher niedrig. Aber selbst diesen Vorteil auf seiten Grofsbritanniens können wir durch billigere Produktion ausgleichen. Wären die Ver. Staaten, was sie sein sollten, die Schiffsbauer der Welt, so würde sich daraus die Einrichtung zahlreicher regulärer Dampferlinien von selbst ergeben, und auch jener Nachteil würde damit verschwinden. Schon gegenwärtig nimmt unser Ausfuhrhandel solche Dimensionen an, dafs in letzter Zeit mehrere neue Dampferlinien eingerichtet worden sind. Dafs in New York eine grofse Schiffsbauwerft er richtet werde, ist ein von mir lebhaft befürwortetes Projekt, dessen Ausführung nicht ausbleiben kann. Das Kapital wird sich von der guten Anlage überzeugen und sich bald angezogen fühlen, denn Holz sowohl als Stahl sind in New York billiger als in Belfast und am Clyde. Die hierzulande vorherrschenden aufsergewöhnlich niedrigen Stahl preise beruhen auf natürlicher Evolution. Wenn wir 3 Pfund Stahl für nur 2 Cents liefern, so müssen wir Millionen Tonnen produzieren, um einen Profit zu erzielen. Selbst die leistungsfähigsten Fabriken haben bei den überaus niedrigen Preisen gegen Schwierigkeiten an zukämpfen. Die natürliche Folge davon ist, dafs Fabriken, die Geld zusetzen, sich miteinander verbinden, um mit vereinten Kräften gegen die Situation anzukämpfen. Bei der gegenwärtigen Marktlage mufs sich der Stahl-Fabrikant mit einem sehr geringen Gewinn- Prozentsatz per Tonne begnügen. Doch vermag eine Gesellschaft, bei einer Produktion von 2 000 000 Tonnen per Jahr, besonders wenn sie keine fundierte Schuld hat, immer noch „den Wolf von der Thüre zu halten“. Die Furcht vor der Japanischen Kon kurrenz im Weltmärkte. Nachdruck verboten. U ber dieses Thema, welches in der Presse aller europäischen In dustriestaaten immer aufs neue besprochen und beleuchtet wird, bringt die amerikanische Zeitschrift „The Iron Age“ folgende auch für unsere deutsche Industrie vieles Interessantes enthaltende Abhandlung: Wir können die Furcht nicht teilen, die sich in vielen regt, dafs die Japaner, — welche kaum begonnen haben, für moderne Ideen und Zustände zugänglich zu sein —, unsere Erfindungen so schnell nachahmen und unsere Erzeugnisse in solchen Massen pro duzieren werden, dafs wir selbst dadurch vom Markte vertrieben werden. Es giebt Leute, welche in der festen Überzeugung leben, dafs Japan für den Ausfuhrhandel bedeutungsvoll werden und den ganzen Weltmarkt erobern würde, und welche aus diesem Grunde darauf dringen, dafs es verboten sein soll, nach Japan Maschinen zu liefern, weil solches verderbenbringend und selbstmörderisch sei. — Aber wenn nun auch die Japaner bereit sind, Maschinen zu importieren, so würde doch jeder Versuch, solches zu verhindern, ebenso nutzlos sein als vor ungefähr einem Jahrhundert die Anstrengungen Eng lands, das Bekanntwerden der Kunst der Baumwollspinnerei zu ver hindern. Gerade aus dem früheren Mangel solcher beschränkender Mafsregeln hat die englische Maschinenfabrikation Nutzen gezogen und ist heute so weit, dafs sie allen an sie gestellten Anforderungen für den Export genügen kann; aber trotzdem hat die Nachfrage des Auslandes nach in England erzeugten Waren infolgedessen durchaus nicht nachgelassen. Als einzigsten Grund für die Furcht vor dem japanischen Wett bewerb könnten wir vielleicht — neben dem anerkannten Nach ahmungseifer und mächtigen Streben nach Fortschritt — die That- sache gelten lassen, dafs die Arbeitslöhne in Japan sehr niedrig sind. Aber unsere Erfahrungen mit Amerika haben uns zur Genüge be lehrt, dafs allein durch billige Arbeit irgendwelcher Miterwerb nie mals zu fürchten ist. Während dort das Streben herrschte, jegliche Art von Fabrikation auf die niedrigsten Herstellungskosten zu bringen, ist der Durchschnitt des jährlichen Lohnertrages gestiegen. Durch die täglich sich mehrenden Erfindungen neuer Maschinen, durch Ver besserung der bisherigen Verfahren, durch umfangreichere und gün stigere Ausbeute der Angestellten ist der Fabrikant heute in der Lage billiger zu fabrizieren als früher, trotzdem er den Arbeitern heute höhere Löhne zahlen mufs. — Die beste Arbeit ist und bleibt die billigste und verdient stets den höchsten Lohn. — Bevor ein Land irgendwelche Bedeutung im Aufsenhandel erreichen kann, mufs es erst imstande sein, die Bedürfnisse des eigenen Landes zu decken. — Aus diesem Grunde mufs auch der Japaner erst solche Waren er zeugen, die im eigenen Lande gefragt sind, er mufs dafür Sorge tragen, dafs die Nachfrage für solche Waren sich steigert, so dafs- mit der Zeit Millionen bei ihm den heimischen Artikel kaufen, statt eine beschränkte Anzahl heute die importierten Waren. Aber während dieser Prozefs sich vollzieht, wird das Ausland seinen Anteil am Handel behalten, weil die Nachfrage sich schneller steigert, als die Einrichtung neuer Fabriken möglich ist. Wenn diese letzteren erst imstande sind, den heimischen Bedarf zu decken und ihre Leistungsfähigkeit bis zur Überproduktion sich steigert, erst dann tritt Japan in die Reihe der Exporteure und in den Mitbewerb mit anderen Ländern, vorausgesetzt, dafs es ebenso billig und noch billiger liefern kann als jene. Ferner ist nicht zu befürchten, dafs Japan die älteren Industrievölker überflügeln wird, so lange es ge zwungen ist, seinen Bedarf an Maschinen im Auslande zu decken. Erst wenn sie fähig sein werden, ihre Maschinen selbst zu entwerfen und zu bauen, dann sind sie in Wirklichkeit als ein Faktor im Mit bewerb auf dem Weltmärkte anzuerkennen. — Aber weder bei den Japanern noch bei anderen Völkern wird der Besitz guter Maschinen allein den Erfolg der Fabrikation bedingen. Wir haben immer erst abzuwarten, ob sie fähig sind, ihre mechanische Geschicklichkeit zu einer solchen Entwickelung zu bringen, wie wir sie bei anderen Industriestaaten finden und welche ohne eine lange Erfahrung nicht zu erreichen ist. — Und die mechanische Geschicklichkeit hilft auch nur wenig, wenn sie nicht mit der Befähigung einer gesunden, prak tischen Geschäftsgebahrung gepaart ist, denn wenn mechanische Pro bleme nicht für die richtige, praktische Verwertung ausgearbeitet werden können, so darf weder der Ingenieur noch der Fabrikant auf irgendeinen Erfolg rechnen. Der Ausfuhrhandel in Maschinen, — nach welchem Lande es auch sei, — darf nicht als weniger rechtmäfsig betrachtet werden als jede andere Art unseres Ausfuhrhandels. Neben dem unmittel- Daiiipfscliornsteiiie Neubau und Reparaturen, («eradericliten, Fugen, Binden etc. ohne Betriebsstürnng. (6 ig) E. Jeenicke & Cie., Dortmund.