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Die Hauptprodukte der Fabriken in Rio sind fein, mittel und grob grau, feine und grobe gefärbte Waren, weifse Shirtings und einfache Kat tune. Die hohen Zölle auf Droguen für Färberei u. s. w. sind ihnen sehr hinderlich. Das Hauptgewebe der Nordstaaten Bahia und Pernambuco sind grobe, weifse Packleinwand für Zucker und Manioka, Shirtings und Segelleinen. Nur sehr wenige Fabriken erzeugen feinere G-ewebe wie Kalikos oder Mada- polams. Druckereien haben sich im Norden noch nicht versucht, würden aber auch — nach den Erfahrungen in Rio, nicht profitabel sein. Die bedeutendsten Textilunternehmungen in Rio sind folgende: Companhia de Fiacao Tecidos Allianca. Dampfbetrieb; Spinnerei, Weberei, Färberei und Bleicherei; 1265 Webstühle und Spinnmaschinen für alle erforderlichen Garne; verarbeitet 24 000 Ballen jährlich. Companhia Brazil Industrial. Wasserkraft; Spinnerei und Weberei; 1200 Stühle und Spinnmaschinen; 9000 Ballen. Companhia Progresso Industrial. Dampfkraft; Spinnerei, Weberei, Bleicherei und Druckerei; 1000 Stühle und Spinnmaschinen; 5000 Ballen jährlich. Companhia Confianca Industrial. Dampfkraft; Spinnerei und Weberei; I 1000 Stühle und Spinnmaschinen; 6000 Ballen. Companhia de Fiacao Tecelagem Carioca. Dampfkraft; 1200 Stühle und j Spinnmaschinen; 9000 Ballen. Companhia de Fiacao and Tecidos Corcovado. Dampfkraft; Spinnerei und Weberei; 1000 Stühle und Webmaschinen; 7000 Ballen. Companhia Petropolitana. Wasserkraft; Spinnerei, Weberei, Färberei und Bleicherei; 850 Stühle und Spinnmaschinen; 10000 Ballen. Companhia S. Pedro de Alcantara. Wasserkraft; Spinnerei, Weberei, Fär berei; 300 Stühle und Spinnmaschinen, 6000 Ballen. Companhia S. Ysabel. Dampfkraft; Spinnerei und Weberei; 200 Stühle und Spinnmaschinen, 4000 Ballen. Companhia Industrial Mineira. Wasserkraft; Spinnerei, Weberei, Färberei; 300 Stühle und Spinnmaschinen; 6000 Ballen. Companhia Pau Grande. Wasserkraft; Spinnerei, Weberei, Färberei; 800 Stühle und Spinnmaschinen; 6000 Ballen. Companhia S. Joaquim, Nirtheroy. Dampfkraft; Spinnerei und Weberei; 200 Stühle und Spinnmaschinen; 4000 Ballen. Companhia Andorinhas, Bage. Companhia Smith and Youle. Companhia S. Sebastino. Ferner befinden sich im Staate Rio eine ganze Anzahl kleiner Fabriken für Spitzen, Litzen, Besätze etc. Die Textilfabriken im Staate Pernambuco sind folgende; Companhia de Fiacao e Tecidos; 189 Stühle. Companhia de Fiacao; 644 Stühle. Companhia Industrial; 500 Stühle. Companhia Paulista; 240 Stühle. Companhia Industrial Goianna; 240 Stühle. Companhia de Malha; 60 Stühle. Companhia de Estopa; 52 Stühle. In Bahia befindet sich eine sehr bedeutende Baumwollfabrik, welche der „Emporio Industrial do Norte“ gehört und im November 1893 in Betrieb gesetzt wurde. Die Fabrik beschäftigt über 2000 Stühle und be sitzt eine komplette Einrichtung zur Herstellung farbiger Artikel. Aufser- dem hefinden sich in Bahia noch 12 andere Textilünternehmungen mit zusammen ca. 1000 Webstühlen. Die maschinellen Einrichtungen für Webereien und Spinnereien etc. wurden bisher fast ausschliefslich von England geliefert. Die nächste wichtige Industrie Brasiliens ist die Zuckerindustrie, welche hauptsächlich im Staate Pernambuco eingeführt ist. Die Zucker- emte Pernambucos steigert sich jährlich und betrug (in Säcken ä 75 Kilo) 1890: 1 645 957 gegen 1894: 2 468 297 Säcke. Im Jahre 1894 befanden sich daselbst 37 Zuckerfabriken in Betrieb; davon bezogen ihre maschi nellen Einrichtungen: 19 aus England, 16 aus Frankreich, 2 aus Deutschland. Brasiliens Aufsenliandel. In früheren Berichten über Handel und Industrie Brasiliens wurde festgestellt, dafs es keine offiziell-statistischen Veröffentlichungen durch die brasilianische Regierung seit 1891 gab. Folgende Daten sind aus ver schiedenen Quellen zusammengetragen, hauptsächlich aus Statistiken Eng lands, den Vereinigten Staaten und Frankreichs. Der Haupthandelsartikel ist Kaffee. Das Verhältnis, in welchem er zum Totalexport des Handels steht, ist durch den Totalwert des Jahres 1895 gezeichnet, welches als Durchschnittsjahr angesehen werden kann: Kaffee . . . ! 140 000000 Dollars | Gummi . . . 