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Das halte ich allerdings für einen grofsen Fehler, und es kann nicht streng genug getadelt werden. Dagegen wird den Leuten durch Auf stellung von Sammelkörhen in den verschiedenen Räumen die Möglichkeit gegeben bezw. ihnen ein bestimmter Platz angewiesen, wo diese Sachen hineingeworfen werden, denn in die Tasche kann man sie doch nicht stecken. Man vergegenwärtige sich nur, welchen grofsen Schaden z. B. die feinen Kratzenzähne erleiden, wenn dergleichen feste Stücken, Lederhrocken, Kletten u. s. w., welche mitunter auch in leichtfertiger Weise von den Leuten auf den Fufsboden geworfen werden, ihre Wanderung (Passage) durch sämtliche drei Krempeln machen. Auch die leinenen oder baumwollenen Spindelschnuren machen grofsen Schaden, wenn sie in gedankenloser Weise unter die wollenen Abfälle ge worfen werden. Auch das halte ich für einen grofsen Fehler in vielen Fabriken. Die Fälle sind nicht selten, dafs eine den Anschein nach unbedeutende kleine baumwollene Schnur, nachdem sie die Passage durch den Krempel gemacht, Tausende von kleinen Noppen herstellt, wodurch den Fabrikanten später in der fertigen Ware empfindliche Verluste entstehen. Alle diese genannten Übelstände werden durch die in Vorstehendem gemachten Anordnungen beseitigt. Unabhängig davon meine ich auch, dafs Ordnung und Reinlichkeit allein schon die Grundlagen und die Pfeiler sind, auf denen die Vorschriften aufgebaut; sie zu mehren und fördern liegt im Interesse jedes einzelnen Arbeiters, welcher im Betriebe der Spinnerei seinen Wirkungskreis hat. Die Tamburpelze (sogen. Bänder) nehmen unter allen Abfällen immer den ersten Platz ein und ergehen bekanntlich den meisten Ausputz. Werden dieselben einem ordentlichen Reinigungsprozefs unterworfen, so erhalten wir daraus ein sehr schönes brauchbares Wollmaterial. Ich bemerke dabei, dafs sich beim Reinigen oder Ausputzen der Kratzen an ihrer Oberfläche eine klebrige, schmutzige Wollschicht bildet, eine sogenannte Schmutzkruste, -welche aber mit Leichtigkeit oben abgezogen werden kann. Aber nur selten geschieht diese Manipulation so, wie das vorschriftsmäfsig gehandhabt -werden soll. In der Regel werfen die Leute alles durcheinander in der Weise, dafs man nicht mehr im stände ist, das gute Fasermaterial von dem minder wertigen schlechten zu unterscheiden. Die Folge ist, dafs sich die verschiedenen Sachen zusammenmischen und eine strenge Trennung zwischen guten und schmutzigen Abfällen über haupt ausgeschlossen ist. Weiter mache ich darauf aufmerksam, alle fettigen, mit Öl gesättigten Putzstücke ebenfalls sauber zu entfetten bezw. zu reinigen, um später bei Zusammenstellung der Spinnpartieen und Mischungen als gebrauchfähiges Fasermaterial wieder vorteilhafte Verwendung zu finden. Die während des Krempelprozesses sich anhäufende Flugwolle (Woll staub) enthält in der That das schönste und spinnfähigste Wollhaar. Diese Flugwolle soll aber nicht, wie das leider in vielen Betrieben der Fall ist, gleich wieder auf den Vorlegetisch der Maschine aufgelegt werden, sondern, um Unregelmäfsigkeiten im Vorgarn, in der Feinspinnerei und schliefslich um Banden und Streifen in der fertigen Ware zu ver meiden, nur in einem bestimmten Prozentsatz mit andern Spinnmaterialien in der Wolferei gleichmäfsig verteilt und eingemengt werden. Was nun die ganz schlechten Abfälle anbelangt, wie z. B. Stroh, Sand, Ausputzmergel u. s. w., die alle mit Öl und Fett getränkt sind und wozu auch der ganz feine Wollstaub hingehört, welcher in der Karbonisation sich entwickelt, so sei hier bemerkt, dafs es früher Usus war, alle diese Sachen einfach als wertlos unter den Kessel oder ins Feuer zu werfen. Heute ist das anders geworden, diese Sachen werden vielmehr vor sichtig angesammelt und finden als ein vorzügliches Dungmittel auf dem Acker und Wiesen vielseitig Verwendung. Die Jahresproduktion dieser schlechtesten aller Abfälle wird in der Regel zu einem bestimmten Preise mit den betreffenden Fabriken, bzw. Spinnereien abgeschlossen. Ganze Wagenladungen dieser mit Fett gesättigten Bestandteile gehen zu diesem Zweck an die verschiedenen Gutsbesitzer aufs Land, um Felder und Fluren damit zu befruchten. Auf einen Übelstand soll noch hingewiesen werden, der wesentlich dazu beiträgt, das Mafs der sich im Arbeitsprozesse ergebenden Abfälle in bedenklicher Weise zu vermehren. Ich meine damit die gute oder schlechte Beschaffenheit der Kratzengarnitur. Es ist Thatsache, dafs die Kratzenzähne besonders bei Verarbeitung von feinen Wollen, die im allgemeinen eine scharfe Einstellung der sämt lichen Arbeitswalzen