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den oder die Kollektionen rechtzeitig hier ein- treffen, ist es sicher, dafs die deutschen Fab riken und Exporteure hier ganz die Oberhand gewinnen. Man beordert hier fast ausschliefs- lich 1 / 2 Stücke ä 15 —18 Meter Maximum, die Preise sollen mit 9 oder 12 °/ 0 Sconto gestellt werden und so, dafs man per comptant noch einen Kassasconto von 4—5 °/ 0 gewähren kann. (Die allgemeine Zahlungsbedingung ist gegen sechs Monatsaccept mit drei Monatsrimesse al pari bei Scadenz ) Preise verstehen sich franco Fabrik, franco Emballage, doch giebt es auch Firmen, welche franco Ausfuhrhafen notieren. Die Kollektion für die Bestellungen auf Sommer ware mufs spätestens im Oktober hier sein, jene für die Winterware spätestens im April. Man lasse den Markt regelmäfsig besuchen, dies ist das beste Mittel, um dauernd ins Ge schäft zu kommen. —- Einige deutsche Häuser machen auch das Geschäft mit der Schneider, kundschaft, indem sie Coupons ä 3J— 6 Meter per Dessin verkaufen, Sie erzielen gute Er folge. Man interessiert sich für 138/140 cm breite Ware. Für Sommer leicht, für Winter mittelstark. Hcmdels-Haehriehten aus den Ver. Staaten von Hord- Ämerika. ngesichts des Umstandes, dafs sich in der jetzigen Lage kein einziger Grund für einen Rückschlag im Geschäft auf finden läfst, vollzieht sich augenschein lich eine stetige Besserung im Handel, und kräf tige Symptome eines blühenden Herbst- und Wintergeschäfts zeigen sich bereits auf der Bild fläche. New York, der Hauptmarkt für Webstoffe, erfreut sich seit mehreren Wochen eines wachsen- ; den Besuchs von Kaufleuten aus der Nähe, vor zugsweise aber aus dem ferneren Westen und Süden. Die Zurückhaltung, welche der Krieg mit Spanien der kaufmännischen Welt auf erlegt hatte, ist seit dom Abschlüsse des Friedensprotokolls vollständig geschwunden, und Einkäufe für die nächste Saison nehmen festere Gestalt an. — Die neu erworbenen spanischen Besitzungen, wenn solche auch vorerst noch nur unter die Kontrolle der Ver. Staaten gestellt sind, haben eine grofse Rührigkeit der Spekulation angefacht, und es wer den vonseiten der Exporteure kräftige Anläufe ge nommen, sich dieser neuen Absatzgebiete zu be mächtigen, wie auch eine Masse Kapital zu neuen Anlagen in den dem amerikanischen Handel ge r öffneten Territorien flüssig gemacht wird. Wenn es auch feststeht, dafs man vorerst auf die Ent wickelung der betreffenden Landesteile keine wil den Träume basieren darf, so liegt es auf der an deren Seite auf der Hand, dafs eine durch eine weise Regierung geschützte und begünstigte Ent wickelung des Handels in der nächsten Zukunft sich vollziehen wird. Was die Waren-Einfuhr aus Deutschland an betrifft, so unterliegt es keinem Zweifel, dafs die selbe mit jedem Jahre mehr zurückgeht. Dazu kommen eine künstlich erzeugte und künstlich unterhaltene Animosität gegen Deutschland in den weitesten Kreisen des nordamerikanischen Publi kums. Der Amerikaner wälzt die Ursache dieser, auch im Geschäftsleben mit Deutschland für letz- | teres sich sehr nachteilig bemerkbar machenden Verstimmung auf die Verhetzungstelegramme eng lischer Spekulanten. Es dürften aber nunmehr wohl genügende Anzeichen vorliegen,' dafs diese Ani- I mosität durch die nordamerikanischen Industriellen selbst gegen 'Deutschland erzeugt und geschürt wird, um den deutschen Waren die bisherige Gunst des kaufenden Publikums zu rauben. In Nach- j folgendem bringen wir aus der „N. Y. Il.-Z.“ einen ausführlichen Bericht über Trübe Aussichten für deutsche Wolltuche im nordamerikanischen Markt. Während in früheren Jahren deutsche Woll tuche aller Art im hiesigen Markt einen grofsen und lohnenden Absatz fanden, scheint jetzt die gute Zeit für diesen früher so blühenden Importzweig endgültig vorüber zu sein. Den Anstofs dazu hat der Wilson-Tarif gegeben, indem die hiesige Wollen industrie dadurch eine starke Anregung erhielt, mit Hilfe der, unter genanntem Tarif zollfrei zur i Einfuhr gelangenden feinen Sorten Rohwolle, die vordem nicht importiert werden konnten, in die Fabrikation feinerer Stoffe einzutreten, um die aus ländische Ware aus dem hiesigen Mark zu ver drängen. Trotz der Schwierigkeiten, welche die Fabrikation bisher hier noch nicht hergestellter Ware mit sich brachte, war die hiesige Industrie, der es weder an Kapital noch an Unternehmungs geist mangelt, überraschend erfolgreich. Damit steigerte sich der Wunsch nach gröfserem Schutze ! gegen die Ausland-Konkurrenz. Und wenn der im letzten Jahre in Kraft getretene neue Tarif auch den Zoll auf Rohwolle, zum Schutze der hiesigen Produzenten, wieder eingeführt hat, so fand doch gleichzeitig darin eine so starke Er höhung der Zollraten für Wollenwaren statt, dafs der Import solcher notwendig dadurch beschränkt werden mufste und thatsächlicli