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beitskräften und dem Agio sind die Fortschritte Italiens auf dem hiesigen Platz der Rührigkeit seiner Industriellen und Kauf leute zuzuschreiben. Handels-Kaehriehten aus den Vereinigten Staaten von i^ord-Ämerika. Chemnitzer Wirkwaren. eber Lage und Aussichten der obigen wichtigen Import - Branche berichtet die „N.-Y. H.-Z.“ wie folgt: Im Vergleich zu voriger Saison, in welcher schottische Muster in so starker Nachfrage waren, dafs die Fabrikanten die Ware nicht rechtzeitig liefern konnten, sind in dieser Saison die Preise in Chemnitz ansehnlich niedriger. Doch beginnt die Preislage sich bereits wieder zu heben, und findet der Importeur Schwierig keit, Ordres noch zu den alten Preisen anzubringen. Schottische Muster sind nicht mehr so stark gefragt, aber in gestreiften hübschen Mustern läfst sich noch immer ein ganz schönes Geschäft machen. Lederfarben sind nur noch ganz wenig im Begehr; an deren Stelle sind die fancies getreten. Natür lich behauptet sich auch schwarz nach wie vor im Vordergrund der Nachfrage. In Phantasie-Ware sind besonders zu er wähnen Damenstrümpfe in lace- und open work- Effekten in allen möglichen Varietäten, nach französischen Mustern. Ferner Strümpfe in sog. extracted oder gebeizten Mustern, was früher nicht möglich war, bei denen die Farben durch verschiedene Säure-Zusammenstellungen erzielt werden. Auch in gedruckten Mustern liegen hübsche Novitäten in vielfarbigen Effekten vor. Die Chemnitzer Fabrikanten geben sich grofse Mühe, feine französische Desseins auf der ge wöhnlichen Jaquard-Maschine herauszubringen und mit sehr schönem Erfolge. Man sieht das darin, dafs nur noch sehr wenig französische Ware begehrt wird. In split - Sohlen - Strümpfen wird ein gutes Geschäft gemacht, besonders in gegenwärtiger Jahreszeit, für welche sich der Artikel empfiehlt, indem die helle Farbe von dem Fufs die Wärme abhält. Auch ein glatter Frauenstrumpf in Ball farben verspricht ein guter Artikel zu werden. Hübsche gestickte Sachen finden ebenfalls viel Anklang. Bicycle-Strümpfe gehen nach wie vor, zumeist jedoch in feineren Qualitäten, indem die billigeren von der heimischen Industrie ge liefert werden. Die anti-deutsche Stimmung, die sich z. Zt. hier im Geschäftsleben kundthut, macht sich bei Strümpfen weniger fühlbar, da in Qualitäten von $ 2.25 per Dutzend, an die einheimische Konkurrenz ausgeschlossen ist. Solche Ware vermag die hiesige Industrie nicht zu liefern; es fehlt ihr sowohl an den nötigen Maschinen, noch weifs man hier der Ware den guten „finish“ zu geben. In billigen Strümpfen dominiert da gegen das heimische Fabrikat fast ausschliefs- lich, und nur die gute Farbe des Hermsdorfer Schwarz erhält noch einige billige Chemnitzer Artikel im Markt. In Chemnitz ist man mit Ordres gut versehen, und sind manche Sachen nicht vor Dezember zu haben. Daher auch die bessere Preistendenz. Auch hier steht zweifellos ein gutes Geschäft in Aussicht. In gewirkten Handschuhen liegen ebenfalls hübsche Novi täten vor, so besonders in gestickten Sachen in kleinen niedlichen Mustern, auch in schott ischen, auf „Ringwood“-Handschuhen ange wandten Mustern, mit dem Unterschiede, dafs diese noch tambouriert sind. Eine hübsche Novität sind Bicycle-Handschuhe in verschie densten Mustern mit vier Knöpfen in Re naissance-Malerei. Über die Ltage der Textil^ Industrie in Japan. Nachdruck verboten. |ir haben bereits früher über die Krisis berichtet, welche in der zweiten Hälfte 1897 in der japanischen Baumwoll- Industrie wütete, und welche auch bis beute noch nicht ganz geschwunden ist. Erst jetzt, nachdem die meisten Industriellen ihre Ab schlüsse über vergangenes Jahr gemacht und ihre Dividenden festgesetzt haben, ist es mög lich, sich ein klares Bild über die Intensität der Krisis zu machen. In den ersten sechs Monaten der gedachten Periode hatten die er- I zielten Erfolge alle Erwartungen übertroffen denn es wurden Ende Juni verteilt: von 46 Etablissem. eine Div. von 40 Proz- 10- -20 -10 >’ ^9 » » » » ö » » » » b Dagegen konnte Ende Dezember: nur eine Spinnerei 30 Proz. 8 „ 10—20 „ 16 „ 5 —10 „ Dividende geben, 8 Etablissements