25 000 000 „ zusammen 180000000 Dollars. Andere Produkte 15 000 000 „ j Die ganze Kraft des Landes war so ausschliefslich der Kaffeekultur gewidmet, sehr zum Nachteil fast aller anderen Bedürfnisse des täglichen Lebens. Es ist Tliatsache, dafs Brasilien im allgemeinen sehr abhängig ist von anderen Ländern, betreffs seiner Nahrungsmittel sowie sonstigen gewöhnlichen Lebensbedürfnisse. Kartoffeln werden von Frankreich im- j portiert, Zwiebeln von Portugal, grüne Gemüse, Früchte und der gröfste Teil des Fleischbedarfs kommt von La Plata. Brasilien besitzt aber so j vorzüglichen, reichen und fruchtbaren Boden, mit den verschiedensten Klimas und schönsten Gegenden, dafs es alle dies nicht nur für den eigenen Kon sum produzieren, sondern auch einen mächtigen Exporthandel dadurch er reichen könnte. Da es unmöglich ist, eine genaue Statistik über den Import nach Brasilien zu erhalten, so geben wir im Nachfolgenden einige Details über einzelne während der letzten 4 Jahre zur Einfuhr gelangten Artikel, deren Ursprung, Wert u. s. w.; für Fabrikanten und Exporteure dürften diese Angaben von Nutzen und Interesse sein: Eisenwaren, Werkzeuge, Maschinen etc. Ambofse kommen meist von England, nur wenige von Frankreich. Axen von den Vereinigten Staaten; England vielleicht I / 10 , Deutschland und Belgien nur wenig. ' Treibriemen, Maschinenriemen, in Leder und Baumwolle, von England. Messingwaren, Lampen, Leuchter, Dampf- und Wasserhähne kommen von England, kleinere Artikel von Deutschland und Frankreich. Bolzen u. Muttersehrauben, meist von England, nur weniges von Frank reich und Deutschland. Messerwaren. Der Handel darin wird fast ganz von England beherrscht, Deutschland giebt sich grofse Mühe, die Brasilianer sind aber von der Qualität der Ware nicht befriedigt; in Tafelmessern kommt einiges von Frankreich; dagegen grofse Quantitäten billiger Scheren und Federmesser von Deutschland. Pfannen aller Art kommen ausschliefslich von England. Kaffeemühlen kommen zu 2 / s von England, Rest von Frankreich. Kochtöpfe. Einiges noch von Glasgow; werden aber jetzt im Lande selbst fabriziert. Kupfer u. Kupferwaren aller Art, nahezu ganz von England. Werkzeuge für Zimmerleute sind Artikel, welche nur in bester Qualität gesucht werden; Meisel, Bohrer, Hobel etc. liefert hauptsächlich England; Zangen, Schraubstöcke etc. von Deutschland. Elektro-plattierte Waren. Vereinigte Staaten liefern viel; die Nachfrage ist bedeutend; namentlich in Tafelgeräten; früher lieferte England Messer und Gabeln; diese Sachen kommen aber heute von Frankreich. Schmirgel-Tuche u. -Papiere. England und Deutschland. Maschinenwerkzeuge. Meist von England; einiges von Deutschland und Frankreich. Feilen meist von Deutschland, namentlich in den billigeren Preislagen. Amerikanische Fabrikanten geben sich grofse Mühe und haben gute Chancen. Drahtwaren für Umzäunungen etc. Hauptsächlich Belgien, weil gut ge arbeitet und besser galvanisiert als die englischen Waren. Draht mit Widerhaken liefern Deutschland, Belgien und Vereinigte Staaten; deutsche Ware hat den Vorzug. Galvanisierte Eimer ausschliefslich von England. Charniere u. Gewinde von England und Vereinigten Staaten. Ketten u. Hämmer von England. Hacken für Pflanzer etc. von England. Griffe u. Hefte für Werkzeuge von Deutschland und den Vereinigten Staaten. Eisen u. Eisenbleche von England, Deutschland und Belgien. Lampen kommen fast ausschliefslich von Dautschland. Nordamerika macht grofse Anstrengungen, mit Deutschland zu konkurrieren. Bleirohre werden im Lande selbst angefertigt unter Schutzzoll. Schlösser. Nur weniges von England. Meistens von Deutschland, und in letzter Zeit auch von den Vereinigten Staaten. Nägel. Drahtnägel werden dm Lande erzeugt; nur weniges in besseren Qualitäten liefert Deutschland und Frankreich; Schuhnägel liefert Deutschland, Hufnägel England und Schweden. Farben u. Öle. Leinsaat-Öl von England, trockene Farben vom Kontinent. Malerpinsel u. Bürsten. Die besten Qualitäten liefert Deutschland, Bel gien und England. Billige Waren werden im Lande erzeugt. Pumpen. Dampf- und Kraftpumpen von England. Handpumpen von Deutschland. Dampfkesselröhren u. Röhren aller Art lieferte England und Deutschland. Kratzen wurden früher nur von England bezogen, jetzt aber ausschliefs lich von Deutschland, weil besser und billiger. Gummiwaren von England, Deutschland und den Vereinigten Staaten. Schrauben in Messing und Eisen von England, Deutschland, Frankreich. Salpeter. Deutschland liegt in scharfer Konkurrenz mit England.