verlangen, nach und. nach sich immer mehr herunter arbeiten, so dafs sich der Zahn nach und nach schliefslich bis unter das Knie abnutzt. Dadurch verliert der Zahn natürlich seine ursprüngliche primitive Elastizität und Aufnahmefähigkeit den Spinnmaterialien gegenüber. Die einzelnen Kratzen sind alsdann nicht mehr imstande, das Haar der Wolle ordnungsmäfsig aufzunehmen, zu verarbeiten, geschweige denn weiter zu befördern. - (Fortsetzung folgt.) Vom Baumwollenmarkt. Nachdruck verboten. |fie grofse Festigkeit von Baumwolle in j . Liverpool ist ein auf den ersten Blick schwer verständliches Phenomen. Das offizielle amerikanische Bureau berichtete, dafs die Ernteaussichten vom 10. Oktober die Ziffer 75.4 repräsentierten, was einen Rückgang von 4.4 °/ 0 gegen September und einer Besserung von 5,4 °/ 0 im Vergleiche mit Oktober 1897 entspricht. Auf dieser Basis stände demnach eine bedeutende Mehrernte zu erwarten, doch machten die Zahlen trotzdem keinen Einflufs auf den Markt, und die Preise behaupteten sich vollständig. Die Spinnereien in ganz Lancashire brauchten nämlich sehr grofse Quan titäten und verhinderten damit, dafs die starken amerikanischen Zufuhren auf die Notierungen drückten. Von bestunterrichteter Seite wird die diesjährige dortige Ernte auf mindestens 11000 000 Ballen geschätzt, während ander weitige Berechnungen sogar ein beträchtlich höheres Resultat in Aussicht stellen. Die Frachten von Amerika nach Europa versteiften sich indes, so dafs das Angebot nicht dringend war, und die gleichzeitige grofse Kauflust be wirkte die Stabilität der Preise, angesichts des erwähnten hauptsächlichsten Faktors, der eher eine Baisse begünstigen sollte. Die Liverpooler Spinner versahen sich übrigens nicht aus spe kulativen Gründen mit Ware, sondern zur Deckung des thatsächlichen Bedarfes. Die Ge schäfte in Manchester liegen nämlich sehr be friedigend. Sowohl die Fabrikanten als die Spinner sind nicht nur vollauf beschäftigt, sondern ihre Produktion ist zu dem auf viele Monate hinaus verkauft. Die Spinner erzielten sehr lohnende Preise, und wenn die Fabrikanten in dieser Beziehung weniger glücklich waren, so bleibt ihnen doch, bei dem grofsen Ge schäfte, ein angemessener Nutzen übrig. Sie sind so mit Aufträgen überhäuft, dafs sie neue Bestellungen nur in dem Falle annehmen, -wenn ihnen eine lange Lieferzeit zugestanden wird. Anderseits lauten die Berichte von allen kon tinentalen Mittelpunkten wie von den ameri kanischen Baumwolletablissements entmutigend sowohl für den Handel in Garnen als in Stück ware Die Nachfrage wird entweder als un bedeutend oder als verschwindend klein ge schildert. Die Läger in fertigen Waren sollen sehr bedeutend und dabei fast unverkäuflich sein, und von vielen Plätzen meldet man obendrein das Vorhandensein grofser Vorräte vorjähriger Baumwolle. Unter diesen Umständen halten die Spinner auf dem europäischen Fest lande wie die amerikanischen mit ihren Ein käufen zurück, eine Reserve, die von der vor jährigen Kauflust wesentlich abweicht. Dem gegenüber bleibt es immerhin auffallend, dafs die englischen Spinner sich nicht beirren lassen und nicht nur tagtäglich grofse Posten effek- 514 tivör Ware aus dem Markte nehmen, sondern die bisherigen Preise bereitwillig zahlen, während doch ein Abschlag kaum ausbleiben kann, wenn die amerikanische Ernte in Wirklichkeit der J gegenwärtigen Schätzung gleichkommen sollte, i Es darf indes nicht vergessen werden, dafs die | diesjährige Aussaat gegen die vorjährige an sehnlich zurücksteht und folglich bei gleichem Ackererträgnissö eine entsprechend geringere Ernte bevorstände. Das Bureau nimmt indes einen um so höheren Ertrag an, der den Ein flufs der kleineren Aussaat paralysiert. Nun irren sich aber die Amerikaner nicht selten | in ihren Voranschlägen. So lauteten z. B. die Bureauberichte für 1897/98 dahin, dafs die | Ernte entschieden schlecht oder ganz mifsraten ! sein würde. In Wirklichkeit übertraf dieselbe | jedoch die optimistischsten Voranschläge, und das Unrichtige der Bureauschätzung war so in die Augen springend, dafs die neueren Meldungen aus gleicher Quelle nicht den näm lichen Grad von Glauben beanspruchen können, } den das Bureau früher genofs. Die araeri- i kanischen Kaufleute sind gegenwärtig mit der > Bewegung der neuen Ernte beschäftigt und wäre es nicht, dafs die Frachtverhältnisse die Verschiffungen etwas verzögerten, so würde sich schon ein grofses Geschäft entwickelt haben. Immerhin wurden indes sehr ansehn liche Posten gekauft und zwar hauptsächlich für englische Rechnung, woher es sich denn auch erklärt, dafs in neuerer Zeit die Ver-