keine Dividende und 8 Etablissements arbeiteten mit Verlust. Diese Verluste wurden durch das rapide Fallen des Silberkurses veranlafst, welcher den Markt von Shangai, unser Hauptabsatzgebiet, aufser Fassung brachte, ferner durch die Er höhung der Löhne und der Lebensmittelpreise in Japan, infolge der Annahme der Gold währung und schliefslich durch die wilde Kon kurrenz, welche die in Japan täglich neu ent stehenden Industrieen sich untereinander machen. Man bekommt einen ungefähren Begriff von der Bedeutung, welche, hinsichtlich der Fest stellung der Selbstkostenpreise fertiger Garne, dem unaufhörlichen Steigen der Kohlenpreise beizulegen ist. Die Baumwoll-Industrie in Jokohama konsumiert darin monatlich circa 22 000 Tonnen, welche Anfang 1897 noch 4 Yen 50 per Tonne kosteten, während heute die Tonne bereits mit über 7 Yen bezahlt wird. Dieser Durchschnitts-Aufschlag von 2 '/* Yen per Tonne bedeutet für die japanischen Spinner einen Bar-Verlust von mehr als 1 600000 Frs. jährlich. Wir sprachen eben von der Rückwirkung der Einführung der Goldwährung auf die Lohn verhältnisse. Nachstehende Angaben gestatten ein klares Bild über diese Verhältnisse: Der Yen, 426 die in Gebrauch befindliche Haupt-Silbermünze mit welcher auch die Arbeitslöhne bezahlt wer den, folgte bis Oktober v. J. allen Silberschwan kungen im internationalen Markte, während man jetzt, durch die Erklärung der Einlösung des Yen in Gold, demselben einen festen Wert von 2,56 Frs. gegeben hat, statt 2,35 Frs., dem Werte des Piasters entsprechend. Wenn man nun diese Differenz den von der japanischen Baumwoll-lndustrie bezahlten Löhnen zurechnet (im letzten Februar arbeiteten z. B. 13129 Männer durchschnittlich 25 Tage a 0,25 Yen und 45 863 Frauen ä 0,15 Yen), so beläuft sich die Differenz bei einer Lohnausgabe von 250 000 Yen auf 50 000 Frs. pro Monat oder 600 000 Frs. pro Jahr. Dabei ist nun der Verlust auf Arbeitslöhne berücksichtigt, man darf aber nicht vergessen, denselben bei allen in der Industrie vorkommenden Verhältnissen in Berechnung zu ziehen, sei es auf Rohbaum wolle oder auf gesponnene Faser, von deren An kauf im Hafen ab resp. bis zu deren Verladung an Bord der nach China abgehenden Dampfer. Die traurige Lage der japanischen Indu striellen hat ferner ihren Grund darin, dafs dieselben einesteils von den niedrigen Silber preisen bei der Zahlung ihrer Löhne und beim Einkauf ihrer Lebensbedürfnisse nicht profi tieren können, und anderseits infolge dieser niedrigen Preise des weifsen Metalls auf den chinesischen Märkten gezwungen sind, höhere Preise für ihre fertigen Garne zu fordern, auf Basis des Goldstandes, selbst auf die Gefahr hin, mit den in Shangai selbst etablierten Spinnereien nicht konkurrieren zu können. Die intensive Steigerung der Lohnwerte, d. h. wie solche durch den Fortschritt in den Anforde rungen der Anbaubedürfnisse in Japan hervor gerufen werden, ist ebenfalls ein sehr be merkenswerter Faktor. Der Taglohn in den japanischen Spinnereien beträgt heute durch schnittlich, umgerechnet in Gold und Francs ? 0,68 Centimes für den Mann und 0,38 Cen times für die Frau. Das ist allerdings wenig im Vergleich zu den europäischen Löhnen, aber es ist nicht daran zu zweifeln, dafs die selben in fünf Jahren eine Erhöhung von mindestens 100 Proz. erfahren haben werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dafs die Löhne in der Baumwoll-lndustrie die niedrigsten sind in ganz Japan; aufserhalb der grofsen Spinnerei- Distrikte und in den Städten wie z. B. in Tokio und Yokohama, erhält der gewöhnliche Arbeiter (Kuli) 45 Sens = 1,15 Frs. und der Stuhl arbeiter 75 Sens = 1,92 Frs. pro Tag. Diese Zahlen stimmen heute genau, aber morgen werden sie nicht mehr stimmen, denn die japanischen Ar beiter bekommen allmählich Kenntnis von der Macht, welche sie durch einiges Zusammengehen auf bieten können. Sie haben bereits einen Streik zu organisieren gewufst, den ersten dieser Art in Japan, einen Streik gegen die mächtigejapanische Eisenbahn-Gesellschaft, und es ist ihnen ge lungen, dieser ihre Bedingungen vorzuschreiben. Der ferne Osten nähert sich dem Westen. Die Industrie erzeugt überall dieselben Verhältnisse.