seitdem die Ein fuhr von billiger und mittlerer Ware so gut wie ausgeschlossen ist. Die guten einheimischen Wollenstoffe fanden bereitwillige Aufnahme bei dem hiesigen Publi kum, zumal sich dasselbe immer mehr entwöhnt, der importierten Ware als solcher den Vorzug zu geben. Das National-Gefühl des amerikanischen Publikums ist besonders in letzter Zeit sehr er starkt, und selbst die hiesige Damenwelt, die in früheren Jahren für importierte Mode-Artikel grofse Vorliebe bezeugte, zieht heute bei gleichwertigem Angebot den heimischen Artikel vor. Der nun beendete Krieg hat die Situation für deutsche Ware noch verschlimmert. Abgesehen davon, dafs die Kriegsbeunruhigung die Hoffnungen, der De taillisten auf eine gute Frühjahrs-Saison vernichtet hat, haben die Berichte englischer Zeitungen über das angeblich den amerikanischen Interessen un freundliche Verhalten der deutschen Flotte vor Manila, im amerikanischen Publikum eine starke Animosität gegen Deutschland erzeugt, die sich nach zuverläfsigen Meldungen auch zu Ungunsten des Absatzes von deutschen Wolltuchen äufsert. Eine New Yorker Importfirma der Branche äufsert sich darüber wie folgt: „Gegenüber einem Zoll von 50 Prozent ad val. unter dem Wilson-Tarif, zahlen importierte Wolltuche unter dem neuen Tarif mit 44 Cents für das amerikanische Pfund und 55 Prozent ad val., eine so hohe Rate, dafs aufser Spezialitäten und hautes nouveautes ein Import kaum noch möglich ist. Dazu beginnt die scheinbar syste matische Aufhetzung des amerikanischen Publi kums gegen Deutschland, mittels sensationeller, englischer Quelle entstammender Depeschen, wo nach die deutsche Flotte vor Manila angeblich für die Sache Spaniens offenkundige Sympathie zur Schau trägt, ihre Früchte zu tragen. Diese Meldungen verursachen hier böses Blut und haben eine Animosität gegen Deutschland zur Folge, die sich darin äufsert, dafs manche Käufer deutsche Ware nicht einmal sehen, viel weniger kaufen wollen. „Allerdings liefert Deutschland immer noch ein gut Teil Wolltuche hierher, die gute Zeit für diesen Import ist jedoch vorüber. Die hiesigen Fabrikanten befinden sich den ausländischen gegen über in zu grofsem Vorteil. Nicht nur, dafs die amerikanische Industrie zweifellos grofse Fort schritte gemacht hat und ausgezeichnete, für den hiesigen Geschmack berechnete Ware liefert, so dafs sie eines so hohen Schutzzolles kaum noch bedarf, befinden sich die amerikanischen Fabri kanten stets im Markt; sie sehen alles, was vor geht, und sowie ein neues, gangbares Muster auf taucht, machen sie es nach. Selbst wenn der Importeur sich mit noch so geringem Profit be gnügt, so ist der hiesige Fabrikant doch im stände, ähnliche Ware zu durchschnittlich 10 Prozent bis 15 Prozent billiger zu liefern.“ Ein Bericht von anderer Seite lautet weniger trübe und weniger politisch verstimmt, er sagt: „Unter den hohen Zollsätzen des neuen Tarifs beschränkt sich der Import von deutschen Woll tuchen immer mehr auf Spezialitäten und Novi täten. Dafs jedoch die gute deutsche AVare sich im hiesigen Markt zu behaupten weifs, dafür läfst sich u. a. anführen, dafs blaues Marine-Tuch, das Fabrikat der Lenneper Firma Joh. Wülfing & Sohn, für Offizier-Uniformen der amerikanischen Marine und Armee Verwendung findet. Über die Herbst- Saison können wir nicht klagen, und gehen uns gegenwärtig noch gute Nachbestellungen zu, wäh rend wir von Abbestellungen verschont geblieben sind. Die neue Saison entwickelt sich jedoch sehr langsam, und wenn auch z. Zt. viel Käufer aus dem Inland eintreffen, so sind sie in ihren Ein käufen von 4A 7 ollenstoffen doch sehr zurückhaltend und vorsichtig, hauptsächlich wohl, weil sie von dem unbefriedigenden Frühjahrs-Geschäft her noch viel Ware übrig behalten haben.“ Die Hundertjahrfeier des Caehemire-Shawls. er Cachemire-Shawl begeht in diesem Jahre die Feier seiner hundert jährigen Herrschaft in Europa. — Es war die spätere Kaiserin Josefine, damals die Königin der Mode, welche den Shawl im Jahre 1798 einführte Zu jener Zeit variirte der Preis eines Exemplares zwischen 7000 bis 15 000 Francs. Diese Luxus-Shawls blieben in Gunst bis zur Thronbesteigung Louis Philipps und wurde erst entwertet durch die englischen Imitationen, welche zu billigen Preisen angeboten wurden und dadurch diese Shawls für alle Geldbeutel zu haben waren. In Indien bewahrt der Shawl sich seine hohe Gunst und figuriert noch heute unter den kostbaren Geschenken, welche die indischen Fürsten regelmäfsig als Tribut an die Königin von England senden. — Die Königin von England besitzt eine grofse Masse indischer Shawls; sie verschenkt davon bei jeder Ge legenheit an die Damen ihrer Umgebung und benutzt sie als Weihnachtsgeschenke; es giebt kaum eine Familie vom hohen Adel in Eng land, welche nicht mehrere Shawls der Königin besäfse.