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Glasbläser. Die Herstellung der Glühlampe nebst Abbildungen aus der Glühlampen-Fabrik der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft Berlin. I m Mittelpunkt der elektrischen Beleuchtung steht die Glühlampe; ihr verdanken wir eine zu grofsor Bedeutung .gediehene Industrie, und Tausende von stromerzeugenden Maschinen erbringen in unzähligen GHih- lämpclien ein leuchtendes Zeugnis vom unaufhaltsamen Fortschritt der Kultu r. Dafs Elektrizität in Licht umgesetzt werden könne, war nicht nur der Wissenschaft, sondern auch der Praxis vor der Epoche des Glühlichtes be kannt. Der Lichtbogen, den der elektrische Strom zwischen den *j Kohlenstiften erzeugt, verbreitete grofse Helligkeit und fand nützliche Verwen dung, wo es galt, weite uud hohe Eäume, Strafsen nnd freie Plätze taghell zu ! erleuchten. Aber vielen Bedürfnissen j des menschlichen Lehens vermochte das blendend weifse Lieh sich nicht anzu- sclnniegen. Die Teilbarkeit des Lichtes | in weitem Umfange blieb der Bogen- I lampe versagt. Die Eigenschaft des elektrischen Stromes, Leiter von hohem Widerstande, j besonders Kohlen aus vegetabilischen Fasern, zum Glühen zu bringen, war j schon frühzeitig von Forschern erkannt worden. Die Herstellung einer prak tisch brauchbaren Glühlampe blieb Edison Vorbehalten, der sie in Europa zuerst auf der Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung in Paris im Jahre 1881 einem gro- fsen Publikum vor- j führte. Zur Verwertung dieser Erfindung, deren Tragweite wenige ahn- I ten, trat eine deutsche I Studiengesellschaft ins | Leben, aus welcher im Jahre 188.3 die All- Keinignng der von der Glashütte kommenden Glasballons. o- e meine Elektrizitäts- ' Gesellschaft mit einem Grundkapital von 5 Millionen Mark hervorging. So ist die Glühlampe von entscheidender Bedeutung für die Begrün dung der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft ge- 1 worden, deren Werdegang wiederum als ein Spiegel- | bild der Entwickelung der Elektrotechnik im kurzen j Zeiträume von wenig mehr als einem Decennium { angesehen werden darf. Unseren Lesern soll Nachstehendes Einblick in den Betrieb der Glühlampenfabrikation der ge nannten Gesellschaft gewähren, welche mehr als 500 Personen beschäftigt, und deren Einrichtungen bis 30000 Glühlampen pro Tag herzustellen gestatten. Ein Kohlenfaden im luftleeren Glasballon und zwei Platindrähte sind die Elemente, aus denen sich die Glühlampe innerhalb einer langen Keihe von Fabrikationsstadien zusammensetzt. Der Leuchtkörper der Lampe besteht aus einem Kohlenfaden, der aus vegetabilischen Stoffen erzeugt wird. Man verwendete anfangs dazu Kartonpapier, das in hufeisenförmige Fäden zerschnitten und ver- Das Aufspannen der Cellulosefäden zum Trocknen. kohlt wurde. Später verwendete man Bambusstreifen zur Herstellung von Kohlenfäden: dünne Stäbchen aus diesem Material zog man durch kreis förmige, von scharfkantigen Bändern begrenzte Öffnungen, um ihnen der ganzen Länge nach gleichförmige Dicke und Oberfläche zu geben. Dieser Prozefs wurde unter Be nutzung immer feinerer Zieheisen so lange fort gesetzt, bis Fäden ent standen, deren Durch messer nach Zehnteln eines Millimeters rech neten. Zu hufeisenför migen Bügeln oder Schleifen gebogen, wur den diese Fäden unter Ausschlufs der Luft einer hohen Temperatur aus- gesetzt und dadurch ver kohlt, . Dasjenige Material, das allen anderen gegenüber die gröfsten Vorteile, sowohl durch seine Gleichmäfsigkeit als auch durch die physikalischen Eigenschaften der daraus gewonnenen Kohle zu gewähren scheint, ist reine Cellulose, und zwar in einer Modifikation, die künstlich hergestellt wird. Während man früher (d. h. vor der Einführung der reinen Cellulose in die Glühlampentechnik) gezwungen war, das vegetabilische Material, wie es die Natur bot, zu Fäden zu formen, ist man jetzt in der Lage, die Fadensubstanz künstlich herzustellen und dadurch eine viel gröfsere Gleich mäfsigkeit der Fäden als früher zu erzielen. Die Fadensubstanz wird durch eine Düse von vorgeschriebenem Durchmesser geprefst und dadurch zu einem endlosen Faden geformt, dessen Dicke gleich dem Durchmesser der Düse ist. Der Faden wird auf Spulen aufgewickelt, dann in kleinere Fäden zerschnitten, in die charakteristische Form des Hufeisens oder der Schleife gebogen und schliefslich verkohlt. Man könnte nun den Faden, nachdem er in dem „ Karbonisier ofen“ verkohlt worden ist, in dem Zustand, in dem er aus dem Ofen hervorgeht, als Leucht körper in der Glühlampe verwenden. Es ist aber vorteilhafter, ihn vorher einem Prozefs zu unter werfen, der seine physi kalischen Eigenschaften nach verschiedenen Kich- tungen hin verändert und für den beabsich tigten Zweck noch ge eigneter macht, Aufser diesem Zweck hat aber der Prozefs noch den anderen — ebenso wich tigen —, den Kohlen faden quantitativ so zu verändern, dafs er beim Hindurchgehen eines Stromes von bestimmter Stärke eine Lichtmenge Die Verkohlung der Cellulosefäden im Karbonisierofen. Herstellung der Cellulose fäden.